Das Bild zeigt eine Frau, die sich an die Schläfe greift.
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Migräne: Symptome und was hilft

Von: Onmeda-Redaktion, Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.10.2022

Migräne ist weit verbreitet: Etwa sechs bis acht Prozent der Männer und zwölf bis 14 Prozent der Frauen durchleben wiederholt Migräneanfälle. Rund jede dritte Frau entwickelt im Laufe ihres Lebens Migränekopfschmerzen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Migräne

Am häufigsten kommt Migräne zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr vor. In dieser Altersgruppe sind Frauen dreimal öfter betroffen als Männer.

Auch Kinder können bereits Migräneanfälle bekommen: Etwa fünf Prozent aller Schulkinder haben Migräne.

Was ist Migräne?

Migräne ist eine Kopfschmerzerkrankung, die anfallsartig auftritt und periodisch wiederkehrt. Häufig bleiben die Kopfschmerzen auf eine Kopfseite begrenzt. Gleichzeitig mit einem Migräneanfall entwickeln sich oft weitere Beschwerden – wie Licht- und Lärmempfindlichkeit, Sehstörungen, Appetitlosigkeit und/oder Übelkeit.

Der Begriff Migräne leitet sich von dem französischen Wort migraine für Kopfschmerz ab. Da die Schmerzen meist nur auf einer Seite des Kopfes auftreten, verwenden Ärzt*innen manchmal auch die griechische Bezeichnung Hemikranie (d.h. Kopfschmerz in einer Kopfhälfte).

Migräne: Symptome

Die für Migräne typischen Symptome sind:

Migränekopfschmerzen sind häufig pochend oder pulsierend. Üblicherweise sitzen die Schmerzen im Stirn- und Schläfenbereich sowie hinter dem Auge. Die Symptome treten oft einseitig auf, wobei die betroffene Kopfseite von Anfall zu Anfall (und während eines Anfalls) wechseln kann. Typisch für Migräne ist, dass sich die Symptome durch körperliche Anstrengung verstärken.

Manchmal kündigt sich Migräne durch andere Symptome an. Diese Vorzeichen sind sehr vielfältig – möglich sind zum Beispiel Müdigkeit, verspannte Nackenmuskeln, Blässe oder vermehrter Harndrang. Zudem kann Migräne mit einer Aura verbunden sein: Darunter versteht man verschiedene Wahrnehmungsstörungen, die vor dem Kopfschmerz einsetzen oder ihn begleiten können.

Im Einzelfall kann sich Migräne also durch unterschiedliche Symptome bemerkbar machen. Entsprechend unterscheidet man verschiedene Formen von Migräne, zum Beispiel:

  • Migräne ohne Aura
  • Migräne mit Aura
  • Augenmigräne und Migräne mit Augenmuskellähmung
  • Migräne mit Netzhautbeteiligung
  • Migräne bei Kindern

Migräne ohne Aura

Die Migräne ohne Aura ist die häufigste Migräneform. Ihre klassischen Symptome – die allmählich zunehmenden, meist einseitigen Kopfschmerzen – dauern im Allgemeinen 4 bis 72 Stunden an. Wegen der oft begleitend auftretenden Licht- und Lärmempfindlichkeit halten sich die Betroffenen während eines Migräneanfalls bevorzugt in ruhigen, abgedunkelten Räumen auf.

Migräne mit Aura

Eine Migräne mit Aura verursacht zusätzlich neurologische Symptome in Form von Reiz- oder Ausfallerscheinungen. So kann eine typische Aura bei Migräne gekennzeichnet sein durch

  • Sehstörungen,
  • Gesichtsfeldausfälle,
  • Empfindungsstörungen (z.B. Kribbeln in den Händen oder Füßen),
  • falsche Geschmacks- oder Geruchswahrnehmungen,
  • Geräuschwahrnehmungen, ohne dass ein entsprechender äußerer Reiz vorhanden ist,
  • Lähmungserscheinungen (Paresen) und/oder
  • Sprachstörungen (Aphasie).

In der Regel dauert eine Migräne-Aura 20 bis 60 Minuten. Die Symptome können jedoch vereinzelt bis zu einer Woche lang anhalten.

