Panik: Eine Frau leidet an einer Panikstörung.
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Panik: Mögliches Symptom einer Angststörung

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 13.02.2023

Kurze Momente der Panik, beispielsweise vor einer Prüfung, kennt wohl jeder Mensch. Die übermäßig starke Angst kann aber auch das Symptom einer Panikstörung sein, die mit Panikattacken einhergeht und Betroffene in ihrem Alltag massiv einschränkt. Wodurch die Angsterkrankung ausgelöst wird, wie sich eine Panikattacke anfühlt und was Erkrankte gegen die Panik tun können.

FAQ: Häufige Fragen zu Panik

Angst ist ein Gefühl, das wohl jeder Mensch kennt. Angst hat wichtige Funktionen; sie warnt uns vor potenziellen Gefahren, versetzt den Körper in Alarmbereitschaft und bewegt ihn zum Handeln. Panik ist hingegen eine besonders starke Form der Angst, die mit einem Kontrollverlust einhergeht. Betroffene einer Panikstörung können in panischen Momenten nicht rational denken und handeln.

Die Panikstörung ist eine Angsterkrankung, deren Hauptsymptom Panikattacken sind: Personen mit wiederkehrenden Panikattacken wird also eine Panikstörung diagnostiziert. Wie oft Panikattacken im Rahmen der Angststörung auftreten, ist verschieden: Einige Betroffene leiden mehrmals täglich darunter, bei anderen tritt sie nur selten auf.

Die Aussichten auf Heilung sind bei einer angemessenen Therapie gut: Rund 80 Prozent der Erkrankten genesen nach ihrer Behandlung. Bewährt hat sich vor allem eine kognitive Verhaltenstherapie mit Konfrontationstherapie sowie eine medikamentöse Behandlung.

Was ist Panik?

Panik ist eine extreme Stressreaktion auf eine vermeintliche oder reale Bedrohung. Sie tritt plötzlich auf und ist mit einem starken Angstgefühl verbunden. Biologisch gesehen ist Angst zunächst eine normale und sinnvolle Reaktion auf eine bedrohlich erscheinende Situation: Angst setzt im Menschen Ressourcen frei, um zu überleben. Bei der Begegnung mit einem wilden Tier bereitet sich der Körper etwa darauf vor, wegzulaufen.

Steigert sich Angst jedoch zu Panik, verliert die Person die Kontrolle und kann nicht mehr rational denken und handeln. Der eigene Selbsterhaltungstrieb steht im Mittelpunkt. Wer akute Panik verspürt, hat häufig Todesangst.

Die Folge einer Panik können unkontrollierte Verhaltensweisen sein: Die betroffene Person schreit etwa oder schlägt um sich, was zu Selbst- und Fremdgefährdung führen kann. Andere Menschen wiederum verfallen in eine Art Starre und Bewegungslosigkeit. Sie sind unfähig, zu handeln.

Setzt Panik als wiederkehrendes Muster und in Situationen ein, die aus objektiver Sicht keine starke Angstreaktion begründen, kann das auf eine sogenannte Panikstörung hinweisen, die zu den Angsterkrankungen zählt.

Massenpanik: Kollektive Form der Panik

Panik kann sowohl nur bei einer Person als auch in Gruppen in Form einer Massenpanik vorkommen. Dieses Phänomen ist eher selten, aber doch immer wieder zu beobachten: Ein Beispiel ist das Techno-Festival Loveparade 2010 in Duisburg, bei der mehr als 20 Menschen aufgrund einer Massenpanik ihr Leben lassen mussten. Hunderte Personen wurden verletzt.

Eine Massenpanik oder Massenhysterie tritt in größeren Menschenmengen und Situationen auf, die außer Kontrolle geraten, so zum Beispiel

  • bei Fußballspielen,
  • auf Konzerten,
  • bei Naturkatastrophen,
  • Terroranschlägen oder
  • im Rahmen von Pilgerfahrten.

Plötzlich und unerwartet breitet sich Angst und Verwirrung in der Menschengruppe aus. Personen beginnen zu schubsen, Ein- und Ausgänge werden verstopft, Menschen werden eingeklemmt und durch den gewaltigen Druck zu Boden gerissen. Anlass der Massenpanik kann ein (potenziell) lebensbedrohlicher Reiz sein – zum Beispiel Brandgeruch oder eine Explosion.

Personen, die den ursprünglichen Auslöser der Panik nicht bemerkt haben, können ebenfalls panisch werden – denn die unkontrolliert reagierenden Menschen um sie herum sind für sie ein Hinweis auf eine Bedrohung.

Auch ein eigentlich harmloser Reiz – etwa ein ungefährliches Gedränge am Ausgang einer Halle – kann zu einer Massenpanik führen, wenn mehrere Personen von der Panik einer einzelnen angesteckt werden.

Krankhafte Panik im Rahmen einer Angststörung

Anders als bei einer Panik, die aufgrund eines (vermeintlich) bedrohlichen Ereignisses entsteht, kann Panik auch krankhaft sein – als Hauptsymptom der sogenannten Panikstörung, die zu den Angsterkrankungen zählt.

Bei einer Panikstörung leidet eine Person immer wieder an Panikattacken. Diese treten in der Regel unerwartet und ohne objektiven Grund auf. Innerhalb kurzer Zeit steigert sich die Angst zu einem Höhepunkt und flaut dann langsam wieder ab.

