Glurenorm

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 18.09.2007
Hersteller: Yamanouchi Pharma GmbH
Wirkstoff: Gliquidon
Darreichnungsform: Tablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Glurenorm enthält den Wirkstoff Gliquidon.

Gliquidon wird angewendet beim sogenannten "Alterszucker" (Diabetes mellitus vom Typ 2), um den Blutzucker zu senken, wenn die Behandlung mit einer Diät und vermehrter körperlicher Bewegung nicht ausreicht.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Gliquidon sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Sulfonylharnstoffe und Abkömmlinge, orale Antidiabetika, Antidiabetika, zu welcher der Wirkstoff Gliquidon gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • nicht-insulinabhängige Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ 2, NIDDM) bei Erwachsenen, wenn andere Maßnahmen wie konsequente Einhaltung der Diabetes-Diät, Gewichtsverminderung bei Übergewicht und ausreichende körperliche Betätigung nicht zu einer befriedigenden Einstellung des Blutzuckerspiegels geführt haben (als Therapie mit dem Einzelwirkstoff oder in Kombination mit Metformin)

Dosierung

Die Einnahme erfolgt zu Beginn der Mahlzeiten.

Bei Beginn der Einnahme wird mit einer halben Tablette morgens begonnen.

Falls nötig, können Dosissteigerungen um jeweils eine Tablette erfolgen.

Die Maximaldosis ist bei vier Tabletten, also 120 Milligramm pro Tag erreicht.

Durch eine Verteilung der Dosis auf zwei beziehungsweise drei einzelne Gaben kann eine ausgeglichenere Stoffwechsellage erreicht werden.
Die Einnahmeschemata können bei jeweiliger Dosissteigerung wie folgt aussehen:

Hierbei bedeutet die erste Stelle eine morgendliche, die zweite die mittägliche und die dritte die abendliche Einnahme. 1 heißt, es wird zu der jeweiligen Tageszeit eine Tablette genommen, 0 bedeutet, dass keine eingenommen wird. Dabei betrifft das erste Einnahmeschema die Einnahme einer Tablette pro Tag. Wird die Dosis um jeweils eine Tablette gesteigert, sollte das jeweils nächstfolgende Schema angewendet werden.

1-0-0; 1-0-1; 2-0-1; 2-1-1.

Es sollte in jedem Fall eine engmaschige Absprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Lactose
  • Magnesiumstearat
  • Maisstärke
  • Farbstoffe: E 104, E 110

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Unterzuckerung mit depressiver Verstimmung, Heißhunger, Zittern, Unruhe, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit, Kopfschmerzen, Schwindel, Mattigkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen, Hilflosigkeit, Delirium, Eintrübung, oberflächliche Atmung, Verlangsamung des Herzschlags, Lähmungserscheinungen, Empfindungsstörungen, Sprachstörungen, Schwitzen, kühl-feuchte Haut, Ängstlichkeit; Gewichtszunahme.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Übelkeit, Erbrechen, Magendruck, Völlegefühl, Bauchschmerzen, Durchfall.

Seltene Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut, Hautlichtüberempfindlichkeit.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Verringerung der Blutplättchen, Gefäßentzündung, Veränderungen der Blutzellzahl.

Einzelne Nebenwirkungen:
Blutarmut, Gallestau, Leberentzündung, Gesichtsschwellung, allergischer Schnupfen, Erhöhung der Leberwerte.

Nebenwirkungen ohne Angabe der Häufigkeit:
vermehrte Ausscheidungen.

Wechselwirkungen

Schilddrüsenhormone, weibliche Sexualhormone, Glukagon (Wirkstoff gegen Unterzuckerung) und Phenothiazine (Wirkstoffe gegen Psychosen und Erregungszustände) können die blutzuckerspiegelsenkende Wirkung von Gliquidon vermindern. Gleiches gilt für Nicotinsäurederivate (Wirkstoffe zur Gefäßerweiterung), Sympathomimetika (Wirkstoffe gegen Bronchienverengung und zu niedrigen Blutdruck), einige Entwässerungsmittel wie Thiazide und Schleifendiuretika sowie Diazoxid (ein Blutdrucksenker). Auch das Tuberkulosemittel Isoniazid, Glukokortikoide (Wirkstoffe gegen Entzündungen unterschiedlichster Ursache) und der chronische Missbrauch von Abführmitteln haben den gleichen Effekt.