Ein bei Migräne mit Aura häufiges Symptom ist das Flimmerskotom: Dabei sieht man mit beiden Augen blendend helle, flimmernde Strukturen, die sich kranzartig ausdehnen oder auf den Rand des wahrnehmbaren Bereichs (Gesichtsfeld) zubewegen.

Die Sicht ist durch das Flimmerskotom eingeschränkt. Auch ein vollständiger Gesichtsfeldausfall sowie optische Halluzinationen können vorkommen. Die Sehstörung kann mehrere Minuten bis zu einer Stunde andauern – in selteneren Fällen auch länger. Danach kann man wieder normal sehen.

Migräne ohne Kopfschmerzen

In seltenen Fällen kann eine Aura auch alleine – also ohne Kopfschmerzen – auftreten. Dies geschieht öfter mit zunehmendem Alter: Dann können die Migränekopfschmerzen nach und nach immer mehr in den Hintergrund treten, bis sich die Migräne irgendwann nur noch durch Symptome der Aura bemerkbar macht.

Migräne mit Hirnstammaura

Eine weitere, schwere Sonderform ist die Migräne mit Hirnstammaura (früher Basilarismigräne genannt). Neben der typischen Migräne-Aura mit Seh-, Empfindungs- oder Sprachstörungen treten dann atypische Symptome einer Aura auf. Zum Beispiel:

Augenmigräne

Von einer Augenmigräne (ophthalmische Migräne) spricht man, wenn die Aura durch beidseitige visuelle Symptome gekennzeichnet ist. Besonders häufig handelt es sich dabei um ein Flimmerskotom. Meist setzen die Sehstörungen vor den Kopfschmerzen ein. Viele Betroffene vermuten dann zunächst, dass eine Erkrankung der Augen hinter den Beschwerden steckt.

Eine schwere, sehr seltene Form der Augenmigräne ist die ophthalmoplegische Migräne. Sie entsteht, wenn ein oder mehrere Hirnnerven vorübergehend gelähmt sind, die normalerweise für die Beweglichkeit der Augen sorgen. Neben Kopfschmerzen verursacht die Migräne dann weitere Symptome:

  • Die Betroffenen sehen Doppelbilder,
  • die Pupillen sind geweitet und
  • die Augenlider können herunterhängen.

Migräne mit Netzhautbeteiligung (retinale Migräne)

Die retinale Migräne ist ebenfalls durch eine Aura gekennzeichnet, deren Symptome mit dem Auge zusammenhängen. Betroffen ist vor allem die Netzhaut (Retina) und damit die Wahrnehmung von visuellen Reizen. Es kommt zu Gesichtsfeldausfällen oder Flimmerskotomen – manchmal erblinden Betroffene vorübergehend auf dem beeinträchtigten Auge. Im Gegensatz zur Augenmigräne ist aber nur ein Augebetroffen.

Migräne bei Kindern

Migräne verursacht bei Kindern oft etwas andere Symptome als bei Erwachsenen. So treten die Migränekopfschmerzen im Kindesalter meist beidseitig auf. Erst als Jugendliche entwickeln die Betroffenen allmählich den typischen einseitigen Kopfschmerz.

Die typischenBegleitsymptome der Migräne (wie Lichtempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen) sind bei Kindern oft weniger starkausgeprägt. Zudem dauert ein Migräneanfall nicht so lange wie bei Erwachsenen (er hält aber mindestens eine Stunde an).

Dafür verursacht Migräne bei Kindern begleitend Symptome des autonomen Nervensystems. Diese Beschwerden können sehr stark ausgeprägt sein und (anders als bei Erwachsenen) im Vordergrund stehen. Beispiele sind:

  • stärker gerötete Bindehautgefäße
  • tränende Augen
  • verstopfte Nase
  • laufende Nase
  • Schwitzen im Gesicht
  • geschwollene Augenlider
  • herabhängende Augenlider
  • verengte Pupillen

In manchen Fällen kann Migräne bei Kindern wegen dieser Symptome als Nasennebenhöhlenentzündung fehlgedeutet werden.

