Mann leidet wegen seiner koronaren Herzkrankheit unter Angina pectoris (Brustenge).
© GettyImages/ljubaphoto
Symptome, Behandlung, Verlauf

KHK – die koronare Herzkrankheit

Von: Jenni Graf (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 24.10.2022

Kurzatmigkeit, erhöhter Puls, Schmerzen in der Brust: Entwickeln sich solche Beschwerden bei geringer körperlicher Belastung oder sogar in Ruhe, können sie für eine koronare Herzkrankheit sprechen. Was ist dann zu tun? Verschaffen Sie sich hier einen Überblick über die sogenannte KHK.

Koronare Herzkrankheit – was ist das?

Das Herz sitzt als Hohlmuskel in der Brust und stellt durch seine Kontraktionen sicher, dass alle Bereiche des Körpers mit ausreichend Blut versorgt werden. Über die sogenannten Herzkranzgefäße (auch: Koronargefäße oder Koronarien) ist es selbst an diesen Kreislauf angeschlossen.

Liegt eine koronare Herzkrankheit (KHK) vor, sind die herznährenden Blutgefäße in ihrer Funktion eingeschränkt. Sie haben sich verengt und führen dem Herzen dadurch weniger Sauerstoff zu als es benötigt. Anfangs kann das Herz ein Defizit meist noch ausgleichen, im weiteren Verlauf kommt es bei den Betroffenen zu verschiedenen Beschwerden.

Während die Symptome zunächst vor allem bei körperlicher Belastung auftreten, kommt es im weiteren Verlauf der KHK auch im Ruhezustand zu spürbaren Einschränkungen. Die passende Therapie ist entscheidend, um die Lebenserwartung der Erkrankten zu steigern.

Die KHK entwickelt sich zu einer Volkskrankheit: In der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen ist derzeit knapp ein Viertel aller Deutschen betroffen. Insgesamt leiden in der Bundesrepublik rund sechs Millionen Menschen unter der Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Symptome bei KHK

Es gibt einige Warnsignale, über die sich eine koronare Herzerkrankung bemerkbar machen kann. Zu den typischen Symptomen zählen:

Sobald solche Beschwerden auftreten, sollten Betroffene hellhörig werden und sie ärztlich abklären lassen. Die Symptome als gewöhnliche Alterserscheinung abzutun, kann fatale Auswirkungen haben. Je früher eine auf die individuelle Situation angepasste Behandlung beginnt, desto größer sind die Chancen auf Beschwerdefreiheit und eine weiterhin hohe Lebensqualität.

Achtung: Bei Frauen, Diabetiker*innen und Senioren beobachten Mediziner*innen häufig Symptome, die nicht zwingend sofort an eine KHK denken lassen. Vergleichsweise unspezifische Beschwerden wie Bauchschmerzen, ein erhöhter Herzschlag und Atemnot kommen hier vermehrt vor.

Falls die Symptome zum ersten Mal oder ungewöhnlich plötzlich und stark auftreten, könnte es sich dabei um Anzeichen für einen Herzinfarkt handeln. Der*die Betroffene oder Angehörige rufen in diesem Fall am besten den Rettungsdienst unter der 112.

Zur Ersten Hilfe bei einem Herzinfarkt gehört es darüber hinaus, die Vitalzeichen zu überwachen und gegebenenfalls mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung zu starten. Ist der*die Patient*in bei Bewusstsein, gilt es, beruhigend auf ihn oder sie einzuwirken, den Oberkörper hoch zu lagern und gegebenenfalls einschnürende Kleidungsstücke zu lösen.

Ursachen – warum entsteht eine KHK?

Den ursächlichen Mechanismus hinter der koronaren Herzkrankheit bezeichnen Ärztinnen*Ärzte als Arteriosklerose oder Atherosklerose. In der medizinischen Fachsprache fassen die Begriffe mehrere Prozesse zusammen, die den inneren Durchmesser von Arterien verringern.

Zum einen lagern sich beispielsweise über das Blut transportierte Fette an den Gefäßwänden an. Wachsen die sogenannten Plaques weiter und entzünden sie sich, können sie an der betroffenen Stelle den Blutfluss behindern.

