Borreliose (Lyme-Borreliose)
Eine Borreliose (Lyme-Borreliose) entwickelt sich langsam und durchläuft verschiedene Stadien. Als typisches Anzeichen kurz nach der Infektion gilt die Wanderröte. Um spätere Komplikationen zu vermeiden, sollte man so früh wie möglich mit einer Antibiotika-Behandlung beginnen. Welche Symptome können bei Borreliose noch auftreten?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Borreliose (Lyme-Borreliose): Überblick
Borreliose ist eine Erkrankung, die durch Zeckenstiche übertragen werden kann. Auslöser sind bestimmte Bakterien in den Zecken, die sogenannten Borrelien. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Die Bezeichnung "Lyme-Borreliose" geht auf die US-amerikanischen Orte Lyme und Old-Lyme in Connecticut zurück. Dort fiel in den Jahren 1974/1975 erstmals der Zusammenhang zwischen entzündlichen Gelenkerkrankungen bei Kindern und Zeckenstichen auf.
Borreliose (Lyme-Borreliose): Symptome
Eine Borreliose (Lyme-Borreliose) entwickelt sich schleichend und kann (ohne Behandlung) drei Stadien durchlaufen. Als typisches Anzeichen tritt kurz nach der Infektion die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans) auf. Darunter versteht man eine meist etwa handtellergroße Rötung im Bereich der Stichstelle, wobei die Größe durchaus stark schwanken kann. Insgesamt sind die Symptome einer Borreliose jedoch vielfältig und können verschiedene Organe betreffen. Fachleute bezeichnen Borreliose deshalb auch als Multisystemerkrankung.
Borreliose-Stadium 1: Wanderröte & Co.
Infiziert man sich durch einen Zeckenstich mit Borrelien, kann nach wenigen Tagen bis Wochen eine kreis- oder ringförmige rote Hauterscheinung auftreten: Die Inkubationszeit für die Wanderröte beträgt 3 bis 30 Tage, im Schnitt jedoch 7 bis 10 Tage.
Die Größe der Hautrötung kann von Fall zu Fall stark schwanken und reicht von etwa handtellergroß bis deutlich größer. Die Wanderröte, fachsprachlich als Erythema migrans bezeichnet, ist scharf abgegrenzt und schmerzt oder juckt nicht. In ihrer Mitte ist sie oft aufgehellt. Die Wanderröte breitet sich allmählich von der Stichstelle aus und verschwindet meist spontan wieder.
In manchen Fällen von Borreliose tritt die Wanderröte wiederkehrend zu anderen Symptomen auf – dann aber oft nicht mit dem kompletten Ring, sondern nur mit Abschnitten. Die Wanderröte ist für die Lyme-Borreliose so typisch, dass Ärztinnen*Ärzte anhand des Anblicks ziemlich sicher andere Erkrankungen ausschließen können.
Im Borreliose-Stadium 1 können neben der Wanderröte allgemeine Symptome auftreten, wie:
Harmlose Rötung oder Wanderröte?
Eine Wanderröte ist nicht das Gleiche wie jene harmlose Rötung, die sich oft direkt an der Stelle des Zeckenstichs bildet und im Durchmesser circa ein bis zwei Zentimeter groß ist. Diese harmlose Rötung juckt meist stark und verschwindet nach einigen Tagen oder spätestens einer Woche wieder. Zudem fehlen andere Anzeichen einer Infektion.
Borreliose-Stadium 2
Das Borreliose-Stadium 2 stellt sich wenige Monate nach dem Zeckenstich ein. Während dieses Stadiums treten oft grippeähnliche Symptome auf. Die Infektion kann nun neben der Haut auch weitere Organe betreffen.
Erkrankt das Nervensystem infolge einer Borrelien-Infektion, spricht man von einer Neuroborreliose. Die Beteiligung des Nervensystems verläuft in Form einer Hirnhaut- und Nervenwurzelentzündung (sog. Meningopolyneuritis oder Bannwarth-Syndrom).
