Zu sehen ist eine Feldspitzmaus. Die Tiere übertragen das Bornavirus
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Bornavirus: Symptome beim Menschen

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 22.11.2023 - 16:00 Uhr

Das Bornavirus ist ein Krankheitserreger, der von der Feldspitzmaus auf andere Tiere und in seltenen Fällen auch auf den Menschen übertragen wird. Es löst eine lebensgefährliche Gehirnentzündung aus. Wo das Virus vorkommt, wie es übertragen wird und welche Symptome die Borna'sche Krankheit auslöst, erfahren Sie hier.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Bornavirus

Menschen können sich über den direkten Kontakt mit Feldspitzmäusen oder mit deren Ausscheidungen mit dem Bornavirus anstecken. Dies kann auch beim Einatmen von kontaminiertem Staub oder dem Verzehr kontaminierter Lebensmittel passieren.

Das Bornavirus ist sehr gefährlich, da eine Infektion fast immer tödlich endet. Allerdings ist die Gefahr, sich anzustecken, äußerst gering und eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bislang nicht bekannt.

Katzen können sich zwar ebenso wie Menschen mit dem Bornavirus infizieren. Sie scheiden es als Fehlwirte allerdings nicht aus und sind für den Menschen somit nicht ansteckend. Sie können jedoch infizierte Feldspitzmäuse nach Hause bringen. Tote Spitzmäuse sollten daher immer mit Handschuhen entsorgt werden.

Dem Robert Koch-Institut zufolge verliefen von den bekannten Fällen alle mit einer Ausnahme tödlich.

Was ist das Bornavirus?

Wirt des Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) ist die Feldspitzmaus, die selbst nicht erkrankt, aber das Virus über Speichel, Kot und Urin ausscheidet. Es befällt dann vor allem Säugetiere wie Pferde und Schafe, die die Viren vermutlich durch direkten Kontakt mit den Spitzmäusen oder mit deren Ausscheidungen aufnehmen.

Das Virus löst die neurologische Borna'sche Erkrankung aus, die fast immer tödlich verläuft. Erst seit 2018 ist bekannt, dass das Virus auch auf den Menschen übergehen kann.

Dies passiert jedoch nur sehr selten. Bekannt werden etwa 2 bis 6 Krankheitsfälle pro Jahr. Möglicherweise steckt das Virus hinter einigen weiteren Todesfällen, die mit einer Enzephalitis ungeklärter Ursache in Zusammenhang stehen. Seit 2020 ist eine Infektion mit dem Bornavirus meldepflichtig.

Das Bunthörnchen-Bornavirus

Wie das Borna Disease Virus 1 gehört auch das Bunthörnchen-Bornavirus VSBV-1 zur Familie der Bornaviridae. Die Infektionskrankheit wird vor allem von exotischen Bunt- und Schönhörnchen auf andere Tiere und gelegentlich den Menschen übertragen und löst ebenfalls eine Gehirnentzündung aus. Bei einheimischen Eichhörnchen wurde es bislang nicht nachgewiesen.

Mit welchen Symptomen macht sich das Bornavirus bemerkbar?

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, beträgt vermutlich drei bis vier Monate. Das Virus infiziert die Gehirnzellen. Der Körper beginnt daraufhin, diese zu bekämpfen und in der Folge zu zerstören.

Die Bornavirus-Krankheit verursacht bei infizierten Personen dann zunächst unspezifische Beschwerden wie

Anschließend kommt es jedoch zu neurologischen Symptomen wie:

  • Sprachstörungen
  • Gangstörungen
  • kognitive Verlangsamung
  • Muskelzucken
  • epileptische Anfälle
  • Lähmungserscheinungen
  • gestörte Bewegungsabläufe
  • Wesensveränderungen

Innerhalb von einigen Tagen bis hin zu wenigen Wochen fallen die Betroffenen in ein Koma. In fast allen Fällen endet die Erkrankung tödlich.

Bornavirus: Wie kommt es zur Ansteckung?

Es sind verschiedene Infektionswege von Bornaviren auf den Menschen denkbar. Wahrscheinlich ist, dass das Virus auf folgenden Wegen aufgenommen wird:

  • Einatmen von Staub, der mit Ausscheidungen infizierter Feldspitzmäuse kontaminiert ist
  • Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln oder Wasser
  • direkter Kontakt mit Feldspitzmäusen, zum Beispiel durch einen Biss oder durch tote Tiere, die von Katzen herangetragen werden

Von Mensch zu Mensch ist das Virus nicht übertragbar. Auch infizierte Haustiere scheiden das Virus nicht aus.

Wie lässt sich einer Infektion mit dem Bornavirus vorbeugen?

Eine Impfung gegen das Bornavirus existiert bislang nicht. Einer Ansteckung lässt sich daher nur vorbeugen, indem der Kontakt zu Feldspitzmäusen und deren Ausscheidungen vermieden wird.

Folgende Vorsichtsmaßnahmen helfen dabei:

  • Feldspitzmäuse nicht mit bloßen Händen berühren
  • bei Arbeiten im Freien und im Garten Handschuhe tragen
  • nach staubigen Arbeiten duschen, Haare und Kleidung waschen
  • tote Spitzmäuse, die etwa von Katzen herangetragen werden, mit Handschuhen in einer verschlossenen Plastiktüte beseitigen und die Oberfläche, auf der das Tier gelegen hat, mit Haushaltsreiniger säubern, ggf. einen Mundschutz tragen

Eine Feldspitzmaus erkennen

Feldspitzmäuse sind selten. Während die Haus- und Gartenspitzmaus einen fließenden Übergang von dunkler Ober- und heller Unterseite aufweisen, ist bei der Feldspitzmaus eine deutliche Grenze erkennbar. Ob auch andere Spitzmausarten wie die Gartenspitzmaus das Bornavirus in sich tragen können, wird derzeit noch untersucht. 

Wo kommt das Bornavirus vor?

Risikogebiete für BoDV-1 befinden sich in Mittel- und Südeuropa dort, wo die Feldspitzmaus vermehrt vorkommt. 

In Deutschland sind das:

  • Bayern
  • Thüringen
  • Sachsen-Anhalt
  • Sachsen
  • Teile der an diese Länder angrenzenden Bundesländer

In der Schweiz ist vor allem das Gebiet am Alpenrhein, in Österreich sind Vorarlberg und Oberösterreich betroffen.

Wie wird das Bornavirus nachgewiesen?

Besteht bei einer Person eine Enzephalitis oder Meningoenzephalitis (Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns), kommt eine Infektion mit dem Bornavirus in Betracht.  Der Nachweis des Erregers kann in einigen Universitätskliniken sowie im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin erfolgen. Und zwar auf zwei Wegen:

  • Nachweis von Antikörpern gegen das Virus aus dem Blut oder Nervenwasser (Liquor)
  • Nachweis der Virus-RNA aus dem Liquor oder aus Gewebeproben mittels PCR-Test

Lässt sich eine Infektion mit dem Bornavirus behandeln?

Eine direkte Behandlung der Bornavirus-Enzephalitis existiert nicht. Es können antivirale Medikamente wie Favipiravir oder Ribavirin zum Einsatz kommen, die zumindest im Labor hemmend auf das Virus gewirkt haben.

Zusätzlich könnte eine immunsuppressive Therapie den Verlauf der Erkrankung verlangsamen. Denn das Immunsystem zerstört bei der Bekämpfung der Viren Gehirnzellen. Wird es gehemmt, schreitet auch die Zerstörung langsamer voran.