Ein kleines Mädchen streckt für eine Halsuntersuchung die Zunge raus
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Streptokokken: Symptome und Test

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 31.03.2023

Streptokokken sind Bakterien, die natürlicherweise Haut und Darm beim Menschen besiedeln und häufig harmlos sind. Infektionen mit ihnen können allerdings auch verschiedene Erkrankungen wie Scharlach sowie Entzündungen im Hals und an der Haut hervorrufen. Welche Symptome auftreten können, wann ein Test möglich ist, wie ansteckend die Bakterien sind und welche Rolle B-Streptokokken in der Schwangerschaft spielen.

FAQ: Streptokokken

Einige Streptokokken gehören zur natürlichen menschlichen Bakterienflora, andere können Erkrankungen hervorrufen, die beispielsweise den Rachen oder die Haut betreffen. Besonders bei kleinen Kindern und immunschwachen Personen sind auch schwere Erkrankungen und Komplikationen möglich, beispielsweise eine Blutvergiftung.

B-Streptokokken sind für gesunde, erwachsene Menschen ungefährlich. Am Ende der Schwangerschaft  und während der Geburt können sie jedoch auf das Baby übertragen werden. Für ein Neugeborenes stellt eine Infektion eine potenzielle Gefahr dar. Eine Schwangere kann sich jedoch auf den Erreger testen lassen. Fällt der Test positiv aus, bekommt sie während der Geburt vorsorglich Antibiotika. 

Streptokokken können per Hautkontakt, über kontaminierte Gegenstände und beim Sprechen, Niesen und Husten übertragen werden. Unbehandelt sind infizierte Personen in der Regel bis zu drei Wochen lang ansteckend. Nach der Gabe von Antibiotika nimmt die Ansteckungsfähigkeit innerhalb von 24 Stunden ab.

Was sind Streptokokken?

Streptokokken sind kugelförmige, meist in Ketten angeordnete Bakterien, von denen es viele verschiedene Arten gibt. Die meisten von ihnen sind harmlos und besiedeln beispielsweise die menschliche Haut und die Schleimhäute im Rachen, Darm und Genitalbereich.

Andere können Erkrankungen hervorrufen. Menschen können auch potenziell krankmachende Streptokokken in sich tragen, ohne zu erkranken. Die medizinisch bedeutsamste Streptokokken-Art ist Streptococcus pyogenes.

Die meisten Infektionen mit Streptokokken verlaufen unkompliziert und lassen sich mit Antibiotika gut behandeln. Besonders bei kleinen Kindern und Menschen mit schwachem Immunsystem kann es jedoch zu schweren Erkrankungen und Komplikationen wie einer Blutvergiftung kommen.

Streptokokken lassen sich unter anderem anhand ihrer Fähigkeit, rote Blutkörperchen aufzulösen, einteilen in:

  • alpha-hämolysierende Streptokokken: Sie lösen rote Blutkörperchen teilweise auf. Mit Ausnahme der Pneumokokken sind sie Bestandteil der normalen menschlichen Schleimhautflora. Auch die Kariesbakterien gehören dazu.
  • beta-hämolysierende Streptokokken: Sie lösen rote Blutkörperchen vollständig auf. Die meisten von ihnen lösen Krankheiten aus, zum Beispiel Scharlach.
  • gamma-hämolysierende Streptokokken: Sie lösen rote Blutkörperchen gar nicht auf. 

Die Beta-hämolysierenden Streptokokken wiederum unterteilen Fachleute nach der sogenannten Lancefield-Klassifizierung anhand ihrer Oberflächen-Antigene in die Gruppen A bis V. 

Streptokokken: Welche Symptome und Erkrankungen können sie hervorrufen?

Für Menschen medizinisch relevant sind vor allem die Gruppen A und B der beta-hämolysierenden Streptokokken sowie die Pneumokokken. 

Sie können verschiedene Krankheitsbilder mit unterschiedlichen Beschwerden hervorrufen:

  • entzündliche Erkrankungen des Rachens und der Haut
  • allgemeine Erkrankungen durch Toxine (Gifte), die von den Bakterien freigesetzt werden
  • Komplikationen und Folgeerkrankungen der bakteriellen Infektion

Die häufigsten durch Streptokokken hervorgerufenen Symptome sind:

A-Streptokokken (Streptococcus pyogenes)

Es gibt verschiedene Typen von A-Streptokokken (Streptococcus pyogenes), die ganz verschiedene Erkrankungen und Symptome auslösen:

  • Rachenentzündung (Pharyngitis): Typische Symptome sind Halsschmerzen, manchmal auch Fieber.
  • Mandelentzündung (Angina tonsillaris): Starke Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Fieber sind die Beschwerden.
  • Mittelohrentzündung  (Otitis media): Stechende Ohrenschmerzen und Fieber können auftreten.
  • Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis): Ein Druckgefühl im Gesicht, Kopfschmerzen, eine verstopfte Nase und manchmal Fieber begleiten sie.
  • Ansteckende Borkenflechte (Impetigo contagiosa): Bei dem ansteckenden Hautausschlag bilden sich vor allem im Gesicht und am Kopf juckende Bläschen, die gelblich verkrusten.
  • Wundrose (Erysipel): Eine entzündliche Erkrankung der Haut mit schmerzhaften Rötungen und allgemeinem Krankheitsgefühl.
  • Scharlach: Eine meist bei Kindern auftretende Erkrankung, die durch Toxine der Bakterien hervorgerufen wird und meist mit Halsschmerzen, leuchtend roter Zunge und einem Hautausschlag einhergeht.
  • Streptokokken-Toxic-Shock-Syndrome (STSS) oder Toxic-Shock-Like-Syndrome: eine Multiorgan-Erkrankung, die durch Toxine des Bakteriums verursacht wird.
  • Phlegmone: Eine eitrige Entzündung, die häufig an Beinen oder Händen auftritt und sich entlang von Muskeln, Sehnen und Bändern ausbreitet.
  • nekrotisierende Fasziitis: Weichteilinfektion, die zu irreparablen Hautschäden bis hin zum Organversagen und Tod führen kann.

Mögliche Spätfolgen von Infektion mit A-Streptokokken sind:

  • Blutvergiftung (Sepsis): Gelangen die Erreger in die Blutbahn, kann das eine fehlregulierte Immunantwort des Körpers auslösen, bei der die Erreger Oberhand gewinnen und die Entzündungsreaktion körpereigenes Gewebe schädigt. Organversagen kann  die Folge sein.
  • Rheumatisches Fieber (Rheumatische Endokarditis): Entzündung der Herzinnenhaut, die beispielsweise mit beschleunigtem Herzschlag und veränderten Herzgeräuschen einhergeht.
  • Akute Glomerulonephritis  (eine Form der Nierenentzündung): Nicht immer treten bei der Nierenentzündung Symptome auf. Mögliche Anzeichen sind Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Bluthochdruck, reduzierter Urin, der durch Blut dunkel gefärbt ist.

B-Streptokokken: (Streptococcus agalactiae)

B-Streptokokken gehören bei vielen Menschen zur normalen Haut- und Schleimhautflora. Ist die Immunabwehr stark geschwächt, können sie jedoch schwere Allgemeininfektionen hervorrufen:

  • Blutvergiftung (Sepsis)
  • Puerperal­in­fektionen (Wochenbettfieber): Eine heutzutage in der westlichen Welt seltene Erkrankung, bei der Bakterien über Geburtsverletzungen in den Körper gelangen und neben Fieber Unterleibsschmerzen, Erbrechen, Herzrasen und Blutdruckabfall zur Folge haben können.
  • Bakterielle Meningitis (Hirnhautentzündung): Kopfschmerzen, ein steifer Nacken sowie Übelkeit und Erbrechen sind Symptome der bakteriellen Meningitis.
  • Wundinfektionen (Entzündungen der Haut)
  • Harnwegsinfektionen: Brennen beim Wasserlassen, verstärkter Harndrang und gegebenenfalls Blut im Urin sind typische Symptome.

Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae)

Pneumokokken sind für rund die Hälfte aller Lungenentzündungen verantwortlich. Sie können aber auch Mittelohrentzündungen und Nasennebenhöhlenentzündungen hervorrufen.

Bei rund 50 Prozent der Kinder, aber nur bei 2,5 Prozent der Erwachsenen, finden sich Pneumokokken auf den Schleimhäuten im Nasen- und Rachenraum. Das liegt vermutlich daran, dass das Immunsystem von Kindern noch nicht vollständig ausgereift ist. Gefährlich werden die Bakterien, wenn das Immunsystem (vorübergehend) geschwächt ist. 

Gefährdet sind daher vor allem Säuglinge, Kleinkinder und Immungeschwächte. Im schlimmsten Fall können Pneumokokken bei ihnen zu Hirnhautentzündung und Blutvergiftung führen.

Gegen Pneumokokken existiert ein Impfstoff. 

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für

  • Säuglinge ab dem Alter von zwei Monaten,
  • für alle Menschen ab 60 Jahren sowie
  • Menschen mit Immunschwäche und schweren Vorerkrankungen.

Oralstreptokokken (Streptococcus viridans):

Oralstreptokokken können zum Beispiel

 

B-Streptokokken in der Schwangerschaft

Etwa 5 bis 30 Prozent der Schwangeren tragen Gruppe-B-Streptokokken (GBS) im Darm- oder Genitalbereich. Diese verursachen bei erwachsenen Menschen mit intaktem Immunsystem keine Symptome.