Bei einer Neuroborreliose können Symptome wie Schmerzen, Lähmungen und neurologische Ausfälle auftreten, die von den Nerven im Rückenmark ausgehen. In manchen Fällen ist auch nur ein einzelner Körpernerv entzündet (sog. periphere Neuropathie). Die Entzündung kann aber zum Beispiel auch Gesichtsnerven lähmen. Ein typisches Symptom für eine solche Gesichtslähmung (sog. Fazialisparese) ist ein einseitig herabhängender Mundwinkel.
Darüber hinaus kann die Lyme-Borreliose das Herz befallen. Sie führt dann zu einer Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung und löst typische Herzrhythmusstörungen aus. Auch Teile der Augen können sich entzünden, etwa die mittlere Augenhaut (sog. Uveitis).
Im Borreliose-Stadium 2 kann zusätzlich zu den anderen Symptomen eine eher seltenere Hauterscheinung auftreten: die sogenannte Lymphadenosis cutis benigna. Dabei schwillt die Haut an und bildet mehrere zentimetergroße, rot-bläuliche Flecken. Sie tritt vor allem an den Ohrläppchen, den Brustwarzen und am Hodensack auf.
Borreliose-Stadium 3
Das Borreliose-Stadium 3 tritt Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich ein. Dieses sehr schwere Borreliose-Stadium ist unter anderem durch die sogenannte Lyme-Arthritis oder eine zusätzliche Beteiligung des Nervensystems gekennzeichnet.
Bei der Lyme-Arthritis handelt es sich um eine schubweise oder chronisch verlaufende Gelenkentzündung. Dabei können ein einzelnes Gelenk (Monoarthritis) oder gleichzeitig mehrere Gelenke betroffen sein (Oligoarthritis). Besonders häufig sind die Kniegelenke entzündet. Schmerzen der Sehnen und Muskeln können vorkommen, lassen sich aber oft nur schwer von anderen Erkrankungen unterscheiden.
Im Stadium 3 der Lyme-Borreliose wird mitunter die Haut an den Händen und Füßen sehr dünn und bläulich (sog. Acrodermatitis atrophicans Herxheimer). Auch die Nerven können weiteren Schaden nehmen. In seltenen Fällen verläuft das Stadium 3 der Borreliose so schwer, dass Teile des Körpers gelähmt sind (sog. Paresen).
Borreliose (Lyme-Borreliose): Ursachen
Ursache einer Borreliose (Lyme-Borreliose) ist eine Infektion mit bestimmten Bakterien: den Borrelien. Sechs verschiedene Borrelien-Arten können eine Borreliose auslösen. Diese zählen zum sogenannten Borrelia-burgdorferi-(sensu lato)-Komplex, bestehend aus:
- Borrelia afzelii
- Borrelia garinii
- Borrelia bavariensis
- Borrelia burgdorferi sensu stricto
- Borrelia spielmanii
- Borrelia mayonii
In Europa sind hauptsächlich die Arten Borrelia afzelii und Borrelia garinii Ursache für Borreliose-Erkrankungen. Borrelia mayonii hingegen kommt in Europa bislang gar nicht vor. Borrelia burgdorferi sensu stricto spielt vor allem in den USA eine Rolle für Borreliose-Erkrankungen.
Was sind Borrelien?
Borrelien sind spiralig geformte Bakterien, die an ihren Enden mit Bündeln aus haarähnlichen Gebilden (sog. Flagellen) besetzt sind. Die Flagellen wirken wie ein Propeller; mit ihnen können sich die Bakterien rotierend fortbewegen.
Borrelien findet man häufig im Blut von Vögeln oder kleinen Nagetieren wie Mäusen – sie sind das hauptsächliche Erregerreservoir dieser Bakterien. Zecken infizieren sich, wenn sie bei befallenen Tieren Blut saugen. Bei der nächsten Blutmahlzeit können Zecken die Borrelien auf weitere Tiere oder Menschen übertragen.
