Lymphangitis: Symptome bei Entzündung der Lymphgefäße
Bei einer Lymphangitis führt eine meist bakterielle Infektion zur Entzündung einer oder mehrerer Lymphgefäße. Oft muss die Erkrankung mit Antibiotika behandelt werden. Welche Anzeichen können für eine Lymphgefäßentzündung sprechen und wann ist ärztlicher Rat wichtig?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Lymphangitis
Typisch für eine Lymphangitis sind rote Streifen auf der Haut, die sich an Armen oder Beinen zeigen. Hinzu können allgemeine Krankheitsbeschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit kommen.
Frühzeitig diagnostiziert, lässt sich eine Lymphangitis meist gut behandeln. Bleibt sie jedoch unerkannt, kann sie zu Komplikationen führen. Im schlimmsten Fall entsteht eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis).
Es ist unwahrscheinlich, dass eine Lymphangitis komplikationslos von selbst ausheilt. Eine medizinische Therapie ist daher dringend zu empfehlen.
Häufig kommen Antibiotika zur Behandlung einer Lymphangitis zum Einsatz, welche die ursächlichen Bakterien bekämpfen. Sind andere Erreger (z. B. Viren) der Auslöser, wird die Therapie entsprechend angepasst.
Ja, es kann vorkommen, dass eine Lymphangitis wiederkehrt. Um das möglichst zu verhindern, ist es wichtig, sich an die ärztlichen Therapieanweisungen zu halten.
Was ist eine Lymphangitis?
Bei einer Lymphangitis liegt eine Entzündung von einem oder mehreren Lymphgefäßen (Lymphbahnen) vor. Diese sind Teil des lymphatischen Systems, auch Lymphsystem genannt. Das Lymphsystem erfüllt wichtige Aufgaben in der Immunabwehr und dient unter anderem als Transportmittel im Körper. Es besteht aus:
Lymphe: Eine Flüssigkeit, die Nährstoffe in die einzelnen Zellen bringt und beispielsweise geschädigte Zellen, Bakterien oder Viren aus den Zellen transportiert.
Lymphknoten: Kleine, bohnenförmige Organe, in denen sich die Lymphe sammelt und gefiltert wird. Sie befinden sich unter anderem in der Leistenregion, in den Achselhöhlen oder im Hals.
- Lymphgefäßen: Über den ganzen Körper verteilte dünnwandige Gefäße, die dem Transport der Lymphflüssigkeit dienen.
Es gibt verschiedene Erkrankungen, die das Lymphsystem betreffen können. Zu einer Entzündung der Lymphgefäße – der Lymphangitis – kommt es meist, wenn bestimmte Bakterien in die Lymphgefäße eindringen und dort eine Infektion auslösen. Umgangssprachlich wird die Lymphgefäßentzündung fälschlicherweise oft als Blutvergiftung bezeichnet, wobei dies medizinisch nicht korrekt ist.
Lymphangitis: Symptome und Anzeichen erkennen
Typisch für eine Lymphangitis ist, dass sich an von der Entzündung betroffenen Armen oder Beinen rote, unregelmäßige Streifen auf der Haut bilden. Diese fühlen sich mitunter warm an. Berührungen dieser Stellen können unangenehm bis schmerzhaft sein.
Häufig erstrecken sich die Streifen vom Ausgangspunkt der Gefäßentzündung bis zur nächstgelegenen Lymphknotengruppe, zum Beispiel in der Leistengegend oder Achselhöhle. Die an der Entzündung beteiligten Lymphknoten sind oft vergrößert und zeigen sich als kleine sicht- und/oder tastbare, empfindliche Knubbel auf der Haut.
Weiterhin kann eine Lymphangitis von folgenden Symptomen begleitet sein:
- Kopfschmerzen
- Muskelschmerzen
- erhöhter Puls (Herzrasen)
- Fieber (Körpertemperatur von über 38 Grad Celsius)
- Schüttelfrost
- Erschöpfung
In manchen Fällen treten diese Beschwerden bereits auf, bevor sich die roten Streifen auf der Haut zeigen. Mitunter ist eine Lymphangitis daher aufgrund der allgemeinen Infektsymptome schwer zu erkennen.
Ursachen: Wie kommt es zu einer Lymphangitis?
Auslöser für eine Lymphangitis sind oft kleine Hautverletzungen wie Wunden, Kratzer oder Insektenstiche an Armen oder Beinen. Über diese können Bakterien – meist aus der Gruppe der Streptokokken – in das Gewebe sowie in die Lymphwege eindringen. Dort können die Erreger dann eine Infektion hervorrufen. Diese kann sich über die gesamte Länge des betroffenen Lymphgefäßes, bis hin zu der am nächsten liegenden Lymphknotengruppe ausbreiten.