Häufig führt Migräne bei Kindern zu einem untypischen Verhalten: Die Kinder hören auf zu spielen, ziehen sich zurück und suchen Ruhe. Die Symptome verbessern sich aber oft schon deutlich, wenn das betroffene Kind ein wenig schläft.

Wie läuft ein Migräneanfall ab?

Die mit Migräne verbundenen Symptome treten nicht alle gleichzeitig auf: Mediziner*innen unterscheiden beim Migräneanfall vier verschiedene Phasen. Allerdings durchlaufen manche Menschen mit Migräne nur zwei oder drei davon.

  1. Vorphase: In der Vorphase (Prodromalphase) kann sich Migräne durch verschiedene Symptome ankündigen. Mediziner unterscheiden hierbei Plus- und Minus-Faktoren:
  2. Aura: Meist entwickeln sich die Symptome der Migräne-Aura innerhalb von 5 bis 20 Minuten vollständig und sind nach spätestens 60 Minuten wieder verschwunden – noch bevor der Kopfschmerz einsetzt. Die Aura kann sich aber auch zeitlich mit den Schmerzen überschneiden oder erst nach deren Beginn auftreten.
  3. Kopfschmerzphase: Normalerweise dauert diese Phase 4 bis 72 Stunden, bei Kindern kann sie auch kürzer sein. Dabei nehmen die Migränekopfschmerzen in der Regel langsam über Stunden zu. Sie treten meistens nur einseitig auf, können allerdings die Seite wechseln. Bei Bewegungen bzw. Anstrengung verstärken sie sich. Neben Kopfschmerzen kommt es oft zu Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmüberempfindlichkeit. Darum ziehen sich die Betroffenen gerne in abgedunkelte und geräuscharme Räume zurück.
  4. Rückbildungsphase: In dieser Phase nehmen die Beschwerden der Migräne ab, die Betroffenen fühlen sich müde und abgespannt. Häufig treten nun Symptome auf, die denen der Vorphase entgegenstehen – zum Beispiel Appetitlosigkeit. Bis man sich vollständig vom Migräneanfall erholt hat, können 12 bis 24 Stunden vergehen.

Migräne: Ursachen

Worin genau Migräne ihre Ursachen hat, ist noch immer nicht endgültig geklärt. Wahrscheinlich stecken erbliche Faktoren hinter der Kopfschmerzerkrankung, da oft mehrere Mitglieder einer Familie betroffen sind.

Die Theorie, dass eine mangelhafte Durchblutung (Ischämie) des Gehirns die Ursache der Migräne ist, gilt hingegen als überholt.

Triggerfaktoren

Es gibt verschiedene Faktoren, die zwar nicht die eigentlichen Migräne-Ursachen sind, die aber einen Migräneanfall auslösen können. Mediziner bezeichnen sie als Triggerfaktoren (engl. trigger = Auslöser). Wichtige Beispiele hierfür sind:

  • Stress
  • Störungen im Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Hormonschwankungen
  • bestimmte Nahrungsmittel

Stress

Typischerweise treten Migräneanfälle nicht dann auf, wenn der Stress am größten ist, sondern entweder in Erwartung des kommenden Stresses oder in der Phase des Entspannens. Die "Wochenend-Migräne" setzt also genau dann ein, wenn nach einer anstrengenden Woche die ersehnte Erholung am Wochenende folgt.

Gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus

Oft tritt Migräne auch bei einem Wechsel im Schlaf-Wach-Rhythmus in Erscheinung. Folgende Situationen sind dafür typisch: Die Nacht ist plötzlich kürzer als gewöhnlich, ein unvorhergesehenes Schläfchen am Tag oder das Ausschlafen am Wochenende bringen den gewohnten Rhythmus durcheinander.

Hormonelle Einflüsse

Dass hormonelle Einflüsse ebenfalls Migräne auslösen, bekommen vor allem Frauen zu spüren. Denn bei ihnen sind Hormonschwankungen besonders häufig. Oft macht sich Migräne gerade während der Periode oder des Eisprungs bemerkbar.

Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille oder Hormonpräparate gegen Wechseljahresbeschwerden können ebenfalls Migräneanfälle auslösen. Andererseits bleiben die Anfälle bei mehr als jeder zweiten betroffenen Schwangeren während der Schwangerschaft völlig aus oder gehen zurück. Auch in den Wechseljahren können sie in ihrer Häufigkeit abnehmen.

Nahrungsmittel

Manche Menschen reagieren empfindlich auf bestimmte Nahrungsmittel wie Schokolade oder Käse. Dabei ist aber noch nicht klar, ob diese tatsächlich einen Migräneanfall auslösen können.

Auch Alkohol (v.a. Rotwein), aus der asiatischen Küche bekannte Geschmacksverstärker (z.B. Glutamat) sowie Schwankungen des Koffeinspiegels kommen als Migräne-Trigger infrage.

Die Auslöser von Migräne sind individuell sehr unterschiedlich. Meist führen erst mehrere Triggerfaktoren zusammen zu einem Migräneanfall. Manchmal tritt Migräne auch ganz ohne erkennbare oder erklärbare äußere Einflüsse auf.

Migräne: Diagnose

Beschreibung der Kopfschmerzattacke

Um Migräne diagnostizieren zu können, benötigt die*der Ärztin*Arzt eine genaue Beschreibung der Beschwerden, die bei einer Kopfschmerzattacke auftreten. Eine Checkliste mit notierten Symptomen und möglichen Fragen kann helfen, sich auf das Arztgespräch vorzubereiten und der*dem Ärztin*Arzt die Diagnose zu erleichtern.

Für die häufige Migräne ohne Aura gelten zum Beispiel folgende diagnostische Kriterien:

  • A: Mindestens 5 Attacken, bei denen die Kriterien B, C und D zutrafen
  • B: Dauer der Kopfschmerzattacke 4 bis 72 Stunden
  • C: Mindestens 2 der folgenden 4 Kriterien sind erfüllt:
    • Schmerz einseitig (Seitenwechsel während und zwischen den Attacken möglich)
    • pulsierender Schmerz
    • mittlere bis hohe Schmerzintensität, die Betroffene in ihrem Alltag belastet
    • Schmerz nimmt bei Belastung zu (z.B. beim Treppensteigen)
  • D: Zusätzlich mindestens ein Begleitsymptom wie:

Checkliste für das Arztgespräch

SymptomJaNein
Sie haben schon mindestens fünf Kopfschmerzattacken gehabt.  
Die Kopfschmerzen dauerten zwischen 4 und 72 Stunden an.  
Die Kopfschmerzen sind einseitig.  
Die Kopfschmerzen sindbeidseitig.  
Die Kopfschmerzen sind pulsierend, pochend.  
Die Kopfschmerzen sind dumpf, intensiv.  
Zwischen den Attacken gibt es beschwerdefreie Zeiträume.  
Sie wachen gelegentlich nachts oder morgens mit Kopfschmerzen auf.  
Die Kopfschmerzen nehmen langsam über Stunden zu.  
Die Kopfschmerzen wechseln gelegentlich die Seite.  
Sie fühlen die Kopfschmerzen tief im Innern des Schädels.  
Sie verspüren Übelkeit und müssen sich erbrechen.  
Sie sind lärm- oder lichtempfindlich.  
Sie sind geruchsempfindlich.  
Die Schmerzen nehmen bei körperlichen Anstrengungen zu.  
Sie haben Schwindelgefühle.  
Sie sind während der Attacke blass.  
Sie ziehen sich am liebsten in abgedunkelte Räume zurück.  
Sie haben Sehstörungen.  
Sie haben einseitige Taubheitsgefühle oder Lähmungen.  
Sie haben Sprachstörungen.  
Die Kopfschmerzen beginnen häufig am Wochenende.  
Die Kopfschmerzen setzen kurz vor oder nach Stresssituationen ein.  
Die Kopfschmerzen treten nach dem Genuss bestimmter Nahrungsmittel auf.  
Bei Frauen: Die Kopfschmerzen treten häufig während der Menstruation auf.  
Bei Frauen: Die Kopfschmerzen sind während der Schwangerschaft aufgetreten.  