In der Zecke findet man Borrelien vor allem im Darm. Hat die Zecke einen neuen Wirt gefunden und beginnt Blut zu saugen, wandern die Borrelien in die Speicheldrüse der Zecke. Da bei einem Zeckenstich auch immer Speichel mit in die Haut abgegeben wird, können die Borrelien so ins Blut des Menschen gelangen.
Wie hoch ist das Risiko, nach einem Zeckenstich an Borreliose zu erkranken?
Zecken sind in Europa, Nordamerika und Asien weit verbreitet, aber in unterschiedlichem Ausmaß mit Borrelien infiziert. In Deutschland kommen Borrelien-befallene Zecken in allen Regionen vor, sind jedoch unterschiedlich stark verbreitet: Je nach Gebiet können bis zu 30 Prozent aller Zecken Borrelien in sich tragen.
Statistisch gesehen kommt es nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Betroffenen zu einer Infektion durch die Borrelien, jedoch nur bei 0,3 bis 1,4 Prozent auch zu Symptomen einer Borreliose. Wer mit Borrelien infiziert ist, erkrankt also nicht automatisch auch an Borreliose. Häufig kann der Körper die Infektion abwehren, ohne dass Anzeichen einer Erkrankung auftreten.
Borreliose (Lyme-Borreliose): Häufigkeit
Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit in Europa. Wie häufig Borreliose in Deutschland auftritt, lässt sich bislang nur schätzen, da es keine bundesweite Meldepflicht gibt. Nur in neun von 16 Bundesländern besteht eine Meldepflicht (z. B. in Berlin, Thüringen und Bayern). Zwischen 2013 und 2017 meldeten diese Bundesländer 56.440 Borreliose-Fälle. Schätzungen zufolge erkranken in ganz Deutschland jedes Jahr etwa 80.000 bis 120.000 Menschen neu an Borreliose.
Zu den meisten Borreliose-Infektionen kommt es in den Monaten März bis Oktober, insbesondere aber in den Monaten Juni bis August, da Zecken dann besonders aktiv sind. Prinzipiell sind Zeckenstiche aber bereits ab Außentemperaturen von 6 Grad Celsius möglich.
Ein Infektionsrisiko für Borreliose besteht in allen Bundesländern. Das Borreliose-Risiko ist jedoch vor allem in solchen Gebieten erhöht, in denen viele mit Borrelien infizierte Zecken vorkommen (sog. Endemiegebiete, z. B. die deutschen Mittelgebirge).
Man führt die insgesamt hohen Erkrankungszahlen unter anderem auf ein verändertes Freizeitverhalten zurück. Das gestiegene Bewusstsein für die Erkrankung und die verbesserten Diagnosemethoden führen außerdem dazu, dass mehr Borreliose-Fälle entdeckt werden.
Nicht nur in verschiedenen Regionen ist das Borreliose-Risiko unterschiedlich hoch, auch bei der Altersverteilung zeigen sich zwei Risikogruppen:
- Kinder zwischen 5 und 9 Jahren
- ältere Erwachsene zwischen 60 und 64 Jahren
Inwieweit man diese Verteilung auf eine "typische" Freizeitgestaltung dieser Altersgruppen (z. B. Spielen im Freien bzw. Spaziergänge, Gartenarbeit) zurückführen kann, ist nicht eindeutig geklärt.
Borreliose (Lyme-Borreliose): Diagnose
Eine Borreliose (Lyme-Borreliose) erkennt der*die Arzt*Ärztin meist bereits, ohne viele Untersuchungen vornehmen zu müssen. Krankengeschichte und Anzeichen wie eine Wanderröte oder eine akute Neuroborreliose sind in der Regel so typisch, dass sie für eine Diagnose ausreichen und eine Blutuntersuchung nicht unbedingt erfordern.
Andererseits kann eine Borreliose sehr vielgestaltig ablaufen und mit eher allgemeinen Anzeichen einhergehen, wie etwa Kopfschmerzen oder Muskelschmerzen. Das erschwert es in manchen Fällen, eine Borreliose zu erkennen. Denn solche Beschwerden können auch bei anderen Erkrankungen auftreten.
Zecke zum Arzt mitbringen und einschicken?
