Capecitabin beta 150 mg/ -500 mg Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 03.03.2016
Hersteller: betapharm Arzneimittel GmbH
Wirkstoff: Capecitabin
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Capecitabin beta 150 mg/ -500 mg Filmtabletten enthalten den Wirkstoff Capecitabin.

Capecitabin wird nach der Operation zur Behandlung von Dickdarmkrebs als Einzelwirkstoff und auch in Kombination mit Cisplatin eingesetzt. Es ist auch zur Therapie geeignet, wenn ein Dick- und Enddarmkrebs bereits Tochtergeschwulste gebildet hat (metastasiertes Kolorektalkarzinom).

Capecitabin ist in Kombination mit einem Platin-haltigen Wirkstoff (beispielsweise Cisplatin) auch zur Erstbehandlung bei fortgeschrittene Magenkrebs geeignet.

Darüber hinaus kann Capecitabin in Kombination mit einem Taxan wie Docetaxel zur Therapie bei örtlich fortgeschrittenem Brustkrebs und solchen Formen mit Tochtergeschwulsten (metastasiertes Mammakarzinom) eingesetzt werden. Voraussetzung ist, dass eine andere Chemotherapie beispielsweise mit einem Anthracyclin (wie beispielsweise Doxorubicin) erfolglos war. Der alleinige Einsatz ist dann gerechtfertigt, wenn eine Therapie mit Taxanen und Anthracyclinen bereits versagt hat oder
eine weitere Anthracyclinbehandlung nicht geeignet ist.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Capecitabin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Antagonisten von Purin- und Pyrimidin-Basen, Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Capecitabin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Krebs des Dickdarms mit Befall der Lymphknoten - zur zusätzlichen Behandlung nach Operation
  • Krebs des Dick- und Enddarms, der schon Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet hat
  • fortgeschrittener Magenkrebs - als Therapie der ersten Wahl in Kombination mit einem Platin-haltigen Medikament
  • Brustkrebs, der örtlich fortgeschritten ist oder schon Tochtergeschwulste gebildet hat - in Kombination mit Docetaxel nach unwirksamer Therapie mit einem Anthracyclin
  • Brustkrebs, der örtlich fortgeschritten ist oder schon Tochtergeschwulste gebildet hat - zur alleinigen Therapie, wenn eine Behandlung mit Taxanen und Anthracyclinen unwirksam war oder eine weitere Anthracyclinbehandlung nicht geeignet ist

Dosierung

Das Medikament sollte ausschließlich von einem entsprechend spezialisierten Arzt verordnet werden, der Erfahrung in der Anwendung von Krebsmedikamenten besitzt.

Während des ersten Behandlungszyklus müssen alle Patienten sorgfältig überwacht werden. Bei einem Fortschreiten der Erkrankung oder beim Auftreten schwerer Nebenwirkungen sollte die Behandlung abgebrochen werden.

Die normalen und verminderten Dosierungen des Medikaments werden entsprechend der Körperoberfläche des Patienten berechnet. Normalerweise beginnt eine Behandlung mit Dosierungen von 1.000 bis 1.250 Milligramm Capecitabin pro Quadratmeter Körperoberfläche.

Die Nebenwirkungen von Capecitabin können behandelt und/oder durch eine Änderung der Dosierung (Unterbrechung der Behandlung oder Dosisverminderung) reduziert werden. Wenn die Dosis vermindert wurde, sollte sie zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr erhöht werden. Bei Unverträglichkeiten, die sich nach der Beurteilung des behandelnden Arztes wahrscheinlich nicht schwerwiegend oder lebensbedrohend ausprägen werden, wie beispielsweise Haarausfall, Geschmacksveränderungen oder Nagelstörungen, kann die Behandlung unter Beibehaltung der Dosierung fortgesetzt werden. Treten hingegen Nebenwirkungen mäßiger oder schwerer Art auf, sollte der Patient die Behandlung sofort unterbrechen und den Arzt informieren.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Hypromellose
  • Lactose
  • mikrokristalline Cellulose
  • Talkum
  • Titandioxid (E 171)
  • Croscarmellose-Natrium
  • Eisenoxide und -hydroxide (E 172)
  • Macrogol 400
  • pflanzliches Magnesiumstearat

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Lymphozytenerniedrigung, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Mundschleimhautentzündungen, Hand-Fuß-Syndrom, Hautentzündungen, Abgeschlagenheit, Bilirubinerhöhung, Nahrungsverweigerung.

