Eine Frau liegt zusammengerollt auf einem Bett.
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Genitalherpes (Herpes genitalis)

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 24.10.2022

Genitalherpes ist eine Virusinfektion, die durch bestimmte Herpesviren entsteht und sowohl beim Mann als auch bei der Frau vorkommen kann. Der Haupterreger ist das Herpes-simplex-Virus Typ 2, das hauptsächlich über sexuelle Kontakte übertragen wird. Neben Herpes genitalis können diese Viren auch Lippenherpes verursachen. Typisches Symptom bei Genitalherpes sind schmerzhafte Bläschen mit eitrigen, verkrusteten Belägen, die sich an Penis, Scheide oder After bilden und hochansteckend sind. In vielen Fällen bilden sich diese Bläschen nach einiger Zeit auch ohne Behandlung wieder zurück. Damit die Bläschen schneller abheilen und sich die Herpesviren nicht weiter vermehren, kann der Arzt den Genitalherpes auch mit bestimmten verschreibungspflichtigen Medikamenten (Virostatika) behandeln. Diese enthalten meist die Wirkstoffe Aciclovir oder Famciclovir.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Genitalherpes (Herpes genitalis)

Genitalherpes zählt zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten (auch STI genannt, für engl. sexually transmitted infections). Etwa 10 bis 30 Prozent der Männer und Frauen weltweit sind mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2) infiziert, der hauptsächlich für Herpes genitals verantwortlich ist.

Infektionen mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 sind noch häufiger: Bis zu 90 Prozent der Bevölkerung sind hiervon betroffen. Typ 1 ist jedoch seltener der Auslöser von Genitalherpes, sondern häufiger die Ursache von Lippenherpes oder Nasenherpes.

Genitalherpes: Ursachen

Ursache für Genitalherpes sind Herpes-Simplex-Viren:

  • Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 (HSV-1) löst überwiegend Lippenherpes (Herpes labialis) aus, kann aber in seltenen Fällen auch Ursache von Genitalherpes sein.
  • Herpes-simplex-Virus vom Typ 2 (HSV-2) ist in 80-90 Prozent der Fälle Ursache von Genitalherpes (Herpes genitalis).

Neben den Herpes-simplex-Viren gibt es noch weitere Typen von Herpesviren, die den Menschen krank machen können. So gibt es neben Herpes labialis und Herpes genitalis beispielsweise auch Herpes zoster, auch bekannt als Gürtelrose. Der Erreger der Gürtelrose heißt Varicella zoster und zählt ebenfalls zu den Herpesviren.

Zu dem Zeitpunkt, an dem ein Herpes genitalis in Erscheinung tritt, kann die Ansteckung mit den Viren schon länger zurückliegen. Dies liegt daran, dass die erste Infektion mit dem Herpes-Erreger vom Typ 1 oder 2 – ähnlich wie beim Lippenherpeshäufig unbemerkt verläuft.

Die eindringenden Herpesviren gelangen vom Ort der Erstinfektion (z.B. Schleimhaut der Genitalien oder Mundschleimhaut) über die Nervenleitbahnen (Axone) zum dazugehörigen Nervenknoten (Ganglion) und infizieren ihn ebenfalls.

Während der ersten Woche einer Herpes-genitalis-Infektion beseitigt das Immunsystem sowohl die Erreger in der Schleimhaut als auch in einem Teil der infizierten Nervenzellen. Das Erbgut (DNA) der Herpesviren versteckt sich jedoch im Zellkern der Nervenzellen. Das ist die Ursache dafür, dass das Immunsystem die Virus-DNA nicht erkennen und somit auch nicht angreifen kann. So kann die Virus-DNA lebenslang in den Nerven überdauern und weitere Herpesviren produzieren.

Sobald das Immunsystem geschwächt ist, reaktiviert sich die Virus-DNA – und in den infizierten Zellen entstehen zahlreiche neue Viren. Es kommt zu einer Zweitinfektion, die sich in der Regel mit den typischen Symptomen bemerkbar macht.

Die Reaktivierung des Virus kann verschiedene Ursachen haben. Sie kann zum Beispiel ausgelöst werden durch:

Ansteckung mit Genitalherpes

Herpes genitalis kann auf verschiedenen Wegen übertragen werden, je nachdem, welcher Virustyp Ursache der Erkrankung ist. Enger Kontakt mit anderen Menschen ist dabei aber immer im Spiel:

  • Das Herpes-simplex-Virus vom Typ 2 (HSV-2) überträgt sich vor allem durch sexuelle Kontakte,
  • das Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 (HSV-1) durch Tröpfcheninfektion und Schmierinfektion.

Viele Infektionen mit Genitalherpes durch HSV-2 entstehen in der Pubertät oder später. Denn sexuelle Kontakte mit einer Person, die an Herpes genitalis leidet, sind der größte Risikofaktor.

Mit HSV-1 stecken sich die Betroffenen häufig schon im Kindesalter an. Ursachen hierfür sind Eltern-Kind-Kontakte, der enge Kontakt zu Geschwistern oder zu Spielkameraden.

