Blutige Zahnbürste mit Blutspritzern im Waschbecken
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Zahnfleischentzündung

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 14.10.2021

Häufiges Zahnfleischbluten sollte man nicht ignorieren. Häufig steckt eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) dahinter. Sie entsteht meist durch Bakterien, die sich auf der Zahnoberfläche sammeln und zu entzündlichen Prozessen am Zahnfleisch führen. Wie Zahnärzte dann behandeln – und was Sie selbst tun können.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zahnfleischentzündung (Gingivitis)

In der Mundhöhle tummeln sich mehr als 500 Bakterienarten, die zum größten Teil harmlos sind. Wenn die Bakterien jedoch zu lange in der Mundhöhle verweilen, zum Beispiel durch mangelnde Mundhygiene, können sie sich ungemindert vermehren. Sie schließen sie sich zu einem Film zusammen (sog. Biofilm oder Plaque) und können zu einer Zahnfleischentzündung führen.

Unbehandelt kann sich eine Gingivitis zu einer Entzündung des Zahnhalteapparats (Parodontitis) entwickeln, die den Zahnbestand gefährdet. Bei rascher Behandlung klingen die Beschwerden einer Zahnfleischentzündung aber im Allgemeinen innerhalb weniger Tage ab und sollten nach einiger Zeit ganz verschwinden.

Was ist eine Zahnfleischentzündung?

Der anfangs noch weiche Zahnbelag verhärtet sich innerhalb weniger Tage und wird zu Plaque und schließlich zu Zahnstein. Zahnstein wiederum erleichtert es neuen Bakterien, an der Zahnoberfläche haften zu bleiben. Die Ansammlung von Bakterien verursacht über kurz oder lang eine Zahnfleischentzündung.

Erstes Anzeichen ist in der Regel gerötetes, geschwollenes Zahnfleisch und Zahnfleischbluten, das bereits bei leichten Berührungen auftritt. Die Zahnfleischentzündung gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Zahnhalteapparats. Über 80 Prozent der Erwachsenen in Deutschland zeigen Anzeichen einer Gingivitis.

Es lassen sich vier Formen einer Gingivitis unterscheiden:

  1. Akute Zahnfleischentzündung
  2. Akute nekrotisierende und ulzeröse Zahnfleischentzündung mit Geschwürbildung und Gewebstod
  3. Chronische Zahnfleischentzündung
  4. Zahnfleischentzündung an Implantaten (Mukositis)

Zahnfleischentzündung: Symptome

Eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) äußert sich zuerst durch Symptome wie gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch. Dabei sitzt das Zahnfleisch nicht mehr fest zwischen den Zahnzwischenräumen, sondern lockert sich. Meist treten später bei einer Gingivitis weitere Symptome wie Zahnfleischrückgang und Zahnfleischbluten auf. Das Zahnfleisch blutet dann bereits bei leichten Berührungen. Schmerzen treten eher selten auf.

Zahnfleischbluten wird hierbei von den meisten Betroffenen nur selten als Symptom einer Gingivitis registriert und in seiner Bedeutung unterschätzt. Dabei ist es wichtig, die Symptome ernst zu nehmen und eine Zahnfleischentzündung frühzeitig aufzuhalten, um Folgeschäden für den Zahnhalteapparat wie eine Parodontitis zu vermeiden.

Zahnfleischentzündung: Ursachen

Wenn sich auf der Zahnoberfläche Bakterien ansammeln, ist dies die häufigste Ursache für eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Werden diese nicht durch eine gründliche Zahnpflege regelmäßig entfernt, können sie sich vermehren und zu Zahnbelag (Plaque) am Zahnfleischrand und auf der Zahnoberfläche führen. Solch ein Bakterienfilm kann sich innerhalb weniger Tage ausbilden.

Mineralisiert die Plaque, bildet sich sogenannter Zahnstein. Die Bakterien, die in der Plaqueschicht leben, sondern Stoffe ab, die am Zahnfleischrand zu entzündlichen Prozessen führen können. Der Biofilm schützt die Bakterien außerdem vor der körpereigenen Abwehr und vor Medikamenten. So können sie ungestört Giftstoffe freisetzen, die dann die Zahnfleischentzündung auslösen. Bei einer Zahnfleischentzündung rötet sich das Zahnfleisch, es schwillt an und beginnt rasch zu bluten.

Zu weiteren Ursachen einer Gingivitis zählen auch mechanische Reizungen des Zahnfleischs, bei denen keine bakteriellen Infektionen beteiligt sind.

