Eine junge Frau bei einer Psychologin.
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Psychologische Hilfe bei Krebs

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022

Die Diagnose Krebs ist meist mit vielen Veränderungen im Leben eines Menschen verbunden. Wer rechtzeitig professionelle Hilfe sucht, kann schweren seelischen Tiefs vorbeugen und wertvolle Unterstützung finden, um Belastungen besser zu verkraften und an Lebensqualität zu gewinnen.

Allgemeines

Krebs und Psyche stehen in engem Zusammenhang. Doch während einige Menschen mit der Erkrankung gut zurechtkommen, geraten andere in eine schwere seelische Krise, die ohne fremde Hilfe kaum zu bewältigen ist.

Insbesondere wenn weitere belastende Lebensumstände hinzukommen oder wenn die gesundheitliche Situation ausweglos erscheint, können Verzweiflung und Angst das Leben bestimmen. Speziell ausgebildete Therapeuten und Berater unterstützen dabei, schrittweise Ängste abzubauen und besser mit dem Krebs umzugehen. Manchmal hilft auch das Wissen, in der Krise nicht allein zu sein, schon ein kleines Stück weiter.

Psychologische Hilfe: Wann nötig?

Wenn Krebs auf die Psyche schlägt: Im Rahmen einer Krebserkrankung reichen manchmal Selbsthilfe und der Beistand von Angehörigen und Freunden allein nicht aus, um den psychischen Druck auszugleichen. In diesem Fall ist es wichtig, rechtzeitig an professionelle psychologische Hilfe zu denken.

Ängste, Gefühle der Überforderung, Antriebslosigkeit und andere depressive Symptome sind Anzeichen dafür, dass man sich mit der psychischen Belastung durch Krebs überfordert fühlt. Eine Krebserkrankung kann beispielsweise depressive Verstimmungen, Depressionen und psychische Erschöpfungszustände nach sich ziehen. Um seelischen Krisen vorzubeugen, sollte man möglichst frühzeitig Hilfe in Anspruch nehmen. In jedem Fall empfiehlt es sich, psychologischen Rat einzuholen, wenn Beschwerden auftreten wie zum Beispiel:

Im Zweifelsfall ist es immer besser, rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen, anstatt mit seinen Problemen allein zu bleiben.

Viele Menschen scheuen sich davor, einen Psychologen oder eine Beratungsstelle aufzusuchen. Sie haben Angst, im Bekanntenkreis schief angesehen oder als verrückt abgestempelt zu werden. Von diesen – völlig unbegründeten – Bedenken sollte man sich jedoch nicht abhalten lassen. Denn wer psychisch gefestigt ist und Strategien kennt, um mit Krebs besser leben zu lernen, kommt leichter und positiver durch den Alltag.

Behandlungsmöglichkeiten – Psychoonkologen, Gesprächsrunden & Hypnotherapie

Wer an Krebs erkrankt ist und psychologischen Rat sucht, muss nicht immer zwangsläufig eine Psychotherapie in Erwägung ziehen. So gibt es zum Beispiel deutschlandweit spezielle Krebsberatungsstellen, welche dabei helfen, Probleme zu bewältigen. Aber auch andere Behandlungsmöglichkeiten, wie Kurse zu Entspannungsmethoden oder Selbsthilfegruppen, können das Wohlbefinden steigern und den Umgang mit dem Krebs erleichtern.

Wenn jedoch der psychische Leidensdruck sehr hoch ist oder man sich in einer seelischen Krise befindet, ist eine psychologische oder psychotherapeutische Behandlung oft effektiver. Für akute Fälle gibt es Angebote zur sogenannten Krisenintervention, bei denen kurzfristig geholfen wird. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, an einer längerfristigen Einzel- oder Gruppenpsychotherapie teilzunehmen. Diese Therapien werden von speziell ausgebildeten Ärzten oder Psychologen durchgeführt.

Psychoonkologen

Es gibt Therapeuten, welche sich auf die Behandlung von Personen mit Krebs spezialisiert haben: die Psychoonkologen. Diese Experten haben eine Zusatzausbildung, welche sie für die medizinische und psychosoziale Begleitung von Menschen mit Krebs qualifiziert. Neben den von den Krankenkassen anerkannten Therapieverfahren Verhaltenstherapie, analytische Psychotherapie und der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie gibt es noch viele andere Behandlungsmöglichkeiten, um psychische Belastungen aufzuarbeiten. Welche Methode am besten geeignet ist, ist dabei ganz individuell.

 

 

 

Gesprächsgruppen

In vielen Rehabilitationskliniken ist es möglich, an Gesprächsgruppen teilzunehmen. Aber auch Beratungsstellen bieten oft die Möglichkeit, sich unter professioneller Anleitung auszutauschen. Unter Gleichgesinnten fühlt man sich meist besser verstanden; gemeinsam können Strategien entwickelt werden, mit dem Krebs psychisch besser zurechtzukommen.