Körperlich-neurologische Untersuchung

Um die Diagnose der Migräne zu sichern, ist anschließend eine körperlich-neurologische Untersuchung nötig. Dabei kann die*der Ärztin*Arzt beispielsweise testen, ob

  • die Hirnnerven richtig funktionieren,
  • die Sehfähigkeit ungewöhnlich eingeschränkt ist oder
  • das Schmerz- und Berührungsempfinden gestört ist.

Sprechen die Beschwerden und die Ergebnisse der körperlich-neurologischen Untersuchung für Migräne, sind meist keine weiteren Untersuchungen zur Diagnose erforderlich. Ansonsten können eine Elektroenzephalographie (EEG), Computertomographie (CT) und/oder Magnetresonanztomographie (MRT) folgen, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen – vor allem:

Video: Die wichtigsten Kopfschmerzarten und ihre Unterschiede

Migräne: Behandlung

Bei Migräne unterscheidet man zwischen der Behandlung des akuten Migräneanfalls und der , also einer vorbeugenden Therapie im beschwerdefreien Intervall.

Bei akuter Migräne sind als kurzfristige Behandlung Medikamente sinnvoll, um die Kopfschmerzen und begleitenden Symptome zu lindern. Zudem hilft es während einer Migräneattacke vielen Betroffenen,

  • die Schmerzen örtlich durch kalte Kompressen (z.B. Migränebrille) zu bekämpfen,
  • sich in einen abgedunkelten, ruhigen Raum zurückzuziehen, um optische oder akustische Reize weitestgehend zu vermeiden, und
  • sich auszuruhen oder zu schlafen.

Langfristiglässt sich Migräne am ehesten erfolgreich behandeln, indem man Medikamente und nicht-medikamentöse Maßnahmen miteinander kombiniert. Als sinnvolle Ergänzung zu Medikamenten gelten zum Beispiel Sport, Entspannungstechniken oder Stressbewältigungstraining.

Zudem kann sich bei Migräne der Versuch lohnen, die persönlichen Auslöser (Triggerfaktoren) zu beeinflussen – etwa, indem man

  • auf bestimmte Nahrungsmittel wie Käse, Schokolade, Alkohol (v.a. Rotwein) und Glutamat verzichtet und/oder
  • einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus einhält.

Eine vollständige Heilung der Migräne ist aber nicht möglich – bei der Behandlung geht es vor allem darum, die Symptome zu lindern und weitere Migräneanfälle zu vermeiden.

Akute Migräne: Welche Medikamente helfen?

Selbstmedikation bei leichter bis mittelschwerer Migräne

Bei leichter bis mittelschwerer Migräne kann man die Behandlung der Kopfschmerzen selbst in die Hand nehmen. Zur Selbstmedikation eignen sich verschiedene Schmerzmittel, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind – vor allem:

Achtung: Nehmen Sie Schmerzmittel nicht längere Zeit ohne ärztliche Kontrolle ein. Wenn Sie häufig Kopfschmerzen haben, lassen Sie die Ursachen ärztlich abklären.

Wer zu häufig Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen einnimmt, riskiert, dass sich zusätzlich ein Medikamenteninduzierter Kopfschmerz (Kopfschmerzen durch Schmerzmittel­übergebrauch) entwickelt. Die kritische Grenze liegt

  • bei 10 Einnahmetagen pro Monat (für Kombinationspräparate) bzw.
  • bei 15 Einnahmetagen pro Monat (für Einzelpräparate).

Wer neben Kopfschmerzen infolge der Migräne weitere Beschwerden hat, kann sich dagegen Medikamente verschreiben lassen. Bei Schwindel und Übelkeit etwa hilft ein Antiemetika. Es bewirkt, dass die Schmerzmittel besser vom Körper aufgenommen werden und besser wirken können:

  • Zum einen sorgen Antiemetika dafür, dass die Mittel gegen Migräne schneller aus dem Magen in den Darm gelangen, wo sie aufgenommen werden und damit wirken können.
  • Zum anderen verhindern sie, dass man die Tabletten erbricht. Darum sollte man die Schmerzmittel etwa 15 bis 20 Minuten nach dem Antiemetikum einnehmen.