Einige Betroffene bringen die entfernte Zecke mit zum Arzttermin, um diese untersuchen zu lassen. Da ein Stich durch eine Zecke nicht in jedem Falle zu einer Infektion, geschweige denn zu einer Erkrankung führt, ist das Einschicken des Tieres zur Untersuchung auf Borrelien allerdings nicht wirklich hilfreich. Statistisch gesehen ist das Risiko, nach einem Zeckenstich an Borreliose zu erkranken sehr niedrig: Es liegt bei nur etwa einem Prozent.
Die meisten eingeschickten Zecken würden also unnötigerweise untersucht. Und selbst wenn Borrelien in der Zecke nachweisbar wären, hat man damit noch keinen Hinweis darauf, ob diese beim Zeckenstich auch übertragen wurden. Die Erreger gelangen nämlich nicht sofort mit dem Zeckenstich in den Körper. Erst etwa 12 Stunden nachdem die Zecke mit dem Blutsaugen beginnt, können Borrelien übertragen werden. Um eine Borreliose zu erkennen, ist das Einschicken von Zecken daher nicht notwendig.
Borreliose-Test auf Antikörper (Antikörpernachweis)
Bei einer akuten oder zurückliegenden Borrelien-Infektion liegen einige Wochen nach der Ansteckung Antikörper gegen die Erreger im Blut vor. Der Nachweis von Antikörpern im Blut zeigt, dass sich das Abwehrsystem des Körpers (Immunsystem) mit den Erregern auseinandergesetzt hat – nicht jedoch wann. Solche Antikörper können selbst Jahrzehnte später noch bestehen.
Ob der*die Betroffene tatsächlich an Borreliose erkrankt ist, lässt sich allein mit einem Antikörpernachweis nicht erkennen. Denn nicht jede Borrelien-Infektion führt auch zu einer Erkrankung an Borreliose. In vielen Fällen kann das Immunsystem die Infektion erfolgreich abwehren, ohne dass eine Erkrankung ausbricht. Man weiß anhand des Ergebnisses also nur, dass es irgendwann einmal einen Kontakt zu Borrelien gab.
Eine Borreliose ist erst dann wahrscheinlich, wenn zusätzlich zum Antikörpernachweis typische Symptome wie die Wanderröte und allgemeine Beschwerden wie etwa Schwäche, Kopf- und Muskelschmerzen, Fieber oder geschwollene Lymphknoten vorhanden sind. Liegt lediglich ein Antikörpernachweis vor, ohne dass Beschwerden bestehen, sind keine weiteren Maßnahmen wie eine Behandlung erforderlich.
Fehlen solche Antikörper, lässt sich eine Borreliose allerdings trotzdem nicht sicher ausschließen. Da sich Antikörper erst einige Wochen nach der Borrelien-Infektion bilden, wurde der Test möglicherweise einfach zu früh gemacht. Daneben kann es weitere Gründe für fehlende Antikörper geben.
Test in zwei Stufen: Suchtest & Bestätigungstest
Für einen Antikörpernachweis führt man zuerst einen einfachere Suchtest (z. B. ELISA-Test) durch. Fällt dieser positiv aus, folgt in der Regel noch am gleichen Tag ein komplizierterer Bestätigungstest (sog. Immuno-Blot). Der Bestätigungstest soll garantieren, dass der Suchtest nicht falsch-positiv war.
Neben dem Antikörpernachweis im Blut kann der*die Arzt*Ärztin auch nach Antikörpern im Nervenwasser (Liquor) suchen. Das ist ratsam, wenn Beschwerden vorliegen, die auf Entzündungen des Nervensystems hindeuten, also Gehirn oder Rückenmark von einer Borreliose betroffen sein könnten (Neuroborreliose). Besteht der Verdacht auf eine Neuroborreliose, wird dem*der Betroffenen mithilfe einer Liquorpunktion Nervenwasser.
