Frau hält frische Binde in der Hand und leidet unter Amenorrhö.
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Amenorrhö: Symptome, Ursachen und Behandlung

Von: Claudia Dechamps (Medizinautorin und Redakteurin)
Letzte Aktualisierung: 30.09.2022

Mit Amenorrhö (auch Amenorrhoe) wird das Ausbleiben der Menstruation bezeichnet. Fehlende Regelblutungen treten bei fast jeder Frau während ihrer fruchtbaren Lebensjahrzehnte einmal auf. Zu den natürlichen Gründen gehören Schwangerschaft, Stillzeit und Postmenopause. Es können aber auch Erkrankungen die Ursache sein, auch psychische Auslöser kommen infrage.

Was ist Amenorrhö?

Wenn die monatliche Regelblutung einer Frau ausbleibt, sprechen Fachleute von einer Amenorrhö. Neben den natürlichen Ursachen wie Schwangerschaft, Stillzeit, Wechseljahre und Postmenopause (Phase nach der letzten Periode) gibt es eine ganze Reihe von Erkrankungen, Störungen im Hormonhaushalt oder psychische Ursachen, die eine Amenorrhö bewirken können. Sind die Abstände zwischen den Blutungen zu lang, spricht man von einer Oligomenorrhö.

Formen von Amenorrhö

Hat eine Frau, die bisher regelmäßig menstruiert hat, länger als drei Monate keine Regelblutung, sollte sie eine gynäkologische Fachpraxis aufsuchen. Weil die Ursachen sehr vielfältig sein können, bedarf es einer ausführlichen Anamnese. Fachleute unterscheiden diese beiden Formen: 

  • primäre Amenorrhö: junge Mädchen, die bis zum Beginn des 16. Lebensjahres noch keine Regelblutung haben
  • sekundäre Amenorrhö: Frauen mit regelmäßigem Zyklus, bei denen seit drei Monaten die Blutung ausfällt

Amenorrhö: Welche Ursachen sind möglich?

Die Gründe für das Ausbleiben der Menstruation können auf der körperlichen oder der psychischen Ebene liegen. Bei einer primären Amenorrhö kommen folgende Ursachen infrage: 

  • die Genitalien sind fehlgebildet
  • es liegen genetische Ursachen vor
  • das Hormongleichgewicht ist gestört
  • die Abläufe in den Eierstöcken sind gestört

Bei einer sekundären Amenorrhö gibt es eine ganze Reihe möglicher Auslöser.

Hormonelle Ursachen für sekundäre Armenorrhö

Der weibliche Zyklus ist ein kompliziertes Zusammenspiel von Hormonen, die im Hypothalamus (Zwischenhirn), der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) und den Eierstöcken gebildet werden. 

Für den weiblichen Zyklus ist ein Steuerungshormon wichtig, das GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon), das vom Hypothalamus produziert wird. Dieses GnRH wirkt wiederum auf das follikelstimulierende Hormon FSH. Eine Reaktion des Hypothalamus auf viele Stresshormone ist das Drosseln der Sexualfunktionen – um auf diese Weise Energie zu sparen. Das wiederum erklärt, wieso psychische Belastungen wie Stress ein Ausbleiben der Regel zur Folge haben können. Ähnliches läuft bei einer Magersucht (Anorexie) oder der Ess-Brechsucht (Bulimie) ab. Wenn der weibliche Körper chronisch mit Nähr- und Vitalstoffen unterversorgt wird, reduziert er die Hormone, die den Eisprung stimulieren sollen. 

Auch die Eierstöcke produzieren Hormone – die Östrogene – sowie männliche Geschlechtshormone und das Gelbkörperhormon Progesteron. Wenn im Zusammenspiel von Eierstöcken, Hypothalamus und Hirnanhangdrüse ein Ungleichgewicht entsteht durch Über- oder Unterproduktion, kann der Zyklus der Frau schnell durcheinandergeraten. Beim polyzystische Ovarsyndrom (PCO-Syndrom) ist die Hormonbildung, ausgehend von den Eierstöcken, gestört. Die betroffenen Frauen haben einen erhöhten Spiegel an männlichen Sexualhormonen. An den Eierstöcken bilden sich kleine zystenähnliche Blasen und die Regel wird unregelmäßig oder bleibt aus. 

Sekundäre Amenorrhö und Wechseljahre

Mit dem Beginn der Wechseljahre stellen die Eierstöcke langsam die Produktion der Geschlechtshormone ein, die Regelblutung wird zunehmend seltener und hört schließlich ganz auf. Normalerweise beginnt dieser Prozess ab Mitte 40. Es gibt aber auch Frauen, die vor dem 40. Lebensjahr in die Menopause kommen.

Mit Bluttests und Hormonuntersuchungen kann der*die Arzt*Ärztin die Ursache für die vorliegende Amenorrhö feststellen. 

Ausbleiben der Regelblutung durch Tumoren 

Verschiedene Tumoren der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) können den Hormonkreislauf durcheinanderbringen. So sorgt beispielsweise ein Prolaktinom dafür, dass das muttermilchbildende Hormon Prolaktin unkontrolliert ausgeschüttet wird. Die Brüste sondern eine milchige Flüssigkeit ab, die Funktion der Eierstöcke ist gestört.

Auch die Hirnanhangdrüse kann durch verschiedenartige Tumoren oder eine Gehirnentzündung geschädigt werden. Das wirkt sich dann auf die Produktion des follikelstimulierenden Hormons FSH aus. 