Triptane bei schwerer Migräne

Bei manchen Menschen wirken rezeptfreie Schmerzmittel auch gegen schwere Migräne. Falls nicht, können Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Triptane weiterhelfen: Sie wurden speziell zur Migräne-Behandlung entwickelt.

Triptane sind selektiv wirksame Serotonin-Agonisten – also Wirkstoffe mit der gleichen Wirkung wie der körpereigene Botenstoff Serotonin. Besonders gut lässt sich Migräne behandeln mit:

Triptane wirken auch gegen die typischen Begleiterscheinungen von Migräne – wie Lichtempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen. Wenn die mit einem Triptan behandelten Kopfschmerzen innerhalb von 24 Stunden wiederkehren, hilft meistens eine zweite Dosis.

Am besten wirken Triptane, wenn man sie frühzeitig mit Einsetzen der Migräne einnimmt. Bei einer Migräne mit Aura sollte man mit der Einnahme allerdings warten, bis die Aura-Symptome vorüber sind. Grundsätzlich nicht geeignet sind die Migräne-Tabletten zudem

  • für Kinder,
  • für Personen über 65 Jahren,
  • in der Schwangerschaft und Stillzeit,
  • bei Erkrankungen der Herzkranzgefäße,
  • bei Durchblutungsstörungen der Hände (Raynaud-Syndrom) oder der Hirngefäße sowie
  • bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion.

Viele Triptane sind verschreibungspflichtig. Manche Wirkstoffe sind aber auch rezeptfrei erhältlich. Dennoch empfiehlt es sich, mit einer*einem Ärztin*Arzt zu sprechen, bevor man Triptane einnimmt – vor allem, wenn Migräne zum ersten Mal aufgetreten ist. Nur so lassen sich mögliche andere Ursachen der Kopfschmerzen ausschließen.

Achtung: Auch bei häufiger Einnahme von Triptanen besteht das Risiko, dass ein Medikamenteninduzierter Kopfschmerz (Kopfschmerzen durch Schmerzmittel­übergebrauch) entsteht. Nehmen Sie diese Migräne-Tabletten darum höchstens an 10 Tagen pro Monat ein.

Ergotamine

Rezeptpflichtige Migräne-Tabletten können auch Ergotamine enthalten. Diese Wirkstoffe aus der Gruppe der Mutterkornalkaloide haben allerdings mehr Nebenwirkungen als Triptane. Darum kommen sie heute nur noch selten zur Migräne-Behandlung zum Einsatz.

Wer seine Migräne bislang erfolgreich mit Ergotaminen behandelt hat und die Tabletten gut verträgt, sollte sie allerdings nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt absetzen.

Achtung: Wer Ergotamine länger oder dauerhaft einnimmt, setzt sich dem Risiko des Ergotismus aus. Das ist eine Vergiftung durch Mutterkornalkaloide, die unter anderem zu Durchblutungsstörungen bis hin zum Gefäßverschluss und damit verbundenen Taubheitsgefühlen in Armen und Beinen führt.

Migräne: Verlauf

Überwiegend verläuft Migräne episodisch – also mit Migräneattacken, die in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen immer wieder auftreten. Nur wenige Menschen (weniger als zwei Prozent der Betroffenen) haben eine chronische Migräne – das heißt, sie haben länger als drei Monate hintereinander an mindestens 15 Tagen monatlich Kopfschmerzen, die an mindestens acht Tagen migräneartig sind.

Eine angemessene Behandlung und vorbeugende Maßnahmen können den Verlauf von Migräne meistens positiv beeinflussen.

Komplikationen

Im Verlauf einer Migräne kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen, zum Beispiel zum Status migraenosus oder zu einem migränösen Infarkt.

Vom Status migraenosus spricht man, wenn ein Migräneanfall trotz Therapie länger als 72 Stunden andauert. Ist das mit anhaltendem Erbrechen verbunden, können die Betroffenen schnell austrocknen (bzw. dehydrieren), sodass ihr Kreislauf belastet ist und unter Umständen zusammenbrechen kann (Kollaps). Dann ist eine Behandlung im Krankenhaus notwendig.