Allerdings können die Bakterien kurz vor der Geburt ins Fruchtwasser aufsteigen oder unter der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden und bei ihm eine schwere Infektion verursachen. In diesem Fall kommt es bei dem Baby innerhalb weniger Tage zu

  • Blutvergiftung (Sepsis),
  • Lungenentzündung (Pneumonie) oder
  • Hirnhautentzündung (Meningitis)

Die Frühform der Infektion entwickelt sich meist schon im Mutterleib. Innerhalb von sieben Tagen nach der Geburt, manchmal auch direkt danach, kommt es besonders bei frühgeborenen Kindern zu einer Blutvergiftung. Bei reif geborenen Kindern entwickelt sich innerhalb dieser Zeit eher eine Lungenentzündung. 

Bei der Spätform kann es sechs Wochen und länger dauern, bis erste Symptome auftreten. Meist entwickelt sich dann eine Hirnhautentzündung.

B-Streptokokken-Test in der Schwangerschaft

Viele Frauenärzt*innen raten aus diesem Grund zu einem B-Streptokokken-Screening am Ende der Schwangerschaft. Meist geschieht das zwischen der 35. und 37. Schwangerschaftswoche, falls eine Frühgeburt zu befürchten ist, auch schon vorher. Dabei wird ein Abstrich aus der Scheide und vom Enddarm genommen und im Labor kultiviert. 

Werden B-Streptokokken bei der Schwangeren festgestellt, bekommt sie während der Geburt ein Antibiotikum verabreicht. Für den Fall, dass auch das Kind infiziert ist, bekommt es ebenfalls ein Antibiotikum.

In der Regel übernehmen die Krankenkassen diesen Test nicht, er muss dann als IGeL-Leistung selbst gezahlt werden. 

Streptokokken: Test zum Nachweis der Erreger

Einige Erkrankungen kann die*der Ärztin*Arzt schon anhand der Symptome und des Erscheinungsbildes diagnostizieren. Dies ist zum Beispiel bei Scharlach anhand der typischen Erdbeerzunge und des Hautausschlags der Fall. 

Bei anderen Erkrankungen wie einer Mandelentzündung kann es wichtig sein, die Erreger zu bestimmen. Zum Beispiel, um eine virale von einer bakteriellen Infektion zu unterscheiden.

Zum Nachweis von A-Streptokokken existieren verschiedene Verfahren:

  • bakterienkultureller Nachweis
  • ein Antigen-Schnelltest aus dem Rachenabstrich
  • Nachweis von Antikörpern im Blut.

Der Schnelltest ist beispielsweise bei einer Halsentzündung möglich. Das Ergebnis liegt dann innerhalb weniger Minuten vor.

Streptokokken: Sind sie ansteckend?

Während B-Streptokokken bei vielen Menschen auf der Haut vorkommen, ohne Symptome hervorzurufen, sind Streptokokken der Gruppe A mitunter sehr ansteckend. Wie sehr, hängt von der Art der Infektion ab. 

Halsentzündungen werden in der Regel über direkten und indirekten Kontakt mit einer infizierten Person übertragen. Die Erreger werden zum Beispiel beim Sprechen, Husten und Niesen, aber auch über kontaminierte Gegenstände weitergegeben. Hautinfektionen wie Impetigo Contagiosa entstehen durch direkten Hautkontakt.

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der ersten Symptome, beträgt meist ein bis drei Tage.

Lässt sich einer Streptokokken-Infektion vorbeugen?

Vorbeugen kann man einer Erkrankung nicht. Jedoch ist es möglich, das Risiko einer Infektion zu minimieren, indem man sich regelmäßig gründlich die Hände wäscht und den Kontakt zu infizierten Personen, wenn möglich, meidet. 

Gegen Pneumokokken existiert eine Impfung.

Streptokokken: Wie lange ansteckend?

Unbehandelt ist eine mit Streptokokken infizierte Person bis zu drei Wochen lang ansteckend. Bei Hautinfektionen und eitrigen Ausscheidungen kann es noch länger sein.

Werden Antibiotika gegeben, ist die betreffende Person innerhalb von 24 Stunden nicht mehr ansteckend.

Streptokokken: Was hilft bei einer Infektion?

Wer mit A-Streptokokken infiziert ist, braucht in der Regel eine Behandlung mit Antibiotika. 

Bei Rachen- und Hautinfektionen ist die Standardtherapie eine zehntägige Gabe von Penicillin, etwa Amoxicillin oder Ampicillin

Falls eine Gabe von Penicillin nicht möglich ist, etwa aufgrund einer Allergie, ist die Behandlung mit Erythromycin eine Alternative.