Eine Frau hustet
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Atemwegsinfektion: Symptome, Behandlung & Verlauf

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.01.2023

Die Atemwege kommen ständig mit Krankheitserregern wie Viren und Bakterien in Berührung. Kein Wunder also, dass Atemwegsinfekte zu den häufigsten Erkrankungen zählen. Die gute Nachricht: Im Gegensatz zu chronischen Atemwegserkrankungen sind akute Infekte der Atemwege meist nur von kurzer Dauer.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist eine Atemwegsinfektion?

Eine Atemwegsinfektion ist eine durch Krankheitserreger ausgelöste Entzündung der Atemwege. Je nachdem, welcher Bereich der Atemwege betroffen ist, unterteilt man infektiöse Atemwegserkrankungen wie folgt:

  • Von einem Infekt der oberen Atemwege spricht man, wenn Nase, Nebenhöhlen und/oder Rachen betroffen sind.
  • Infekte der unteren Atemwege betreffen Kehlkopf, Luftröhre und/oder Lunge samt Bronchien.

In der Regel bleibt die Entzündung nicht auf einen Bereich der Atemwege begrenzt, sondern breitet sich aus. Im Falle einer Erkältung sind beispielsweise meist Nase, Nebenhöhlen und Rachen betroffen, mitunter auch die Mittelohren. Typische Folgen sind daher unter anderem Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Ohrenschmerzen. Greift die Entzündung auf die Bronchialschleimhaut über, kommt es zu einer akuten Bronchitis.

Häufigkeit

Zu den häufigsten Atemwegsinfektionen zählen die Erkältung, die Grippe, Covid-19, Akute Bronchitis, die Nasennebenhöhlenentzündung sowie die Lungenentzündung. Auch das Humane Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein Erreger, der häufig Atemwege befällt und besonders Kinder heftig treffen kann. Jede*r Erwachsene erkrankt durchschnittlich zwei bis vier Mal im Jahr an einer Erkältung, Kinder noch häufiger. Die Grippe trifft während einer jahreszeitlich bedingten Grippewelle mehrere Millionen Menschen in Deutschland.

Deutlich seltener erkranken die Menschen in Deutschland an Scharlach, Keuchhusten oder Tuberkulose.

Hinweis: Chronische Atemwegserkrankungen wie COPD, Pollenallergie und Asthma gehen zum Teil mit ähnlichen Beschwerden einher wie akute Atemwegsinfektionen. Da diese Krankheiten jedoch nicht durch Erreger ausgelöst werden, handelt es sich bei ihnen nicht um Infekte.

Atemwegsinfektion: Symptome

Welche Symptome bei einem Atemwegsinfekt auftreten, hängt vor allem davon ab, ob der Erreger die oberen oder (auch) die unteren Atemwege befallen hat. Normalerweise geht eine Infektion der oberen Atemwege mit leichteren Symptomen einher als ein Infekt der unteren Atemwege.

In der Regel sind mehrere Bereiche der Atemwege vom Infekt betroffen. Erkältungen und Grippeinfektionen führen zum Beispiel oft zu einer Rhinitis, einer Rachenentzündung und einer akuten Bronchitis. Eine Grippeinfektion kann jedoch auch nahezu unbemerkt bleiben: Ungefähr 80 von 100 Menschen, die sich mit Grippeviren anstecken, verspüren nur leichte oder überhaupt keine Krankheitszeichen.

Obere Atemwege

ErkrankungSymptomeAuslöser
Schnupfen (Rhinitis)laufende Nase, Niesen, Kopfschmerzen, behinderte Atmung durch die NaseViren
Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)Schnupfen, Druck- und Klopfschmerz an Stirn und Wange, Kopfschmerzen, eventuell Fieber, bei bakteriellem Infekt: eitriger Ausfluss aus NaseViren, häufig infolge eines Schnupfens, Bakterien, seltener Pilze
Rachenentzündung (Pharyngitis)Kratzen und trockenes Gefühl im Hals, Schluckschmerzen, eventuell FieberBakterien, Viren
Mandelentzündung (Tonsillitis)Rötung und Schwellung der Mandeln, Schluckbeschwerden, eitriger Belag, Lymphknotenschwellungen, Fieber, Kopfschmerzen

meist Viren, seltener Bakterien (Streptococcus pyogenes)

Untere Atemwege

ErkrankungSymptomeAuslöser
akute Kehlkopfentzündung (Laryngitis)Heiserkeit, Stimmlosigkeit, Husten, Halsschmerzen, selten FieberViren, Bakterien
akute Bronchitisanfangs trockener Husten, später Husten mit Auswurf (weißlich, bei Bakterien: eitrig-gelb), Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzenvorwiegend Viren (90%), bakterielle Folgeinfektion möglich
Lungenentzündung (Pneumonie)Husten, Brustschmerzen, Atembeschwerden und Luftnot, Fieber, Schüttelfrost, KrankheitsgefühlBakterien, Viren, seltener Pilze

Atemwegsinfektion: Ursachen

Die Ursachen von Atemwegsinfektionen sind Erreger wie Viren oder Bakterien, die in die Atemwege eindringen und sich dort vermehren.