Die Verstoffwechselung von Gliquidon kann beschleunigt und damit die blutzuckersenkende Wirkung vermindert werden durch Barbiturate (Wirkstoffe zur Narkose und gegen Krampfanfälle), Phenytoin (Wirkstoff gegen Krampfleiden) und das Tuberkulosemittel Rifampicin.

Unterzuckerungszustände können verstärkt und verlängert sowie verschleiert werden durch Wirkstoffe gegen Bluthochdruck wie zum Beispiel Betablocker, Clonidin, Reserpin und Guanethidin.

Ebenfalls die blutzuckerspiegelsenkende Wirkung von Gliquidon verstärken können Insuline sowie andere orale Antidiabetika. Gleiches gilt für einige Blutdruckmittel (ACE-Hemmer), Cyclophosphamid (Wirkstoff gegen Krebsleiden) und Pentoxifyllin (Wirkstoff zur Durchblutungsförderung), Chinidin und Disopyramid (beides Wirkstoffe gegen Herzrhythmusstörungen).

Aber auch einige Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antiphlogistika (wie Salicylate und Pyrazolone), Chinolone (Wirkstoffe gegen Bakterien), Sulfonamide und Tetrazykline (beides Wirkstoffe gegen Bakterien) sowie die beiden Mittel gegen PilzerkrankungenMiconazol und Chloramphenicol können die Wirkung von Gliquidon verstärken. Das gilt ferner für Fibrate (Wirkstoffe gegen erhöhte Blutfettwerte), Anabolika (Aufbaumittel) und Fenfluramin (ein Appetitzügler).

Weiterhin kann die Wirkung von Gliquidon durch MAO-Hemmer (Wirkstoffe gegen Depressionen), Zytostatika (Substanzen gegen Krebsleiden), Blutgerinnungshemmer (Antikoagulanzien) und männliche Geschlechtshormone verstärkt werden.

Der gelegentliche Genuss von Alkohol kann die blutzuckersenkende Wirkung von Gliquidon verstärken. Chronischer Alkoholmissbrauch schwächt dagegen die blutzuckersenkende Wirkung von Gliquidon ab.

Unvorhersehbare Wechselwirkungen können bei Magensäureblockern und Pentamidin (Wirkstoff gegen bestimmte Infektionskrankheiten) auftreten.

Gegenanzeigen

Gliquidon darf nicht bei Überempfindlichkeit gegen diesen Wirkstoff sowie gegen andere Wirkstoffe aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe und Abkömmlinge, gegen Sulfonamide (Wirkstoffe gegen Bakterien), gegen Sulfonamid-haltige Entwässerungsmittel (Diuretika) und Probenecid (Wirkstoff zur Senkung des Harnsäurewerts) angewendet werden. Gleiches gilt für den sogenannten jugendlichen Diabetes (Diabetes mellitus vom Typ 1), da diese Erkrankung mit einem absoluten Insulinmangel einhergeht. Auch bei schweren zuckerbedingten Stoffwechselentgleisungen oder bei starken Stressbelastungen durch größere Operationen beziehungsweise nach Unfällen und bei schweren Infektionen darf Gliquidon nicht verabreicht werden. Gleiches gilt bei Überzuckerungskoma, Leberfunktionsstörung, nach Bauchspeicheldrüsenentfernung, bei geplanter Schwangerschaft sowie bei akuter Porphyrie (Überproduktion des roten Blutfarbstoffes).

Bei Nierenfunktionsstörung ist ärztliche Vorsicht geboten. In diesen Fällen sollte Gliquidon nur nach strenger Abwägung von Nutzen und Risiko und unter ständiger Überwachung angewendet werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Gliquidon darf weder in der Schwangerschaft noch in der Stillzeit angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Gliquidon ist nicht zur Behandlung von Kindern und Jugendliche geeignet.

Warnhinweise

  • Bis zur optimalen Einstellung kann das Reaktionsvermögen und damit die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr sowie zum Bedienen von Maschinen eingeschränkt sein.
  • Der Behandlungsplan sollte genau eingehalten werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament sind regelmäßige ärztliche Kontrollen nötig.
  • Regelmäßige Blutzuckerspiegelkontrollen sind während der Therapie unerlässlich.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Tablette)
30 Stück Tabletten
30 Milligramm Gliquidon
120 Stück Tabletten
30 Milligramm Gliquidon

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Glurenorm sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Gliquidon (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Tabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.