Bauchkrämpfe: Was hilft?


Zuletzt bearbeitet von Lydia Klöckner • Medizinredakteurin
Geprüft von Dr. med. Elisabeth Schönenberg • Gastroenterologin
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Mehr erfahrenOb Kneifen, Ziehen oder Stechen – Bauchkrämpfe können sich auf verschiedene Weise äußern. Oft sind die Ursachen harmlos. Bei bestimmten Warnsignalen sollte man die Krämpfe jedoch lieber ärztlich abklären lassen.

Inhaltsverzeichnis
Bauchkrämpfe sind plötzlich auftretende, starke Schmerzen im Bauch. Sie entstehen, wenn sich die Muskeln, die die Bauchorgane umgeben, zusammenziehen und Nervensignale ans Gehirn schicken. Ursprung kann jedes Organ im Bauchraum sein. In den meisten Fällen entspringen die Schmerzen dem Magen-Darm-Trakt, Gallenblase oder der Bauchspeicheldrüse.
Als Ursache kommen zahlreiche Erkrankungen und Störungen infrage. Einige sind harmlos und müssen nicht unbedingt behandelt werden, andere sind lebensbedrohlich.
Sofort zum Arzt sollte man, wenn
- die Bauchkrämpfe sehr stark sind und/oder sehr plötzlich begonnen haben, oder
- der Bauch sich hart anfühlt oder so angespannt ist, dass man ihn nicht eindrücken kann.
Auch weniger stark ausgeprägte Bauchkrämpfe, die länger anhalten oder immer wieder auftreten, sollte man ärztlich abklären lassen. Sie sind zwar meist kein akuter Notfall, können aber beispielsweise auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder eine chronische Magen- oder Darmerkrankung hindeuten, die einer Behandlung bedarf.
Um die Ursache zu klären, benötigt der Arzt eine möglichst genaue Beschreibung der Beschwerden. Eine hilfreiche Orientierung bieten dabei folgende Fragen:
- Wann haben die Bauchkrämpfe begonnen?
- Wo genau tut es weh? Wohin strahlen die Schmerzen aus?
- In welchen Situationen verstärken sie sich (z.B. nach den Mahlzeiten)? Gibt es Einflüsse, die bewirken, dass sie nachlassen?
- Wie genau fühlen sie sich an? Dumpf, drückend, bohrend oder brennend?
- Wie lange dauern die Krämpfe an?
- Warum? Bestehen Vorerkrankungen oder nimmt der Patient Medikamente ein, die die Bauchkrämpfe ausgelöst haben könnten?
Häufig gehen Bauchkrämpfe mit anderen Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit, Zittern, Fieber oder Schwitzen einher, die dem Arzt ebenfalls wichtige Hinweise auf die Ursache geben können.
Bauchkrämpfe
Bauchkrämpfe: Häufigste Ursache ist Durchfall
Häufige Ursachen für Bauchkrämpfe im Oberbauch sind
- Magenschleimhautentzündung,
- Nierensteine,
- Gallenblasenentzündung oder Gallenblasenverschluss,
- Magengeschwür oder Zwölffingerdarmgeschwür und
- (seltener) Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Gehen die krampfartigen Schmerzen vom Unterbauch aus, spricht dies eher für eine der folgenden Ursachen:
- Magen-Darm-Infekt
- Blinddarmentzündung
- Verdauungsstörungen bis hin zum Darmverschluss
- Divertikulitis
- Nahrungsunverträglichkeiten (wie Laktoseintoleranz) und Nahrungsmittelallergien
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
Zudem haben viele Frauen regelmäßig während ihrer Periode krampfartige Unterleibsschmerzen. Stark ausgeprägte Regelschmerzen können allerdings auch ein Hinweis auf Endometriose sein.
Bauchkrämpfe mit Durchfall
Durchfallerkrankungen gehen häufig mit Bauchkrämpfen einher. Meist sind Krankheitserreger (Noroviren oder Rotaviren, seltener Bakterien wie Salmonellen, Campylobacter oder Yersinien) die Ursache. Manchmal liegt es auch an bestimmten Lebensmitteln: Manche reagieren empfindlich auf ungewohntes Essen (z.B. im Urlaub) oder vertragen bestimmte Lebensmittel nicht.
Darüber hinaus gibt es chronische Erkrankungen, die die Verdauung beeinträchtigen und Durchfall und Bauchkrämpfen hervorrufen können. Dazu zählen
- das Reizdarmsyndrom, dessen Ursache sich bislang nicht eindeutig zuordnen lässt, sowie
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
Bauchkrämpfe in der Schwangerschaft
Auch bei Schwangeren können Bauchkrämpfe Symptom einer der genannten Erkrankungen sein – die Beschwerden müssen nicht mit der Schwangerschaft zusammenhängen. Dennoch sollten Schwangere Bauchkrämpfe zeitnah von einem Arzt abklären lassen, um Risiken für das ungeborene Kind auszuschließen.
Schwangerschaftskomplikationen, die sich durch Bauchkrämpfe äußern und zu einer Fehlgeburt führen können, sind etwa:
- die sogenannte Extrauteringravidität, bei der sich der Embryo außerhalb der Gebärmutter einnistet, und
- vorzeitige Wehen.
Bauchkrämpfe beim Kind
Wenn Kinder über Bauchkrämpfe klagen, sind oft Verdauungsprobleme die Ursache, ausgelöst etwa durch eine Magen-Darm-Grippe, eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder eine zu süße oder fettige Mahlzeit.
