Karies: Junge zur Untersuchung bei Zahnärztin
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Karies: Loch im Zahn erkennen und Behandlung

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 15.10.2024

Karies zählt zu den häufigsten Erkrankungen der Zähne weltweit und betrifft Menschen jeden Alters. Besonders anfällig sind jedoch Kinder, deren Milchzähne weniger widerstandsfähig gegen Bakterien sind. Erfahren Sie, wie Löcher in den Backenzähnen oder Schneidezähnen entstehen und wie die Behandlung im Anfangsstadium und Spätstadium erfolgt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Karies

Ist noch kein Loch entstanden, lässt sich Karies im Anfangsstadium möglicherweise durch eine Remineralisierung stoppen. Zum Einsatz kommen dafür etwa fluoridhaltige Zahnpasten oder Gele.

Frühe Anzeichen können weiße, gelbliche oder bräunliche Flecken auf den Zähnen sein, die sich nicht durch Zähneputzen entfernen lassen. Später kann der Zahn empfindlich auf Kälte, Hitze oder zuckerhaltiges reagieren.

Ohne Behandlung zerstört Karies erst den Zahnschmelz und dann das Zahnbein (Dentin), die darunterliegende Schicht. Im dritten Stadium greifen die Bakterien das Zahnmark und die Wurzeln an. Die Folgen sind mitunter Zahnverlust und Infektionen, welche den gesamten Körper betreffen können.

Milchzähne sind besonders anfällig für Karies, da ihr Zahnschmelz weniger widerstandsfähig ist. Zuckerhaltige Getränke aus Nuckelflaschen und unzureichende Zahnpflege tragen dazu bei, dass sich Karies bei Kindern schnell entwickeln kann.

Was ist Karies?

Karies, früher auch als Zahnfäule bezeichnet, ist eine durch Bakterien verursachte Erkrankung der Zähne, die den Zahnschmelz angreift und zu Zahnschäden führt. Fast jeder Mensch ist einmal in seinem Leben von der Zahnerkrankung betroffen. Bereits bei kleinen Kindern sind die Milchzähne besonders gefährdet.

Die Ursache von Karies liegt in der Ansammlung von bakteriellen Belägen (Plaque) auf den Zähnen, die vor allem bei mangelnder Mundhygiene entstehen. Diese Bakterien verarbeiten Zucker aus der Nahrung und produzieren dabei Säuren, die den Zahnschmelz angreifen. Ohne rechtzeitige Behandlung entstehen durch diesen Prozess die typischen Löcher im Zahn.

Karies: Anfangsstadium noch ohne Schmerzen

Abhängig vom Fortschritt der Erkrankung werden verschiedene Formen von Karies unterschieden, die jeweils unterschiedliche Schweregrade aufweisen:

  • frühe Karies (Initialkaries): Im Anfangsstadium ist die Zahnoberfläche äußerlich noch intakt, allerdings zeigen sich erste Anzeichen von Entkalkung, die auf eine beginnende Schädigung hinweisen. Schmerzempfindungen treten hier in der Regel noch nicht auf.

  • Karies im Zahnschmelz (Schmelzkaries): Im zweiten Stadium greifen die Bakterien den Zahnschmelz an. Schmerzen sind meist nicht vorhanden, die Erkrankung kann aber durch Verfärbungen sichtbar sein.

  • Karies im Zahnbein (Dentinkaries): Hat die Karies das Dentin, die zweite Schicht des Zahns, erreicht, wird der Zahn empfindlicher. Typisch sind Schmerzen bei Kontakt mit heißen, kalten oder süßen Speisen.

  • tiefe Karies (profunde Karies): In diesem fortgeschrittenen Stadium hat sich die Karies bis ins Zahnmark (Pulpa) ausgebreitet. Dies verursacht starke Schmerzen, auch ohne äußere Reize. Unbehandelt kann der betroffene Zahn absterben.

