Aphthen
Aphthen sind schmerzhafte, nicht ansteckende, runde oder ovale Schleimhautschäden. Sie kommen meist im Mund vor, etwa auf der Zunge. Gelegentlich sind sie auch im Genitalbereich zu finden. Einzelne Aphthen bedürfen meist keiner speziellen Behandlung. Kehren Aphten jedoch immer wieder oder treten sie in größerer Zahl auf, sind Medikamente nötig.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Aphthen
Aphthen (fälschlicherweise auch: Aphten) zählen zu den häufigsten Krankheiten der Mundschleimhaut. Sie entstehen vor allem
- auf der Schleimhaut der Mundhöhle,
- auf der Zunge (v.a. am Zungenrand),
- auf den weichen Teilen des Gaumens oder
- auf dem Zahnfleisch (Gingiva).
Seltener bilden sich Aphthen nicht im Mund, sondern auf der Schleimhaut im Genitalbereich.
Gut zu wissen: Aphthen sind in der Regel nicht ansteckend.
Einzelne und immer wiederkehrende Aphthen
Aphthen können einmalig oder immer wieder auftreten:
- Bilden sich Aphthen über Jahre bis Jahrzehnte hinweg immer wieder neu, sprechen Ärzte von habituellen (habituell = gewohnheitsmäßig, öfter auftretend) oder auch chronisch rezidivierenden Aphthen. Vorwiegend Frauen sind davon betroffen.
- Wenn es sich nur um eine einzelne Aphthe handelt oder wenn nur wenige Aphthen zu finden sind, die nicht wiederkehren, handelt es sich hingegen um solitäre Aphthen (lat. solitarius = einzeln, allein).
Video: Aphthen – Tipps zur Mundpflege
Aphthen: Symptome
Zu den ersten Symptomen einer Aphthe zählen Missempfindungen wie Brennen, Kribbeln oder Spannen. Nach etwa 24 Stunden rötet sich die betroffene Stelle. Schließlich bildet sich ein flacher, entzündlicher Schleimhautdefekt mit einem gelb- bis grauweißen Belag. Dieser besteht aus Fibrin, einem faserigen Eiweiß, das bei der Blutgerinnung entsteht. Es können starke Schmerzen auftreten. Aphthen sind oft von einem entzündlichen roten Hof umgeben. Meist heilen sie innerhalb weniger Tage ab.
Die Größe einer Aphthe kann variieren. Meist ist sie etwa so groß wie eine Linse. Sie kann aber auch so klein wie ein Stecknadelkopf sein. Selten erreichen Aphthen einen Durchmesser bis zu drei Zentimetern.
Symptome wiederkehrender Aphthen
Immer wiederkehrende, habituelle Aphthen (auch: chronisch rezidivierende Aphthen) treten über Jahre bis Jahrzehnte hinweg in Abständen erneut auf. Oft befinden sich gleich mehrere schmerzhafte Aphthen gleichzeitig im Mund.
Wie häufig Aphthen wiederkehren, ist sehr unterschiedlich: Manche Betroffene haben über Jahre hinweg keine Beschwerden, bei anderen bilden sich die schmerzhaften Stellen mehrmals im Jahr.
Mediziner unterscheiden drei Haupttypen der habituellen Aphthen, die mit unterschiedlichen Symptomen einhergehen:
- Minor-Aphthen (auch: Mikulicz-Aphthen): Etwa 85 von 100 Personen mit wiederkehrenden Aphthen leiden unter den sog. Minor-Aphthen. Sie zeigen sich in Form von wenigen (in der Regel bis zu 4) flachen, oberflächlichen Schleimhautdefekten im Mund oder im Genitalbereich. Minor-Aphthen sind in der Regel zwischen 2-5 mm groß. Sie heilen ohne Narben wieder ab.
- Major-Aphthen (auch: Sutton-Aphthen): Bei dieser Form entstehen tiefere Schleimhautdefekte als beim Minor-Typ. Zudem sind die Aphthen größer – sie werden zwischen 1 und 3 cm groß. Viele Betroffene fühlen sich krank. Ihre Lymphknoten können geschwollen sein. Major-Aphthen hinterlassen häufig Narben und benötigen eine längere Heilungszeit von mehreren Wochen.