Risikofaktoren

Neben einer mangelnden Zahnhygiene gibt es weitere Umstände, die die Entstehung einer Zahnfleischentzündung begünstigen können, so zum Beispiel:

Zahnfleischentzündung: Behandlung

Der anfänglich noch weiche Zahnbelag lässt sich noch leicht mit der Zahnbürste entfernen. Bei Zahnstein hingegen führt kein Weg mehr am Zahnarzt vorbei – mithilfe einer professionellen Zahnreinigung (PZR) kann der Arzt oder das geschulte Praxispersonal Plaque und Zahnstein problemlos entfernen.

Bei einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis) besteht die Therapie zunächst darin, dass der Zahnarzt vorhandene Zahnbeläge beziehungsweise Zahnstein von den Zähnen entfernt.

Außerdem werden bei einer Zahnfleischentzündung in der Regel Mundspülungen mit Wirkstoffen eingesetzt, die die Zahl der Bakterien im Mundraum verringern (wie z.B. Chlorhexidin). Voraussetzung ist jedoch, dass man auf eine regelmäßige und gründliche Zahnpflege achtet.

Heilt die Zahnfleischentzündung trotz dieser Therapie-Maßnahmen nicht ab, muss untersucht werden, ob andere Umstände den Heilungsprozess eventuell behindern (unter Umständen bestimmte Medikamente oder Hormone).

Zahnfleischentzündung: Vorbeugen

Das beste Mittel, um einer Zahnfleischentzündung vorzubeugen, ist eine regelmäßige Mundhygiene. Wenn Sie zweimal täglich die Zähne putzen und einmal am Tag die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten reinigen, reicht dies normalerweise aus. So verhindern Sie, dass Bakterien auf der Zahnfläche länger haften bleiben und eine Plaqueschicht entsteht.

Die tägliche Zahnpflege kann zusätzlich durch Mundspülungen ergänzt werden, die plaquebildende Bakterien am Wachstum hindern. Dabei sollten Sie darauf achten, dass Sie medizinische Mundspüllungen verwenden. Mundwässer, die lediglich den Atem erfrischen, hemmen nicht Bakterien in ihrem Wachstum. Mundspülungen mit dem Wirkstoff Chlorhexidin sollten nicht länger als zwei bis drei Wochen lang angewendet werden, da diese zu Zahnverfärbungen und Geschmacksirritationen führen können.

Sinnvoll ist es, die Zähne ein- bis zweimal pro Jahr durch eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt von allen Belägen befreien zu lassen.

Zahnfleischentzündung: Diagnose

Um bei einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis) die Diagnose zu stellen, untersucht der Zahnarzt, ob das Zahnfleisch eine gesunde blass-rosa Farbe hat und die Zahnzwischenräume ausfüllt oder ob es gerötet und an den Zahnrändern geschwollen ist.

Außerdem wird überprüft, ob Zahnbeläge (Plaque) vorhanden sind und ob das Zahnfleisch leicht zu bluten beginnt. Hierzu testet der Zahnarzt die Festigkeit des Zahnfleischs mit einer Sonde. Der Zahnarzt schiebt diese vorsichtig an verschiedenen Stellen der Zähne in die Zahnfleischtasche. Dabei prüft er, wie tief er die Sonde einführen kann, ob das Zahnfleisch leicht zu bluten anfängt und wie rau die Zahnoberfläche ist. Aus den Befunden ergeben sich unterschiedliche Anzeichen, die auf gesundes Zahnfleisch und Zahnbett, Zahnfleischentzündung oder Parodontitis hindeuten.

Zahnfleischentzündung: Verlauf

Wird eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) nicht behandelt, kann sie sich bereits nach wenigen Tagen zu einer chronischen Zahnfleischentzündung entwickeln, die den Zahnhalteapparat durch eine dadurch entstehende Parodontitis beeinträchtigt. Im weiteren Verlauf kann die Gingivitis durch die dabei entstehenden Zahnlockerungen sogar den Zahnbestand gefährden.

Diskutiert wird außerdem ein Zusammenhang zwischen Entzündungen im Zahnhalteapparat und einem erhöhten Risiko für die koronare Herzkrankheit (KHK) und einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt). Man vermutet, dass sich die zunächst auf den Zahnhalteapparat begrenzte Entzündung in den restlichen Körper ausbreitet und so Arterienverkalkung (Arteriosklerose) fördert.