Die Atemwege kommen täglich mit diesen Erregern in Berührung. Normalerweise ist das kein Problem: Die Atemwege sind mit einer schützenden Schleimhaut ausgekleidet, die die Viren oder Bakterien daran hindert, in den Körper einzudringen. Darüber hinaus verfügt der Körper über ein Immunsystem, das Eindringlinge beseitigen kann, bevor sie zur Gefahr werden.

Gerade im Herbst und Winter können jedoch verschiedene Einflüsse bewirken, dass diese Schutzmechanismen versagen:

  • Kälte kann das Immunsystem schwächen.
  • Trockene Heizungsluft reizt die Schleimhäute der Atemwege.
  • Zudem sind zum Beispiel Grippeerreger bei niedrigen Temperaturen und in trockener Luft stabiler.

Auch andere Umstände können das körpereigene Abwehrsystem vorübergehend schwächen und somit Atemwegsinfekte begünstigen, zum Beispiel Schlafmangel oder starke körperliche Anstrengung.

Die typischen Beschwerden, zu denen Atemwegsinfektionen führen – Schnupfen, Husten und Schluckbeschwerden wie Halsweh – entstehen dadurch, dass der Körper die Infektion bekämpft: Um die Erreger loszuwerden, produzieren die Schleimhäute mehr Schleim. Immunzellen, die in die Schleimhäute einwandern, bewirken zudem, dass diese anschwellen.

Welche Erreger können Atemwegsinfekte verursachen?

Es gibt viele Viren- und Bakterienarten, die Atemwegsinfekte hervorrufen können. Hier ein Überblick über die Ursachen der häufigsten Atemwegsinfektionen:

  • Erkältungen entstehen meist durch eine Infektion mit Rhinoviren (rhino = Nase). Diese befallen die Schleimhäute der Nase und des Rachens und vermehren sich dort. Insgesamt gibt es über 200 Virusarten, die Erkältungen hervorrufen können. Häufig geht eine Erkältung mit einer Entzündung der Bronchialschleimhaut einher, also einer akuten Bronchitis.

  • Covid-19 wird durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst.

  • Die Grippe (Influenza) wird durch Influenzaviren ausgelöst.

  • Bei einer infektiösen Lungenentzündung (Pneumonie) kommen verschiedene Bakterien, Viren oder auch Pilze als Ursachen in Betracht. Oft sind Bakterien der Gattung Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken)für die Entzündung des Lungengewebes verantwortlich.

  • Keuchhusten wird durch Bakterien der Gattung Bordetella pertussis verursacht – daher der Fachbegriff Pertussis.

  • Bei Scharlach handelt es sich um eine Kinderkrankheit, die als Folge einer Infektion mit Streptokokken entsteht – ebenfalls Bakterien.

  • Tuberkulose wird durch Bakterien der Gattung Mycobacterium tuberculosis ausgelöst.

Atemwegsinfektion: Diagnose

Ob es sich um eine akute Atemwegsinfektion handelt, lässt sich meist bereits an den typischen Beschwerden erkennen.

Welcher Bereich der Atemwege betroffen ist, lässt sich durch die körperliche Untersuchung ermitteln: Die*der Ärztin*Arzt sieht sich die Nase der*des Betroffenen mit einem speziellen Instrument (sog. Rhinoskop) von innen an, misst Fieber und tastet die Lymphknoten am Hals auf Schwellungen ab. Außerdem wird der Mund- und Rachenraum untersucht und Lunge und Bronchien abgehört.

Welcher Erreger den Infekt ausgelöst hat, lässt sich allein durch die körperliche Untersuchung nicht feststellen. Beispielsweise geht eine Grippe häufig mit ähnlichen Symptomen einher wie eine Erkältung, obwohl diese Infekte durch unterschiedliche Viren hervorgerufen werden. Es kann deshalb sinnvoll sein, einen Nasenabstrich zu machen und die Probe mithilfe spezieller Labortests auf Grippeviren zu untersuchen oder einen Corona-Test zu machen.

Darüber hinaus kann eine Blutuntersuchung Aufschluss darüber geben, ob ein viraler oder ein bakterieller Infekt vorliegt.  Grippeviren führen in der Regel nicht zu erhöhten Entzündungswerten. Sind die Entzündungszeichen deutlich erhöht, spricht dies eher für eine Folgeinfektion mit Bakterien (sog. bakterielle Superinfektion).

