Klacid forte 500 mg

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 18.12.2007
Hersteller: Abbott GmbH & Co. KG
Wirkstoff: Clarithromycin
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Klacid forte 500 mg enthält den Wirkstoff Clarithromycin.

Clarithromycin wird bei bakteriellen Infektionen durch Bakterien eingesetzt, die auf Clarithromycin empfindlich sind, Streptokokken eingeschlossen. Hierzu zählen bakteriell bedingte Entzündungen der Atemwege und des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs wie:
  • Infektionen der Bronchien wie akute Bronchitis und chronische Bronchitis
  • Lungenentzündungen
  • Nasennebenhöhlenentzündungen und Schnupfen
  • Infektionen des Mund- und Rachenraums
  • Mandelentzündungen.
Auch bei einigen Hautinfektionen und Weichteilentzündungen wird Clarithromycin verwendet. Dazu gehören
  • Eiterflechte (Impetigo)
  • Wundrose
  • Haarfollikel- (Follikulitis) oder Haarbalgentzündung (Furunkel)
  • Eitergeschwüre (Abszesse)
  • Wundinfektionen.
Darüber hinaus wird Clarithromycin eingesetzt, wenn ein eigentlich geeigneteres Antibiotikum wegen einer Unverträglichkeit des Wirkstoffes beziehungsweise die Wirkstoffklasse nicht mehr verwendet werden kann. Gleiches gilt, wenn die Infektions-auslösenden Bakterien gegen diese Wirkstoffe widerstandsfähig (resistent) geworden sind. Das kann bei einer Mandelentzündung durch Streptokokken der Fall sein, aber auch bei mittelschweren Hautinfektionen, die nicht mehr auf Penicilline ansprechen.

Außerdem werden mit Clarithromycin Magen- und Zwölfingerdarmgeschwüre behandelt, die durch eine Infektion mit Helicobacter pylori, ein häufig im Magen vorkommendes Bakterium, bedingt sind. Hier wird der Wirkstoff zusammen mit Omeprazol und Amoxicillin oder Metronidazol verabreicht.

Wegen seiner guten Wirksamkeit gegen Mycobakterien (einer Mischform aus Bakterien und Pilzen) wird Clarithromycin bei Patienten, die an AIDS oder anderen Immunschwächeerkrankungen leiden, vorbeugend eingesetzt.

Clarithromycin wird vorwiegend in Tablettenform verwendet, kann aber auch parenteral, das heißt als Injektion oder Infusion, direkt in den Blutkreislauf gegeben werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Clarithromycin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Makrolid-Antibiotika, Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Clarithromycin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Nasennebenhöhlenentzündung (Infektionen, die durch Clarithromycin-empfindliche Erreger verursacht werden und mit einer über den Mund eingenommenen Therapie zu behandeln sind)
  • schwerere Verlaufsformen von Atemwegsinfektionen, wie akute und chronische Bronchitis, sich nicht an anatomische Grenzen haltende, herdförmige Lungenentzündung und allgemeine Lungenentzündung (Infektionen, die durch Clarithromycin-empfindliche Erreger verursacht werden und mit einer über den Mund eingenommenen Therapie zu behandeln sind)
  • nicht von Bakterien verursachte Lungenentzündung, heute wird mehr und mehr nur noch von der Mykoplasmenpneumonie gesprochen (Infektionen, die durch Clarithromycin-empfindliche Erreger verursacht werden und mit einer über den Mund eingenommenen Therapie zu behandeln sind)

Dosierung

Die Tabletten können unabhängig vom Essen unzerkaut und mit reichlich Flüssigkeit geschluckt werden.
Der normale Therapieplan für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren dauert fünf Tage. Am ersten Tag nehmen Sie morgens und abends je eine 500-Milligramm-Tablette. An den darauf folgenden vier Tagen nehmen Sie morgens und abends nur 250 Milligramm zu sich.
Bei schweren Atemwegsinfektionen oder schweren Nasennebenhöhleninfektionen ergibt sich ein Sieben-Tage-Therapieplan: Nehmen Sie an den ersten drei Tagen jeweils wie oben beschrieben morgens und abends 500 Milligramm zu sich. An den folgenden vier Tagen nehmen Sie dann genauso wie oben jeweils nur noch zweimal 250 Milligramm im Zwölf-Stunden-Abstand ein.
Die Gesamttagesdosis von 1000 Milligramm sollte nie überschritten werden!

Auch wenn Sie keine Krankheitszeichen mehr empfinden, ist die Behandlung noch mindestens zwei Tage fortzusetzen, damit es zu keinen Rückfällen kommt.
Bei Infektionen mit Streptokokken sollte das Medikament mindestens für zehn Tage genommen werden, weil es sonst ebenfalls zu Rückfällen und Komplikationen kommen kann.
Weil es nicht genügend Erfahrung damit gibt, soll die maximale Behandlungsdauer aber nicht länger als zwei Wochen sein.

