Metabolisches Syndrom: Eine Frau misst ihren Blutdruck.
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Metabolisches Syndrom: Symptome und Lebenserwartung

Von: Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 18.06.2025

Etwa jede fünfte Person in Deutschland ist vom metabolischen Syndrom betroffen – einer Kombination mehrerer Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten. Gemeinsam steigern sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich. Lesen Sie hier, welche Symptome mögliche Warnzeichen des metabolischen Syndroms sind und was Betroffene selbst tun können. 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum metabolischen Syndrom

Ja, denn entscheidend ist nicht unbedingt der BMI, sondern vor allem die Fettverteilung – insbesondere Fettansammlungen im Bauchraum. Dieses Phänomen wird auch als Skinny Fat bezeichnet.

Am wirksamsten ist eine umfassende Lebensstiländerung: Abnehmen, gesünder essen, mehr bewegen sowie auf Rauchen und Alkohol verzichten. Falls nötig, können nach ärztlicher Rücksprache ergänzend Medikamente zum Einsatz kommen.

Unbehandelt kann das metabolische Syndrom die Lebenserwartung deutlich verkürzen, da es das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes und weitere Folgekrankheiten erhöht. Mit konsequenter Therapie lässt sich dieses Risiko jedoch deutlich verringern.

Was ist das metabolische Syndrom?

Das metabolische Syndrom bezeichnet das gleichzeitige Vorliegen mehrerer gesundheitlicher Veränderungen, die gemeinsam das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes erhöhen. Das Syndrom ist keine eigenständige Erkrankung, sondern eine Kombination typischer Symptome, die vor allem durch einen ungesunden Lebensstil und genetische Einflüsse entstehen.

Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang auch vom "tödlichen Quartett" – gemeint ist die Kombination aus:

Je mehr dieser Faktoren gemeinsam auftreten, desto höher ist das Risiko für Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Diabetes Typ 2.

Häufigkeit

In Deutschland erfüllt schätzungsweise etwa jede fünfte erwachsene Person die Kriterien eines metabolischen Syndroms. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter deutlich an. Männer sind insgesamt etwas häufiger betroffen als Frauen. Aufgrund unterschiedlicher Definitionen verschiedener Fachgesellschaften können die genauen Daten allerdings variieren.

Durch welche Symptome äußert sich ein metabolisches Syndrom?

Gerade im Frühstadium verursacht das metabolische Syndrom oft keine auffälligen Beschwerden. Viele Betroffene bemerken erst dann Veränderungen, wenn bereits ernsthafte Folgekrankheiten auftreten. Ein typisches sichtbares Warnzeichen ist ein ausgeprägter Fettansatz im Bauchbereich ("Apfelform").

Mögliche weitere Symptome des metabolischen Syndroms sind:

Frühe Begleiterkrankungen: Warnzeichen ernst nehmen

Auch bestimmte Begleiterkrankungen treten häufig in einem frühen Stadium des metabolischen Syndroms auf. Dazu zählen zum Beispiel:

Diese gelten zwar nicht als direkte Diagnosekriterien, deuten aber früh auf eine bereits bestehende Stoffwechselstörung hin.

Ursachen: Wie entsteht ein metabolisches Syndrom?

Das metabolische Syndrom entsteht durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Von zentraler Bedeutung sind ein ungesunder Lebensstil und eine genetische Veranlagung. 

Folgende Ursachen und Risikofaktoren spielen eine Rolle:

  • übermäßiges Fettgewebe, insbesondere am Bauch: Starkes Bauchfett setzt Botenstoffe frei, die den Stoffwechsel stören und die Körperzellen weniger empfindlich für Insulin machen – eine sogenannte Insulinresistenz entsteht. Als Reaktion schüttet die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin aus, was zu Heißhunger führen kann. Ein Teufelskreis entsteht: Betroffene essen mehr, nehmen weiter zu, und der gestörte Zucker- und Fettstoffwechsel verschärft sich.

  • Bewegungsmangel: Fehlende körperliche Aktivität begünstigt Übergewicht und verschlechtert den Zucker- und Fettstoffwechsel. 

  • ungesunde Ernährungsgewohnheiten: Eine kalorienreiche Ernährung mit vielen Einfachzuckern, Weißmehlprodukten, gesättigten Fetten und wenigen Ballaststoffen begünstigt Übergewicht, Insulinresistenz und damit die Entstehung des metabolischen Syndroms.