Die Flüssigkeit, die sich in den Herpesbläschen befindet, ist äußerst ansteckend. Platzen die Bläschen, verteilen sie sich – die Ansteckungsgefahr ist jetzt besonders hoch.

Aber auch, wenn die Bläschen wieder verheilt sind, kann man sich anstecken, etwa durch Kontakt mit

  • Speichel,
  • Sperma,
  • Vaginalsekret oder
  • Prostatasekret.

– denn die Viren können in den infizierten Bereichen verbleiben. Beim Geschlechtsverkehr können die Viren über die Schleimhäute oder durch kleine Hautverletzungen in den Körper gelangen. Auch beim Oralverkehr ist eine Ansteckung möglich: Herpesbläschen an den Lippen können an die Genitalien gelangen – oder umgekehrt.

In seltenen Fällen kann sich der Herpes-genitalis-Erreger auch während der Geburt auf das Kind übertragen, vor allem, wenn die werdende Mutter während der Schwangerschaft eine Erstinfektion durchläuft.

Eine Herpes-genitalis-Infektion kann für Neugeborene sehr gefährlich werden. Aus diesem Grund wird Frauen mit Genitalherpes meist zu einem Kaiserschnitt geraten. Auf jeden Fall sollten schwangere Frauen deshalb ihren Arzt über eine bestehende Herpes-genitalis-Infektion informieren.

Genitalherpes: Symptome

Genitalherpes kann völlig ohne Symptome oder sehr milde verlaufen, sodass die Erkrankung unbemerkt bleibt. Manche Betroffene tragen das Virus in sich, haben aber nie Symptome eines Herpes genitalis.

Bei anderen wiederum treten die Symptome erst lange Zeit nach der Infektion auf, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Die Symptome ähneln dann denen des Lippenherpes.

Genitalherpes betrifft, wie der Name schon sagt, die Region der Genitalien, sowohl beim Mann als auch bei der Frau. Da Herpes genitalis bei sexuellen Kontakten übertragen wird, sind überwiegend Penis, Scheide und After betroffen sowie die angrenzenden Bereiche. Die Haut ist dann gereizt, überempfindlich und juckt.

Als typisches Symptom von Genitalherpes bilden sich schmerzhafte Bläschen mit eitrigen, verkrusteten Belägen. Auch eine Wasseransammlung im Gewebe (Ödem) oder ein glasiger Ausfluss können zu den Beschwerden zählen. In einigen Fällen sind bei einem Herpes genitalis die angrenzenden Lymphknoten geschwollen.

Zu weiteren möglichen Symptomen zählen:

Die Erstinfektion mit Herpes genitalis bleibt häufig unbemerkt, kann sich aber auch durch die typischen juckenden Bläschen bemerkbar machen.

Innerhalb von etwa zwei bis drei Wochen heilen die Bläschen ab. Da die Viren auch nach dem Abheilen der Bläschen im Körper verbleiben, kann die Erkrankung erneut auftreten (sog. Rezidiv).

Genitalherpes: Diagnose

Häufig wird Genitalherpes nicht erkannt, weil die Infektion mit den Herpes-simplex-Viren ganz ohne Symptome oder so milde verlaufen kann, dass die Betroffenen keine Beschwerden bemerken.

Wenn der Herpes genitalis in Erscheinung tritt, kann der Arzt die Diagnose meist schon anhand der typischen Veränderungen stellen: Entzündliche Bläschen an den Geschlechtsorganen weisen deutlich auf Genitalherpes hin.

Ob das Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 oder 2 für den Herpes genitalis verantwortlich ist, kann man bei der Diagnose anhand der äußerlich sichtbaren Anzeichen nicht feststellen.

Um den Erreger des Genitalherpes zu bestimmen, schickt der Arzt daher Bläscheninhalt, Schleimhaut- beziehungsweise Hautabstriche oder Gewebeproben (Biopsie) ins Labor. Dort ist es möglich, das Erbgut (DNA) des ursächlichen Virus nachzuweisen. Zudem finden sich bei einer Infektion im BlutAntikörper gegen das Virus.

Genitalherpes: Therapie

Genitalherpes wird je nach Schwere der Symptome behandelt. Ein begrenzter Herpesbefall der Haut oder der Schleimhäute kann meist unbehandelt bleiben und klingt nach einer Weile von selbst ab.

Macht der Herpes genitalis eine Behandlung erforderlich, geht es vorwiegend darum, die Infektion einzudämmen und die Beschwerden zu lindern.

Für eine erfolgreiche Herpes-genitalis-Therapie ist es wichtig, dass sich auch der Sexualpartner untersuchen beziehungsweise behandeln lässt.

Bei Genitalherpes werden virenhemmende Wirkstoffe (sog. Virostatika) wie Aciclovir oder Famciclovir eingesetzt: Diese verschreibungspflichtigen Mittel wirken gegen Herpes genitalis, indem sie verhindern, dass sich die Herpesviren vermehren und damit dafür sorgen, dass die Bläschen schneller abheilen. Je früher sie eingesetzt werden, desto wirksamer sind diese Mittel.