Eine Sonderform ist die trockene Karies (Caries sicca), welche in einem der ersten drei Stufen bereits zum Stillstand gekommen ist. In dem Fall hat die Karies eine dunkelbraune oder schwarze Färbung.

Ursachen: Wie entsteht Karies am Zahn?

Karies entsteht durch das Zusammenspiel von Bakterien, Zucker und unzureichender Zahn- und Mundhygiene. Wenn die Zähne nicht ausreichend und regelmäßig geputzt werden, bildet sich ein Zahnbelag, der Kariesbakterien einen idealen Nährboden bietet.

Diese Bakterien kommen im Mundraum jedes Menschen vor. Sie verstoffwechseln Zucker und wandeln diesen in Säuren um. Die entstehenden Säuren entziehen dem Zahnschmelz nach und nach Mineralien, wodurch er porös und anfällig wird. Dieser Vorgang wird als Demineralisierung bezeichnet.

Neben einer schlechten Zahnpflege und einer stark zuckerhaltigen Ernährung gibt es viele weitere Faktoren, die das Kariesrisiko erhöhen können. Dazu gehören:

  • trockener Mund (Xerostomie): Speichel spielt eine zentrale Rolle bei der Neutralisierung von Säuren und der Remineralisierung des Zahnschmelzes. Ein geringer Speichelfluss kann Karies daher begünstigen.

  • genetische Faktoren: Studien weisen darauf hin, dass einige Personen aufgrund ihrer Genetik anfälliger für Karies und auch andere Zahnerkrankungen wie Parodontitis sind.

  • Beschaffenheit der Zähne: Engstellungen oder Fehlstellungen der Zähne sorgen mitunter dafür, dass die Reinigung erschwert ist. Auch der Fluoridgehalt des Schmelzes hat Einfluss auf das Kariesrisiko. Besonders kariesgefährdet sind zudem Zähne mit sehr unebener Kaufläche. In den Vertiefungen und Rillen, auch Fissuren genannt, kommt es leicht zu einer Ansammlung von Bakterien.

  • fehlende Fluoridzufuhr: Fluorid stärkt den Zahnschmelz und macht ihn widerstandsfähiger gegen Säuren. Eine unzureichende Fluoridzufuhr, sei es durch Zahnpasta oder fluoridiertes Speisesalz, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Zahnschmelz durch Säuren beschädigt wird.

  • bestimmte Erkrankungen: Krankheiten wie Diabetes mellitus oder die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) können das Risiko für Karies erhöhen.

  • Medikamente: Einige Arzneimittel führen als Nebenwirkung zu Mundtrockenheit  und begünstigen Zahnerkrankungen. Dazu gehören etwa Antidepressiva oder blutdrucksenkende Medikamente.

  • Genussmittel: Der Konsum von Tabak und Alkohol kann die natürliche Mundflora schädigen und so das Kariesrisiko erhöhen.

Interessant zu wissen: Häufig zeigt sich Karies auf den Kauflächen der Backenzähne. Aber auch an den Seiten der Zähne im nicht sichtbaren Bereich tritt sie auf. Insbesondere bei Kleinkindern, die dauerhaft an süßen Getränken nuckeln, sind auch die Schneidezähne betroffen.

Karies: Symptome und Verlauf

Die Symptome von Karies entwickeln sich schleichend. In den frühen Stadien sind Zahnschmerzen eher selten. Betroffene berichten jedoch häufig von Überempfindlichkeiten, besonders beim Verzehr von süßen, heißen oder kalten Speisen.

Karies beginnt meist als unscheinbarer, weißlicher Fleck auf dem Zahnschmelz. Diese Verfärbung zeigt eine beginnende Entkalkung des Zahns an (Schmelzkaries). Ohne Behandlung dringen Bakterien tiefer in den Zahn ein, was zur Verfärbung der Flecken und schließlich zu dunklen, braunen Stellen führt.

