Das Bild zeigt eine nackte Frau im Bett.
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Oralsex (Oralverkehr)

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 06.01.2022

Beim Oralsex (Oralverkehr) stimuliert man den Intimbereich des Partners mit dem Mund. Ob sanft oder kräftig, langsam oder schnell, nur mit den Lippen, mit der Zunge oder den Zähnen – der Phantasie sind beim Oralsex keine Grenzen gesetzt. Wichtig dabei: Oralverkehr muss beiden gefallen und man sollte sich ausreichend vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen!

Oralverkehr

Für viele bildet Oralsex beispielsweise einen Teil des Vorspiels vor dem vaginalen Geschlechtsverkehr. Oralverkehr kann aber sowohl den Mann als auch die Frau zum Orgasmus bringen. Einige Menschen erleben diese Sexualpraktik als besonders befriedigend, manche können sogar nur beim Oralsex zum sexuellen Höhepunkt gelangen. Wie genau der Oralverkehr aussieht – ob nur mit den Lippen, mit der Zunge oder sogar mit den Zähnen – hängt von individuellen Vorlieben ab. Während einige Paare diese Sexualpraktik ablehnen, empfinden andere Oralverkehr als sehr lustvoll und anregend.

Ein Paar kann sich beim Oralverkehr auch gleichzeitig mit dem Mund verwöhnen, indem es zum Beispiel die sogenannte 69er-Stellung einnimmt. Dabei wendet sich der Kopf beziehungsweise Mund des Partners den Genitalien des anderen zu und umgekehrt. Bildlich kann man sich diese Stellung in Form der auf der Seite liegenden Zahl 69 vorstellen.

Was ist Oralverkehr?

In der Regel versteht man unter Oralsex die Stimulation der Genitalien mit dem Mund. Daher wird er auch als orogenitaler Sexualkontakt bezeichnet. Im weiteren Sinne zählt zum Oralverkehr auch, wenn der Analbereich mit Zunge und Lippen stimuliert wird (sog. Oroanalkontakt oder Anilingus).

In der Geschichte waren die Auffassungen über Oralsex in unterschiedlichen Kulturen sehr verschieden. Während die orale Befriedigung im Christentum zeitweise sogar verboten war – insbesondere unter Männern war sie verpönt –, ist Oralsex im Hinduismus auch heute noch alles andere als verpönt.

Auf den folgenden Seiten: Alles über Cunnilingus und Fellatio sowie die Gefahr von Geschlechtskrankheiten

Cunnilingus und Fellatio

Beim Oralsex (Oralverkehr) kann man zwischen zwei Formen unterscheiden: Cunnilingus und Fellatio. Eine weitere Form des Oralverkehrs stellt Anilingus dar: Dabei reizt der Partner mit dem Mund nicht die Geschlechtsteile, sondern die Analregion des anderen.

Beim Cunnilingus (lat. cunnus = weibliche Scham; lingere = lecken) stimuliert ein Mann oder eine Frau die weiblichen äußeren Geschlechtsorgane (Vulva) mit der Zunge, den Lippen oder auch den Zähnen. Insbesondere die Klitoris (Kitzler) und ihre Umgebung sind sehr empfänglich für physische Reize, aber auch der Scheideneingang reagiert sensibel.

Umgangssprachlich spricht man auch von "Lecken", wenn von Cunnilingus die Rede ist. Cunnilingus ist auch unter den Namen Cunnilinctus oder Cunnilinctio bekannt.

Fellatio (lat. fellare = saugen) ist das Gegenstück zum Cunnilingus: Dabei nimmt eine Person den Penis ihres Partners in den Mund und stimuliert ihn mit Zunge, Lippen und Rachen. Umgangssprachlich ist auch das Wort "Blasen" gebräuchlich – normalerweise empfindet der Mann jedoch Saugen und Lutschen (und eben nicht Blasen) an seinem Geschlechtsteil als lustvoll. Auch "Französisch" ist eine andere Bezeichnung für Fellatio.

Nicht jeder praktiziert Cunnilingus oder Fellatio gern. Erlaubt ist, was beiden Partnern gefällt. Insbesondere während der Menstruation sollte man auf Cunnilingus verzichten. Alternativ kann man mit speziellen Tüchern (sog. Dental Dams oder "Lecktüchern"), die über die Scheide gelegt werden, verhindern, dass mögliche Krankheitserreger übertragen werden können. Bei Fellatio kann man sich mit einem Kondom vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen.

Beim Cunnilingus können manche Frauen so weit stimuliert werden, dass sie bis zum Orgasmus kommen. Auch Fellatio kann einen Mann bis zum Orgasmus bringen. Cunnilingus und Fellatio können aber auch einen Teil des Vorspiels zum eigentlichen Geschlechtsverkehr darstellen. Neben dem Mund kann der Partner zusätzlich die Finger beziehungsweise Hände einsetzen.

Vorsicht, Geschlechtskrankheiten!