Häufige Nebenwirkungen:
Verstopfung, Verdauungsstörungen, Oberbauchbeschwerden, Mundtrockenheit, Blähungen und dünner Stuhl, Haarausfall, Hauttrockenheit, Juckreiz, Nagelstörungen, Hautschuppungen, Fieber, Schwäche, Kraftlosigkeit, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Kribbeln, Geschmacksstörungen, Schwindel, Schlaflosigkeit, Überempfindlichkeit (neurologisch), Wassereinlagerungen (Ödeme) in den Beinen, Hämoglobinerniedrigung, Blutzellenabnahme (Thrombozytopenie, Leukozytopenie, Neutrozytopenie), alkalische Phosphatase-Erhöhung, Überzuckerung, Dehydrierung, Atemstörungen, Tränen der Augen, Bindehautentzündungen, Appetitverlust, Nasenbluten, Gewichtsverlust, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Depressionen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Fieber durch Neutropenie, Knochenmarkschädigungen, Panzytopenie, Angina Pectoris, Herzinfarkt.

Seltene Nebenwirkungen:
Speiseröhrenentzündungen, Magenschleimhautentzündungen, Zwölffingerdarmentzündungen, Dickdarmentzündungen, Magen-Darm-Blutungen, Radiation-Recall, Nagelablösungen, spröde Nägel, Nagelverfärbungen, Nagelwachstumsstörungen, Hautfissuren, Hirnschädigungen (Enzephalopathie), Kleinhirnstörung, Herzmuskelschwäche, Herzstillstand, Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathie), plötzlicher Herztod, Herzschlagbeschleunigungen, Herzrhythmusstörungen, Vorhofflimmern, Extrasystolen des Herzmuskels, Leberfunktionswerte-Veränderungen, Gelbsucht, Leberfunktionsstörungen, Gallenverschluss, Brustschmerzen, Muskelschmerzen, Augenreizungen, Husten, schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, toxisch epidermale Nekrolyse).

Besonderheiten:
Der Arzt beobachtet die Blutzellenbildung im Knochenmark (und hier die Zahl der Neutrophilen Blutzellen). Danach richtet sich, ob Therapie gestartet wird und ob sie während eines Therapiezyklus´ beendet werden muss.

Kommt es bei der Therapie mit Capecitabin zu schweren Hautreaktionen, muss die Behandlung sofort abgebrochen werden.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme der Blutgerinnungsmittel wie Warfarin und Phenprocoumon aus der Gruppe der Antikoagulantien oder bei Behandlung mit Fluoropyrimidinen verändern sich die Blutungseigenschaften. Es können verlängerte Blutungszeiten sowie Blutungskomplikationen wie Blut im Urin (Hämaturie), Nasenbluten, Erbrechen von Blut (Hämatemesis) und Blutstuhl auftreten.

Weiterhin erhöht Capecitabin die Konzentration des AntiepileptikumsPhenytoin im Blut. Ist eine solche Kombination nicht zu vermeiden, kann es zu erhöhten Konzentrationen von Phenytoin im Blut kommen mit der Gefahr einer Phenytoinvergiftung. Daher ist bei solchen Patienten die Phenytoinkonzentration ärztlich zu überwachen. Die verstärkten Wirkungen von Phenytoin äußern sich in Augenzittern (Nystagmus), Gangunsicherheit, Sprechstörungen sowie Zittern, Übelkeit und Schlaflosigkeit.

Bei gleichzeitiger Behandlung mit Folsäure beziehungsweise Folinsäure werden Wirksamkeit und Giftigkeit von Capecitabin verstärkt. Ausgeprägte Essensverweigerung, Erbrechen, schwerer Durchfall, Knochenmark- und Blutbildschäden sowie herzschädigende Effekte können auftreten.

Im Gegensatz dazu führt die Wechselwirkung mit dem GichtmittelAllopurinol zu einer Wirkungsabschwächung von Capecitabin.