Bleibt die Karies weiter unbehandelt, greift sie auf das umliegende Gewebe über. Die Folge ist eine Entzündung und es kann zur Bildung eines Abszesses kommen. Dabei handelt es sich um einen mit Eiter gefüllten Hohlraum im Gewebe. Mitunter geht die Infektion auf die Knochen über. Im letzten Stadium kommt es zum Zahnverlust.

Behandlung von Karies

Die Wahl der Kariesbehandlung richtet sich nach dem Ausmaß der bereits entstandenen Zahnschäden. Je weiter die Karies vorangeschritten ist, desto aufwendiger wird die Behandlung, um den Zahn zu erhalten oder zu ersetzen.

In frühen Stadien genügt häufig eine remineralisierende Therapie. Hierbei tragen Zahnärzt*innen Fluorid in Form von Gelen oder Pasten auf die betroffenen Stellen auf. Diese Behandlung stärkt den Zahnschmelz und fördert die Einlagerung von Mineralstoffen, was die beginnende Karies aufhalten kann. Unterstützend ist eine konsequente Verbesserung der Mundhygiene notwendig, um eine erneute Kariesbildung zu verhindern.

Liegt bereits ein Loch im Zahn vor, muss die geschädigte Zahnsubstanz entfernt werden. Hierzu bohrt der*die Zahnarzt*Zahnärztin den kariösen Bereich aus und füllt den entstandenen Defekt mit einem geeigneten Füllmaterial. Bei stärker geschädigten Zähnen kann es erforderlich sein, eine Teilkrone oder Krone anzufertigen, um die Kaufunktion und Stabilität des Zahns wiederherzustellen.

Hat die Karies das Zahnmark erreicht und sind die Zahnnerven betroffen, ist eine Wurzelkanalbehandlung notwendig. Bei diesem Verfahren werden die infizierten Wurzelkanäle von Bakterien und abgestorbenem Gewebe gereinigt und anschließend mit einem speziellen Material verschlossen, um den Zahn vor weiteren Entzündungen zu schützen.

In besonders schweren Fällen, wenn die Zahnsubstanz zu stark zerstört ist, bleibt oft nur die Zahnextraktion. Der entfernte Zahn kann dann durch eine Brücke oder ein Implantat ersetzt werden, um Funktion und Ästhetik wiederherzustellen.

Füllmaterialien: Vor- und Nachteile

Für die Versorgung von Zahndefekten stehen verschiedene Füllmaterialien zur Verfügung, die sich in Haltbarkeit, Kosten und Ästhetik unterscheiden. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten in der Regel nur kostengünstige Standardfüllungen aus Amalgam oder Kunststoff.

  • Kunststoff-Komposite: Diese Füllungen bestehen aus einer Mischung von Kunststoff und keramischen Partikeln. Sie bieten eine gute Ästhetik, da sie farblich an den Zahn angepasst werden können, und sind relativ kostengünstig. Allerdings sind sie weniger langlebig als andere Materialien.

  • Keramik: Keramikfüllungen sind sehr haltbar und ästhetisch anspruchsvoll, da sie dem natürlichen Zahn in Farbe und Struktur sehr ähnlich sind. Sie sind jedoch teurer als Kunststofffüllungen.

  • Goldlegierungen: Goldfüllungen gelten als äußerst robust und langlebig. Sie werden jedoch selten verwendet, da sie auffällig sind und vergleichsweise hohe Kosten verursachen.

  • Amalgam: Amalgam war lange Zeit ein verbreitetes Füllmaterial, da es sehr widerstandsfähig und langlebig ist. Allerdings ist die Verwendung von Amalgam aufgrund des Quecksilbergehalts umstritten. 

