Estradiol + Estriol + Levonorgestrel

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 19.09.2007

Allgemeines

Die Kombination aus Estradiol, Estriol und Levonorgestrel wird zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, wie beispielsweise Hitzewallungen, Schmier- und Zwischenblutungen, Schlafstörungen oder depressiven Verstimmungen, eingesetzt.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Wechseljahresbeschwerden lindern
  • durch Hormonmangel ausgelöste Osteoporose vorbeugen
  • Schmier- und Zwischenblutungen vermindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Estradiol + Estriol + Levonorgestrel im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Estradiol + Estriol + Levonorgestrel nicht verwendet werden?

Die Kombination darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe der Kombination
  • Schwangerschaft
  • bestehenden oder früheren bösartigen Tumoren, die durch Gabe von Estradiolvalerat oder Estradiol weiter wachsen würden (wie etwa Brustkrebs)
  • Herpesinfektionen in einer vorausgegangenen Schwangerschaft (Herpes gestationis)
  • unbehandelten Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut
  • diagnostisch nicht abgeklärten Blutungen aus der Scheide
  • akuten oder früheren schweren Lebererkrankungen (wie Lebertumoren, Leberentzündungen, Gelbsucht, Gallenstau, Dubin-Johnson-Syndrom, Rotor-Syndrom), zumindest solange sich bestimmte Leberwerte (Transaminasen) nicht normalisiert haben
  • akuten oder früheren Blutgefäßerkrankungen, die zu Gefäßverschlüssen (Thrombosen) von Arterien oder Venen geführt haben, wie etwa schweren Venenerkrankungen, Venenthrombosen, Venenentzündungen (Thrombophlebitis), Störungen der Blutgerinnung, Lungenembolie, Schlaganfall, Angina Pectoris, Herzinfarkt und Herzklappenfehler
  • schwer behandelbarem Bluthochdruck
  • Sichelzellenanämie
  • schweren Fettstoffwechselstörungen oder Fettsucht
  • Mittelohrschwerhörigkeit, die sich während vorangegangener Schwangerschaften verschlimmert hat
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Migräne.
Bei den folgenden Erkrankungen kann die Wirkstoffkombination zwar angewendet werden, der Arzt muss jedoch durch laufende Kontrolle der entsprechenden Laborwerte die Entwicklung der Behandlung überprüfen und gegebenenfalls die Therapie abbrechen:
  • Brustkrebs in der Familie (Verwandtschaft ersten Grades)
  • zuvor aufgetretene Venenentzündungen
  • Endometriose und gutartige Gebärmuttertumoren
  • eine ausgeprägte Neigung zu Krampfadern
  • Blutdruckanstieg
  • Lupus erythematodes
  • Herz- und Nierenfunktionsstörungen
  • Depressionen
  • vorausgegangene leichtere Leber- und Gallenblasenerkrankungen
  • Epilepsie
  • Asthma
  • Chorea minor (Veitstanz)
  • multiple Sklerose
  • Erniedrigung des Blutkalziumspiegels
  • leichtere Fettstoffwechselstörungen oder erhebliches Übergewicht
  • Erkrankungen der Brustdrüse (Mastopathie)
  • Erkrankungen des Auges, die auf einen erhöhten Blutdruck zurückzuführen sind (Verschluss der zentralen Netzhautvene, plötzlicher Sehverlust, Hervortreten des Augapfels, Doppelbilder-Sehen oder Papillenödem)
  • Verwendung von Kontaktlinsen.
Die Einnahme der Wirkstoffkombination begünstigt die Entstehung von Gefäßverschlüssen (Thrombosen), die zu gefährlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen können. Diese Gefahr kann durch zusätzliche Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Störungen der Blutgerinnung oder des Fettstoffwechsels sowie durch vorausgegangene Gefäßverschlüsse und eine längere Ruhigstellung (etwa durch Bettlägerigkeit) weiter erhöht werden.

Nach einer Leberentzündung darf die Behandlung mit der Wirkstoffkombination nicht vor Ablauf von sechs Monaten erfolgen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Das Anwendungsgebiet der Kombination schließt eine Behandlung mit der Wirkstoffkombination während der Schwangerschaft aus.

Die Produktion der Muttermilch kann durch die Kombination verringert sein. Außerdem können kleine Wirkstoffmengen in die Muttermilch und damit in den Säugling übergehen. Um Schädigungen zu vermeiden, sollte das Kind vor einer Anwendung der Wirkstoffkombination abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Ihr Anwendungsgebiet schließt eine Behandlung von Kindern mit der Wirkstoffkombination aus.

Welche Nebenwirkungen können Estradiol + Estriol + Levonorgestrel haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Estradiol + Estriol + Levonorgestrel. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufig:
Durchbruch- und Schmierblutungen, Kopfschmerzen (seltener Migräne).

Häufig:
Wassereinlagerungen (Ödeme), Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Gewichtsveränderungen, Stimmungsschwankungen, Depressionen, Nervosität, Schwindelgefühl, Veränderungen der Libido, Akne, Brustschmerzen, Brustempfindlichkeit, Brustvergrößerung, Flüssigkeitsabsonderung der Brustdrüsen, Regelblutungsschmerzen (Dysmenorrhoe), Scheidenentzündung, Scheidenausfluss.

Gelegentlich:
Blutdruckanstieg, Bauchkrämpfe, Blähungen, Änderungen des Appetits, Veränderungen der Blutfettwerte, Hautausschlag, Flecken im Gesicht (möglicherweise bleibend), Pigmentierungsstörungen, Körperbehaarungszunahme (Hirsutismus), Haarausfall.

Selten:
Veränderungen der Blutzuckerwerte, Knotenrose (Bildung schmerzhafter Knoten in der Haut), Kontaktlinsenprobleme (schlechte Verträglichkeit).