Die Herpesviren verschwinden durch diese medikamentöse Therapie jedoch nicht: Sie bleiben ein Leben lang im Körper, sodass der Genitalherpes jederzeit erneut ausbrechen kann.

In welcher Form Sie die virenhemmenden Medikamente zur Herpes-genitalis-Behandlung erhalten, hängt vom Ausmaß der Infektion ab:

  • Wenn Sie einen leichten Herpes genitalis haben, sind zur Therapie Tabletten oder Salben und Cremes geeignet.
  • In schweren Fällen verabreicht der Arzt die Mittel gegen Genitalherpes per Spritze direkt in die Vene.

Verursacht der Genitalherpes starke Schmerzen, können Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Diclofenac helfen. Auch Salben, welche die schmerzenden Stellen betäuben, können hilfreich sein.

Entwickelt sich neben dem Herpes genitalis zusätzlich eine Bakterien-Infektion, können Antibiotika und örtlich desinfizierende Maßnahmen notwendig sein.

Genitalherpes in der Schwangerschaft

Bei Schwangeren, die kurz vor oder während der Geburt einen Genitalherpes haben, kann ein Kaiserschnitt sinnvoll sein, damit sich die Viren nicht während der Geburt auf das Kind übertragen. Gegebenenfalls verabreicht der Arzt dem Neugeborenen ein Mittel gegen die Viren, wenn der Verdacht besteht, dass sich das Baby angesteckt haben könnte.

Schwangere, die schon einmal einen Genitalherpes hatten, sollten das mit ihrem Arzt besprechen, da die Viren lebenslang im Körper verbleiben und die Infektion immer wieder ausbrechen kann.

Genitalherpes: Verlauf

Genitalherpes kann einen individuell sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen, heilt in den meisten Fällen aber innerhalb von zwei bis drei Wochen wieder ab. Allerdings kann der Herpes genitalis auch nach seiner Heilung immer wieder neu auftreten. Denn die ursächlichen Herpesviren bleiben lebenslang im Körper. Solche Neuerkrankungen (sogenannte Rezidive) sind bei einer Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus vom Typ 2 häufiger als bei Typ 1 – das Risiko beträgt bei Typ 2 etwa 60 bis 70 Prozent.

Komplikationen

Ein Herpes genitalis Genitalherpes kann im weiteren Verlauf verschiedene Komplikationen mit sich bringen:

  • Ist die Immunabwehr gestört, etwa durch eine Infektion mit dem HI-Virus, kann Genitalherpes einen schweren Verlauf nehmen. Besonders bei Kindern, bei einem Befall des ganzen Körpers, bei immungeschwächten Menschen und bei zusätzlicher Infektion des Gehirns kann der Genitalherpes unter Umständen auch lebensbedrohlich sein.
  • Die Haut des befallenen Bereichs ist während der Infektion sehr empfindlich – wenn die Bläschen platzen, können etwa Pilze oder Bakterien eindringen und zu einer zusätzlichen Infektion führen (sog. Superinfektion).
  • Ein Genitalherpes kann im weiteren Verlauf außerdem verschiedene Erkrankungen mit unterschiedlichen Symptomen nach sich ziehen.Die Herpesviren können beispielsweise über die Blutbahn das Gehirn befallen und eine Gehirnentzündung auslösen – eine sogenannte Herpesenzephalitis. Insbesondere Neugeborene, die während der Geburt von der Mutter infiziert wurden, können diese Komplikation entwickeln.
  • Äußerst selten breitet sich die Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 2 auf das Zentralnervensystem (Gehirn und Rückenmark), die Leber, die Lunge und auf andere Organe aus. Diese sogenannte HSV-Sepsis kann lebensbedrohlich verlaufen.

Genitalherpes: Vorbeugen

Wenn Sie den Erreger des Genitalherpes bereits in sich tragen, können Sie einem Ausbruch weitgehend vorbeugen, indem Sie Faktoren meiden, die das Auftreten begünstigen. Folgende Tipps können dabei helfen:

  • Schlafen Sie ausreichend.
  • Achten Sie auf einen gesunden Lebensstil.
  • Vermeiden Sie Stress.
  • Stärken Sie Ihr Immunsystem.
  • Sorgen Sie für ausreichenden UV-Schutz.

Dennoch bricht ein Herpes genitalis manchmal ohne ersichtlichen Grund aus. In diesem Fall gilt:

  • Berühren Sie die entzündeten Stellen nicht.
  • Waschen Sie sich die Hände, falls Sie die befallenen Stellen doch berührt haben.

Wenn einer der Partner Symptome zeigt, können Sie Ihr Ansteckungsrisiko verringern, indem sie vorübergehend auf Geschlechtsverkehr verzichten. Bei Bläschen an den Lippen ist es ratsam, Oralverkehr zu vermeiden.

Da der Herpes genitalis eine sexuell übertragbare Erkrankung ist, können Sie sich außerdem beim Geschlechtsverkehr durch Kondome wirksam vor einer Ansteckung schützen.