Bei gleichzeitiger Anwendung von den HerpesmittelnSorivudin und Brivudin kommt es zu gefährlichen Wechselwirkungen. Zwischen den beiden Behandlungen muss ein zeitlicher Abstand von mindestens vier Wochen eingehalten werden.

Patienten, die unter einer immununterdrückenden Therapie wie im Fall von Capecitabin stehen, dürfen nicht mit Lebend-Impfstoffen geimpft werden. Die Immunreaktion kann in Abhängigkeit von der Intensität der immununterdrückenden Therapie noch mehrere Monate nach Absetzen unterdrückt sein. Zum zeitlichen Abstand der Impfung zur immununterdrückenden Behandlung variieren die Empfehlungen zwischen einem und zwölf Monaten.

Zusammen mit Interferon alfa ist Capecitabin schlechter verträglich. Daher wird der Arzt die Dosis bei Kombination verringern. Gleiches gilt, wenn der Wirkstoff gemeinsam mit einer Strahlentherapie eingesetzt wird.

Gegenanzeigen

Capecitabin darf nicht eingesetzt werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen 5-Fluorouracil besteht oder schon einmal nach Behandlung mit dessen chemischen Verwandten (Fluoropyrimidinen) eine schwerwiegende allergische Reaktion auftrat.

Gleiches gilt für den Mangel am Enzym Dihydropyrimidin-Dehydrogenase, welches den Wirkstoff abbaut.

Außerdem darf Capecitabin nicht verwendet werden von Patienten mit schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen oder wenn bereits eine schwere Verringerung der Zahl an Blutzellen wie Leukozyten und Thrombozyten vorhanden ist.

Bei gleichzeitiger Behandlung mit Herpesmitteln vom Typ Brivudin oder dessen chemischen Verwandten wie beispielsweise Sorivudin ist eine Behandlung mit Capecitabin verboten. Gleiches gilt für Behandlungen mit dem Epilepsie-Mittel Phenytoin.

Nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung sollte der Wirkstoff eingenommen werden bei schweren Herzerkrankungen wie Myokardinfarkt, Herzmuskelschwäche, Kardiomyopathie, Herzrhythmusstörungen, einer Verminderung des Kalziumspiegels (Hypokalzämie) oder Kalziumüberschuss (Hyperkalzämie), Erkrankungen des zentralen oder peripheren Nervensystems wie zum Beispiel Hirnmetastasen oder Neuropathien, der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus sowie Störungen im Elektrolythaushalt.

Ganz Allgemein müssen Patienten besonders ärztlich überwacht werden, bei denen die Aktivität des Enzyms Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD) eingeschränkt ist. Dieses Enzym baut Fluorouracil ab und sein Mangel führt zu schweren Nebenwirkungen wie Durchfall, Schleimhautentzündungen, Störungen der Blutbildung und Nervenschäden. Zur Vermeidung schwerer Nebenwirkungen, die durch einen erblichen DPD-Mangels verursacht sind, wird eine Testung vor Therapiebeginn empfohlen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Anwendung von Capecitabin ist für den Zeitraum der Schwangerschaft und Stillzeit ausdrücklich verboten, da es zu schweren Schädigungen des Kindes kommen kann.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Wirkstoff nicht geeignet.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen kann während der Behandlung mit dem Medikament so weit beeinträchtigt sein, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind.
  • Das Medikament darf nicht während Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden.
  • Die Behandlung soll abgebrochen werden, falls ein Fortschreiten der Erkrankung oder unerträgliche Nebenwirkungen auftreten
  • Kommt es bei der Therapie mit Capecitabin zu schweren Hautreaktionen, muss die Behandlung sofort abgebrochen werden.
  • Das Medikament darf nur von einem erfahrenen Krebsarzt (Onkologen) angenwendet werden.
  • Das Medikament enthält Lactose (Milchzucker), die von manchen Patienten schlecht vertragen wird.
  • Das Medikament darf nicht wärmer als 30 Grad gelagert werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtabletten)
120 Stück Filmtabletten
500 Milligramm Capecitabin
60 Stück Filmtabletten
150 Milligramm Capecitabin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Capecitabin beta 150 mg/ -500 mg Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Capecitabin (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.