Eine Frau holt sich Donuts aus dem Kühlschrank.
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Heißhunger

Von: Onmeda-Redaktion , Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 21.11.2018

Gelegentliche Heißhunger-Attacken kennt fast jeder. Zum Beispiel nach dem Sport, wenn man zuvor zu wenig gegessen hat. Oder nach einem deftigen Essen, wenn einem plötzlich die Lust auf Süßes überkommt. Immer wiederkehrender Heißhunger kann aber auch auf bestimmte Erkrankungen hinweisen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Heißhunger:

Hunger ist eine gesunde und lebenswichtige Empfindung: Er signalisiert, dass der Körper Energie in Form von Nahrung benötigt. Verantwortlich für das Hungergefühl ist unter anderem der Zuckergehalt im Blut. Wenn er sinkt, schlägt das Sättigungszentrum im Gehirn Alarm.

Was versteht man unter Heißhunger?

Heißhunger ist ein starkes, anfallartiges Verlangen, bestimmte Nahrungsmittel sofort zu verzehren. Die Gründe dafür können vielfältig sein.

Heißhunger muss nicht krankhaft sein

Bei einem echten Nährstoffbedarf ist das starke Verlangen nach Nahrung völlig normal. Ein solcher Heißhunger entsteht zum Beispiel, wenn man längere Zeit nichts mehr zu sich genommen hat oder wenn Mensch beim Sport viel Energie verbrannt hat. Während des Wachstums sowie in der Schwangerschaft und Stillzeit kann der Nährstoffbedarf vorübergehend erhöht sein.

Doch nicht immer spiegelt Heißhunger echten Nahrungsbedarf wider. Viele Menschen überkommt beispielsweise nach einem deftigen Essen Heißhunger auf Süßes. Meistens ist dieses Verlangen nach Süßigkeiten nur eine Gewohnheit: Wer es gewöhnt ist, dass es einen süßen Nachtisch gibt, dem fällt es schwer, darauf zu verzichten.

Auch natürliche hormonelle Veränderungen, etwa während der Pubertät oder in der Schwangerschaft, können zu Heißhunger führen, ohne dass dies als krankhaft gewertet wird.

Heißhunger als Symptom

Immer wiederkehrender Heißhunger kann auf eine Erkrankung hinweisen. Sowohl körperliche als auch psychische Krankheiten können einen gesteigerten Appetit verursachen – ebenso wie bestimmte Medikamente.

Neben dem Bedürfnis nach Essen kann Heißhunger von weiteren Symptomen wie Zittern und Schweißausbrüchen begleitet sein. Dies spricht für eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) des Körpers, die beispielsweise nach längerer Zeit ohne Nahrung und bei Diabetes mellitus auftreten kann. Auch nach starker körperlicher Belastung ist eine Unterzuckerung möglich.

Heißhunger: Ursachen

Krankhafter Heißhunger kann sowohl körperliche als auch psychische Ursachen haben.

Körperlich bedingter Heißhunger

Körperlich bedingter Heißhunger entsteht entweder

  • durch einen echten Energie- oder Nährstoffmangel (z.B. durch radikale Diäten) oder
  • durch eine Veränderung im Stoffwechsel bzw. Hormonhaushalt (z.B. während der Schwangerschaft oder bei einer Schilddrüsenüberfunktion).

Mögliche körperliche Ursachen von Heißhunger sind:

  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Unterzuckerung im Rahmen eines Diabetes mellitus
  • Energie- und Nährstoffmangel durch Diäten und Fastenkuren
  • hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft oder des Menstruationszyklus, prämenstruelles Syndrom (PMS)
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Drogenkonsum (z.B. Cannabis, Alkohol), Drogenentzug
  • bestimmte Medikamente, die als Nebenwirkung appetitsteigernd sind (z.B. Kortisonpräparate)

Psychisch bedingter Heißhunger

Heißhunger-Attacken können aus psychologischer Sicht beispielsweise als Ersatz für ein anderes, unstillbares Bedürfn­is die­nen.

Häufig ist Heißhunger Symptom einer Bulimie (Ess-Brech-Sucht). Bei dieser Essstörung verspeisen die Betroffenen anfallsartig große Mengen hochkalorischer Nahrung, die sie hinterher wieder erbrechen. Heißhunger kann auch im Rahmen anderer Essstörungen wie der Binge-Eating-Störung oder, seltener, der Magersucht vorkommen.