Bei starken Bauchkrämpfen sollte man mit dem Kind zum Arzt, da eine Blinddarmentzündung, ein Harnwegsinfekt, eine Nierenbeckenentzündung oder eine Vergiftung dahinterstecken könnten. Bei Kindern sind Bauchkrämpfe manchmal auch ein Hinweis auf eine Entzündung der Lymphknoten in der Bauchhöhle sein (Lymphadenitis mesenterialis), die sich ähnlich äußern kann wie eine Blinddarmentzündung, jedoch meist von selbst abklingt.
Was hilft bei Bauchkrämpfen?
Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Vor allem bei länger andauernden, kolikartigen oder sehr starken Bauchkrämpfen ist es wichtig, die Ursache der Beschwerden abklären zu lassen. Reichen bei vorübergehender Verstopfung oftmals abführende Maßnahmen oder Abwarten aus, können bei bestimmten Darminfekten Antibiotika notwendig sein. Bei Gallensteinen oder Darmtumoren ist eine Operation meist die geeignete Therapie.
Neben der ursächlichen Therapie der Bauchkrämpfe sind oft auch sogenannte symptomatische Maßnahmen notwendig, die zwar nicht die Auslöser beseitigen, aber die Beschwerden lindern. Bei starken Bauchkrämpfen können beispielsweise sogenannte Spasmolytika helfen, also krampflösende Schmerzmittel wie Butylscopolamin, sowie die Darmmuskulatur entspannende Medikamente wie Mebeverin und Phytotherapeutika (pflanzliche Mittel mit Pfefferminze, Kümmel, Kamille, Fenchel oder Anis).
Hausmittel gegen Bauchkrämpfe:
- Ruhe und Entspannung
- eine Wärmflasche
- warmer Tee (z.B. Pfefferminz-, Kümmel-, Kamillen-, Fenchel- oder Anistee)
Wenn die Schmerzen dem Magen oder Darm entspringen, kann es helfen, vorübegehend die Ernährung umzustellen, indem man belastende Lebensmittel und Getränke meidet. Fettige, schwer verdauliche und blähende Speisen sowie Alkohol sollten dann nicht auf dem Speiseplan stehen. Um die Verdauung zu fördern, ist es wichtig, ausreichend zu trinken.
Wichtig: Auch Rauchen sollte man bei Magenschmerzen nicht, weil Nikotin die Magenschleimhaut reizt.
Video: Sechs Tipps für eine magenbekömmliche Kost
Diagnose: Was muss der Arzt bei Bauchkrämpfen wissen?
Da es viele verschiedene Gründe für Bauchkrämpfe gibt, sind für eine genaue Diagnose unterschiedliche Untersuchungen notwendig. Zunächst ist es wichtig, die ausführliche Krankengeschichte (Anamnese) festzuhalten.
Der Arzt stellt deshalb eine Reihe von Fragen – zum Beispiel:
- Wo im Bauch sind die Schmerzen genau?
- Wie fühlen sich die Schmerzen an – eher spitz oder stumpf, drückend oder schneidend?
- Wann sind die Krämpfe aufgetreten?
- Sind die Beschwerden dauerhaft vorhanden oder eher kolikartig mit schmerzfreien Zwischenphasen?
- Sind die Krämpfe nach dem Essen stärker oder werden sie durch eine bestimmte Speise (z.B. fettreiches Essen) ausgelöst?
- Gibt es etwas, das gegen die Schmerzen hilft?
- Wie sieht der Stuhlgang aus? (Durchfall, Verstopfung, Farbe)
- Gibt es weitere Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall oder Blut im Stuhl?
- Bestehen andere Vorerkrankungen?
- Bei Frauen: Wann war der Zeitpunkt der letzten Menstruation?
Es folgt eine gründliche körperliche Untersuchung, bei welcher der Arzt den Bauch abtastet, abklopft und mit dem Stethoskop abhorcht. Finden sich Hinweise auf eine Erkrankung des Dickdarms, tastet der Arzt gegebenenfalls den Enddarm des Patienten mit dem Finger aus (rektale Untersuchung).
Je nach Ergebnis der vorangegangenen Untersuchungen und nach vermuteter Ursache der Bauchkrämpfe können zur richtigen Diagnose weitere Maßnahmen notwendig sein. Dazu zählen unter anderem:
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Bauchs
- Röntgenuntersuchungen / Computertomographie
- Blutuntersuchungen
- Urin- und Stuhluntersuchungen
Ist die Ursache der Bauchkrämpfe immer noch nicht auffindbar, können gegebenenfalls weitere Diagnose-Tests Aufschluss bringen:
- Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten (wie Laktose-Toleranztest)
- Magenspiegelung und/oder eine Darmspiegelung
- Computer- oder Kernspintomographie
- endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP) zur Darstellung und Behandlung der Gallen- und Bauchspeicheldrüsengänge
- weitere fachärztliche Untersuchungen, zum Beispiel bei einem Gynäkologen oder Urologen
Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 17.9.2019)
Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA): www.kindergesundheit-info.de (Abrufdatum: 17.9.2019)
Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 17.9.2019)
Akutes Abdomen. Informationen des medizinischen Online-Nachschlagewerks AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 29.7.2019)
Lymphknotenentzündung in der Bauchhöhle (mesenteriale Lymphadenitis). Informationen des medizinischen Online-Nachschlagewerks Deximed: www.deximed.de (Stand: 7.9.2018)
Füeßl, H., Middeke, M.: Duale Reihe. Anamnese und Klinische Untersuchung. Thieme, Stuttgart 2018
Frieling, T., Erckenbrecht, J. F.: Ratgeber Schmerzen und Krämpfe im Bauchraum. Online-Publikation der Gastro-Liga e.V.: www.gastro-liga.de (Stand: Januar 2017)
Siegenthaler, W.: Siegenthalers Differenzialdiagnose: Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2012
Weitere Informationen
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Letzte inhaltliche Prüfung: 17.09.2019
Letzte Änderung: 17.09.2019