Eine einzelne Panikattacke kann einige Minuten bis zu einigen Stunden andauern – Meist vergehen jedoch 10 bis 30 Minuten, bis die Attacke vorüber ist. Panikattacken äußern sich durch starke psychische und körperliche Symptome, wie:

Für Betroffene sind die Symptome sehr beängstigend und können sogar zu Todesangst führen. So kommt es immer wieder vor, dass der Notruf gewählt wird. Nach einer Panikattacke entwickeln viele Betroffene eine "Angst vor der Angst" (Erwartungsangst). Als Folge vermeiden sie zahlreiche Situationen, in denen sie einen erneuten Panikanfall befürchten.

Ursachen für Panik

Die Panikstörung, die den Angsterkrankungen zugeordnet wird und oft mit Panikattacken einhergeht, entsteht vermutlich aus einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren:

  • genetische Veranlagung: Kinder, deren Eltern bereits an einer Panikstörung leiden, haben ebenfalls ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.

  • Erziehungsstil: Der Grundstein für eine Panikstörung wird oft bereits in der Kindheit gelegt. Neben erblicher Vorbelastung spielt auch das Umfeld, in dem ein Kind aufwächst, eine zentrale Rolle. So können bestimmte Ängste durch Abschauen erlernt sein.

  • Traumata und belastende Lebensereignisse: Gewalterfahrungen, körperlicher und/oder emotionaler Missbrauch, der Verlust einer nahestehenden Person, eine Trennung oder finanzielle Notlage können auslösende Faktoren einer Panikstörung sein.

  • neurobiologische Faktoren: Studien zeigen bei Betroffenen einer Panikstörung Veränderungen bestimmter Botenstoffe im Gehirn. Das Verhältnis von Serotonin und Noradrenalin gerät etwa aus dem Gleichgewicht, was zu einer Übererregbarkeit des Nervensystems führen kann.

Auch eine grundsätzlich ängstliche Persönlichkeitsstruktur begünstigt Panik, ebenso wie chronischer Stress.

Agoraphobie mit Panikstörung

Panikattacken treten häufig auch als begleitendes Symptom anderer psychischer Erkrankungen auf – zum Beispiel im Rahmen einer Agoraphobie. Betroffene dieser Störung fürchten sich vor Situationen, aus denen es vermeintlich keine Fluchtmöglichkeit gibt. Häufige Orte, die Menschen mit Agoraphobie meiden, sind etwa Marktplätze, Konzerte, Geschäfte oder öffentliche Verkehrsmittel.

Weitere psychische Erkrankungen, die sich unter anderem durch Panik und Angstanfälle äußern, sind:

Körperliche Erkrankungen als Auslöser

Bestimmte körperliche Erkrankungen können Panik ebenfalls begünstigen. Dazu zählen etwa:

Auch als Folge von Drogenkonsum können Panikattacken entstehen (sogenannte Horrortrips). Ebenso kann Panik als unerwünschte Nebenwirkung nach Einnahme bestimmter Medikamente auftreten.

Panikstörung behandeln: Was tun?

Betroffene einer Panikstörung sollten sich nicht scheuen, professionellen Rat aufzusuchen. Je früher eine angemessene Therapie eingeleitet wird, desto größer ist auch die Chance auf Heilung. In der Regel lässt sich eine Panikstörung gut behandeln. Bleibt eine Therapie aus, verstärken sich die Symptome meist und schränken die Betroffenen in ihrem Alltag stark ein. Durch ihr Vermeidungsverhalten geraten sie in einen regelrechten Teufelskreis.

Vor Erstellung des Behandlungsplans muss festgestellt werden, welche Ursache hinter den Paniksymptomen stecken. Sind die Beschwerden auf eine körperliche Erkrankung zurückzuführen, verschwindet die Panik meist im Zuge der Behandlung der Grunderkrankung. Auch eine mögliche Anpassung eingenommener Medikamente kann für Besserung sorgen.

Konfrontationstherapie: Wirkungsvoll bei Panikstörungen

Ist die Panik durch eine psychische Störung bedingt, eignet sich vor allem die sogenannte kognitive Verhaltenstherapie. Hier ermitteln Betroffene gemeinsam mit dem*der Psychotherapeut*in, welche Situationen die Panik auslösen.

Im nächsten Schritt folgt die Konfrontation: Die auslösende Situation wird nicht etwa vermieden, sondern ganz bewusst aufgesucht. Diese sogenannte Konfrontationstherapie soll den Erkrankten zeigen, dass ihre Panik unbegründet ist – zunächst unter Anleitung und in Begleitung. So wird schrittweise Selbstvertrauen aufgebaut, bis die Person die Konfrontationsübungen auch im Alleingang durchführt. Auch lernen die Betroffenen, wie sie sich bei einem akuten Angstanfall verhalten können. Vielen hilft bei einer Panikattacke etwa eine bestimmte Atemtechnik. 

Einigen hilft auch der Austausch mit anderen Erkrankten. Selbsthilfegruppen mindern mögliche Schamgefühle und zeigen Betroffenen, dass sie nicht alleine sind. Auch Angehörige können in therapeutische Hilfsangebote mit einbezogen werden. Ein stabiles soziales Umfeld ist ein wichtiger Faktor zur Genesung.

Medikamentöse Therapie einer Panikstörung

Zusätzlich zu einer Psychotherapie kommen häufig Medikamente zum Einsatz, etwa Benzodiazepine und selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Gängige Wirkstoffe sind etwa

Einigen Betroffenen helfen zusätzlich Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelentspannung. Fachleute raten außerdem zu regelmäßiger körperlicher Bewegung. Diese Maßnahmen der Selbsthilfe sollten jedoch nicht alternativ, sondern zusätzlich zu einem psychotherapeutischen Therapieprogramm stattfinden.