Nicht nur durch Analverkehr oder Vaginalverkehr, auch durch ungeschützten Oralsex (Oralverkehr) kann man sich mit verschiedenen sexuell übertragbaren Krankheiten infizieren. Manche Geschlechtskrankheiten können auch dann übertragen werden, wenn beim Oralsex kein Sperma, Scheidensekret oder Menstruationsblut in den Mund gelangt.

Ob durch Viren, Bakterien oder Pilze: Es gibt viele Erkrankungen, die bei ungeschütztem Oralsex eine Gefahr darstellen. Hierzu zählen beispielsweise:

  • Tripper (Gonorrhö): Diese häufige Geschlechtskrankheit wird durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae hervorgerufen.
  • Syphilis (Lues): Syphilis ist weltweit verbreitet und entsteht ebenfalls durch ein Bakterium mit dem Namen Treponema pallidum pallidum.
  • Infektionen mit Chlamydien: Chlamydien sind Bakterien, die z.B. zu Harnwegsinfektionen bzw. Infektionen der Geschlechtsorgane führen können.
  • HIV: Das HI-Virus (Human Immunodeficiency Virus = Humanes Immundefizienz-Virus) kann zu AIDS führen. Eine HIV-Infektion ist bislang nicht heilbar.
  • Herpes: Herpes genitalis (Genitalherpes) entsteht durch eine Infektion mit bestimmten Herpesviren und ist eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten.
  • Hepatitis B: Mehr als die Hälfte aller Fälle dieser Leberentzündung ist in Deutschland auf sexuelle Übertragung zurückzuführen. Ursache ist ein Virus.
  • Pilze: Pilzinfektionen (z.B. mit Candida albicans) können nicht nur durch ungeschützten Sex, sondern beispielsweise auch durch ein geschwächtes Immunsystem entstehen.
  • Weicher Schanker (Ulcus molle): Ulcus molle wird durch das Bakterium Haemophilus ducreyi verursacht und kommt vorwiegend in tropischen Ländern vor.
  • Trichomonaden-Infektion (Trichomoniasis): Bei direktem Schleimhautkontakt kann es zu einer Infektion mit dem ParasitenTrichomonas vaginalis kommen.

Auch das humane Papillomvirus (HPV) kann durch Oralverkehr übertragen werden. Durch eine Infektion mit HPV können Genitalwarzen wie etwa Feigwarzen entstehen. Darüber hinaus verursacht das HP-Virus Vorstadien bösartiger Tumoren (sog. Präkarzinome) und Karzinome im Genitalbereich: So ist beispielsweise bei fast 100 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs HPV nachweisbar.

Kann durch Oralverkehr HIV (AIDS) übertragen werden?

Ungeschützter Sexualkontakt birgt die Gefahr, sich mit dem HI-Virus anzustecken, welches zu AIDS führen kann. Bei Oralverkehr ist eine HIV-Übertragung vor allem dann möglich, wenn der Samenerguss im Mund erfolgt oder wenn der Partner Scheidenflüssigkeit aufnimmt. Die Erreger befinden sich im Sperma, im Blut oder im Scheidensekret.

Nimmt man Scheidenflüssigkeit einer infizierten Frau oder Sperma eines HIV-positiven Mannes mit dem Mund auf, ist das Ansteckungsrisiko mit HIV zwar sehr gering, da die Menge sehr klein ist und zudem durch den Speichel verdünnt wird. Jedoch können offene Wunden im Mund eine Infektion erleichtern. Zudem sollte man den Kontakt mit Blut vermeiden, etwa während der Menstruation.

Auch wenn eine Person keine offenkundigen Anzeichen einer sexuell übertragbaren Krankheit wie HIV beziehungsweise AIDS zeigt, kann sie dennoch infiziert sein und die Erkrankung beim Oralverkehr übertragen. Daher ist ein ausreichender Schutz (z.B. durch Kondome) besonders wichtig – insbesondere bei häufig wechselnden Sexualpartnern.

 

 

 

Weitere Risiken von Oralsex

Beim Oralsex können kleine Verletzungen entstehen. So kann beispielsweise die Schleimhaut einreißen. In seltenen Fällen können – bei Einsatz mit den Zähnen – Bissverletzungen auftreten. Vermeiden sollte man, beim Cunnilingus Luft in die Vagina zu blasen. Sehr selten kann sich dadurch die Bauchhöhle mit Luft füllen (sog. Pneumoperitoneum). Es kann eine Luftembolie entstehen, die schlimmstenfalls tödlich endet. Dabei gelangt Luft in die Blutbahn.

Oralsex (Oralverkehr): So schützen Sie sich!