Arzneimittel als Ursache

Medikamente, die direkt in den weiblichen Hormonkreislauf eingreifen, können eine Amenorrhö zur Folge haben. Dazu gehören Verhütungsmittel wie die Spirale, die Drei-Monatsspritze oder die Minipille. Manchmal kann es auch nach dem Absetzen der Pille zu einer Amenorrhö kommen, Fachleute sprechen dann vom Post-Pill-Syndrom. Es handelt sich um eine vorübergehende Amenorrhö, bis der weibliche Körper sein Hormongleichgewicht wieder gefunden hat. 

Auch Psychopharmaka oder Antidepressiva können die Hormonproduktion verändern und somit eine Amenorrhö auslösen. Ebenso wie bestimmte Medikamente in der Behandlung von Brustkrebs, die absichtlich den Östrogenspiegel senken. 

Sekundäre Amenorrhö durch Gewichtsveränderung

Extremer Gewichtsverlust wie bei einer Magersucht, aber genauso auch Übergewicht (Adipositas) können eine Amenorrhö zur Folge haben. Auch extreme sportliche Belastung kann ein Signal für den Körper sein, weniger Sexualhormone zu produzieren und so eine Amenorrhö hervorzurufen. 

Krankheiten der Schilddrüse als Auslöser

Die Schilddrüse ist ein weiteres, wichtiges hormonproduzierendes Organ. Eine Überfunktion oder Unterfunktion der Schilddrüse führt dazu, dass zu viel oder zu wenig Schilddrüsenhormone produziert werden. Viele Vorgänge im Körper werden von den Schilddrüsenhormonen beeinflusst, so auch die Sexualfunktion. Sowohl eine Überproduktion als auch eine Unterproduktion können eine Amenorrhö zur Folge haben. 

Diagnose der Amenorrhö

Zur Diagnose der Amenorrhö gehört ein ausführliches Anamnesegespräch, in dem der*die Gynäkolog*in alle Informationen zum bisherigen Zyklusgeschehen erfragt. Anhand von Fragen zu den Themen Sport, Essverhalten, Alkoholkonsum, Medikamenteneinnahme und allgemeiner psychischer Verfassung werden mögliche Ursachen der Amenorrhö ermittelt. 

In der anschließenden Blutuntersuchung geht es darum, den Hormonstatus festzustellen. Mit einer Ultraschalluntersuchung oder Magnetresonanztomografie (MRT) werden Eierstöcke und Gebärmutter auf Veränderungen, Verwachsungen, Tumoren oder Blockaden untersucht. Je nach Beschwerdebild der Frau gehört auch eine MRT des Gehirns zur Diagnostik, um einen Tumor in Hypothalamus oder Hypophyse auszuschließen.

Bei jungen Mädchen muss geklärt werden, ob neben der Amenorrhö auch sekundäre Geschlechtsmerkmale wie Brustwachstum, Scham- und Achselbehaarung ausgeblieben sind. Wichtig ist ein Blick auf weibliche Familienangehörige und deren Krankheitsgeschichte, um mögliche genetische Dispositionen herauszufinden. 

Amenorrhö: Wie gestaltet sich die Behandlung?

Die Behandlung richtet sich nach dem Ergebnis der Untersuchung. Liegt die Ursache der Amenorrhö auf der psychischen Ebene, ist die Überweisung an eine psychologische Fachpraxis sinnvoll. Ein anderer Umgang mit Stress, ein gesünderes Essverhalten, eine achtsame sportliche Betätigung lassen sich erlernen. 

Bei hormonellem Ungleichgewicht helfen Hormonpräparate oder entsprechende Medikamente, den Zyklus wieder regelmäßig werden zu lassen. Wird die Amenorrhö durch einen Tumor, eine Gewebeveränderung oder eine funktionelle Blockade im Genitalbereich hervorgerufen, ist meist ein chirurgischer Eingriff notwendig. 

Bei jungen Mädchen mit primärer Amenorrhö, aber normal entwickelten Brustdrüsen, wird mit einer Sonographie der Zustand der Genitalorgane untersucht. Fehlen die sekundären Geschlechtsmerkmale, ist oftmals von einer genetischen Störung auszugehen. Ergeben die Hormontests keine Auffälligkeiten, wird zunächst abgewartet und regelmäßig kontrolliert, bevor dann mit Hormongaben das Einsetzen der Monatsblutung provoziert wird. 

Amenorrhö: Verlauf und Prognose

Fast jede Frau erlebt einmal eine Phase von Amenorrhö, oft reguliert sich der Zyklus von selbst wieder. Bleibt die Periode länger als drei Monate aus und liegt keine Schwangerschaft vor, ist eine medizinische Abklärung notwendig.

Eine Amenorrhö muss behandelt werden, weil ein gestörter Hormonhaushalt und ein länger anhaltender Östrogenmangel zu Osteoporose führen können. Auch, wenn eine Frau schwanger werden möchte und unter Amenorrhö leidet, muss die Ursache identifiziert und der Zyklus wieder normalisiert werden. 

Bei einer stressbedingten Amenorrhö können Betroffene viel selbst dazu beitragen, dass die Monatsblutung sich bei ihnen wieder einpendelt. Mit einem gesunden Lebensstil, regelmäßigen Entspannungsübungen, einer guten Selbstfürsorge oder der vorübergehenden Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln lässt sich viel für die seelische und körperliche Ausgeglichenheit tun.