Genitalherpes: Herpes genitalis bei Frau und Mann
Hochansteckende Virusinfektion: Genitalherpes wird vorwiegend über sexuelle Kontakte übertragen und kann sowohl bei Frauen als auch Männern zu unangenehmen Symptomen wie schmerzhaften Bläschen im Intimbereich führen. Welche Beschwerden noch für Herpes genitalis sprechen können, wie die Behandlung erfolgt und welche Spätfolgen drohen, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Genitalherpes
Genitalherpes wird überwiegend durch sexuellen Kontakt mit infizierten Personen übertragen. Die auslösenden Viren können durch direkten Hautkontakt während oralem, vaginalem oder analem Sex weitergegeben werden. Infizierte Personen sind auch potenziell ansteckend, wenn keine sichtbaren Symptome vorhanden sind.
Eine Ansteckung mit Genitalherpes ohne sexuellen Kontakt ist selten über infizierte Gegenstände wie Sexspielzeug oder Kondome möglich. Die Viren überleben außerhalb des Körpers etwa 48 Stunden. Grundsätzlich können die auslösenden Viren ebenso über Küssen weitergegeben werden. Eine Mutter mit Genitalherpes kann während der Geburt auch das Neugeborene infizieren.
Genitalherpes zeigt sich in Form von schmerzenden, kleinen Bläschen, die sich in Gruppen bilden. Die Bläschen platzen typischerweise im Verlauf auf und es entstehen offene, schmerzhafte Wunden. Die Wunden verkrusten und heilen schließlich vollständig ab.
Was ist Genitalherpes?
Genitalherpes zählt zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Ursache ist eine Infektion mit Herpesviren (HSV), die oftmals unbemerkt bleibt. In 90 Prozent der Fälle kommt es zu keinen oder nur unauffälligen Beschwerden. Entwickeln Betroffene Symptome, sind diese vor allem bei einer Erstinfektion oft schmerzhaft und belastend.
Genitalherpes kann durch Herpes-simplex-Viren vom Typ 1 (HSV-1) oder vom Typ 2 (HSV-2) ausgelöst werden. In etwa 80 Prozent der Fälle ist die Ursache eine Infektion mit HSV-2, die Ansteckung erfolgt meist beim Geschlechtsverkehr.
Genitalherpes: Symptome und Aussehen
Häufig verläuft Genitalherpes ohne Symptome oder sehr milde, sodass die Erkrankung unbemerkt bleibt. Manche Betroffene tragen das Virus in sich, leiden aber nie unter Symptomen. Bei Menschen mit Immunschwäche können die Beschwerden heftiger ausfallen und länger anhalten.
Etwa drei bis 14 Tage nach der Infektion bilden sich gruppenweise schmerzende, brennende und juckende Bläschen, umgeben von einer Hautrötung. Nach einigen Tagen platzen die Bläschen auf und es entstehen kleine Geschwüre. Diese können sich im Intimbereich, aber auch am After und am Oberschenkel bilden.
Zudem sind bei Genitalherpes weitere Symptome möglich, wie:
Typischerweise sind die Symptome bei einer Erstinfektion mit den auslösenden Herpesviren stärker und schwächen sich bei weiteren Ausbrüchen ab. Innerhalb von etwa zwei bis drei Wochen heilen die Bläschen ab. Da die Viren weiterhin im Körper verbleiben, kann die Erkrankung erneut auftreten (Rezidiv).
Genitalherpes: Symptome bei Frauen
Die für Genitalherpes typischen Bläschen zeigen sich bei der Frau meist im Bereich der Schamlippen. Aber auch in der Scheide und am Gebärmutterhals können sich die schmerzenden Bläschen bilden.
Zudem sind folgende Symptome bei Frauen mit Herpes genitalis möglich:
- Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen
- Probleme, die Blase zu entleeren (Harnverhalt)
- Blasenschwäche
- Kribbeln, das bis in die Beine und Hüfte zieht
- akute Entzündung der Vulva und Vagina
- glasiger Ausfluss aus der Scheide
- zeitgleicher Scheidenpilz
Beschwerden: Genitalherpes beim Mann
Bei Männern mit Genitalherpes bilden sich die für den Herpes typischen Bläschen vorwiegend am Penisschaft, an der Vorhaut und am Hodensack. Insgesamt sind Männer seltener von Genitalherpes betroffen als Frauen.