So wird Karies diagnostiziert

Die Diagnostik von Karies beginnt in der Regel mit einem ausführlichen Anamnesegespräch in der Zahnarztpraxis. Dabei erkundigt sich der*die Zahnarzt*Zahnärztin nach verschiedenen Faktoren, die Aufschluss über die Zahngesundheit und mögliche Ursachen für Karies geben könnten. Dazu gehören:

  • aktuelle Beschwerden
  • Zahnhygienegewohnheiten
  • Medikamenteneinnahme
  • vorherige Zahnerkrankungen

Nach dem Anamnesegespräch folgt die klinische Untersuchung der Zähne. In vielen Fällen kann der*die Zahnarzt*Zahnärztin Karies bereits mit bloßem Auge erkennen, insbesondere wenn der Zahnschmelz bereits sichtbar geschädigt ist oder sich Verfärbungen zeigen.

Um Karies an schwer zugänglichen Stellen wie den Zahnzwischenräumen oder unter bestehenden Füllungen zu entdecken, wird häufig eine Röntgenaufnahme gemacht. Diese hilft, versteckte Kariesherde aufzuspüren. Die Röntgenbilder ermöglichen zudem eine Einschätzung, wie tief die Karies in den Zahn eingedrungen ist, was für die Wahl der richtigen Therapie entscheidend ist.

Karies: Verlauf & Prognose

Im Frühstadium der Karies ist der Zahnschmelz zwar geschwächt, aber noch nicht durchbrochen. Hier besteht oft noch die Möglichkeit, den Mineralverlust durch die Anwendung von Fluoridpasten oder -gelen auszugleichen. 

Sobald der Zahn jedoch sichtbar beschädigt ist, reicht eine häusliche Behandlung nicht mehr aus. In solchen Fällen ist eine zahnärztliche Behandlung erforderlich. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind entscheidend, um größere Schäden zu vermeiden.

Auch nach der zahnärztlichen Versorgung – sei es durch Füllungen, Kronen, Brücken oder Implantate – spielt das tägliche Zähneputzen eine zentrale Rolle, um ein Wiederauftreten der Karies zu verhindern. 

Wie lässt sich Karies vorbeugen?

Der beste Schutz vor Karies besteht aus einer Kombination aus gründlicher Pflege von Zähnen und Zahnfleisch, einer zahngesunden Ernährung sowie regelmäßige Kontrolluntersuchungen in der zahnärztlichen Praxis. Die folgenden Maßnahmen können zur Vorbeugung beitragen:

  • gründliche Zahnpflege: Die Zähne sollten mindestens zweimal täglich gereinigt werden, idealerweise morgens und abends. Fluorid stärkt den Zahnschmelz und macht ihn widerstandsfähiger gegen Säureangriffe.

  • Reinigung der Zahnzwischenräume: Neben der Zahnbürste sind Zahnseide und Interdentalbürsten unverzichtbar, um Plaque und Speisereste aus den Zwischenräumen zu entfernen, wo sich Kariesbakterien gerne ansiedeln.

  • zahnfreundliche Ernährung: Um den Zahnschmelz zu schützen, sollte der Konsum von säure- und zuckerhaltigen Nahrungsmitteln möglichst reduziert werden. Dies gilt auch für gesüßte Getränke wie Limonaden oder Fruchtsäfte.

  • Speichelfluss fördern: Da Speichel eine schützende Funktion hat, indem er Säuren neutralisiert und die Zähne remineralisiert, ist es hilfreich, den Speichelfluss anzuregen.  Das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi, insbesondere nach den Mahlzeiten, kann die Speichelproduktion unterstützen. Um eine Austrocknung des Mundraums zu vermeiden, sollten über den Tag mindestens zwei Liter Flüssigkeit getrunken werden. Geeignet sind Wasser und ungesüßter Tee.

  • regelmäßige zahnärztliche Kontrollen: Mindestens zweimal im Jahr sollten Kontrolluntersuchungen in der Zahnarztpraxis wahrgenommen werden. Hierbei können Zahnärzt*innen beginnende Karies frühzeitig erkennen und behandeln. Darüber hinaus ist eine professionelle Zahnreinigung (PZR) empfehlenswert, um hartnäckige Beläge und Zahnstein zu entfernen, die das Risiko für Karies und Zahnfleischentzündungen erhöhen.