Chinidin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 18.09.2007

Allgemeines

Chinidin wird bei bestimmten Formen von Herzrhythmusstörungen verabreicht. Dazu zählen die Behandlung von zu schnellem und zu unregelmäßigem Herzschlag (Tachyarrhythmie) sowie von zu schnellem, eigenständigem Arbeiten der Herzvorhöfe (Vorhofflattern und Vorhofflimmern).

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Schnellen Herzschlag senken
  • Unregelmäßigen Herzschlag bremsen
  • Herzrhythmusstörungen behandeln
  • Tachyarrhythmie behandeln
  • Herzrhythmus regulieren.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Chinidin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Chinidin nicht verwendet werden?

Chinidin darf nicht bei bestehender Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz NYHA III und IV), zu langsamem Herzschlag (Bradykardie), Erregungsleitungsstörungen am Herzen und bei Überdosierungen von Herzglykosiden eingenommen werden.

Bei zu hoher Schlagzahl der Herzvorhöfe sollten zunächst andere Antiarrhythmika nach Entscheidung des Arztes eingesetzt werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Über die Anwendung während der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Es kann zum Verlust des ungeborenen Kindes kommen. Wenn Chinidin schwangeren Frauen verordnet wird, muss der Nutzen für die Mutter gegenüber den möglichen Risiken für das Kind ärztlich abgewogen werden.

In der Stillzeit sollte der Wirkstoff vorsichtshalber nicht eingenommen werden, da er in die Muttermilch übergehen kann. Über eine schädigende Wirkung beim Säugling ist jedoch nichts bekannt.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Über die Anwendung bei Kindern liegen keine Erfahrungen vor.

Welche Nebenwirkungen kann Chinidin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Chinidin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr seltene oder vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Leberfunktionsstörungen.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Nesselfieber, Hautrötungen, Muskelzittern, Schwindel, Kopfschmerzen, Verwirrtheitszustände, Sehverschlechterung, Lichtempfindlichkeit, Doppelsehen, Sehnervenschädigung, Augenmuskelzuckungen, Hörminderung, Ohrensausen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Herzschlagerhöhung, Kammerflimmern, zusätzliche Herzschläge, Herzstillstand, Herzrhythmusstörungen (Tachyarrhythmie), Blutbildveränderungen, Hautreaktionen, Fieber und Blutkrankheiten wie Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie), Blutarmut (hämolytische Anämie), Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie), Agranulozytose.

Welche Wechselwirkungen zeigt Chinidin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Bei gleichzeitiger Einnahme des blutdrucksenkenden Mittels Reserpin in höheren Dosen wird das Herz negativ beeinflusst (kardiodepressiv).

Weiterhin können Reserpin und Cimetidin den Plasmaspiegel von Chinidin erhöhen und dadurch die Chinidinwirkung verstärken.

Die gleichzeitige Behandlung mit Antibiotika wie Erythromycin, Oleandomycin oder Clarithromycin, Mitteln gegen Pilzerkrankungen (Antimykotika) wie Ketoconazol, Fluconazol, Itraconazol, Miconazol,
Ritonavir) oder so genannten Enzyminduktoren (beispielsweise Carbamazepin, Rifampicin und Phenobarbital) kann die Wirkung von Chinidin gemindert werden.

Die Plasmaspiegel von Amitriptylin, Codein, Desipramin, Desmethylclomipramin, Dextromethorphan, Flecainid, Fluoxetin, Haloperidol, Imipramin, Metoprolol, Mexiletin, Mianserin, Norfluoxetin, Nortriptylin, Perphenazin, Phenothiazinen, Propafenon, Propranolol, Thioridazin, Timolol und Zuclopenthixol werden bei gleichzeitiger Anwendung von Chinidin erhöht und damit das Risiko ihrer schädigenden Nebenwirkungen erhöht.

Die Wirkungen von Digitoxin, Digoxin und Procainamid werden durch Chinidin verstärkt.

Phenobarbital, Phenytoin und Rifampicin können die Wirkdauer von Chinidin verkürzen.

Bei curareartigen Mitteln (beispielsweise Nervengift oder Narkosemittel) wird die muskellähmende Wirkung dieser Wirkstoffe verstärkt.

Eine Wirkungsverstärkung von blutverdünnenden Wirkstoffen, Muscarinrezeptor-Antagonisten und Herzglykosiden kann durch Chinidin verursacht werden.

Bei gleichzeitiger Gabe von atemwegserweiternden Antikoagulanzien oder Anticholinergika kann es zu einer Wirkungsverstärkung dieser Wirkstoffe kommen.

Die gleichzeitige Behandlung mit Atenolol kann zu einer Blutdruckabsenkung führen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Nach erster Verabreichung sollte auf Überempfindlichkeitsreaktionen geachtet werden.
  • Es muss während der Behandlung darauf geachtet werden, dass der Kaliumspiegel normal ist.
  • Besondere ärztliche Vorsicht ist bei niedrigem Blutdruck gegeben.
  • Patienten mit Herzschwäche und Herzmuskelerkrankungen sollten unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle stehen.
  • Herzrhythmusstörungen könnten durch den Wirkstoff verstärkt werden.
  • Besondere ärztliche Vorsicht ist bei Patienten mit Krämpfen im Verdauungstrakt geboten.
  • Der Genuss von Nikotin wird während der Behandlung nicht empfohlen.
  • Das Reaktionsvermögen kann herabgesetzt und deshalb die Teilnahme am Straßenverkehr und das Bedienen von Maschinen beeinträchtigt sein. In diesem Zusammenhang kann auch die Standfähgikeit vermindert sein.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

So wirkt Chinidin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Chinidin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiarrhythmika, zu welcher der Wirkstoff Chinidin gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Chinidin

Chinidin wird bei bestimmten Formen von Herzrhythmusstörungen verabreicht. Dazu zählen die Behandlung von zu schnellem und zu unregelmäßigem Herzschlag (Tachyarrhythmie) sowie von zu schnellem, eigenständigem Arbeiten der Herzvorhöfe (Vorhofflattern und Vorhofflimmern).

Der Wirkstoff wird außerdem zur medikamentösen Kardioversion eingesetzt, wenn die Elektroschocktherapie nicht durchgeführt werden kann.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Chinidin sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Chinidin

    Chinidin zählt zu den Antiarrhythmika der Klasse I . Zusätzlich zu den unter der Wirkstoffgruppe beschriebenen Wirkungen wirkt Chinidin gefäßerweiternd. Es vermindert den arteriellen Blutdruck und entlastet dadurch das Herz und die Muskulatur. Die entspannende Muskelwirkung zeigt sich vor allem in den Armen und Beinen.

    Der Wirkstoff wird sehr schnell vom Körper aufgenommen, so dass er bereits nach 15 Minuten im Blut nachweisbar ist und der Patient dann bereits weniger Beschwerden verspürt.

    Chinidin kann auch gemeinsam mit Verapamil, einem Calciumkanalblocker, eingenommen werden. Hierdurch werden insbesondere Durchblutungsstörungen bei Herzbelastung noch besser reguliert.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.