Bei eingeschränkter Nierenfunktion mit Kreatinin-Clearance unter 30 Milliliter/Minute müssen die oben genannten Dosierungen halbiert werden. Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion auf keinen Fall mehr als 250 Milligramm anwenden und besser auf Arzneimittel mit niedrigerem Wirkstoffgehalt (Klacid Saft/-forte 250 mg/5 ml) ausweichen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Hyprolose
  • Hypromellose
  • Magnesiumstearat
  • mikrokristalline Cellulose
  • Talkum
  • Aluminiumsalz
  • Chinolingelb
  • Croscarmellose-Natrium
  • Povidon (K 29-32)
  • Propylenglycol
  • Sorbitanoleat
  • Stearinsäure
  • Titandioxid
  • Vanillin
  • vorverkleisterte Stärke

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Geschmacksstörung, Geruchsstörung, Zungenverfärbung (alles vorübergehend), Magen-Darm-Beschwerden (Magendrücken, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Blähungen), Pilzbefall des Mundes, Kopfschmerzen, Blut-Harnstoffwert-Erhöhung, Blut-Stickstoffwert-Erhöhung.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hörstörungen (Ohrgeräusche, vorübergehender Hörverlust),
Überempfindlichkeitsreaktionen (Arzneimittelfieber, Hautausschlag, Juckreiz, Nesselsucht, Gesichtsschwellungen wie Angioödem, Gelenkschwellungen, allergischer Schock), Krampfanfälle (Epilepsien), Leberfunktionsstörungen, Leberentzündung, Gallenstau, Gelbsucht.

Seltene Nebenwirkungen:
Zahnverfärbung, Zungenentzündung, Mundschleimhautentzündung, Pilzinfektionen im Mund, psychische Störungen (Benommenheit, Schwindel, Verwirrtheit, Desorientierung, Ängstlichkeit, Schlaflosigkeit, Albträume, Halluzinationen, Psychosen), Kopfschmerzen, Leberfunktionsstörungen, Oberbauchbeschwerden, Leberenzymanstieg (Transaminasen), Anstieg von Bilirubin

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Missempfindungen (Kribbeln, Brennen, Parästhesien), Krämpfe, Bauchspeicheldrüsenentzündung, allergischer Schock, Fieber, Gelbsucht, Leberversagen, Herzrhythmusstörungen, Taubheit (meist bei Patienten mit schwerer Funktionsstörung der Leber oder Nieren), schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom), Blutplättchenmangel (Thrombozytopenie), Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukopenie)

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Nierenentzündung, Nierenfunktionsstörung, Nierenversagen, Gallenstau, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Blutgerinnungshemmung, Hautgewebezerstörung, Serumkreatininerhöhung, Serumharnstofferhöhung

Besonderheiten:
Die langfristige und wiederholte Anwendung des Antibiotikums kann in sehr seltenen Fällen eine Besiedelung des Dickdarms mit unempfindlichen (resistenten) Bakterien oder Pilzen verursachen. Diese können zu einer Darmentzündung mit Durchfällen führen (pseudomembranöse Colitis).

Wird Clarithromycin als Infusion angewandt, können in seltenen Fällen Schmerzen und Entzündungen an der Infusionsstelle oder Venenwandreizungen auftreten.

Wechselwirkungen

Clarithromycin wird durch andere Makrolid-Antibiotika, aber auch durch Lincomycin, Clindamycin und Chloramphenicol in seiner Aktivität gehemmt. Außerdem gilt es zu beachten, dass Bakterien, die nicht mehr auf diese Antibiotika ansprechen, oft auch gegen Clarithromycin unempfindlich (resistent) sind.

Nicht-hydrierte Mutterkornalkaloide wie Ergotamin oder Dihydroergotamin erhöhen in Kombination mit Clarithromycin die Gefahr einer übermäßig starken Blutgefäßverengung. Dies kann zur Unterversorgung von Organen mit Sauerstoff und somit zu Gewebeschäden führen.

Bei folgenden Stoffen erhöht sich in Verbindung mit Clarithromycin deren Konzentration im Blut und damit auch die Wirkstärke, wodurch leichter spezifische Nebenwirkungen auftreten können: Lovastatin, Theophyllin, Carbamazepin, Valproinsäure, Methylprednisolon, Triazolam, Midazolam, Alfentanil, Felodipin und Blutgerinnungshemmer vom Typ Cumarin.

Die gleichzeitige Anwendung des ImmunologikumsCiclosporin mit Clarithromycin erhöht die Gefahr eines Nierenschadens. Die Kombination des Antibiotikums mit Terfenadin, Astemizol oder Digoxin kann lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen (Long-QT-Syndrom) auslösen.

In Kombination mit Omeprazol oder Ritonavir wird Clarithromycin in seiner Wirkung verstärkt.

Folgende Stoffe schwächen dagegen die Wirkung von Clarithromycin ab: Disopyramid, Phenytoin, Rifabutin, Tacrolimus, Alprazolam, Cilostozol, Sildenafil, Vinblastin und Chinidin.