Zum anderen besteht das Risiko, dass der Organismus in diesen Bereichen Umbaumaßnahmen veranlasst, die die Verengung weiter verstärken. Verliert das Blutgefäß dadurch an Elastizität, kommt es unter Umständen zu einem Riss in der Gefäßwand. Bei der Reparatur einer solchen Verletzung kann sich wiederum ein Blutgerinnsel lösen, das im schlimmsten Fall ein nachfolgendes, dünneres Gefäß teilweise oder komplett verschließt.

Grundsätzlich handelt es sich bei der Arteriosklerose um eine natürliche Entwicklung, die mit steigendem Lebensalter eine zunehmende Rolle spielt. Die Gefahr für eine KHK steigt bei denjenigen Personen besonders stark an, die bestimmte Risikofaktoren aufweisen.

So gehören zu den Einflüssen, die das Auftreten von Arteriosklerose begünstigen oder beschleunigen, zum Beispiel:

Einen Teil dieser Umstände kann jeder Mensch selbst beeinflussen – aber nicht alle. So kann sich eine KHK auch aufgrund von erblicher Veranlagung entwickeln. 

Diagnose: Untersuchungen bei KHK

Die Diagnose "koronare Herzkrankheit" fällt meist erst dann, wenn bereits Beschwerden bestehen. Seltener ergibt sich der Befund zufällig im Rahmen anderer Untersuchungen oder Vorsorgeleistungen.

Hat die*der Ärztin*Arzt den Verdacht, dass sich erste Anzeichen einer koronaren Herzkrankheit anbahnen, werden zur Abklärung mehrere Diagnoseverfahren angeordnet. Unter anderem können diese Untersuchungsmethoden Klarheit verschaffen:

  • EKG (Elektrokardiogramm) zur Messung der Herzströme, gegebenenfalls unter Belastung
  • Echokardiographie (Herzecho), eine Ultraschalluntersuchung des Herzens
  • sonstige bildgebende Verfahren wie die Myokard-Szintigraphie, Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT)

Ergänzend dazu wird der*die Mediziner*in die familiäre Vorgeschichte abfragen, den Blutdruck messen und die Brust genau abhören. Eine Blutuntersuchung gibt wichtige Hinweise auf die Blutfettwerte und mögliche Schäden, die Herz oder Nieren bereits davongetragen haben.

Ergeben die vorangegangenen Untersuchungen eine hohe Wahrscheinlichkeit für Gefäßverengungen, folgt eventuell eine Herzkatheter-Untersuchung . Bei dieser Koronarangiographie schiebt der*die Kardiolog*in über eine Arterie in der Leiste oder im Arm einen sehr dünnen Schlauch (den Katheter) bis zum Herzen. Dort angekommen wird ein Kontrastmittel freigesetzt, sodass über ein externes Gerät Röntgenbilder aufgenommen werden können. Die so gewonnenen Darstellungen lassen sehr genaue Aussagen über den Zustand von Herz und Koronararterien zu.

Therapie der KHK durch Medikamente

Abhängig von den genauen Ergebnissen der vorangegangenen Untersuchungen kann der*die Mediziner*in einen genau auf die individuellen Gegebenheiten abgestimmten Medikamentenplan entwickeln.

Typisch ist – je nach Bedarf – eine Kombination aus diesen Arzneimitteln:

  • Nitrate: weiten als Notfallmedikament in Spray- oder Kapselform die Blutgefäße und tragen so zu einer zügigen Entlastung des Herzens bei
  • Blutgerinnungshemmer: können, regelmäßig eingenommen, der Entstehung von Blutgerinnseln und damit einem Herzinfarkt vorbeugen
  • Statine: umgangssprachlich auch "Cholesterin-Senker", beeinflussen die Blutfettwerte positiv und reduzieren damit ein Fortschreiten der Arteriosklerose
  • Beta-Blocker: entlasten das Herz, indem sie den Puls und den Blutdruck senken (werden meist nach einem Herzinfarkt oder bei zusätzlich vorliegender Herzschwäche verordnet)
  • sonstige Blutdrucksenker (zum Beispiel ACE-Hemmer, Sartane oder Kalziumkanal-Blocker)

Im Rahmen regelmäßiger Kontrolltermine wird geprüft, ob die verschriebenen Präparate anschlagen und wie sich die Beschwerden im Zuge der Therapie entwickeln. Falls nötig, wird die Dosierungen angepasst. 