 

 

 

Hypnotherapie

Viele Krebserkrankungen sind auch mit körperlichen Schmerzen verbunden. Mithilfe der Hypnotherapie können Betroffene lernen, den Schmerz gezielt zu bekämpfen beziehungsweise besser damit zu leben. Während der Behandlung gerät die Person in einen Zustand leichter Hypnose. Während dieser Phase fällt es leichter, sich mit inneren Blockaden und psychischen Problemen auseinanderzusetzen. Unter Anleitung lernt man beispielsweise, Schmerzen gezielt auszublenden, indem der gedankliche Fokus auf etwas anderes gelegt wird.

Die Hypnotherapie wird von Psychotherapeuten mit einer speziellen Zusatzausbildung angeboten. Auch in Schmerzzentren gibt es die Möglichkeit, sich entsprechend behandeln zu lassen. In der Regel wird diese Therapieform mit anderen Behandlungsverfahren in Kombination angewandt.

Therapieziele

Die Ziele einer Beratung oder Therapie sind meist sehr individuell und werden daher gemeinsam mit dem Experten festlegt. Die Diagnose Krebs ist jedoch bei vielen Menschen mit ähnlichen Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen verbunden. Mögliche Therapieziele sind zum Beispiel:

  • Ängste vor der Krankheitsbelastung oder dem Tod abzubauen
  • mit veränderten Lebenssituation besser leben zu können, zum Beispiel nach tiefgreifenden Eingriffen wie einer Brustamputation nach Brustkrebs
  • mit Begleiterscheinungen wie Nebenwirkungen der Krebstherapie besser umgehen zu können
  • den Krebs als Teil des eigenen Lebens zu akzeptieren

Viele Menschen mit Krebs neigen dazu, sich von Freunden, Bekannten und der Familie zu isolieren. Sie nehmen kaum mehr an Aktivitäten teil und ziehen sich zurück. Teil einer Therapie kann es daher auch sein, wieder Motivation und Spaß an Geselligkeit zu bekommen und somit in ein aktives Leben zurückzufinden.

Auch Probleme innerhalb der Familie oder in der Partnerschaft, welche durch die Krebserkrankung entstanden sind oder sich vertieft haben, können mit einem Experten besprochen werden, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Manchmal ist es sinnvoll, den Partner oder die Partnerin mit in die Therapie zu integrieren.

Kostenübernahme

Die Kostenübernahme für eine Psychotherapie im Rahmen von Krebs ist gesetzlich geregelt. Die Therapieformen Verhaltenstherapie, analytische Psychotherapie und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn die Behandlung durch zugelassene (approbierte), entsprechend qualifizierte Therapeuten erfolgt. Voraussetzung ist, dass der Therapeut ausreichend begründet, dass eine Behandlung notwendig und sinnvoll ist. Psychotherapeutische Maßnahmen im Rahmen eines stationären Aufenthalts oder während der Rehabilitation werden in der Regel von den Krankenversicherungen übernommen.

Auch eine kurzfristige Beratung in einer Krebsberatungsstelle ist in vielen Fällen kostenfrei. Allerdings ist diese Leistung vom jeweiligen Träger abhängig. Weitere Angebote der Krebsberatungsstellen, wie zum Beispiel Kurse zum Erlernen von Entspannungstechniken, sind oft kostenpflichtig. Hier muss man im speziellen Fall nachfragen, welche Kosten entstehen können und ob die Krankenkassen diese Maßnahme finanziell unterstützen.

Es empfiehlt sich daher, schon beim ersten Termin abzusprechen, wie die Kostenübernahme geregelt ist.

Erste Anlaufstellen

Erste Anlaufstellen für eine psychologische Behandlung im Rahmen einer Krebserkrankung können beispielsweise regionale Krebsberatungseinrichtungen sein. Diese können an speziell ausgebildete Experten, die Psychoonkologen, verweisen.

Krebsberatungsstellen

In den meisten größeren Städten gibt es zentrale Anlaufstellen, welche speziell Menschen mit Krebs und deren Angehörige beraten. Zudem können sie Ansprechpartner und Therapieangebote vermitteln. Auf den Seiten des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums kann man gezielt Krebsberatungsstellen in der Region suchen.

Psychoonkologen

Die Adressen von ausgebildeten Therapeuten, welche sich mit der psychologischen Behandlung von Personen mit Krebs auskennen, bekommt man in der Regel vom behandelnden Onkologen oder auch über die regionalen Krebsberatungsstellen. Mithilfe der Arztsuche können Sie zudem nach Psychoonkologen in Ihrer Region suchen.

Auch die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie e.V. vermittelt entsprechende Ansprechpartner. Zudem ist es möglich, direkt auf den Internetseiten des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums nach qualifizierten psychotherapeutisch arbeitenden Psychoonkologen zu suchen.