Genitalherpes: Ursache und Ansteckung
Ursache für Genitalherpes ist eine Infektion mit Herpes-Simplex-Viren vom Typ 1 oder Typ 2:
Typ 1 (HSV-1): HSV-1 lösen überwiegend Lippenherpes (Herpes labialis) aus, in seltenen Fällen auch Genitalherpes. Die Ansteckung erfolgt häufig über die Lippen oder die Mundschleimhaut, oft bereits im Kindesalter. Aber auch über Oralsex ist eine Ansteckung mit HSV-1 möglich.
Typ 2 (HSV-2): HSV-2 sind in 80 Prozent der Fälle Ursache von Genitalherpes. Die Ansteckung erfolgt überwiegend durch sexuelle Kontakte. Die Viren können etwa über Sekrete wie Sperma beziehungsweise vaginalem Sekret oder direkten Kontakt mit infizierten Schleimhäuten beim Geschlechtsverkehr übertragen werden.
Auch eine indirekte Ansteckung mit Genitalherpes ist möglich, etwa über infizierte Gegenstände wie Sexspielzeug, benutzte Kondome oder Unterwäsche. Die Herpesviren können bis zu 48 Stunden außerhalb des menschlichen Körpers überleben. Unwahrscheinlicher ist eine Ansteckung über Handtücher, Toilettensitze oder Bettwäsche.
Neben den Herpes-simplex-Viren gibt es noch weitere Typen von Herpesviren, die Krankheiten beim Menschen auslösen können. So gibt es neben Herpes labialis und Herpes genitalis beispielsweise auch Herpes zoster, auch bekannt als Gürtelrose. Der Erreger der Gürtelrose heißt Varizella-Zoster-Virus und zählt ebenfalls zu den Herpesviren.
Beim ersten Kontakt dringen die Herpesviren über kleine Schleimhaut- oder Hautverletzungen in den Körper ein und vermehren sich dort. Die Viren verbreiten sich dann über die Nervenleitbahnen (Axone) zum dazugehörigen Nervenknoten (Ganglion) und infizieren diesen ebenfalls. Auch nach dem Abklingen der Erstinfektion können die Herpesviren ein Leben lang in den Nervenknoten "schlummern" und durch bestimmte Faktoren wieder reaktiviert werden. Dann ist ein erneuter Ausbruch von Genitalherpes möglich (Rezidiv).
Genitalherpes: Was kann einen erneuten Ausbruch auslösen?
Eine Reaktivierung der Viren kann verschiedene Ursachen haben. Die genauen Gründe eines erneuten Ausbruchs sind jedoch wissenschaftlich nicht ausreichend erforscht. Zu den Risikofaktoren zählen:
- Immunschwäche
- Sonnenlicht
- körperliche Anstrengung
- Reibung, etwa durch enganliegende Kleidung
- Hautverletzungen
- hormonelle Schwankungen, wie im Rahmen des Menstruationszyklus
- psychische Belastungen, beispielsweise anhaltender Stress
- Reizungen des infizierten Nervenknotens, etwa durch eine Entzündung oder zahnärztliche Behandlung
Genitalherpes und Schwangerschaft
In seltenen Fällen kann sich der Herpes-genitalis-Erreger auch während der Geburt auf das Kind übertragen, vor allem, wenn die werdende Mutter während der Schwangerschaft eine Erstinfektion durchläuft. Eine Infektion kann für Neugeborene gefährlich werden. Aus diesem Grund wird infizierten Frauen meist zu einem Kaiserschnitt geraten. Gegebenenfalls wird dem Neugeborenen ein antivirales Mittel verabreicht.
Genitalherpes: Wie erfolgt die Behandlung?
Bei einer ersten Infektion mit Genitalherpes kommen zur Behandlung antivirale Medikamente (Virostatika) zum Einsatz. Patient*innen erhalten Wirkstoffe in Form von Tabletten, meist Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir. Virostatika können die Krankheitsdauer um etwa drei Tage verkürzen und die Beschwerden lindern.
Spezielle virushemmende Cremes oder Salben helfen bei Herpes genitalis nicht. Jedoch können etwa desinfizierende Salben einer zusätzlichen bakteriellen Infektion der Hautbläschen vorbeugen. Bei starken Schmerzen verschreiben Ärzt*innen möglicherweise zusätzlich Schmerzmittel.
Wie wird ein erneuter Ausbruch von Genitalherpes behandelt?
Kommt es zu erneuten Ausbrüchen, sind die Symptome schwächer ausgeprägt als bei der Erstinfektion. Eine medikamentöse Therapie ist dann oftmals nicht nötig. In manchen Fällen raten Fachleute trotzdem zu einer Behandlung mit Virostatika, die innerhalb der ersten 24 Stunden nach Beginn der ersten Anzeichen einsetzen sollte.