Mineralische Antazida (säurebindende Mittel) können die Wirksamkeit von Clarithromycin stark einschränken, so dass zwischen den Einnahmen ein zeitlicher Abstand von zwei bis drei Stunden eingehalten werden sollte. Auch die Wirksamkeit von Zidovudin wird durch gleichzeitige Anwendung von Clarithromycin beeinträchtigt. Hier sollte ein zeitlicher Abstand von etwa vier Stunden zwischen der Einnahme beider Wirkstoffe liegen.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Clarithromycin mit oralen Antidiabetika oder Insulin kann es in seltenen Fällen zu einer Erniedrigung des Blutzuckerspiegels (Hypoglykämie) kommen.

Clarithromycin kann die Wirkung von Calciumkanalblockern (gegen Bluthochdruck) besonders bei älteren Patienten so verstärken, dass es zu lebensgefährlichem Blutdruckabfall kommt. Bei Kombination sollte der Arzt daher auf Azithromycin zurückgreifen.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen Clarithromycin und andere Makrolid-Antibiotika darf der Wirkstoff auf keinen Fall angewendet werden. Bei allergischen Reaktionen gegen Lincomycin oder Clindamycin sollte eine Anwendung von Clarithromycin nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.

Bei niedrigem Kaliumspiegel im Blut (Hypokaliämie) ist die Behandlung mit Clarithromycin nicht erlaubt, da es sonst zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen kommen kann. Auch Patienten, deren Erregungsrückbildung am Herzen verlangsamt oder gestört ist (wie etwa beim Long-QT-Syndrom) oder die die Wirkstoffe Pimozid oder Carbamazepin anwenden, sollen Clarithromycin wegen der Gefahr möglicher Herzrhythmusstörungen nicht anwenden.

Allgemein ist die Einnahme von Clarithromycin bei Herz-Kreislauf-Störungen wie etwa Herzkranzgefäßverengung (Angina Pectoris), schwerer Herzschwäche (Herzinsuffizienz), geringem Magnesiumspiegel oder niedrigem Puls (mit weniger als 50 Schlägen pro Minute) nur nach ärzlicher Rücksprache erlaubt.

Clarithromycin darf unter entsprechender ärztlicher Kontrolle bei Nierenfunktionsstörungen mit einer Kreatinin-Clearance kleiner 30 Milliliter pro Minute angewendet werden. Dies gilt jedoch nicht für die Kombinationstherapie mit Omeprazol und Metronidazol zur Bekämpfung des Bakteriums Helicobacter pylori.

Bei Leberfunktionsstörungen sollte Clarithromycin nur nach Rücksprache mit dem Arzt angewendet werden. Die Kombinationstherapie zur Behandlung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren ist nicht gestattet.

Bei Patienten, die an Myasthenia gravis leiden, einer Autoimmunerkrankung des Skelettmuskels, ist die Verwendung von Clarithromycin nach strenger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den behandelnden Arzt möglich. Der Wirkstoff kann jedoch wie alle Makrolid-Antibiotika diese Erkrankung verschlimmern.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Da die Unbedenklichkeit der Anwendung von Clarithromycin für die Schwangerschaft noch nicht gezeigt wurde, soll der Wirkstoff in dieser Zeit nur nach Rücksprache mit dem Arzt angewendet werden.

Es ist bekannt, dass der Wirkstoff in die Muttermilch und damit in den Säugling übergeht. Bei diesem kann es so zu einer Störung der Darmflora kommen, die Durchfall oder eine Darmentzündung durch Sprosspilzbesiedelung zur Folge haben kann. Außerdem besteht die Möglichkeit einer Sensibilisierung des Säuglings, das heißt, bei einem späteren Kontakt mit Clarithromycin könnte der Körper allergisch auf den Wirkstoff reagieren. Aus diesen Gründen sollte das Antibiotikum auch während der Stillzeit nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder unter zwölf Jahren sollten bevorzugt in Tablettenform mit Clarithromycin behandelt werden.

Warnhinweise

  • Bei Funktionsstörungen von Leber und Niere muss der Arzt die Behandlung mit dem Medikament besonders sorgfältig überwachen und die Dosierung gegebenenfalls anpassen.
  • Eine längere und wiederholte Behandlung mit dem Medikament erhöht die Gefahr, widerstandsfähige Bakterien heranzuzüchten.
  • Treten während oder unmittelbar nach der Behandlung mit dem Medikament schwere Durchfälle auf, ist der Arzt zu befragen.
  • Patienten mit Störungen der Herzfunktion müssen während der Behandlung vom Arzt sorgfältig überwacht werden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament kann eine Myasthenia gravis wieder aufflammen lassen oder verschlechtern.
  • Weil das Medikament mit vielen anderen Wechselwirkungen zeigt, muss der Arzt die Therapie auf die Begleitmedikamente abstimmen.
  • Bei Kombination mit einem Calciumkanalblocker sollte der Arzt Azithromycin statt dem Medikament verschreiben.
  • Vor Licht geschützt aufbewahren!

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtablette)
14 Stück Filmtabletten
500 Milligramm Clarithromycin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Klacid forte 500 mg sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Clarithromycin (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.