Duloxetin-neuraxpharm 60 mg magensaftresistente Hartkapseln

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 29.07.2015
Hersteller: neuraxpharm Arzneimittel GmbH & Co. KG
Wirkstoff: Duloxetin
Darreichnungsform: magensaft­resistente Kapsel
Rezeptpflichtig

Wirkung

Duloxetin-neuraxpharm 60 mg magensaftresistente Hartkapseln enthalten den Wirkstoff Duloxetin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Duloxetin-neuraxpharm 60 mg magensaftresistente Hartkapseln.

Duloxetin hat vier Einsatzgebiete:
  • In Dosierungen von 20 bis höchstens 40 Milligramm wird der Wirkstoff bei Frauen zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Harninkontinenz vom Belastungs- beziehungsweise Stresstyp eingesetzt. Bei der Belastungsinkontinenz ist der Harnblasenverschluss geschwächt. Eine Druckerhöhung, wie sie beim Niesen, Husten, Lachen oder Tragen von Lasten vorkommt, überfordert den Verschluss und es kommt zum unwillkürlichen Harnabgang. Die Belastungsinkontinenz als eine der häufigsten Urin-Inkontinenz-Formen ist weit häufiger bei Frauen als bei Männern anzutreffen. Schwangerschaft, natürliche Geburten, Bindegewebsschwäche und Alterungsprozesse verursachen das Krankheitsbild.
  • In Dosierungen von 30 bis höchstens 60 Milligramm dient der Wirkstoff zur Behandlung allgemeiner Angststörungen.
  • in Dosierungen von 60 bis höchstens 120 Milligramm behandelt man mit Duloxetin mittelschwere bis schwere Depressionen und
  • Nervenschmerzen im Rahmen einer Zuckerkrankheit (diabetische Polyneuropathie).

    Zu folgenden Anwendungsgebieten von Duloxetin sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Antidepressiva, selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (sSNRI), zu welcher der Wirkstoff Duloxetin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • depressive Erkrankungen
  • Schmerzen aufgrund einer Nervenstörung bei Zuckerkrankheit
  • allgemeine Angststörung

Dosierung

Depressive Erkrankungen werden gleich von Beginn an mit 60 Milligramm Duloxetin einmal täglich, unabhängig von den Mahlzeiten, behandelt. Ein erster Erfolg stellt sich normalerweise nach einer Behandlungsdauer von zwei bis vier Wochen ein. Ist eine Besserung eingetreten, sollte die Behandlung für einige Monate weitergeführt werden, um einen Rückfall zu vermeiden. Das Medikament ist bei Patienten mit häufigen Rückfällen auch zur Dauertherapie geeignet.

Eine allgemeine Angststörung wird zunächst mit 30 Milligramm Duloxetin einmal täglich, unabhängig von den Mahlzeiten, behandelt. Dafür steht ein entsprechend schwächer dosiertes Präparat zur Verfügung. Bei Patienten mit einem unzureichenden Behandlungserfolg kann der Arzt die Dosis auf 60 Milligramm erhöhen, was der üblichen Dosis für die Dauertherapie der meisten Patienten entspricht. Bei Patienten, die zusätzlich an depressiven Erkrankungen leiden, beginnt die Behandlung gleich mit 60 Milligramm des Medikaments. Die Dosis kann vom Arzt auch, wenn nötig, auf 120 Milligramm täglich gesteigert werden. Er wird die Dosiserhöhungen nach der Wirksamkeit und Verträglichkeit richten. Auch hier ist die Behandlung nach Besserung für einige Monate weiter beizubehalten, um einen Rückfall zu vermeiden.

Diabetes-bedingte Nervenschmerzen werden gleich mit 60 Milligramm einmal täglich, unabhängig von den Mahlzeiten, behandelt. Die Dosierung kann, wenn nötig, vom Arzt auf 120 Milligramm täglich gesteigert werden, die aufgeteilt in zwei gleich große Dosen einzunehmen sind. Nach zwei Monaten sollte die Wirksamkeit der Duloxetin-Behandlung ärztlich beurteilt werden, da nach dieser Zeit eine weitere Zunahme der Wirksamkeit bei Patienten mit unzureichendem Behandlungserfolg unwahrscheinlich ist. Überhaupt muss der Nutzen der Behandlung regelmäßig (mindestens alle drei Monate) überprüft werden.

Soll die Behandlung mit dem Medikament beendet werden, muss die Dosis über mindestens zwei Wochen schrittweise vermindert ("ausgeschlichen") werden. So wird das Risiko möglicher Entzugsbeschwerden verringert. Kommt es dabei oder danach wieder zu schwerwiegenden Beschwerden, wird der Arzt ein Zurückgehen auf die vorhergehende Dosis in Erwägung ziehen. Anschließend kann er das Ausschleichen der Dosis fortsetzen, allerdings in einer langsameren Abstufung.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Hypromellose
  • Magnesiumstearat
  • mikrokristalline Cellulose
  • Talkum
  • Titandioxid (E 171)
  • vorverkleisterte Maisstärke
  • Allurarot (E 129)
  • Brillantblau FCF (E 133)
  • Chinolingelb (E 104)
  • Gelatine
  • Gelborange S (E 110)
  • Hypromelloseacetatsuccinat
  • Indigocarmin-Aluminiumsalz (E 132)
  • Lactose-Monohydrat
  • Macrogol 4000
  • Natriumstearylfumarat
  • Povidon (K 30)
  • Propylenglycol
  • Schellack

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Verminderter Appetit, Schlaflosigkeit, Angst, Schlafstörungen, Aufregung, Libido-Verminderung, Kopfschmerzen, Schwindel und Drehschwindel, Zittern, Lustlosigkeit, Schläfrigkeit, nervliche Missempfindungen, unscharfes Sehen, Bluthochdruck, Erröten, Durchfall, Erbrechen, Verdauungsstörungen, vermehrtes Schwitzen, Bauchschmerzen, Schwäche, Schüttelfrost.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Rachenentzündung, Überempfindlichkeitsreaktionen, Schilddrüsenunterfunktion, Austrocknung, Verwirrtheit, abnormale Träume, Teilnahmslosigkeit, Zähneknirschen, abnormaler Orgasmus, schlechter Schlaf, Aufmerksamkeitsstörung, Nervosität, Geschmacksstörung, Sehstörungen, Pupillenerweiterung, Ohrensausen, Ohrenschmerzen, Herzklopfen, Herzrasen, Ohnmacht, Blutdruckanstieg, Gähnen, Magen-Darm-Blutungen, Magen-Darm-Entzündung, Mundschleimhautentzündung, Magenschleimhautentzündung, Blähungen, Aufstoßen, Mundgeruch, Leberentzündung, erhöhte Leber-Enzym-Werte (ALAT, ASAT, alkalische Phosphatase), akute Leberschädigung, Hautausschlag, erhöhte Neigung zu Blutergüssen, Nachtschweiß, kalter Schweiß, Kontaktdermatitis, Nesselsucht, Muskelkrämpfe, Muskelsteifigkeit, Schmerzen an Knochen und Muskeln, Krampf der Kaumuskulatur, Harnverzögerung, Harnverhalt, nächtlicher Harndrang, abnormaler Uringeruch, Wechseljahres-Beschwerden, Blutungen aus Gebärmutter oder Scheide, Brustschmerzen, Unwohlsein, Unbehagen, Kältegefühl, Hitzegefühl, Durst, Gewichtsveränderungen, erhöhter Cholesterin-Spiegel, Anstieg des Wertes an Kreatininphosphokinase im Blut.

Seltene Nebenwirkungen:
Allergische Reaktion, Blutzuckerabfall (hauptsächlich bei Diabetes-Patienten), Natriummangel im Blut, gestörte hormonelle Regelung des Wasserhaushaltes im Körper, Selbstmordversuche, Selbstmordgedanken, Übersteigerung, Wahnideen, Aggression, Wut, Serotonin-Syndrom, Krampfanfälle, allgemeiner Muskelkrampf, krankhafte Bewegungsunruhe, seelische Unruhe, unwillentliche Bewegungen, Bewegungsstörungen, rastlose Beine, Grüner Star, Herzrhythmusstörungen (überwiegend Vorhofflimmern), Bluthochdruck-Krise, Blutdruckabfall bei Körperlageveränderung, kalte Hände, Arme und Beine, Nasenbluten, Engegefühl im Rachen, Blut im Stuhl, Leberschwäche, Gelbsucht, Stevens-Johnson-Syndrom, Gesichtsschwellung (Angioödem), Lichtüberempfindlichkeit der Haut, Muskelzuckungen.

Besonderheiten:
Die Behandlung darf nicht plötzlich beendet werden. Der Arzt muss dazu die Dosis über mindestens zwei Wochen schrittweise vermindern, um Absetz-Beschwerden möglichst zu vermeiden. Solche sind: Krampfanfälle, Ohrensausen, Selbstmordgedanken und -versuche, Aggression und Wut.

Wechselwirkungen

Duloxetin darf nicht mit folgenden Wirkstoffen kombiniert werden:
  • MAO-Hemmer (gegen Depressionen) wegen des hohen Risikos eines Serotonin-Syndroms. Innerhalb der ersten 14 Tage nach Beendigung der Behandlung mit einem MAO-Hemmer darf kein Duloxetin eingenommen werden; es müssen mindestens fünf Tage nach Beendigung der Duloxetin-Einnahme vergehen, bevor mit der Einnahme eines MAO-Hemmers begonnen werden darf.
  • Fluvoxamin (Psychopharmakon), weil es den Abbau von Duloxetin im Körper stark hemmt und zu mehr Nebenwirkungen führt.
Nur mit Vorsicht dürfen folgende Wirkstoffe zusammen mit Duloxetin angewendet werden:
  • Substanzen mit Wirkung auf das Gehirn (beispielsweise Benzodiazepine (Schlafmittel), opiode Schmerzmittel, Antipsychotika, Phenobarbital (gegen Epilepsie), H1-Antihistaminika, Beruhigungsmittel).
  • Selektive-Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, trizyklische Antidepressiva (wie Clomipramin oder Amitriptylin), das Antidepressivum Venlafaxin oder Triptane (gegen Migräne), Tramadol (Schmerzmittel) und Tryptophan (Schlafmittel) wegen der Gefahr eines Serotonin-Syndroms.
  • auch das pflanzliche Antidepressivum Johanniskraut kann zu vermehrten Nebenwirkungen führen.
Duloxetin steigert seinerseits die Blutkonzentration anderer Substanzen, was zu mehr Wirkung und Nebenwirkungen führt. Dies ist der Fall bei Desipramin (Psychopharmakon) und Tolterodin (ebenfalls gegen Harndrang), Risperidon (Neuroleptikum) und trizyklischen Antidepressiva mit starker Wirkung (wie Nortriptylin, Amitriptylin und Imipramin), bei Flecainid und Propafenon (Antiarrhythmika) und dem BetablockerMetoprolol). Bei Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmern steigert Duloxetin die Blutungsgefahr.

Hinweis:
Weil Alkohol Wirkung und Nebenwirkungen von Duloxetin erheblich verstärkt, Rauchen die Wirkung hingegen vermindert, sollte während der Behandlung auf beides verzichtet werden.

Gegenanzeigen

Duloxetin darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • einer Lebererkrankung, die zu einer Einschränkung der Leberfunktion führt
  • schwerer Einschränkung der Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance unter 30 Milliliter/Minute)
  • unkontrolliertem Bluthochdruck.
Nur nach sorgfältiger Nutzen/Risiko-Einschätzung des Arztes und unter seiner Kontrolle darf Duloxetin verwendet werden bei
  • Patientinnen mit seelischen Störungen wie Übersteigerung (Manie) oder Manie mit Depressionen
  • epileptischen Krampfanfällen
  • erhöhtem Augeninnendruck oder Risiko für ein akutes Engwinkelglaukom (Spezialfall des Grünen Star), weil Duloxetin die Pupille erweitert
  • Bluthochdruck und/oder anderen Herzerkrankungen, weil der Wirkstoff den Blutdruck steigern kann
  • leichter oder mittelschwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance 30 bis 80 Milliliter/Minute)
  • Blutungsneigung, weil sich diese mit Duloxetin verstärken kann
  • höherem Lebensalter, Leberzirrhose oder Austrocknung, weil alle drei Umstände zu einem Natriummangel im Blut führen können, der durch Duloxetin verstärkt wird
  • Depressionen, weil der Wirkstoff zu vermehrten Selbstmordgedanken führen kann.
  • Leberschädigung oder Einnahme anderer Wirkstoffe, die zu Leberschädigung führen können.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Duloxetin darf während der Schwangerschaft nur eingenommen werden, wenn der Arzt den möglichen Nutzen und das Risiko für das Ungeborene für vertretbar hält. Setzen Sie also Ihren Arzt unbedingt in Kenntnis, wenn sie schwanger werden oder wenn Sie beabsichtigen, während der Therapie schwanger zu werden. Wie bei anderen Wirkstoffen mit ähnlichem Wirkmechanismus können bei Neugeborenen Entzugsbeschwerden auftreten, wenn die Mutter kurz vor dem Entbindungstermin Duloxetin eingenommen hat. Zu diesen Entzugszeichen können niedriger Blutdruck, Zittern, nervöse Unruhe, Schwierigkeiten beim Füttern, Atemnot und Gehirnkrämpfe gehören. In der Mehrzahl der Fälle traten diese entweder bei der Entbindung oder innerhalb weniger Tage danach auf.

Duloxetin geht nur in sehr geringen Anteilen in die Muttermilch über. Da jedoch keine Information über die Verträglichkeit von Duloxetin bei Säuglingen und Kindern vorliegt, wird die Anwendung während der Stillzeit nicht empfohlen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Es wurden keine klinischen Studien mit Duloxetin bei Patienten unter 18 Jahren durchgeführt. Daher darf der Wirkstoff bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht angewendet werden. Außerdem fehlt es an Daten aus Langzeitstudien zur Sicherheit bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren
hinsichtlich Wachstum, körperlicher Entwicklung sowie der Entwicklung des Denkvermögens und Verhaltens.

Warnhinweise

  • Mit der Anwendung des Medikaments kann möglicherweise Müdigkeit und Schwindel einhergehen, die Autofahren und Maschinenbedienung gefährlich machen.
  • Die Therapie darf nicht plötzlich beendet, sondern muss vom Arzt über zwei Wochen mit verminderter Dosierung abgesetzt werden.
  • Auf Rauchen und Alkoholgenuss sollte während der Therapie mit dem Medikament verzichtet werden.
  • Das Medikament enthält Lactose (Milchzucker), die von manchen Patienten schlecht vertragen wird.
  • Das Medikament darf nicht wärmer als 30 Grad gelagert werden.
  • Das Medikament enthält die Farbstoffe Allurarot und Gelborange S, die allergische Reaktionen hervorrufen können.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück magensaft­resistente Kapseln)
98 Stück magensaft­resistente Kapseln
60 Milligramm Duloxetin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Duloxetin-neuraxpharm 60 mg magensaftresistente Hartkapseln sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Duloxetin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.