Heißhunger: Diagnose

Wenn Heißhunger wiederholt und ohne erkennbaren Grund auftritt, ist ein Arztbesuch ratsam. Im Gespräch wird der Arzt zunächst die Krankengeschichte erfassen (sog. Anamnese). Dabei wird er einige Fragen stellen, zum Beispiel:

  • Wann haben die Heißhunger-Attacken begonnen?
  • Tritt der Heißhunger zu bestimmten Tageszeiten oder unter besonderen Umständen auf?
  • Haben Sie Ihre Ernährung geändert oder bewegen Sie sich mehr als früher?
  • Betreiben Sie sehr anstrengende Sportarten?
  • Haben Sie in letzter Zeit Gewicht verloren oder zugenommen?
  • Treten neben dem Heißhunger weitere Beschwerden auf, z.B. Abgeschlagenheit, Durchfall, Schmerzen?
  • Wurden bei Ihnen bereits Vorerkrankungen festgestellt, die zu einer Unterzuckerung und damit verbunden zu Heißhunger führen können, z.B. Diabetes mellitus?
  • Nehmen Sie Medikamente ein, wenn ja, welche?

Anschließend wird der Arzt seinen Patienten gründlich untersuchen. So wird er zum Beispiel Blut abnehmen, um die Blutzucker-, Schilddrüsen- und Blutfettwerte zu kontrollieren.

Je nachdem, welche Ursache der Arzt für den Heißhunger vermutet, sind weitere Untersuchungen notwendig. Dazu gehören etwa:

Hat der Arzt den Verdacht, dass der Heißhunger psychische Ursachen hat, wird er seinen Patienten gegebenenfalls eine Psychotherapie ans Herz legen.

Heißhunger stoppen

Personen, die häufiger Heißhunger haben, sollten auf ein gesundes Ernährungs- und Bewegungsverhalten achten. Wer sich ausgewogen ernährt und regelmäßig kleine Portionen isst, verspürt auch seltener Heißhunger auf Süßes. Ernährungsberater und der behandelnde Arzt können hier eine Hilfe sein.

Heißhunger-Attacken können ein Signal des Körpers für Unterzuckerung sein – vor allem dann, wenn gleichzeitig Zittern und Schweißausbrüche auftreten. Um den Heißhunger kurzfristig zu stoppen, eignet sich beispielsweise ein Stück Traubenzucker, der schnell ins Blut übergeht und den niedrigen Blutzuckerspiegel wieder ansteigen lässt. Bei Diäten und Fasten sollten Sie darauf achten, dass dem Körper immer noch genügend Energie zur Verfügung steht, damit Sie nicht unterzuckern. Damit vermeiden Sie auch Heißhunger auf Süßes, der eine Diät schnell wirkungslos macht.

Steckt eine bestimmte Erkrankung hinter dem Heißhunger, richtet sich die Therapie nach der Ursache. Einige Beispiele:

  • Heißhunger-Attacken im Rahmen von Essstörungen oder anderen psychischen Erkrankungen gehören in psychiatrische beziehungsweise psychotherapeutische Behandlung.
  • Sind die Heißhunger-Attacken auf eine Unterzuckerung bei Diabetes mellitus zurückzuführen, ist es vor allem wichtig, starke Blutzuckerschwankungen zu vermeiden. Insbesondere bei Typ-2-Diabetes kann eine Lebensumstellung mit einer gesunden Ernährung und reichlich Bewegung viel dazu beitragen. Je nach Form und Ausprägung des Diabetes sind zusätzlich orale Antidiabetika oder Insulin nötig.
  • Bei einer Schilddrüsenüberfunktion wird der Arzt Medikamente, eine Radiojodtherapie oder eine Operation vorschlagen.

Heißhunger mit Appetitzüglern stoppen?

Vor allem bei Übergewicht hoffen manche Menschen auch, ihren Heißhunger durch Appetitzügler stoppen zu können. Diese Mittel wirken hemmend auf das Hungerzentrum im Gehirn und mindern den Appetit. Die meisten Appetitzügler sind sogenannte Sympathomimetika.

Die Wirkung der verschreibungspflichtigen Mittel ist jedoch wissenschaftlich nicht belegt. Sie dürfen nur unter ärztlicher Kontrolle und – wegen ihrer Nebenwirkungen – nur über einen kurzen Zeitraum zum Einsatz kommen.