Anpassung des eigenen Lebensstils

Neben der medikamentösen Behandlung können Betroffene selbst mithelfen, diejenigen Risikofaktoren auszuhebeln, auf die sich "von außen" Einfluss nehmen lässt.

Mediziner*innen empfehlen beispielsweise:

  • regelmäßig körperlich aktiv zu sein (zum Beispiel in speziellen Herzsport-Gruppen)
  • auf eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung zu achten, mit viel frischem Obst und Gemüse
  • bestehendes Übergewicht zu reduzieren
  • das Rauchen aufzugeben
  • möglichst wenig Alkohol zu konsumieren
  • den richtigen Umgang mit Stress zu erlernen (über psychotherapeutische Angebote, aber auch durch Methoden wie Autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung)

All diese Maßnahmen können den Leidensdruck bei KHK lindern – und sich sogar positiv auf andere Erkrankungen auswirken. Wer frühzeitig beginnt und konsequent dranbleibt, leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Vorbeugung.

Operative Eingriffe bei KHK

Sind die Symptome bereits so weit fortgeschritten, dass eine medikamentöse Therapie und eine gesunde Lebensweise allein nicht mehr ausreichen, werden sich die Ärztinnen*Ärzte für einen operativen Eingriff aussprechen. Dabei bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

Einsetzen eines Stents

Ähnlich wie bei der Herzkatheter-Untersuchung führt die*der Ärztin*Arzt einen feinen Schlauch über ein Blutgefäß bis zum Herzen. An der verengten Stelle angekommen, vergrößert sich ein kleiner Ballon und presst ein feines Drahtgeflecht in die Verengung. Dieser sogenannte Stent verbleibt in der Arterie und soll sie dauerhaft weiten, um einen normalen Blutfluss zu fördern. Die medikamentöse Behandlung besteht auch im Nachgang.

Bypass-Operation

Bei der Bypass-Operation handelt es sich um den deutlich schwerwiegenderen Eingriff – denn die Operation findet am offenen Herzen statt. Das bedeutet, der*die Chirurg*in muss den Brustkorb öffnen und den*die Patient*in in der Regel an eine Herz-Lungen-Maschine anschließen. Aus körpereigenem Gewebe wird eine Art Umleitung geformt, die das Blut künftig an der verengten Stelle im ursprünglichen Gefäß vorbeiführt. Auch in diesem Fall bleibt die Einnahme von Arzneimitteln weiterhin notwendig.

Jede operative Maßnahme stellt eine, mitunter immense, Belastung für den ohnehin geschwächten Körper dar. Deswegen wägen Behandelnde sorgfältig ab, ob und welche Methode im Einzelfall Erfolg verspricht.

Rehabilitation

Verursacht die KHK sehr starke Beschwerden oder ist es bereits zu schwerwiegenden Folgen wie einem Herzinfarkt gekommen, kann die sogenannte Rehabilitation die Behandlung unterstützen. In einer speziellen Einrichtung erlernt der*die Betroffene über mehrere Wochen hinweg, im Alltag mit der Erkrankung zurecht zu kommen. Neben physio- und ergotherapeutischen Angeboten umfasst die Reha unter anderem auch psychotherapeutische Maßnahmen und Tipps zur Anpassung des Lebensstils.

Wie verläuft die koronare Herzkrankheit?

Grundsätzlich unterscheiden Ärztinnen*Ärzte bei der KHK einen akuten und einen chronischen Verlauf.

Akuter Verlauf der koronaren Herzkrankheit

Gibt sich die Erkrankung akut zu erkennen, ist ein Herzkranzgefäß meist nicht nur verengt, sondern sehr plötzlich komplett verstopft. Der unterbrochene Blutfluss zieht starke Beschwerden oder sogar einen Herzinfarkt nach sich. Dabei handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der eine sofortige Behandlung unabdingbar macht.

Andernfalls könnte der hinter der Verstopfung liegende Bereich des Herzens dauerhaften Schaden nehmen oder ganz absterben. Ursache ist in der Regel ein Blutgerinnsel, das sich bildet, wenn ein von Arteriosklerose betroffenes Gefäß aufbricht.