Beim Oralsex (Oralverkehr) können Krankheitserreger übertragen werden. Zu 100 Prozent sind Sie davor nur geschützt, wenn Sie auf Oralsex verzichten. Für viele Paare stellt die orale Stimulation jedoch ein wichtiges Element in ihrem Liebesleben dar. Auch wenn es keine absolute Sicherheit gibt: Das Risiko, sich mit einer sexuell übertragbaren Erkrankung anzustecken, können Sie drastisch reduzieren und fast auf null senken, wenn Sie einige Dinge beachten.

Das können Sie tun, um sich beim Oralsex vor Krankheitserregern zu schützen:

  • Achten Sie insbesondere bei fremden oder häufig wechselnden Sexualpartnern darauf, sich zu schützen: Eine Geschlechtskrankheit sieht man dem anderen nicht unbedingt an! Ehrlichkeit und Treue reduzieren das Risiko einer Ansteckung enorm. Wer oft den Partner wechselt, sollte unbedingt auf ein Kondom beziehungsweise einen Dental Dam bestehen.
  • Benutzen Sie Kondome bzw. Dental Dams: Beim Oralverkehr am Penis sollten Sie auf Kondome achten. Für den Oralsex bei der Frau (Cunnilingus) gibt es im Handel sogenannte Dental Dams, dünne, leicht parfümierte Latextücher, die man auf die Scheidenöffnung legt und umgangssprachlich auch "Lecktücher" genannt werden. Dental Dams sind in manchen Apotheken, Sex-Shops oder in Online-Shops erhältlich. Alternativ kann man ein aufgeschnittenes Kondom über dem Scheideneingang ausbreiten oder reißfeste Haushaltsfolie verwenden. Kondome müssen dabei nicht zwangsläufig lästig sein, sondern können sogar Spaß machen. Unterschiedliche Geschmacksrichtungen machen es möglich.
  • Sollte das Kondom einmal abrutschen und Sie sind nicht sicher, ob der Partner mit einer Geschlechtskrankheit infiziert sein könnte: Spucken Sie Sperma beziehungsweise Scheidenflüssigkeit oder Menstruationsblut aus und spülen Sie Ihren Mund umgehend aus. Zähneputzen sollten Sie meiden, da auf diesem Wege Erreger ins Zahnfleisch gelangen könnten. Insbesondere wenn Sie eine HIV-Infektion nicht sicher ausschließen können, empfiehlt es sich, mit hochprozentigem Alkohol zu spülen.
  • Wenn Sie kein Kondom verwenden möchten: Vermeiden Sie es, Sperma, Scheidensekret oder Menstruationsblut in den Mund zu bekommen! Das senkt das Risiko für Geschlechtskrankheiten. Einen zuverlässigen Schutz bieten allerdings nur Kondome beziehungsweise Dental Dams. Insbesondere wenn Sie eine HIV-Infektion nicht sicher ausschließen können oder gar der Verdacht auf eine Infektion besteht, empfiehlt es sich, mit hochprozentigem Alkohol zu spülen und im Anschluss einen Arzt aufzusuchen. In Form der HIV-Postexpositionsprophylaxe (HIV-PEP) bieten viele Kliniken eine Notfallbehandlung mit Medikamenten an, die eine Infektion mit HIV unter Umständen verhindern kann. Dies bedeutet aber keineswegs, dass man das Risiko dadurch auf die leichte Schulter nehmen kann!
  • Achten Sie auf Körperhygiene bei sich und bei Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin!
  • Bei kleinen Verletzungen an den Genitalien oder im Mundraum sollten Sie besser auf Oralverkehr verzichten oder Kondome bzw. Dental Dams verwenden.

Am besten schützen Sie sich beim Oralsex vor Geschlechtskrankheiten, indem Sie Kondome beziehungsweise Dental Dams verwenden!

Wenn Sie den Verdacht haben, sich möglicherweise angesteckt zu haben – etwa, weil Sie körperliche Beschwerden haben oder erfahren, dass Ihr Sexualpartner krank ist –, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Je eher eine sexuell übertragbare Krankheit behandelt wird, desto größer sind meist auch die Chancen auf Heilung. Zudem können Sie nicht nur Ihre Gesundheit, sondern auch die Ihres Partners oder Ihrer Partnerin schützen, wenn Sie Gewissheit über Ihren Gesundheitszustand haben.

Impfungen

Gegen einige Krankheitserreger kann man sich impfen lassen, so etwa gegen das Humane Papillom-Virus (HPV). Da eine Infektion mit HPV in vielen Fällen die Ursache von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) ist, heißt die Impfung auch Gebärmutterhalskrebs-Impfung. Die HPV-Impfung zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs wird in Deutschland offiziell seit März 2007 von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Berliner Robert Koch-Instituts für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren empfohlen. Den größten Nutzen hat die HPV-Impfung, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehrerfolgt.

Auch gegen Hepatitis B können Sie sich impfen lassen. Die Impfung gilt als sogenannte Standardimpfung und wird prinzipiell jedem empfohlen. Entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) sollten Sie Ihre Kinder (auch schon im Säuglingsalter) impfen lassen.