Interferon alfa-2b

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 20.09.2007

Allgemeines

Interferon alfa-2b wird in der Krebstherapie und der Therapie von Leberentzündungen (auch im Stadium der Leberzirrhose) durch Viren (Hepatitis B und C) eingesetzt, um die körpereigene Abwehr gegen Viren anzuregen und das Wachstum von Krebszellen zu hemmen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Abwehrsystem gegen Viren bei Leberentzündungen und Leberzirrhose anregen
  • Wachstum von Krebszellen hemmen
  • bestimmte Krebsformen behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Interferon alfa-2b im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Interferon alfa-2b nicht verwendet werden?

Interferon alfa-2b darf generell nicht eingesetzt werden, wenn eine Allergie gegen diesen Wirkstoff besteht. Außerdem ist er nicht zu verwenden, wenn eine Herzkrankheit existiert oder existiert hat oder wenn Erkrankungen des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark), wie beispielsweise Krampfanfälle (Epilepsien), bestehen. Gleiches gilt bei schweren psychischen Störungen.

Bei schweren Leberfunktionsstörungen und Nierenfunktionsstörungen ist Interferon alfa-2b ebenfalls verboten. Darüber hinaus ist es bei schwerer Leberentzündung mit entgleister narbiger Umwandlung der Leber (Leberzirrhose) verboten, da es zum vollständigen Leberversagen kommen kann. Auch bei anderen Formen der Leberentzündung, die nicht durch Viren verursacht wurden, ist von einer Anwendung abzusehen. Dies gilt auch für Autoimmunkrankheiten (Krankheiten, bei denen der Körper Abwehrzellen gegen eigene Organe oder Gewebe bildet) der Leber oder Niere.

Liegt eine Schilddrüsenerkrankung vor, die auch mit Medikamenten nicht ausreichend behandelt werden kann, ist Interferon alfa-2b ebenfalls nicht einzusetzen.

Außerdem darf es nicht eingesetzt werden, wenn die Patienten erst kurz zuvor Immunsuppressiva (Wirkstoffe zur Unterdrückung des Immunsystems) erhalten haben oder noch erhalten sowie wenn Patienten Proteaseinhibitoren (Verdauungsenzym-Hemmstoffe) einnehmen. Gleiches gilt, wenn die Patienten sich in einem sehr geschwächten Zustand befinden oder zuckerkrank sind.

Eine ärztliche Risiko-Nutzen-Abwägung ist notwendig bei leichtereren Leberfunktionsstörungen, bei Augenerkrankungen, bei Blutgerinnungsstörungen oder schwerer Knochenmarksfunktionseinschränkung. Gleiches gilt bei Patienten mit Depressionen, mit Selbstmordabsichten und nach Selbstmordversuchen.

Ferner muss bei Schuppenflechte, Sarkoidose, HIV-Infektion und bösartigem Hautkrebs eine Abwägung von Nutzen und Risiko erfolgen.

Kommt es im Verlauf der Behandlung zu schweren Überempfindlichkeitsreaktionen, muss die Behandlung abgebrochen werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Für Interferon alfa-2b liegen keine klinischen Untersuchungsergebnisse bezüglich möglicher Risiken in der Schwangerschaften und Stillzeit vor. Daher ist Interferon alfa-2b während der Schwangerschaft nur anzuwenden, wenn der potenzielle Nutzen die Gefahren für das ungeborene Kind rechtfertigt. In der Stillzeit sollte der Wirkstoff gar nicht verabreicht werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Verabreichung des Wirkstoffes bei Kindern ist durch den behandelnden Arzt besonders streng bezüglich Nutzen und Risiko abzuwägen.

Welche Nebenwirkungen kann Interferon alfa-2b haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Interferon alfa-2b. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Ermüdung, Schüttelfrost, Fieber, grippeartige Symptome, Kraftlosigkeit, Gewichtsabnahme, Übelkeit, Magersucht, Durchfall, Bauchschmerzen, Erbrechen, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Skelettschmerzen, Depression, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Angst, Konzentrationsschwäche, Gefühlsschwankungen, Haarausfall, Juckreiz, Hauttrockenheit, Ausschlag, Rachenraumentzündung, Husten, Luftnot, Schwindel, Virusinfektionen, Injektionsstellenentzündungen.

Häufige Nebenwirkungen:
Injektionsstellenschmerzen, Mundtrockenheit, Schwitzen, Hautrötung, Tränendrüsenstörungen, Unwohlsein, Brustkorbschmerzen, Schmerzen, Bluthochdruck, Gefühlsstörungen, Verwirrtheit, Missempfindungen, Zittern, Migräne, Schilddrüsenüberfunktion, Schilddrüsenunterfunktion, Verdauungsbeschwerden, Mundentzündung, Verstopfung, Austrocknung, Zahnfleischentzündung, Zungenentzündung, dünnflüssiger Stuhl, Mundgeschwür, Ohrklingeln, Herzstolpern, Herzrasen, Lebervergrößerung, erhöhter Harnsäurewert, Kalziummangel, Durst, Gelenkentzündung, Verminderung der Blutplättchen, Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen, Schläfrigkeit, verminderte Libido, Ausbleiben der Monatsblutung, Brustschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Verminderung der Menstruation, Menstruationsstörungen, Scheidenstörungen, Herpes simplex-Infektion, Bronchitis, Nasenbluten, verstopfte Nase, Atmungsstörungen, Schnupfen, Nasenausfluss, Nasennebenhöhlenentzündung, Schuppenflechte (neu oder verschlimmert), Hautstörungen, Geschmacksverändungen, Harndrang, verschwommenes Sehen, Bindehautentzündung, Augenschmerzen, Sehstörungen, Verminderung der weißen Blutzellen, Lymphknotenveränderungen.