Betroffene, die regelmäßig oder unter starken wiederkehrenden Beschwerden leiden, müssen unter Umständen die virushemmenden Medikamente regelmäßig und auch in beschwerdefreien Zeiten einnehmen.
Wichtig: Wer mit Herpes genitalis infiziert ist und Medikamente einnimmt, ist trotzdem ansteckend. Betroffene sollten Sexualpartner*innen über die Infektion informieren und stets Kondome verwenden, dennoch besteht auch dann eine Infektionsgefahr. Während einer akuten Infektion sollte auf Geschlechtsverkehr gänzlich verzichtet werden.
Genitalherpes: Verlauf und Spätfolgen
Genitalherpes verläuft individuell. Erstinfektionen heilen meist auch ohne Behandlung innerhalb von rund 20 Tagen ab. Erneute Ausbrüche verlaufen in der Regel milder und heilen im Durchschnitt innerhalb von 10 Tagen aus.
Bei einer Infektion mit HSV-1 kommt es bei 20 bis 50 Prozent der Betroffenen zu einem erneuten Ausbruch innerhalb des nächsten Jahres. Bei 70 bis 90 Prozent der Patient*innen mit einer HSV-2-Infektion sind ein bis vier weitere Ausbrüche im Folgejahr möglich. Jedoch werden die Ausbrüche im weiteren Verlauf seltener.
Genitalherpes: Mögliche Komplikationen und Spätfolgen
Ein Genitalherpes kann im weiteren Verlauf verschiedene Komplikationen mit sich bringen:
Die Haut des befallenen Bereichs ist während der Infektion sehr empfindlich – wenn die Bläschen platzen, können Pilze oder Bakterien eindringen und zu einer zusätzlichen Infektion führen (Superinfektion).
Seltener kann Herpes genitalis bei Menschen mit Immunschwäche und bei Kindern einen schweren, lebensbedrohlichen Verlauf nehmen und schlimmstenfalls auf das Gehirn übergehen (sogenannte Herpesenzephalitis).
Äußerst selten breitet sich bei immungeschwächten Personen die Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 2 auf das Zentralnervensystem (Gehirn und Rückenmark), die Leber, die Lunge und auf andere Organe aus. Diese sogenannte HSV-Sepsis kann lebensbedrohlich verlaufen.
Herpes genitalis kann das Risiko einer HIV-Infektion erhöhen, da durch die offenen Stellen die auslösenden HI-Viren leichter eindringen können.
Wie wird Genitalherpes diagnostiziert?
Fachleute können eine Herpes-genitalis-Infektion meist nicht allein anhand der Hautveränderungen erkennen, da diese auch anderen Geschlechtskrankheiten oder einer Gürtelrose ähneln können. Deshalb wird in der Regel ein Abstrich aus dem Bläscheninhalt oder den Wunden entnommen und im Labor untersucht, um den Erreger zu bestimmen.
Auch durch einen Bluttest kann der genaue Herpesvirus festgestellt werden. Insbesondere bei Personen ohne Symptome lässt sich eine Infektion meist nur durch eine Blutuntersuchung feststellen.
Genitalherpes: Vorbeugende Maßnahmen
Besonders während eines akuten Krankheitsausbruchs ist Herpes genitalis besonders ansteckend. Deshalb sollten Betroffene auf Geschlechtsverkehr während dieser Zeit verzichten. Auch in beschwerdefreien Phasen ist eine Übertragung möglich, durch Kondome lässt sich das Risiko jedoch reduzieren.
Wer akut unter Herpesbläschen an der Lippe leidet, sollte auf Küssen und Oralverkehr verzichten, um gesunde Personen nicht zu infizieren. Zudem sollten die wunden Stellen nicht berührt und die Hände regelmäßig gewaschen werden, um die Viren nicht in andere Körperbereiche zu übertragen.
Erneuten Ausbrüchen von Herpes im Genitalbereich kann durch einige Maßnahmen vorgebeugt werden:
Immunsystem stärken: auf ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung achten
Stress vermeiden: etwa durch Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation
Sonnenschutz: Haut vor UV-Strahlung schützen und ausreichend Sonnencreme verwenden
antivirale Medikamente: Betroffene mit häufigen Ausbrüchen können nach ärztlicher Verordnung vorbeugend Arzneimittel einnehmen
regelmäßige Kontrollen: Wer mit Genitalherpes infiziert ist, sollte sich regelmäßig untersuchen lassen