- Herpetiforme Aphthen (herpetiform = herpesartig, auch: Stomatitis herpetiformis): Dieser Typ kommt selten vor. Betroffene leiden unter sehr vielen kleinen (Durchmesser meist 1-2 mm), schmerzhaften Aphthen gleichzeitig (50 bis zu 100 Stück), die über den gesamten Mund verteilt sind. Einzelne Aphthen können miteinander verschmelzen. Nach drei bis fünf Tagen lassen die Schmerzen in der Regel nach und die Aphthen heilen ab.
Aphthen: Ursachen
Die genauen Ursachen von Aphthen sind bis heute unklar. Wiederkehrende Aphthen kommen in manchen Familien gehäuft vor, sodass vermutlich eine genetische Komponente eine Rolle spielt.
Als möglich Auslöser von Aphthen werden diskutiert:
- akute Infekte, ein schwaches Immunsystem
- Medikamente, z.B. nicht-steroidale Antiphlogistika
- kleine mechanische Verletzungen im Mund, z.B. durch schlecht sitzenden Zahnersatz, Bissverletzungen, falsche Technik beim Zähneputzen oder nach einem Zahnarztbesuch durch verwendete Instrumente
- Störungen im Magen-Darm-Bereich
- Schlafmangel
- Stress
- Empfindlichkeit gegen bestimmte Nahrungsmittel, z.B. Nüsse, Tomaten, Alkohol, Zitrusfrüchte
- ein schwankender Hormonhaushalt, z.B. im Rahmen des Menstruationszyklus
- Natriumlaurylsulfat als Bestandteil von Zahnpasta
Aphthen im Rahmen einer anderen Grunderkrankung
Aphthenähnliche Schleimhäutschäden können im Rahmen verschiedener Erkrankungen oder Mangelerscheinungen auftreten, so zum Beispiel bei
- Morbus Behçet, einer seltenen, entzündlichen Gefäßerkrankung
- chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oderColitis ulcerosa
- Mangelerscheinungen wie z.B. Mangel an Eisen, Folsäure, Vitamin B1, B2, B6 oder B12
- Krankheiten des blutbildenden Systems, z.B. Non-Hodgkin-Lymphom, Agranulozytose (krankhafte Verminderung der Granulozyten, einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen)
- Zöliakie, eine durch Gluten-Unverträglichkeit hervorgerufene entzündliche Erkrankung des Dünndarms
- Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis, z.B. reaktive Arthritis, systemischer Lupus erythematodes, Sarkoidose)
- Infektionen, z.B. mit HIV, Coxsackie-Virus, Herpes simplex, Epstein-Barr-Virus, Humanen Papillomaviren, Syphilis, Tuberkulose
Weitere Formen von Aphthen
Sogenannte Bednarsche Aphthen bilden sich an der Mundschleimhaut von Säuglingen. Diese Aphthen sind die Folge von kleinen Verletzungen, die zum Beispiel durch das Saugen an der Flasche entstehen. Sie treten meist im Bereich des harten Gaumens auf.
Manchmal entstehen Aphthen an der Zungenunterfläche oder am Zungenbändchen von kleinen Kindern, wenn diese häufig mit herausgestreckter Zunge husten – so zum Beispiel bei Keuchhusten (sog. Keuchhustengeschwür oder auch Fede-Riga-Aphthe). In diesem Fall ist eine mechanische Reizung die Ursache.
Aphthen: Diagnose
Die Schilderungen seines Patienten geben dem Arzt bereits erste Hinweise darauf, dass es sich um Aphthen handeln könnte.
Der Arzt wird im Gespräch zum Beispiel wissen wollen,
- welche Beschwerden der Patient hat,
- seit wann die Beschwerden bestehen,
- ob die Beschwerden immer wieder erneut auftreten,
- ob der Patient Medikamente einnimmt oder
- ob er bestimmte Vorerkrankungen hat.
Nach dem Gespräch wird der Arzt den Mundraum (oder den Genitalbereich) betrachten. In der Regel erkennt er eine Aphthe leicht an ihrem typischen Aussehen. Auch kann er meist gut erkennen, ob mechanische Irritationen zu der Aphthe geführt haben, etwa eine schlecht sitzende Prothese.