Seltene Nebenwirkungen:
Selbstmordabsicht, Lungenentzündung, Netzhautblutungen, Netzhautstörungen (einschließlich Makula-Ödemen), Augenhintergrundveränderung, Netzhautgefäßeverschluss, Sehschärfenverlust, Gesichtsfeldausfall, Sehnerventzündung, Augenhintergrundschwellung, Herzerkrankung.

Sehr seltene oder vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Gesichtsödem, Senkung des Blutdrucks, Verringerung der Herzdurchblutung, Herzinfarkt, Bewusstseinsstörungen, Nervenstörungen, Nervenerkrankungen, Krampfanfälle, Hörstörungen, Zuckerkrankheit, Verschlimmerung der Zuckerkrankheit, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Appetitzunahme, Zahnfleischbluten, Sarkoidose, Verschlimmerung einer Sarkoidose, Leberschäden (mit tödlichem Ausgang), Überzuckerung, Erhöhung des Blutfettwerts, Muskelauflösung, Beinkrämpfe, Rückenschmerzen, aggressives Verhalten, Selbstmordversuche, Selbstmord, Psychose, Halluzinationen, Lungeneinlagerungen, schwere Hauterkrankungen, schwere Hautausschläge, Absterben der Haut, Nierenerkrankung, Nierenschwäche, Nierenversagen, Durchblutungsstörungen, Blutarmut, Herzrhythmusstörungen (meist bei Herzvorerkrankungen) Autoimmunerkrankungen, Störungen des Abwehrsystems einschließlich Schilddrüsenstörungen, Hautblutungen, Gefäßentzündungen, Laborwertveränderungen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Interferon alfa-2b?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Bei der gleichzeitigen Einnahme von Zytostatika (Wirkstoff gegen Krebs wie Cyclophosphamid, Doxorubicin, Teniposid und Ara-C) kommt es zu einer erhöhten Vergiftungsgefahr.

Weiterhin sollten Schlafmittel, Betäubungsmittel und Beruhigungsmittel nur nach ärztlicher Risiko-Nutzen-Abwägung verabreicht werden, da Nebenwirkungen verstärkt werden können. Gleiches gilt für Theophyllin und Aminophyllin (beides Wirkstoffe gegen Bronchienverengung), Xanthinderivate (Wirkstoffe gegen Durchblutungsstörungen), Ribavirin (Wirkstoff gegen Viren) und Shosaikoto (chinesischer Wirkstoff).

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Während der Behandlung sind empfängnisverhütende Maßnahmen unerlässlich.
  • Bei Änderungen der Sehleistung sollten Augenuntersuchungen durchgeführt werden.
  • Bei Patienten mit Atemproblemen und Fieber sollte die Lunge geröntgt werden.
  • Während der Behandlung auf ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, da ein Blutdruckabfall möglich ist.
  • Während der Therapie müssen regelmäßig augenärztliche Kontrollen durchgeführt werden.
  • Das Reaktionsvermögen kann eingeschränkt sein und damit auch die Fähigkeit zur Teilnahme am Strassenverkehr sowie zum Bedienen von Maschinen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Interferon alfa-2b?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Interferon alfa-2b enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Interferon alfa-2b

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Interferon alfa-2b. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Interferone, zu welcher der Wirkstoff Interferon alfa-2b gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Interferon alfa-2b

Interferon alfa-2b wird in der Krebstherapie und der Therapie von Leberentzündungen (auch im Stadium der Leberzirrhose) durch Viren (Hepatitis B und C) eingesetzt, um die körpereigene Abwehr gegen Viren anzuregen und das Wachstum von Krebszellen zu hemmen.

Zu den mit Interferon alfa-2b behandelbaren Krebsarten zählen die Haarzellenleukämie, die chronisch myeloische Leukämie (CML), das T-Zell-Lymphom der Haut, das follikuläre Non-Hodgkin-Lymphom, das bösartige Melanom, das Nierenzellkarzinom und das Kaposi-Sarkom bei AIDS-Patienten.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Interferon alfa-2b sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Interferon alfa-2b

Das Immunologikum Interferon alfa-2b aktiviert, als gentechnisch hergestellter körperidentischer Abwehrstoff, viele Zellen des Abwehrsystemssystems (Immunabwehr). "Fremde" Zellen können so besser erkannt und beseitigt werden.

Weiterhin ist Interferon alfa-2b in der Lage in Virenzellen einzudringen und deren Stoffwechsel in der Art zu beeinflussen, dass eine Vermehrung nicht mehr möglich ist und so eine virusbedingte Infektion erfolgreich behandelt werden kann.

Daneben hemmt der Wirkstoff die Teilung und Vermehrung rasch wachsender Zellen (beispielsweise Krebszellen). Für die Behandlung von Krebsarten stellt dies eine Therapiemöglichkeit dar. Hier ist aber auch von großer Bedeutung, dass die gesteigerte Immunabwehr selbst zu einer Bekämpfung des Tumors beiträgt.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.