Bild einer Hand mit Ganglion.
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Ganglion: Überbein am Fuß, Handgelenk oder Knie

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 10.01.2023

Hinter runden, erhabenen Knoten unter der Haut kann ein Ganglion stecken. Besonders typisch sind die Verhärtungen am Handgelenk, Knie oder am Fuß. Ganglien sind in der Regel harmlos, unter gewissen Umständen sollten sie jedoch ärztlich behandelt werden. Wie entsteht ein Ganglion und gibt es Methoden zur Selbstbehandlung?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist ein Ganglion?

Ein Ganglion (umgangssprachlich auch Überbein genannt) ist eine runde, ovale, erhabene Verhärtung unter der Haut. Diese Ausstülpungen, ähnlich einer Zyste, sind mit zäher, geleeartiger Flüssigkeit gefüllt, die aus Gelenk- und Sehnenscheidenflüssigkeit besteht. Derartige Knoten unter der Haut können an verschiedenen Körperstellen wie am Knie oder dem Handgelenk (Handgelenksganlion) entstehen. Ganglien treten vor allem bei 20- bis 50-Jährigen auf, wobei Frauen etwa dreimal häufiger als Männer betroffen sind.

Wo entsteht ein Ganglion und wie sieht es aus?

Allgemein kann ein Ganglion an allen Gelenken, Ringbändern oder Sehnenscheiden entstehen. Besonders häufig bilden sich die runden, ovalen Knubbel am Handgelenk, auf dem Handrücken oder dem Fußrücken. Seltener ist ein Ganglion an Gelenken oder Sehnen anderer Körperteile, zum Beispiel der Finger, Knie, Wirbelsäule oder Hüfte.

Die meisten Ganglien werden nicht dicker als eine Kirsche, also etwa zweieinhalb Zentimeter groß, seltener mehrere Zentimeter. Manchmal bleibt ein Ganglion so klein, dass es nicht sicht- oder tastbar ist. Allgemein kann die Größe eines Ganglions schwanken, besonders bei stärkerer Belastung betroffener Gelenke. 

Wie entsteht ein Ganglion?

Ein Ganglion entsteht, wenn sich in einer Gelenkkapsel oder Sehnenscheide zu viel Gelenkflüssigkeit bildet. Wird im Gelenk mehr Flüssigkeit produziert, als in den Gelenkspalt passt, wölbt sich die Gelenkkapsel vor und erscheint als sackförmige Ausstülpung.

Die Ursache der Überproduktion von Gelenkflüssigkeit ist nicht vollständig geklärt. Vermutlich sind mehrere Einflüsse an der Entstehung eines Ganglions beteiligt. Mögliche Auslöser sind unter anderem eine Entzündung und/oder übermäßige oder einseitige Belastung des betroffenen Gelenks beziehungsweise der Sehnenscheide.

Darüber hinaus gibt es Risikofaktoren, die ein Ganglion begünstigen können:

  • Alter und Geschlecht: Frauen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren scheinen besonders anfällig für Ganglien zu sein
  • Gelenkverschleiß: Ganglien an Fingern entstehen häufig bei Menschen mit Arthrose in den Fingergelenken
  • Gelenk- oder Sehnenverletzungen
  • Angeborene Strukturdefekte der Sehnenscheide und/oder Gelenkkapseln

Ganglion: Maßnahmen zur Selbstbehandlung

Wer ein Überbein bei sich entdeckt, sollte nicht versuchen, es selbst zu beseitigen. Zum einen kann das zu Verletzungen und Entzündungen führen oder gar das Ganglion platzen lassen. Zum anderen bildet sich das Ganglion anschließend sehr wahrscheinlich neu.

Menschen mit Ganglion können jedoch auf verschiedene Maßnahmen und Hausmittel zur Selbstbehandlung zurückgreifen. Dazu zählen:

  • Schmerzlindernde Salben, etwa mit Arnika
  • Schmerzmittel
  • Bandagen
  • Kühlende Kompressen, beispielsweise mit Heilerde
  • Massagen (nur nach ärztlicher Anweisung)

Grundsätzlich haben Hausmittel bei einem Ganglion aber ihre Grenzen und sollten keine ärztliche Untersuchung und Therapie ersetzen.