In Einzelfällen sind weitere Untersuchungen nötig: Wenn Aphthen immer wiederkehren, nicht abheilen oder besonders groß sind, wird der Arzt der Ursache auf den Grund gehen und prüfen, ob möglicherweise eine Erkrankung, ein Mangelzustand oder andere Ursachen dahinterstecken. Wichtig ist auch, dass der Mediziner Krebs beziehungsweise Krebsvorstufen im Mundraum ausschließen kann.
Wann zum Arzt?
Der Arztbesuch ist fällig, wenn
- sich eine Aphthe auch nach als zwei Wochen nicht zurückbildet
- Aphthen immer wiederkehren
- Aphten besonders groß oder besonders zahlreich sind
- weitere Beschwerden hinzukommen, z.B. Fieber
Aphthen: Behandlung
Einzeln auftretende, sogenannte solitäre Aphthen bedürfen keiner speziellen Behandlung. Sie heilen innerhalb weniger Tage von allein wieder ab. Um die Beschwerden zu lindern, können Präparate mit schmerzstillenden Wirkstoffen wie Benzocain oder Lidocain helfen. Diese sind zum Beispiel als Lösung oder Mundsalbe zum Betupfen erhältlich.
Beim Zähneputzen ist es wichtig, besonders vorsichtig vorzugehen. Achten Sie auf eine gründliche Mundhygiene, damit sich keine Bakterien im gereizten Mundraum ausbreiten können. Hilfreich können desinfizierende Mundspülungen aus der Apotheke sein.
Solange die Aphthe schmerzt, sollten Sie am besten auf Nahrungsmittel verzichten, die die Schmerzen verstärken könnten. Hierzu zählen beispielsweise
- Gewürze,
- Zitrusfrüchte,
- Obstsäfte oder
- alkoholische Getränke.
Wenn aphthenähnliche Schleimhautschäden im Rahmen einer anderen Erkrankung auftreten, (z.B. Morbus Behçet oder Morbus Crohn), ist es wichtig, dass der Arzt diese gezielt behandelt.
Behandlung
Behandlung wiederkehrender Aphthen
Mittel der Wahl bei immer wiederkehrenden Aphthen sind Arzneimittel, die direkt im Mundraum wirken (sog. lokale Therapie). Nur in schweren Fällen wird der Arzt zusätzlich Medikamente empfehlen, die im ganzen Körper wirken (sog. systemische Therapie):
- lokale Therapie: Mundspülungen, Salben, Lutschtabletten oder Gele sollen die Beschwerden im Mundraum lindern. Dabei kommen u.a. desinfizierende, schmerzstillende und/oder entzündungshemmende Wirkstoffe zum Einsatz, z.B.
- Tinkturen mit Myrrhe oder Ratanhia
- desinfizierende Präparate mit Chlorhexidin oder Triclosan
- lokal wirkende Antibiotika mit Tetracyclin oder Minozyklin
- lokal betäubende Medikamente mit Benzocain oder Lidocain
- Lösungen mit Sucralfat
- Pasten mit Amlexanox
- kortisonhaltige Präparate, z.B. mit Prednisolon oder Triamcinolonacetonid
- systemische Therapie: In schweren Fällen werden die Aphthen nicht nur lokal behandelt. Zusätzlich muss der Betroffene Medikamente einnehmen (sog. systemische Therapie), so etwa mit Glukokortikoiden (z.B. Prednisolon), Sucralfat oder Colchicin
Aphthen: Verlauf
Einzelne Aphthen heilen in der Regel innerhalb einiger Tage bis zwei Wochen folgenlos ab.
Der Verlauf immer wiederkehrender Aphthen hängt unter anderem davon ab, um welchen Typ es sich handelt. Wenige kleine Aphthen (Minor-Typ) heilen ohne Narbenbildung wieder ab, während größere, tiefere Aphthen (Major-Typ) eine längere Heilungszeit von mehreren Wochen benötigen und Narben zurücklassen können.
Komplikationen kommen bei Aphthen nur selten vor. In schweren Fällen entwickeln sich bakterielle Infektionen.