Dyspnoe (Atemnot)
Von Dyspnoe (Atemnot, Luftnot) sprechen Ärzte, wenn eine Person das Gefühl hat, zu wenig Luft zu bekommen.

Inhaltsverzeichnis
Nach starker körperlicher Anstrengung ist es ganz normal, etwas "aus der Puste zu kommen". Wenn aber schon kleine Anstrengungen zu Atemnot führen oder die Luftnot sogar in Ruhe auftritt, kann eine Erkrankung dahinterstecken.
Akute und chronische Dyspnoe
Mediziner unterscheiden bei einer Atemnot zwischen der
- akuten und der
- chronischen Dyspnoe.
Eine akute Atemnot entwickelt sich plötzlich innerhalb von Minuten bis Stunden – zum Beispiel im Rahmen eines Asthmaanfalls. Die chronische Dyspnoe ist eine Atemnot, die Tage bis Monate anhalten kann, etwa bei einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).
Treten die Beschwerden bei körperlicher Belastung auf, sprechen Ärzte von einer Belastungsdyspnoe. Eine Atemnot, die auch ohne Belastung vorhanden ist, heißt Ruhedyspnoe.
Oft geht Atemnot mit weiteren Beschwerden einher, so zum Beispiel mit
- Beklemmungsgefühlen im Brustkorb,
- Kurzatmigkeit,
- Schwindel,
- Übelkeit,
- Unruhe bis hin zur Panik oder
- Schmerzen.
Dyspnoe: Ursachen
Dyspnoe (Atemnot, Luftnot) kann sehr viele verschiedene Ursachen haben. Insbesondere bei Herz- und Lungenkrankheiten ist Atemnot kein seltenes Symptom.
Häufige Ursachen von Atemnot
Eine akute, also plötzlich auftretende Dyspnoe entsteht oft durch:
- schwere akute Bronchitis
- Asthma bronchiale
- Flüssigkeitsansammlung zwischen Lunge und Brustwand (Pleuraerguss)
- Lungenembolie
- Lungenödem
- Lungenentzündung
- Herzinfarkt
- Panikattacken
Häufige Ursachen der chronischen Atemnot sind eine chronische Bronchitis, die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) oder eine Herzschwäche.
Dyspnoe durch Erkrankungen der Atemwege
Zu den Lungenkrankheiten, die bei Atemnot als Ursachen infrage kommen, gehören zum Beispiel:
- Asthma bronchiale
- akute Bronchitis
- chronische Bronchitis
- chronisch obstruktive Bronchitis
- chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
- Lungenemphysem
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- Pneumothorax
- Lungenfibrose
- Lungenödem
- Lungenembolie
- Lungentumoren (z.B. Lungenkrebs)
- krankhafte Erweiterungen der Bronchien (Bronchiektasen)
Bei bestimmten Kehlkopf- und Luftröhrenerkrankungen, bekommt man schlechter Luft. Dies kann etwa der Fall sein bei:
- Kehldeckelentzündung (Epiglottitis)
- Kehlkopfschwellung (Glottisödem)
- Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom)
- Luftröhrenentzündung
- Luftröhrenverengung (Trachealstenose)
- Luftröhrentumoren
Dyspnoe durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die zu einer Dyspnoe führen können, zählen unter anderem:
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- koronare Herzerkrankung (KHK)
- Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung (Myokarditis und Perikarditis)
- Herzklappenerkrankungen
- Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel (Perikarderguss)
- pulmonal-arterielle Hypertonie (Bluthochdruck in den Lungengefäßen)
Weitere Ursachen von Atemnot
Auch psychische Faktoren können zu einer Dyspnoe führen. Im Rahmen einer Panikattacke kann es zum Beispiel passieren, dass der Betroffene hyperventiliert: Er atmet unbewusst schneller und tiefer, als es nötig ist. Die C02-Konzentration im Blut sinkt, der ph-Wert steigt. Das führt dazu, dass die Zellen den Sauerstoff aus dem Blut schlechter aufnehmen können – sodass die Person Atemnot bekommt. Eine psychisch bedingte Hyperventilation ist zwar unangenehm, aber harmlos.