Übrigens: In früheren Zeiten wurde ein Ganglion oft durch eine Trümmermethode mithilfe eines Hammers oder einer Bibel (deshalb auch im Volksmund als Bibelzyste bekannt) zerstört. Diese Methoden zur Selbstbehandlung gelten als veraltet und sind mit vielen Risiken verbunden, weshalb Betroffene darauf unbedingt verzichten sollten.

Ärztliche Behandlung eines Ganglions

Wenn ein Ganglion keine Beschwerden verursacht, erfordert es keine Behandlung, da es sich oftmals von selbst zurückbildet. In einigen Fällen ordnen Mediziner*innen zunächst Schonung und Ruhigstellung des betroffenen Gelenks oder der Sehne an. Zusätzlich kann Physiotherapie dabei helfen, Fehlbelastungen zu vermeiden. 

Erzielen diese konservativen Behandlungsmethoden keine Besserung und bereitet das Ganglion Schmerzen, kommen weitere Maßnahmen zum Einsatz. Zum einen kann eine Injektion von Glukokortikoiden in das Ganglion die Schwellung reduzieren. Zum anderen können Fachleute das Überbein durch folgende Methoden entfernen:

  • Aspiration: Bei der Punktion zieht die*der Ärztin*Arzt mit einer hohlen Nadel Flüssigkeit aus dem Überbein. Anschließend wird ein Medikament in den Hohlraum gespritzt, das der übermäßigen Flüssigkeitsproduktion entgegenwirken soll.

  • Operativer Eingriff: Bei der Operation entfernen Fachleute das Ganglion durch einen Hautschnitt mitsamt Hülle und versuchen zudem, das Gelenk abzudichten, um einem neuen Ganglion vorzubeugen. Die Operation erfolgt unter örtlicher Betäubung, seltener unter Vollnarkose.

Welche Symptome kann ein Ganglion verursachen?

Oft verursacht ein Ganglion keine Beschwerden. Je nachdem, wo es auftritt, kann es die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks einschränken. Drückt das Ganglion auf Nerven, sind folgende Symptome möglich:

Wie lässt sich ein Ganglion diagnostizieren?

Ein Ganglion erkennen Fachleute häufig schon anhand der Beschwerden und durch eine körperliche Untersuchung. Das Knötchen ist häufig in der Umgebung des Gelenks oder der Sehnenscheiden zu sehen und zu ertasten. Es ist meist leicht verschiebbar und teilweise lichtdurchlässig. 

Ob der Knubbel tatsächlich ein Gangliom ist – und nicht etwa ein Blutschwämmchen (Hämangiom), ein Lipom oder ein bösartiger Tumor – kann durch eine Ultraschalluntersuchung, Röntgenuntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) festgestellt werden.

Ganglion: Verlauf und Prognose

Ein Ganglion gilt als gutartige Geschwulst mit günstigem Verlauf. Bei einigen Patient*innen bildet es sich häufig von selbst zurück oder hört im Verlauf auf zu wachsen. Oftmals bereitet es keinerlei Beschwerden. Etwa jedes vierte Ganglion bildet sich nach der Entfernung neu (rezidiv). Häufig tritt ein Ganglion dann an derselben Stelle erneut auf. 

Verhindern lässt sich die Neubildung nur, wenn die Ursache der übermäßigen Flüssigkeitsproduktion erkannt und behandelt wird. Platzt ein Ganglion etwa durch eine unfachmännische Entfernung, kann sich die Wunde entzünden und das Ganglion erneut bilden. Bei einem geplatzten Überbein sollte grundsätzlich ärztlicher Rat eingeholt werden. 

Lässt sich einem Ganglion vorbeugen?

Grundsätzlich kann man einem Ganglion nicht vorbeugen. Jedoch gibt es Methoden, mögliche Risikofaktoren zu reduzieren. Dazu zählt etwa: 

  • Fehl- und Überbelastungen von Gelenken vermeiden
  • Muskulatur entspannen und lockern
  • Verletzungen der Gelenke und Bänder vollständig auskurieren