Bei Verdacht auf eine Lungenentzündung kann eine Röntgenuntersuchung der Lunge notwendig sein. Nur in seltenen Fällen ist zusätzlich eine Computertomographie (CT) nötig.

Behandlung von Atemwegsinfektionen

Bei den meisten viralen Atemwegsinfektionen zielt die Behandlung darauf ab, dieBeschwerden zu lindern. Im Falle einer Erkältung können zum Beispiel abschwellende Nasensprays gegen die verstopfte Nase helfen. Trockener Husten lässt sich mit Medikamenten lindern, die Codein enthalten.

Auch bei einer Grippe bekommen Betroffene in der Regel nur symptomlindernde Medikamente. Etwa können Hustensäfte und Nasentropfen sinnvoll sein. Bei Fieber und Kopfschmerzen können zudem Mittel mit Acetylsalicylsäure helfen.

Hausmittel: Was kann man selbst tun?

Bei Atemwegsinfektionen ist es vor allem wichtig, sich zu schonen und körperliche Anstrengung zu meiden. Weitere Maßnahmen, um den Körper bei der Genesung zu unterstützen, sind

  • warme Tees,
  • Erkältungsbäder,
  • frische Luft
  • und Dampfbäder.

Diese Hausmittel wirken zwar nicht der Ursache des Infekts entgegen und verkürzen auch nicht dessen Dauer. Klare Getränke wie Tee fördern jedoch die Verflüssigung des Schleims. Die Wärme kann zudem das Wohlbefinden verbessern und zur Entspannung beitragen und somit das allgemeine Krankheitsgefühl lindern.

Wichtig:Antibiotika helfen nur bei bakteriellen Infekten und wirken nicht gegen Viren. Bei einer Erkältung oder Grippe kommen sie daher normalerweise nicht zum Einsatz – es sei denn, es entwickelt sich eine Folgeinfektion mit Bakterien. Bei einer bakteriellen Lungenentzündung sind Antibiotika hingegen wirksam und notwendig, um lebensbedrohliche Folgen wie Atemnot zu verhindern.

Atemwegsinfektion: Verlauf & Dauer

Dauer und Schwere einer Atemwegsinfektion hängen davon ab, durchwelchen Erreger sie ausgelöst wurde und welcher Bereich der Atemwege entzündet ist:

  • Bei einer Erkältung treten die ersten Beschwerden meist zwei bis vier Tage nach der Ansteckung auf und klingen nach spätestens einer Woche wieder ab.

  • Eine Infektion mit Grippeviren verläuft häufig ohne starke Symptome, sie kann jedoch auch heftig sein. Wenn stärkere Beschwerden auftreten, setzen diese meist sehr plötzlich ein. In der Regel dauert eine Grippe etwa eine bis zwei Wochen.

  • Eine durch Bakterien hervorgerufene Lungenentzündung geht in der Regel mit starken Beschwerden wie Atemnot einher, die in der Regel plötzlich auftreten und gefährliche Folgen haben können, zum Beispiel Sauerstoffmangel. Eine rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika ist daher wichtig.

Atemwegsinfektion: Vorbeugen

Um Infektionen der Atemwege vorzubeugen, sollte man Einflüsse meiden, die die körpereigenen Abwehrmechanismen schwächen können. Dazu zählen vor allem:

Folgende Maßnahmen können in der kalten Jahreszeit außerdem helfen, einer Ansteckung vorzubeugen:

  • Abstand halten (mindestens 1,5 Meter)
  • Mundschutz oder Mund-Nasenschutz tragen
  • Regelmäßig die Hände waschen
  • In die Armbeuge husten und niesen
  • Innenräume regelmäßig lüften

Darüber hinaus ist es empfehlenswert, sich die Hände gründlich zu waschen, nachdem man Gegenstände oder Flächen berührt hat, die mit Krankheitserregern befallen sein könnten. Dazu zählen etwa Griffe und Sitze in öffentlichen Verkehrsmitteln, Türklinken und Einkaufswagen.

Impfungen

Zur Vorbeugungmancher Atemwegsinfektionen stehen Impfungen zur Verfügung:

  • Grippeschutzimpfung: Sinnvoll ist diese Impfung vor allem für Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem oder ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben sowie für ältere Menschen. Aufgrund der jährlich wechselnden Erreger ist es ratsam, sich jedes Jahr erneut impfen zu lassen.

  • Pneumokokken-Impfung: Menschen ab 60 Jahren sollten sich gegen Pneumokokken impfen lassen, die Lungenentzündungen verursachen können.

  • Impfung gegen Covid-19: Die Ständige Impfkommission empfiehlt sie für vorerkrankte Kinder im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren, gesunde 5- bis 11-jährige Kinder (mit nur einer Impfstoffdosis) und Kinder ab 12 Jahren sowie Erwachsene (mit 2 Impfstoffdosen und einer Auffrischimpfung).