Direkter Erregernachweis
Borrelien-Nachweis mit PCR
Liegt eine Borrelien-Infektion erst kurz zurück, sind eventuell noch keine Antikörper nachweisbar. Die Infektion kann nur dann sicher festgestellt werden, wenn es gelingt, die Bakterien aufzuspüren. Hier setzt man zur Diagnose oft ein molekularbiologisches Verfahren ein: die Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Mit ihr lässt sich das genetische Material der Erreger nachweisen, zum Beispiel in Proben aus Liquor, Gelenkflüssigkeit oder Haut.
Findet man jedoch mit der PCR-Methode kein Erreger-Erbgut, kann man eine Infektion trotzdem nicht sicher ausschließen. Denn es ist durchaus möglich, dass Borrelien im Körper vorhanden sind, man in der entnommenen Probe jedoch einfach keine erwischt hat.
Borrelien-Anzucht
Eine weitere, allerdings sehr arbeits- und zeitaufwändige und deshalb unübliche Möglichkeit besteht darin, die Bakterien aus Probenmaterial heraus anzuzüchten.
Mit einer PCR oder einer Erreger-Kultur kann man nachweisen, dass sich Borrelien im Körper befinden. Ob die Borrelien-Infektion aber auch zu einer Erkrankung, also einer Borreliose geführt hat, kann man damit nicht erkennen.
Lymphozyten-Transformationstests (LTT)
Dafür, dass der sogenannte Lymphozyten-Transformationstest (LTT) als kaum aussagekräftig gilt und häufig zu falsch-positiven Ergebnissen führt, kommt er vergleichsweise häufig zum Einsatz. Falsch-positiv bedeutet, dass der Test positiv ausfällt, obwohl der*die Betroffene niemals Kontakt zu Borrelien hatte und – würde man danach suchen – auch keine Antikörper gegen Borrelien aufweist.
Der LTT soll die Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Antigene messen. Hierfür entnimmt man dem*der Betroffenen Blut und setzt es den Antigenen von Borrelien aus. Vermehren sich daraufhin bestimmte Lymphozyten (eine Form der weißen Blutkörperchen), soll das als Hinweis auf eine aktiv ablaufende Infektion gelten.
Erfolgen nach einem positiven LTT jedoch keine weiteren Tests, mit denen man den Erreger direkt nachweist, kann es schnell zu einer Fehldiagnose kommen. Und dadurch auch zu einer möglicherweise unnötigen (Langzeit-)Behandlung mit Antibiotika.
Borreliose (Lyme-Borreliose): Behandlung
Liegt eine Borreliose (Lyme-Borreliose) vor, ist eine möglichst frühzeitige Behandlung wichtig. Denn im Frühstadium verspricht eine Antibiotika-Therapie den besten Erfolg: In der Regel heilt die Erkrankung in 95 bis 100 Prozent der Fälle damit bereits nach kurzer Zeit vollständig aus. Schwere Krankheitsverläufe lassen auf diese Weise verhindern.
Die Dauer der Antibiotika-Behandlung richtet sich nach dem Borreliose-Stadium. Bei einer Wanderröte beziehungsweise im Frühstadium der Borreliose genügt eine zweiwöchige Behandlung mit Antibiotika. Mittel der Wahl sind zum Beispiel die Wirkstoffe
Vertragen Betroffene diese Antibiotika nicht, kann man alternativ auf den Wirkstoff Azithromycin ausweichen. Damit die Medikamente optimal wirken, ist es wichtig, diese so wie empfohlen einzunehmen.
Ist die Borreliose bereits weiter fortgeschritten, sind also Gelenke beteiligt oder liegt bereits eine Neuroborreliose vor, kommen zur Behandlung vor allem Antibiotika aus der Wirkstoffgruppe der Cephalosporine (z. B. die Wirkstoffe Ceftriaxon, Cefotaxim) zum Einsatz. Diese werden üblicherweise über eine Vene verabreicht. Zu diesem Zeitpunkt dauert die Borreliose-Behandlung in der Regel drei bis vier Wochen.