Weitere mögliche Ursachen sind zum Beispiel:
- Allergien
- Aspiration ("Verschlucken") von Fremdkörpern, Speichel, Erbrochenem usw.
- neurologische Erkrankungen
- Infektionskrankheiten wie Keuchhusten
- verlegte Atemwege, etwa durch vergrößerte Gaumen- und Rachenmandeln, Speiseröhrenerkrankungen oder eine stark vergrößerte Schilddrüse (Struma)
- Rippenfrakturen
- stoffwechselbedingte Übersäuerung (metabolische Azidose), z.B. bei Diabetes mellitus
- Sauerstoffmangel in der Höhe (Höhenkrankheit)
- Rauchvergiftung
- Schlafapnoe
Dyspnoe: Diagnose
Dyspnoe (Atemnot, Luftnot) kann viele Ursachen haben. Im Gespräch wird der Arzt zunächst eine Fragen stellen, zum Beispiel:
- Wann treten die Atembeschwerden genau auf (in Ruhe oder bei Belastung? Nur tagsüber oder auch in der Nacht?)?
- Haben Sie zusätzlich zur Atemnot noch weitere Beschwerden (wie Husten oder bewegungsabhängige Schmerzen)?
- Rauchen Sie regelmäßig und wenn ja, wieviel?
- Nehmen Sie bestimmte Medikamente ein?
- Leiden Sie unter Allergien?
- Sind bei Ihnen Vorerkrankungen bekannt (z.B. Asthma bronchiale, Herzinsuffizienz, COPD)?
Im Anschluss wird der Arzt seinen Patienten gründlich untersuchen. Dabei hört er unter anderem Herz und Lunge mit einem Stethoskop ab. Zu weiteren Standard-Untersuchungen zählen bei Bedarf:
- Blutabnahme
- EKG
- Ultraschall des Herzens (Echokardiographie)
- Röntgenaufnahme des Brustkorbs (Röntgen-Thorax)
- eine Lungenfunktionsprüfung
Je nachdem, welche Ursache der Arzt vermutet, können weitere Untersuchungen nötig sein, so etwa:
- Allergietests
- spezielle Erregernachweise bei Infekten
- Spiegelung der Bronchien (Bronchoskopie)
- Gewebeuntersuchung (Biopsie)
- Spiegelung des Kehlkopfs (Laryngoskopie)
- Computertomographie (CT)
Dyspnoe: Therapie
Bei Dyspnoe (Atemnot, Luftnot) richtet sich die Therapie nach der jeweiligen Ursache. Einige Beispiele:
- Bei Asthma bronchiale wird der Arzt bronchienerweiternde und entzündungshemmende Medikamente verschreiben.
- Bei einer akuten bakteriellen Bronchitis sind gegebenenfalls Antibiotika nötig.
- Bei psychisch bedingter Atemnot kann eine Psychotherapie sinnvoll sein.
Eine akute Atemnot kann zum medizinischen Notfall werden. Dann können eine zusätzliche Sauerstoffgabe oder eine Beatmung nötig sein.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, nicht zu rauchen – vor allem, wenn Sie bereits unter Atemnot leiden. Auch sollte man für genügend Frischluft sorgen und sich nicht in stickigen und rauchigen Räumen aufhalten.
ICD-10-Diagnoseschlüssel:
Hier finden Sie den passenden ICD-10-Code zu "Dyspnoe (Atemnot, Luftnot)":
Quellen:
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2017
Dyspnoe. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: 2.11.2017)
Baenkler, W.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2015
Siegenthaler, W.: Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten. Vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2013
Letzte inhaltliche Prüfung: 11.12.2017
Letzte Änderung: 15.03.2018