Chronischer Verlauf der koronaren Herzkrankheit

Die chronische Verlaufsform bezeichnen Mediziner*innen auch als stabile koronare Herzkrankheit. Sie entwickelt sich in der Regel allmählich, nicht selten über viele Jahre hinweg: Bedingt durch vorliegende Risikofaktoren verengt die Arteriosklerose zunehmend die betroffenen Blutgefäße. Typische Symptome entstehen in der Regel ab dem 70-prozentigen Verschluss einer Arterie. Spätestens ab dann gerät das Herz in einen ischämischen Zustand, in dem es zu wenig Sauerstoff zur Verfügung hat.

Ein guter Indikator für das Voranschreiten der KHK ist das Auftreten von Angina pectoris (Brustenge). Anhand der jeweiligen Beschwerden können Mediziner*innen die chronische KHK in vier Schweregrade einteilen:

Schweregrad 1: Symptome entwickeln sich bei andauernder oder abrupter körperlicher Aktivität; im Ruhezustand bleibt der*die Erkrankte beschwerdefrei

Schweregrad 2: Beschwerden entstehen bei ausgeprägter körperlicher Belastung (dazu gehören auch psychische Ausnahmesituationen)

Schweregrad 3: Der*die Patient*in bemerkt Einschränkungen bei leichteren Aktivitäten (wie beim Gehen in normaler Geschwindigkeit)

Schweregrad 4: die Angina pectoris tritt in diesem Stadium auch im Ruhezustand auf

Die Belastungsschwelle, ab der sich Symptome der KHK bemerkbar machen, spielt in der Therapie eine maßgebliche Rolle. Bleibt sie konstant, ist das ein Hinweis darauf, dass sich die KHK stabilisiert hat – die Behandlung schlägt an. Sinkt die Grenze, sollten die Blutgefäße überprüft und die Therapie gegebenenfalls angepasst werden.

Bei passender Behandlung und konsequenter Therapietreue ist ein weitgehend beschwerdefreies Leben möglich. Dennoch muss die*der Ärztin*Arzt die KHK genau beobachten: Um eine mögliche Verschlechterung rechtzeitig zu erkennen, sind Kontrolltermine alle drei bis sechs Monate sinnvoll.

Ohne eine individuelle Therapie kann sich auch bei der chronischen Verlaufsform ein Herzinfarkt entwickeln. Davon abgesehen erhöht eine instabile KHK das Risiko für Erkrankungen wie

Vorbeugung: Lässt sich der Krankheitsmechanismus aushebeln?

Gerade Menschen, bei denen eine familiäre Vorbelastung mit der KHK bekannt ist, fragen sich häufig, ob sie der Erkrankung vorbeugen können. Bis zu einem gewissen Grad ist das tatsächlich möglich. So kann ein gesunder Lebensstil die KHK hinauszögern oder sogar ganz verhindern.

Hilfreiche präventive Maßnahmen sind beispielsweise:

  • der Verzicht auf Nikotin und ein mindestens stark reduzierter Konsum von Alkohol
  • ein aktives Leben mit regelmäßigem Sport
  • eine gesunde und ausgewogene Ernährung
  • die Therapie bestehender Grunderkrankungen (zum Beispiel von Diabetes oder hohem Blutdruck)
  • die Reduktion von Stress und/oder sonstigen psychischen Belastungen

Mediziner*innen raten Personen mit bestehender KHK oder einem erhöhten Risiko häufig auch zur regelmäßigen Grippeimpfung. Sie senkt nicht nur die Gefahr, sich überhaupt mit Grippe anzustecken, sondern reduziert im Fall einer Erkrankung auch das Risiko für einen schweren Verlauf, der das Herz-Kreislauf-System belasten könnte.

Wichtig zu wissen: Während vorbeugende Maßnahmen zwar maßgeblich zur Herzgesundheit beitragen, bieten sie doch keinen 100-prozentigen Schutz. Die Entstehung einer KHK ist neben beeinflussbaren Faktoren auch mit einigen Unwägbarkeiten verbunden – zum Beispiel einer genetischen Veranlagung.