Coronaviren unterm Mikroskop
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Coronaviren: meist harmlos, manchmal gefährlich

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften) , Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 13.12.2022

Das bekannteste Coronavirus ist das Covid-19 auslösende SARS-CoV-2, doch es gibt weitaus mehr Coronaviren. Die meisten verursachen harmlose Krankheiten der oberen Atemwege wie Erkältungen. Wie gefährlich sind Coronaviren für Menschen, wie werden sie übertragen und welche Symptome sind typisch?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Coronaviren: Übersicht

Coronaviren (Coronaviridae) sind schon seit den 1960er-Jahren bekannt und weltweit verbreitet. Die kugelförmigen Krankheitserreger gehören zu den RNA-Viren: Sie besitzen eine einzelsträngige RNA. Coronaviren gehören zu den behüllten Viren und tragen an ihrer Oberfläche kranz- oder blütenartige Strukturen, woraus sich ihr Name ableitet (lat. corona = Kranz).

Die Familie der Coronaviren ist groß. Sie infizieren vor allem Säugetiere und Vögel, doch einige haben sich an den Menschen angepasst. Die meisten Menschen kommen früher oder später mit – meist harmlosen – Arten von Coronaviren in Kontakt. In Deutschland sind sie für etwa zehn bis 15 Prozent aller Erkältungen verantwortlich. Auch Magen-Darm-Erkrankungen können von ihnen ausgelöst werden.

Doch es gibt auch Coronaviren, die dem Menschen ernsthaft gefährlich werden und potenziell tödliche Krankheiten wie MERS, SARS und Covid-19 auslösen können.

Coronaviren: Typische Symptome

Gewöhnliche humane Coronaviren sind in der Regel harmlos. Meist führen sie nur zu milden bis moderaten Erkrankungen der oberen Atemwege. Diese Krankheiten dauern in der Regel nur wenige Tage an.

Zu den typischen Symptomen einer Infektion mit Coronaviren gehören zum Beispiel:

In seltenen Fällen können diese Coronaviren auch Erkrankungen der unteren Atemwege auslösen, wie zum Beispiel eine Lungenentzündung oder eine Bronchitis. Dies kommt häufiger bei Menschen mit Vorerkrankungen, mit geschwächtem Immunsystem und bei Säuglingen vor.

Bei Covid-19 ist das Risiko schwerer und tödlicher Krankheitsverläufe mit Lungenentzündung und Lungenversagen höher. Dennoch verlaufen die meisten Erkrankungen mild oder sogar symptomlos.

Je nach Virus kann eine Infektion mit Coronaviren auch Magen-Darm-Beschwerden zur Folge haben, etwa

Bei MERS können folgende Symptome auftreten:

  • Fieber (38 Grad Celsius oder höher)
  • Husten
  • Kurzatmigkeit
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • Erbrechen

In einigen Fällen kommen lebensbedrohliche Komplikationen hinzu, wie

  • eine Lungenentzündung,
  • Organversagen,
  • oder eine Blutvergiftung (Sepsis).

Coronaviren: So werden sie übertragen

Coronaviren werden vor allem durch Tröpfcheninfektion, seltener durch Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch übertragen. Und zwar durch

  • Aerosole, die beim Husten, Niesen und Sprechen in die Luft gelangen,
  • engen Kontakt mit anderen Personen (z. B. Berühren oder Händeschütteln) oder
  • seltener durch Berührung eines kontaminierten Objekts (z. B. einer Türklinke), wenn man sich danach in Auge, Nase oder Mund fasst.

Die meisten Menschen stecken sich im Herbst und Winter mit gewöhnlichen Coronaviren an. Prinzipiell kann man sich jedoch zu jeder Jahreszeit infizieren.

Coronaviren: Bekannte Virustypen

Fachleute haben bislang sieben unterschiedliche Coronaviren identifiziert, die verschiedene Krankheiten beim Menschen auslösen können. Es gilt jedoch als sicher, dass noch weitere Virusarten im Umlauf sind.