Bleibende Beschwerden trotz Behandlung
Nur in seltenen Fällen bleiben nach der Borreliose-Behandlung mit Antibiotika manchmal noch monatelang Beschwerden zurück, wie zum Beispiel Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Müdigkeit oder ein allgemeines Krankheitsgefühl. Eine zusätzliche Behandlung mit Antibiotika hilft in solchen Fällen offenbar nicht. Warum vereinzelt auch nach der Therapie noch Symptome auftreten, ist bislang nicht bekannt.
Borreliose (Lyme-Borreliose): Verlauf
Eine Borreliose (Lyme-Borreliose) verläuft schleichend und in verschiedenen Stadien. Als typisches Zeichen tritt kurz nach der Infektion eine meist etwa handtellergroße Rötung im Bereich der Stichstelle auf, wobei die Größe durchaus stark schwanken kann. Diese sogenannte Wanderröte heißt in der Fachsprache Erythema migrans.
Ohne Behandlung kann eine Lyme-Borreliose im weiteren Verlauf Spätfolgen hervorrufen und nach Wochen, Monaten oder Jahren verschiedene Gewebe und Organe befallen, so etwa:
Welchen Verlauf eine Borreliose nimmt, hängt vor allem davon ab, wie frühzeitig eine Antibiotika-Behandlung begonnen wird. Je früher bei Borreliose die Therapie beginnt, umso sicherer kann sie spätere Komplikationen wie eine bakterielle Gelenkentzündung (Lyme-Arthritis) und den Befall des Nervensystems (Neuroborreliose) verhindern. Diese Komplikationen können zu schweren, teilweise lebensbedrohlichen Schäden führen.
Borreliose (Lyme-Borreliose): Vorbeugen
Einer Borreliose (Lyme-Borreliose) kann man nicht mit einer Impfung oder Medikamenten vorbeugen. Am besten schützen Sie sich daher vor einer Lyme-Borreliose, indem Sie Zeckenstiche vermeiden.
Zeckenstiche vermeiden
Zecken sitzen vor allem in hohem Gras, Farnen, Sträuchern und niedrig hängenden Zweigen bis zu einer Höhe von etwa einem Meter. Von Bäumen lassen sie sich dagegen nicht fallen, auch wenn viele dies vermuten. Meist erwischen Zecken einen deshalb an den Beinen und krabbeln von dort weiter – mit Vorliebe in Richtung warmfeuchte Körperbereiche wie Achseln, Leistengegend oder Brust.
Wer in der Natur unterwegs ist, sollte am besten lange Kleidung tragen, die den ganzen Körper bedeckt. Zecken können allerdings trotz langer Hosen von unten durch die Hosenbeine auf die Haut gelangen. Ideal sind daher Hosen mit geschlossenen Bündchen. Wer durchs Gelände streift, kann sich aber auch einfach vorübergehend die Hosenbeine in die Socken stecken. Für die Dauer von etwa zwei Stunden können Zeckenschutzmittel Zecken abwehren.
Zeckenstiche werden nicht immer wahrgenommen: Etwa jeder zweite wird gar nicht bemerkt. Suchen Sie deshalb nach Aufenthalten in der Natur vorsichtshalber den gesamten Körper sorgfältig nach Zecken ab – insbesondere bei Kindern. Achten Sie dabei auch auf die Kniekehlen und überprüfen Sie bei Kindern speziell den Haaransatz auf Zecken.
Zecken wandern bis zu zwei Stunden auf dem Körper umher, ehe sie einen Platz zum Zustechen wählen. Deshalb kann nach einem Ausflug in die Natur eventuell auch ein Bad oder eine Dusche dabei helfen, einer Borreliose vorzubeugen (zusätzlich zum Absuchen).
Tipps gegen Zecken:
- Zecken halten sich mit Vorliebe in hohem Gras, in Sträuchern und im Laub auf. Bleiben Sie bei Waldspaziergängen auf festen Wegen.
- Tragen Sie in Zeckengebieten am besten lange Kleidung, die den gesamten Körper bedeckt. Stecken Sie die Hosenbeine in die Socken, um zu verhindern, dass Zecken von unten in die Hosen krabbeln.