Sehr selten:
Krampfadern, Gallenblasenerkrankungen, Gallensteine, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Leberkrebs, Verschlechterung einer Störung des Abbaus von Hämoglobin (Porphyrie), Stevens-Johnson-Syndrom, Sehnerventzündung, Chorea minor (Veitstanz).

Welche Wechselwirkungen zeigen Estradiol + Estriol + Levonorgestrel?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Wirkung der Kombination kann durch die gleichzeitige Einnahme bestimmter Wirkstoffe abgeschwächt beziehungsweise aufgehoben werden. Dazu gehören:
  • Schlafmittel aus der Gruppe der Barbiturate
  • die AntibiotikaRifampicin, Griseofulvin, Ampicillin und Tetracycline
  • virenhemmende Mittel wie beispielsweise Ritonavir und Nelfinavir
  • Johanniskraut
  • Antiepileptika wie Barbexaclon, Hydantoin, Carbamazepin, Phenytoin, Primidon, Oxcarbazepin, Topiramat und Felbamat
  • das GichtmittelPhenylbutazon
  • Aktivkohle.
Einige Wirkstoffe verlängern oder verstärken die Wirkung von Estradiolvalerat und Estradiol wie:
  • Atorvastatin aus der Gruppe der Statine
  • das Pilzmittel Fluconazol
  • Ascorbinsäure
  • Paracetamol (aus der Gruppe der nicht-opioiden Schmerzmittel)
  • das virenhemmende Mittel Indinavir.
Da die Kombination den Blutzuckerspiegel beeinflusst, müssen Insulin und orale Antidiabetika eventuell in ihrer Dosis angepasst werden.

Die Wirkung von Theophyllin, Ciclosporin oder Glukokortikoiden kann durch die Wirkstoffkombination verlängert werden.

Durch die Kombinationsbestandteile Estradiol und Estriol kann es zu einem erhöhten Blutspiegel von Schilddrüsenhormonen kommen. Dies muss bei Untersuchungen der Schilddrüse berücksichtigt werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament hat keinerlei empfängnisverhütende Wirkung.
  • Laborwerte von Leber, Niere und Schilddrüse können durch die Einnahme des Medikaments verändert werden.
  • Vor und regelmäßig während der Behandlung mit dem Medikament muss eine ärztliche Kontrolluntersuchung erfolgen.
  • Während der Behandlung ist insbesondere die Brust regelmäßig auf Knotenbildung zu kontrollieren.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Estradiol + Estriol + Levonorgestrel?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Estradiol + Estriol + Levonorgestrel enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Tablette A, Tablette B

So wirkt Estradiol + Estriol + Levonorgestrel

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Estradiol + Estriol + Levonorgestrel. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Östrogen-Gestagen-Kombinationen bei Wechseljahrsbeschwerden, Mittel gegen Wechseljahresbeschwerden, Sexualhormone, zu welcher die Wirkstoffkombination Estradiol + Estriol + Levonorgestrel gehört.

Anwendungsgebiete der Wirkstoffkombination Estradiol + Estriol + Levonorgestrel

Die Kombination aus Estradiol, Estriol und Levonorgestrel wird zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, wie beispielsweise Hitzewallungen, Schmier- und Zwischenblutungen, Schlafstörungen oder depressiven Verstimmungen, eingesetzt.

Daneben können die Wirkstoffe auch vorbeugend gegen Knochenschwund (Osteoporose) angewendet werden. Allerdings wird in diesem Fall bevorzugt auf Wirkstoffe aus der Gruppe der Bisphosphonate zurückgegriffen, da so Nebenwirkungen auf den Hormonhaushalt ausgeschlossen sind. Nur bei einer Unverträglichkeit gegen diese Wirkstoffgruppe sollten Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Vorbeugung der Osteoporose eingesetzt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Estradiol + Estriol + Levonorgestrel sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Estradiol + Estriol + Levonorgestrel

Die Hormonkombination gehört zur Gruppe der Östrogen-Gestagen-Kombinationen bei Wechseljahresbeschwerden. Sie gleicht den Mangel an weiblichen Sexualhormonen aus. Dieser tritt natürlicherweise am Ende der fruchtbaren Jahre einer Frau auf und ist für Symptome wie Stimmungsschwankungen oder einen unregelmäßigen Monatszyklus verantwortlich.

Estradiol und Estriol wirken wie die körpereigenen Östrogene. Sie regulieren den weiblichen Zyklus, soweit in den Wechseljahren noch vorhanden, beeinflussen aber auch die Gemütsverfassung. Deshalb normalisieren Estradiol und Estriol wechseljahresbedingte Zyklusstörungen ebenso wie depressive Verstimmungen und Schlafstörungen. Außerdem erhöhen Östrogene die Knochendichte. Dadurch erklärt sich der vorbeugende Effekt der beiden Kombinationsbestandteile Estradiol und Estriol in Bezug auf Knochenschwund (Osteoporose).

Neben diesen vorteilhaften Wirkungen haben Estradiol und Estriol aber auch Nachteile: sie fördern das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut und die Entstehung bestimmter Krebsarten (Brust- und Gebärmutterkrebs).

Diese nachteiligen Effekte hemmt der Kombinationsbestandteil Levonorgestrel. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Gestagen (Gelbkörperhormon). Levonorgestrel hemmt das unerwünschte Wachstum der Gebärmutterschleimhaut und mindert so den wachstumsfördernden Effekt von Estradiol und Estriol. Außerdem trägt Levonorgestrel ebenso dazu bei, einen eventuell noch vorhandenen Regelzyklus zu normalisieren und Schmier- und Zwischenblutungen zu mindern.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.