Besonders gefährdet für eine Lymphgefäßinfektion sind Personen,
bei denen das Immunsystem aufgrund einer Vorerkrankung bereits geschwächt ist, zum Beispiel durch die Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus oder
bei denen bereits ein Lymphödem besteht – eine Schwellung durch die Ansammlung von Lymphe im Gewebe. Ein Lymphödem kann etwa infolge einer Brustkrebsbehandlung auftreten, wenn Lymphknoten während einer Operation entfernt wurden.
Gut zu wissen: Eine Infektion durch andere Bakterien als Streptokokken oder Viren ist nur selten die Ursache einer Lymphangitis. Dennoch kommen beispielsweise auch Staphylokokken-Bakterien oder Herpes-simplex-Viren als Auslöser infrage. Zudem ist es möglich, dass sich die Lymphbahnen ohne infektiöse Erreger entzünden. Das ist unter Umständen der Fall, wenn sich Krebszellen entlang der Lymphgefäße ansiedeln. Diese Krebsform nennt sich Lymphangitis carcinomatosa.
Diagnose bei Lymphangitis: Wann ist ärztlicher Rat wichtig?
Zeigen sich die typischen roten Streifen auf der Haut – vor allem nach kleinen Verletzungen oder Insektenstichen – ist eine ärztliche Untersuchung ratsam. Auch bei geschwollenen Lymphknoten und unspezifischen Symptomen wie Fieber oder Herzrasen sollte eine*ein Ärztin*Arzt aufgesucht werden. Erste Anlaufstelle bei Verdacht auf eine Entzündung der Lymphgefäße ist die hausärztliche Praxis.
Die Diagnose Lymphangitis lässt sich häufig bereits durch die typischen roten Streifen an den Extremitäten, also an Armen oder Beinen, stellen. Durch Abtasten kann zudem untersucht werden, ob die beteiligten Lymphknoten aufgrund der Entzündung vergrößert sind. Begleitende Beschwerden wie ein allgemeines Krankheitsgefühl deuten zusätzlich auf eine Lymphangitis hin.
Unter Umständen wird eine Blutuntersuchung veranlasst. Bei einer Entzündung zeigt sich meist eine erhöhte Anzahl an weißen Blutkörperchen, die an der Bekämpfung der Infektion beteiligt sind. Nur selten ist es notwendig, eine Gewebeprobe der betroffenen Stelle zu entnehmen und diese auf den genauen Erreger hin zu untersuchen.
Lymphangitis: Behandlung meist mit Antibiotika
Zur Behandlung einer Lymphangitis kommen in der Regel Antibiotika in Tablettenform zum Einsatz, die die Bakterien bekämpfen. Die meist ursächlichen Streptokokken-Bakterien sprechen oft gut auf gängige Medikamente aus der Gruppe der Penicilline an. Betroffene sollten sich genau an die ärztlichen Anweisungen halten und die Antibiotika über die gesamte empfohlene Dauer einnehmen. Das ist wichtig, damit die Entzündung komplett abheilen kann und möglichst nicht wiederkehrt.
Patient*innen sollten sich körperlich schonen und die betroffenen Arme oder Beine hochlagern. Nach ärztlicher Abstimmung können, wenn nötig, Schmerzmittel eingenommen werden. Auch kühlende Umschläge auf betroffenen Hautstellen sind zur Ergänzung hilfreich.
Gut zu wissen: Die Dauer einer Lymphangitis ist individuell verschieden. Dass eine Lymphgefäßentzündung von alleine ausheilt, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Eine medikamentöse Therapie ist daher dringend zu empfehlen, auch aufgrund möglicher Komplikationen.
Verlauf und Prognose bei Lymphgefäßentzündung
Sind die Lymphbahnen durch Entzündungen oder Verletzungen bereits stärker geschädigt, ist ihre Funktion unter Umständen beeinträchtigt. So kann es vorkommen, dass
die Lymphflüssigkeit nicht mehr reibungslos durch den Körper fließt und sich im Gewebe staut, wodurch dieses anschwillt und ein Lymphödem entsteht,
neue Erreger leichter in die Haut eindringen, was wiederum weitere Lymphgefäßentzündungen sowie eine chronische Infektion begünstigt oder
sich abgekapselte Eiteransammlungen im Gewebe (Abszesse) bilden.
In der Regel lässt sich eine Lymphangitis mithilfe von Antibiotika jedoch gut behandeln und die meisten Betroffenen erholen sich nach kurzer Zeit wieder.
Bleibt die Lymphangitis allerdings unbehandelt, ist es möglich, dass sich die Erreger von den Lymphbahnen kommend in den Blutkreislauf ausbreiten. Dort können sie eine Infektion auslösen, die eventuell mit einer Blutvergiftung – und im schlimmsten Fall mit lebensgefährlichem Organversagen – einhergeht.