- Tragen Sie vorzugsweise helle Kleidung – hierauf lassen sich Zecken leichter auffinden.
- Verwenden Sie Zeckenschutzmittel, denken Sie jedoch daran, dass diese nur für eine begrenzte Dauer vor Zecken schützen.
- Suchen Sie nach einem Aufenthalt in der Natur Ihren Körper sorgfältig nach Zecken ab. Zusätzlich können Sie ein Bad oder eine Dusche nehmen.
Zecken entfernen
Falls eine Zecke Sie gestochen hat, sollten Sie diese so rasch wie möglich entfernen. Je länger die Zecke die Möglichkeit hat, Blut zu saugen, desto größer ist das Risiko, dass krankheitserregende Borrelien (sofern vorhanden) von der Zecke übertragen werden.
Ab dem Moment, in dem die Zecke beginnt, Blut zu saugen, dauert es im Durchschnitt mindestens 12 Stunden, bis die Bakterien mit dem Speichel der Zecke in die Haut gelangen. Wenn Sie Zecken also frühzeitig und vorsichtig entfernen, können Sie das Risiko einer Borreliose-Infektion deutlich senken.
Um eine Zecke zu entfernen, packen Sie diese möglichst nah über der Haut und ziehen sie langsam aus der Haut heraus – zum Beispiel mit einer
- (Zecken-)Pinzette,
- Zeckenzange oder
- Zeckenkarte.
Haben Sie kein Hilfsmittel dieser Art zur Hand, genügen notfalls auch die eigenen Fingernägel, sofern diese nicht zu kurz geschnitten sind. Leichtes Rütteln oder vorsichtiges Hin- und Herbewegen erleichtern das Herausziehen.
Drehen Sie die Zecke beim Herausziehen nicht. Denn dabei kann der Stechrüssel abreißen und in der Haut verbleiben. Überprüfen Sie deshalb den Zeckenkopf auf seine Vollständigkeit, nachdem Sie das Tier entfernt haben. Es ist außerdem wichtig, den Zeckenkörper beim Entfernen nicht zu quetschen, damit Sie die Borrelien nicht aus der Zecke ins Blut pressen.
Ist die Zecke entfernt, desinfizieren Sie die Einstichstelle und vergewissern Sie sich, dass keine Zeckenreste zurückgeblieben sind. Sind Zeckenreste in der Einstichstelle sichtbar, sollten Sie eine*n Ärztin*Arzt aufsuchen. Diese können die Reste mit einem kleinen chirurgischen Eingriff entfernen.
Auf Hausmittel wie Öl, Klebstoff, Alkohol & Co. verzichten
Träufeln Sie keinesfalls Öl, Klebstoff, Alkohol oder andere vermeintliche Hausmittel auf die Zecke. Das kann dazu führen, dass die Zecke verstärkt ihren erregerhaltigen Speichel ausstößt. Derartige Manöver erhöhen die Infektionsgefahr eher.
Borreliose (Lyme-Borreliose): Impfung
Bislang gibt es in Deutschland keine Impfung, mit der man eine Borreliose behandeln oder sich vor ihr schützen kann. Zwar gab es in den USA eine Zeit lang einen Borreliose-Impfstoff, dieser war jedoch nicht für Europa zugelassen und ist inzwischen wegen mangelnder Nutzung wieder vom Markt genommen worden.
Der Impfstoff schützte nur vor einem bestimmten Erreger aus der Gruppe der Borrelien: Borrelia burgdorferi. Diese Borrelien-Art ist in den USA die Hauptursache für Borreliose, nicht jedoch in Europa. Hier lösen vor allem die Arten Borrelia afzelii und Borrelia garinii Erkrankungen aus. Der amerikanische Borreliose-Impfstoff hätte in Europa also kaum etwas genützt. Es wird jedoch an einem Impfstoff für Europa gearbeitet.
Gegen die ebenfalls durch Zecken übertragene Erkrankung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) gibt es zwar eine Impfung, diese schützt allerdings ausschließlich vor FSME, nicht vor einer Borreliose.