Wenn Migräne sich zum ersten Mal bemerkbar macht, wird dieser erste Migräneanfall nicht sofort als Status migraenosus verlaufen. In der Regel geht dem Status migraenosus ein Zeitraum von mehreren Jahren voraus, in der die Betroffenen immer wieder Migräneattacken hatten und schon oft Medikamente dagegen eingenommen haben. Möglicherweise ist dieser jahrelange regelmäßige Medikamentengebrauch eine Ursache für den Status migraenosus.

Ein migränöser Infarkt kann bei Migräne mit Aura auftreten. Gehen die Aura-Symptome nicht innerhalb von sieben Tagen vollständig zurück, kann dies ein Anzeichen für einen Schlaganfall sein. Der migränöse Infarkt kommt aber nur selten vor.

Kopfschmerztagebuch

Um mit Migräne im Alltag besser zurechtzukommen, kann ein Kopfschmerztagebuch sinnvoll sein. Darin erfasst man alle Symptome, mögliche Auslöser und die ergriffenen Behandlungsmaßnahmen.

Denn ein solches Kopfschmerztagebuch erleichtert nicht nur die Diagnose der Migräne. Das Tagebuch hilft auch, persönliche Migräne-Auslöser zu erkennen. Und je besser die Auslöser bekannt sind, desto eher lassen sie sich vermeiden.

Sie können sich ein Kopfschmerztagebuch einfach selber erstellen. Tragen Sie dazu über mehrere Wochen folgende Angaben in einen Kalender ein:

  • Schweregrad, Dauer und Lokalisation des Kopfschmerzes
  • Begleitsymptome (z.B. Augenflimmern, Übelkeit)
  • besondere, nicht alltägliche Vorkommnisse (z.B. Stress, Aufregung, Diät, Veränderung der Schlafzeiten)
  • Genuss bestimmter Nahrungsmittel, z.B. Käse, Alkohol, Koffein, Schokolade, Speisen mit Glutamatzusatz, Würstchen
  • Art und Menge der eingenommenen Medikamente beziehungsweise andere eingesetzte Maßnahmen

Alternativ können Sie sich hier die Vorlage für Ihr Kopfschmerztagebuch herunterladen:
Kopfschmerztagebuch (PDF-Datei)

Migräne: Vorbeugen

Einer Migräne vorbeugen bedeutet in erster Linie, die Anzahl der Migräneanfälle zu verringern. Dazu kann es für manche Betroffene sinnvoll sein, während der beschwerdefreien Zeiten vorbeugende Medikamente einzunehmen.

Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Migräne sich dreimal pro Monat oder öfter bemerkbar macht und auf Akutbehandlungen nicht ausreichend anspricht oder wenn die Medikamente starke Nebenwirkungen verursachen. Auch bei Migräneattacken,

  • die länger als 72 Stunden dauern,
  • die Betroffene subjektiv als unerträglich empfinden oder
  • die mit lang anhaltenden Aura-Symptomen einhergehen,

sind vorbeugende Maßnahmen empfehlenswert, um langfristig weniger anfällig für Migräne zu werden.

Die Migräne-Prophylaxe kann die Häufigkeit, Schwere und Dauer der Migräneanfälle im Idealfall spürbar verringern und gleichzeitig einem medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerz vorbeugen. Dazu geeignet sind vor allem folgende Medikamente:

Es ist ratsam, die medikamentöse Migräne-Prophylaxe durch Verfahren der Verhaltenstherapie zu ergänzen.

Verhaltenstherapeutische Techniken

Auch verhaltenstherapeutische Techniken können Migräne vorbeugen. Die Verhaltenstherapie dient dazu, bestimmte Verhaltensmuster, die man im Laufe seines Lebens erlernt hat, im positiven Sinn zu verändern. Menschen mit Migräne sollen vor allem solche Verhaltensmuster überwinden lernen, die einen Triggerfaktor – also einen Auslöser der Migräne – begünstigen. Geeignete Methoden sind zum Beispiel: