Fieber
Zuletzt bearbeitet von Lydia Klöckner • Medizinredakteurin
Geprüft von Dr. med. Frauke Gehring • Allgemeinärztin
Wenn der Körper gegen einen Infekt ankämpft, kann sich die Körpertemperatur auf über 40 Grad Celsius erhöhen. Vor allem bei Babys und Kindern kommt Fieber häufig vor. Wie man es am besten misst, wann man mit Fieber zum Arzt sollte und mit welchen Mitteln es sich senken lässt, erfahren Sie hier.

Inhaltsverzeichnis
Die Körpertemperatur liegt bei gesunden Menschen bei etwa 37 Grad Celsius. Leichte Schwankungen um bis zu ein Grad Celsius sind normal und lassen sich häufig auf die Umgebungstemperatur, körperliche Anstrengung, oder – bei Frauen – auf den Menstruationszyklus zurückführen.
Überschreitet die Körpertemperatur 38 Grad Celsius, ist das jedoch meist ein Anzeichen für eine Erkrankung, oft verursacht durch eine Infektion mit Viren oder Bakterien.
Ab wann hat man Fieber?
Als Fieber bezeichnet man bei Jugendlichen und Erwachsenen eine Körpertemperatur über 38 Grad Celsius (38° C). Bei Kindern liegt die Schwelle etwas höher:
- 38°C = erhöhte Temperatur
- 38,5°C = Fieber
Video: Fieber-Fragen – die wichtigsten Fakten im Überblick
Was ist ein Fieberkrampf?
Bei Kindern kann Fieber zu sogenannten Krampfanfällen führen, sogenannten Fieberkrämpfen. Dabei handelt es sich um epileptische Anfälle, die meist weniger als 15 Minuten andauern. Fieberkrämpfe können bei Kindern im Alter von 6 Monaten bis 5 Jahren auftreten – in dieser Altersgruppe sind drei bis vier von hundert Kindern davon betroffen.
In den meisten Fällen sind Fieberkrämpfe harmlos. Sie gehen von selbst vorüber und ziehen in der Regel keine langfristigen Folgen nach sich. Wichtig ist, dass die Atmung des Kindes während des Anfalls nicht beeinträchtigt wird, etwa durch zu enge Kleidung. Auch sollte man ihm nichts zu trinken oder zu essen geben, bis die Krämpfe nachlassen.
Zum Arzt gehen sollte man, wenn der Fieberkrampf nach 15 Minuten nicht von selbst aufhört.
Sonstige Symptome, die mit Fieber einhergehen
Fieber tritt meist in Verbindung mit folgenden Symptomen auf:
- schneller Puls
- Schweißausbrüche
- Frösteln oder Schüttelfrost
- beschleunigte Atmung
- glänzende Augen
- warme – teils rote, teils blasse – Haut
- trockene und belegte Zunge
- Durst
- Appetitlosigkeit
Fieber messen
Die Körpertemperatur lässt sich mit einem Fieberthermometer messen. Am gebräuchlichsten sind elektronische Fieberthermometer, die man zur Messung in den Po, in die Achselhöhle, ins Ohr oder unter die Zunge steckt.
Am genauesten ist die Messung im Po – Ärzte sprechen von der rektalen Messung. Da diese etwas unangenehm ist, entscheiden sich jedoch viele für die Messung im Ohr, in der Achselhöhle oder unter der Zunge. Bei jeder Variante gibt es einige Regeln zu beachten:
- Für die Messung im Po wird die Spitze des Thermometers gereinigt, dann dünn mit einer fetthaltigen Creme beschichtet und etwa ein bis zwei Zentimeter tief in den Po eingeführt. Anschließend ist es wichtig, das Thermometer und die Hände sorgfältig mit Seife zu waschen und zu desinfizieren.
- Für die Messung im Ohr gibt es spezielle Infrarot-Thermometer, die die vom Trommelfell abgegebene Wärme erfassen. Damit das Thermometer genau in Richtung Trommelfell zeigt, muss der Gehörgang möglichst gerade sein. Dazu kann es notwendig sein, das Ohr bei der Messung leicht nach oben und/oder hinten zu ziehen.
- Wird unter der Achsel gemessen, muss man den Arm an den Körper pressen und sich möglichst wenig bewegen. Kindern gelingt das häufig nicht.
- Führt man das Fieberthermometer in den Mund ein, sollte man es vorher gründlich reinigen und kurz vor der Messung keine kalten oder heißen Getränke zu sich nehmen. Für die Messung steckt man die Spitze des Thermometers unter die Zunge und hält den Mund geschlossen. Für Kleinkinder ist das oft schwierig. Daher ist die Messung unter der Zunge erst ab einem Alter von vier Jahren empfehlenswert.
Abgesehen von der rektalen Messung liefern alle Methoden Werte, die meist leicht unter der tatsächlichen Körpertemperatur liegen. In der Regel bewegen sich die Abweichungen im Bereich von 0,3 bis 0,5 Grad Celsius. Die Messung unterm Arm kann sogar um bis zu zwei Grad Celsius unter dem richtigen Wert liegen.
Neben den klassischen Fieberthermometern gibt es seit einigen Jahren auch sogenannte Stirnthermometer. Diese sind jedoch recht fehleranfällig und somit für eine genaue Messung ungeeignet.
Fieber bei Babys, Kleinkindern und Kindern
Bei neugeborenen Säuglingen sollte Fieber immer ärztlich abgeklärt werden. Denn in den ersten Monaten nach der Geburt ist der Körper oft noch nicht dazu in der Lage, auf einen Infekt mit Fieber zu reagieren. Bei Babys äußern sich selbst schwere Infekte oft nur durch leicht erhöhte Temperatur (38 Grad Celsius). Mitunter erhöht sich die Körpertemperatur auch überhaupt nicht.
Bei Babys ab etwa drei Monaten, Kleinkindern und älteren Kindern hingegen schwankt die Körpertemperatur allgemein stärker als bei Erwachsenen. Fieber ist bei ihnen also nicht unbedingt Hinweis auf eine schwere Erkrankung.
Ein Besuch beim Kinderarzt ist notwendig, wenn das Fieber
- auf über 39 Grad Celsius steigt,
- länger anhält (länger als ein Tag bei Babys, länger als drei Tage bei Kindern),
- in Schüben auftritt,
- sich nicht mit Ibuprofen oder Paracetamol senken lässt und/oder
- mit Fieberkrämpfen einhergeht.
Auch wenn das Kind neben dem Fieber noch weitere Beschwerden hat, die auf schwere Infekte hindeuten, ist ein Arztbesuch nötig. Dazu zählen vor allem
- Übelkeit, Erbrechen und Durchfall,
- Hautausschlag,
- Atemnot und Atemprobleme sowie
- Nackensteifigkeit.
Wichtig: Fiebersenkende Mittel mit Acetylsalicylsäure sind für Säuglinge und Kinder unter zwölf Jahren ungeeignet, da sie bei ihnen zum Reye-Syndrom führen können.
Fieber: Ursachen
Für die Wärmeregulation des Körpers ist ein bestimmter Bereich im Gehirn zuständig. Er sorgt dafür, dass die Körpertemperatur konstant bei etwa 37 Grad Celsius bleibt. Denn bei dieser Temperatur, dem sogenannten Sollwert, können die meisten Körpervorgänge optimal ablaufen.
Fieber entsteht entweder, wenn die Wärmeregulation nicht mehr richtig funktioniert (z.B. bei extremer Hitze und Flüssigkeitsmangel oder Schilddrüsenüberfunktion), oder, wenn der Sollwert nach oben verstellt wird. Das geschieht häufig bei Infektionskrankheiten: Bei der Abwehr der Krankheitserreger sammeln sich im Körper Stoffe an, die auf das Temperaturzentrum im Gehirn wirken und den Sollwert erhöhen.
Dabei handelt es sich zum einen um Bakteriengifte oder Bestandteile von Viren oder anderen Krankheitserregern, zum anderen um körpereigene Stoffe, die sich im Kampf gegen die Erreger bilden – etwa Teile zerstörter Körperzellen. Der Überbegriff für fieber-erzeugende Stoffe lautet Pyrogene (griech. pyr = Fieber, gennan = erzeugen).
Übrigens: Welchen Sinn Fieber hat, ist nicht ganz geklärt. Experten vermuten, dass sich Bakterien und Viren bei erhöhter Temperatur nicht so schnell vermehren können und das das Immunsystem besser arbeiten kann.
Die häufigsten Auslöser von Fieber sind:
- Erkältungen
- Grippe
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- Mandelentzündung (Angina tonsillaris)
- Blasenentzündung (Zystitis)
- Blinddarmentzündung (Appendizitis)
- pfeiffersches Drüsenfieber (Mononukleose)
Auch viele Kinderkrankheiten gehen mit Fieber einher, zum Beispiel:
Klassische Reise-Fieberkrankheiten sind unter anderem:
- Dengue-Fieber
- West-Nil-Fieber
- Lassa-Fieber
- Malaria (charakteristischer Fieberverlauf)
Darüber hinaus kann es zu Fieber kommen, wenn das Immunsystem zu heftig auf Erreger oder andere Reize reagiert und irrtümlicherweise körpereigenes Gewebe angreift. Dazu kommt es vor allem bei der Sepsis (Blutvergiftung) sowie bei Autoimmunkrankheiten wie der Sarkoidose und beim rheumatischen Fieber. Auch bei einem geschwächtem Immunsystem, zum Beispiel bei AIDS, kann Fieber auftreten.
Video: Viren und Bakterien – die wichtigsten Unterschiede
Fieber durch andere Erkrankungen
Auch bei Krebs können Pyrogene entstehen, die Fieber hervorrufen. Man spricht vom Tumorfieber. Zum einen setzen Krebszellen Pyrogene frei, zum anderen sterben bei bestimmten Tumorerkrankungen vermehrt Körperzellen ab, deren Bestandteile ebenfalls pyrogen, also Fieber erzeugend, wirken können. Vor allem bei Leukämie oder Lymphomen kann es zu Fieber kommen.
Seltenere Ursachen für Fieber sind
- hormonelle Störungen, etwa bei einer Schilddrüsenüberfunktion,
- extremer Flüssigkeitsmangel bei Kindern und Säuglingen (sog. Durstfieber) sowie
- Arzneimittel, Gifte oder Drogen ("Drug Fever").
Fieber kann auch durch eine zentrale Störung im Temperaturzentrum bedingt sein, etwa verursacht durch ein Schädel-Hirn-Trauma.
Fieber: Diagnose
Um die Ursache des Fiebers ermitteln zu können, muss der Arzt wissen, ob der Erkrankte zusätzliche Beschwerden hat, wie:
Auch Antworten auf folgende Fragen können dem Arzt wichtige Anhaltspunkte für die mögliche Ursache des Fiebers liefern:
- Sind weitere Familienmitglieder oder Kollegen erkrankt?
- Waren Sie kürzlich im Ausland?
- Bestehen Vorerkrankungen?
- Bestand Kontakt zu möglicherweise erkrankten Tieren?
- Sind Allergien bekannt?
- Wurden kürzlich Medikamenten eingenommen?
Zudem ist es für den Arzt hilfreich, zu erfahren, wann genau das Fieber begonnen hat und wie es sich entwickelt hat. Denn der Verlauf des Fiebers ist häufig charakteristisch für die ursächliche Erkrankung:
Fieber | charakteristisch |
---|---|
durchgehendes Fieber (Fieber-Kontinua, Continua febris) | über Tage und Wochen anhaltendes Fieber mit Temperaturschwankungen bis zu 1°C (z.B. bei infektiöser Endokarditis) |
remittierendes Fieber | zeitweise abfallendes Fieber, ohne dass die normale Körpertemperatur erreicht wird (z.B. bei Harnwegsinfektionen) |
intermittierendes Fieber | tägliche starke Fieberschwankungen, die periodisch abfallen und sich mit Unter- oder Normaltemperatur abwechseln (z.B. bei einer Sepsis) |
undulierendes Fieber | langsam ansteigendes, länger anhaltendes Fieber mit fieberfreien Intervallen (z.B. bei Tumoren, Morbus Hodgkin) |
rekurrierendes Fieber |
in kurzen Perioden auftretendes Fieber, welches von einem oder mehreren fieberfreien Tagen unterbrochen wird, z.B. bei Malaria |
Je nachdem, welche Ursache der Arzt vermutet, können noch weitere Untersuchungen nötig sein, beispielsweise eine Blutuntersuchung, eine Urinuntersuchung oder in seltenen Fällen (etwa bei Verdacht auf einen Tumor) Untersuchungen mithilfe bildgebender Verfahren wie CT oder MRT.
Fieber senken
Wenn es dem Betroffenen abgesehen von dem Fieber gut geht, er ausreichend trinkt und sich ausruht, sollte das Fieber nicht gesenkt werden, da es ein wichtiger Bestandteil der Infektabwehr ist. Es geht von selbst zurück, sobald die ursächliche Erkrankung abklingt.
Wenn der Erkrankte unter dem Fieber oder dessen Begleiterscheinungen leidet oder die Körpertemperatur auf über 39 Grad Celsius ansteigt, kann es notwendig werden, die Temperatur medikamentös zu senken, etwa mit Ibuprofen oder Paracetamol.
Auch Acetylsalicylsäure (ASS) wirkt fiebersenkend, kann jedoch bei Babys und Kindern zum sogenannten Reye-Syndrom führen. Medikamente, die ASS enthalten, sind daher für Kinder und Babys ungeeignet. Ärzte verordnen sie Kindern unter zwölf Jahren nur in bestimmten Fällen und wenn kein anderes fiebersenkendes Mittel ausreichend wirkt.
Fieber senken mit Hausmitteln?
Beliebte Hausmittel gegen Fieber sind kühle Wadenwickel und nasse Umschläge. Diese kühlen den Körper von außen und können die Körpertemperatur kurzfristig senken. Das Fieber geht dadurch allerdings nicht dauerhaft zurück.
Viel wichtiger ist Trinken: Bei Fieber schwitzt man, wobei der Körper viel Flüssigkeit verliert. Damit der Körper nicht austrocknet, sollte der Erkrankte daher etwa jede halbe Stunde etwas trinken, am besten Wasser oder Tee.
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2019
Elterninfo Fieberkrampf. Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ): www.dgkj.de (Abrufdatum: 30.9.2019)
Fieber und Entzündungsreaktionen. Informationen des medizinischen Online-Nachschlagewerks AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 10.9.2019)
Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA): www.kindergesundheit-info.de (Stand: 3.5.2019)
Hüttemann, D.: Fieber bei Kindern: Fast immer ein Warnzeichen. Pharmazeutische Zeitung, Nr. 20 (Mai 2017)
Fieber. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: Mai 2017)
Duale Reihe Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016
Leitlinie der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin: Fieber unklarer Genese. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 027/053 (Stand: 1.1.2013)
Weitere Informationen
Onmeda-Lesetipps:
- Auf Betriebstemperatur: Welche Körpertemperatur normal ist
- Reye-Syndrom: Was ist das und wie wird es behandelt?
- Kinderkrankheiten im Überblick
ICD-10-Diagnoseschlüssel:
Hier finden Sie den passenden ICD-10-Code zu "Fieber":
Letzte inhaltliche Prüfung: 30.09.2019
Letzte Änderung: 30.09.2019