Häufig vorkommende Coronaviren, die in der Regel harmlose Erkrankungen wie Erkältungen verursachen, sind:

  • 229E (alpha coronavirus)
  • NL63 (alpha coronavirus)
  • OC43 (beta coronavirus)
  • HKU1 (beta coronavirus)

Coronaviren: Auslöser von Epidemien

Neben den harmlosen Coronaviren existieren auch drei Erreger, die für Epidemien beziehungsweise Pandemien verantwortlich sind.

  • SARS-CoV-2: Am 9. Januar 2020 berichtete die Weltgesundheitsorganisation, dass die chinesischen Behörden ein neuartiges Coronavirus identifiziert haben. Es hatte die Corona-Pandemie zur Folge. Weltweit 6,65 Millionen Menschen starben an der durch SARS-CoV-2 ausgelösten Erkrankung Covid-19. (Stand 12/2022).
  • MERS-CoV: Die ersten Erkrankungen des Middle East Respiratory Syndrome (MERS) traten im März 2012 in Ländern der Arabischen Halbinsel (vor allem in Saudi-Arabien) auf. Die meisten mit MERS-CoV infizierten Menschen entwickelten schwere Atemwegserkrankungen mit Symptomen wie Fieber, Husten und Kurzatmigkeit. Seit 2012 gab es bis heute weltweit knapp 2.500 MERS-Erkrankungen, von denen 858 Fälle einen tödlichen Verlauf nahmen. (Stand: 2019)
  • SARS-CoV: SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) trat erstmals im November 2002 in China auf und verbreitete sich von dort weiter. Das SARS-Coronavirus verursachte in den Jahren 2002 und 2003 einen weltweiten Ausbruch mit mehr als 8.000 Fällen, darunter 774 Todesfälle. Seit 2004 wurden weltweit keine bekannten Fälle von SARS-CoV-Infektionen mehr gemeldet.

Sowohl SARS, MERS als auch SARS-CoV-2 sind durch Zoonosen entstanden. Das bedeutet, dass sie von Tieren auf den Menschen übergegangen sind.

Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 beispielsweise entwickelt sich aus Coronaviren, die bevorzugt Fledermäuse befallen. Zufällige Veränderungen im Erbgut – sogenannte Mutationen – verliehen diesen Viren die Fähigkeit, menschliche Zellen als Wirt zu nutzen.

Im Virenreich ist dies keine Seltenheit. Dass Viren mutieren und plötzlich neue Eigenschaften entwickeln, kommt in der Natur ständig vor. Besonders behüllte Viren bringen so neue Erreger hervor, die Epidemien auslösen. Denn die Virushülle erleichtert es den Erregern, sich

  • vor der Immunabwehr des menschlichen Körpers zu tarnen,
  • sich besonders schnell zu verändern und somit anzupassen,
  • und mithilfe der Spike-Proteine leicht an die Wirtszellen anzudocken.

Mutationen können den Viren völlig neue Eigenschaften verleihen. Sie können sie zum Beispiel

  • ansteckender machen und/oder
  • in die Lage versetzen, neue Wirte zu befallen.

Wie am Beispiel von SARS-CoV-2 zu sehen ist, können die Viren immer weiter mutieren und neue Varianten ausbilden.

Coronavirus: Wie kann man sich vor einer Ansteckung schützen?

Anders als gegen Infektionen mit MERS-CoV und SARS-CoV gibt es gegen SARS-CoV-2 verschiedene Impfstoffe, die vor einem schweren Verlauf von Covid-19 schützen können.

Das Infektionsrisiko mit Coronaviren lässt sich durch allgemeine Hygienemaßnahmen verringern:

  • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife und Wasser waschen,
  • nicht mit ungewaschenen Händen an Augen, Nase oder Mund fassen,
  • in ein Einwegtaschentuch oder in die Armbeuge husten und niesen,
  • eine Atemschutzmaske tragen
  • Räume regelmäßig lüften
  • mindestens 1,5 Meter Abstand zu anderen Menschen halten