  • genetische Veranlagung: In einigen Familien tritt eine Kombination aus Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Diabetes gehäuft auf.

  • weitere Faktoren: Chronischer Stress und Schlafmangel wirken sich ebenfalls negativ auf den Stoffwechsel aus. So geht etwa eine obstruktive Schlafapnoe (Atemaussetzer im Schlaf) oft mit Übergewicht einher und erhöht das Risiko für Insulinresistenz.

Zudem können bestimmte Medikamente wie Kortisonpräparate die Gewichtszunahme fördern. Nicht zuletzt steigt das Risiko mit dem Alter an: Bei Menschen über 50 treten die genannten Risikofaktoren häufiger auf.

Wie wird ein metabolisches Syndrom diagnostiziert?

Die Diagnose eines metabolischen Syndroms erfolgt in der Regel im Rahmen von Routine- oder Vorsorgeuntersuchungen. Bei Verdacht werden zunächst die wichtigsten Risikofaktoren erfasst – dazu gehören aktuelle Beschwerden, Lebensstilgewohnheiten (z. B. Ernährung, Bewegung, Rauchen, Alkoholkonsum) sowie familiäre Vorbelastungen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. 

Es folgt eine körperliche Untersuchung:

  • Erfassen von Körpergewicht, Körpergröße und BMI
  • Taillenumfang (zur Einschätzung des Bauchfetts)
  • Blutdruckmessung
  • Blutuntersuchung (Blutzucker, Triglyceride, HDL-/LDL-Cholesterin)

Wichtig ist, dass andere Ursachen für die einzelnen Risikofaktoren ausgeschlossen werden. Dazu veranlasst die*der Ärztin*Arzt gegebenenfalls weitere Untersuchungen, zum Beispiel

  • einen oralen Glukosetoleranztest (OGTT) bei grenzwertigem Blutzuckerspiegel oder 

  • eine Blutuntersuchung auf Entzündungsmarker und Harnsäure, da auch chronische Entzündungen und erhöhte Harnsäurewerte mit dem metabolischen Syndrom assoziiert sein können.

Fachgesellschaften aus verschiedenen Ländern haben eigene Diagnosekriterien entwickelt – mit teils leicht abweichenden Schwellenwerten und Anforderungen. 

Diagnosekriterien der AHA/NHLBI

Ein metabolisches Syndrom liegt laut American Heart Association/ National Heart, Lung and Blood Institute (AHA/NHLBI) vor, wenn mindestens drei der folgenden fünf Merkmale erfüllt sind:

  • Bauchumfang ≥ 94 cm (Männer) bzw. ≥ 80 cm (Frauen)
  • Blutdruck ≥ 130/85 mmHg oder medikamentöse Behandlung
  • Nüchtern-Blutzucker ≥ 100 mg/dl oder bestehender Typ-2-Diabetes
  • Triglyceride ≥ 150 mg/dl oder medikamentöse Behandlung
  • HDL-Cholesterin < 40 mg/dl (Männer), < 50 mg/dl (Frauen) oder medikamentöse Behandlung

Diagnosekriterien der IDF

Laut International Diabetes Federation (IDF) ist abdominelle Adipositas (also ein erhöhter Taillenumfang) das verpflichtende Hauptkriterium. Zusätzlich müssen mindestens zwei der übrigen vier Merkmale zutreffen. Die Schwellenwerte sind identisch mit denen der AHA/NHLBI.

Wie wird das metabolische Syndrom behandelt?

Die Behandlung des metabolischen Syndroms zielt in erster Linie darauf ab, schwere Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Typ-2-Diabetes zu vermeiden. 

Der wichtigste Ansatz ist dabei eine dauerhafte Änderung des Lebensstils:

  • Gewicht reduzieren: Eine moderate Gewichtsabnahme (5–10 % des Ausgangsgewichts) verbessert viele Stoffwechselwerte deutlich – etwa Blutdruck, Blutfette und Blutzucker.

  • gesunde Ernährung: Empfehlenswert ist eine ballaststoffreiche, kalorienbewusste Kost mit viel Gemüse, Vollkornprodukten sowie wenig Zucker und gesättigten Fettsäuren. Fachliche Begleitung durch eine Ernährungsberatung kann helfen.

  • Sport und Bewegung: Mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive Aktivität pro Woche (z. B. zügiges Gehen oder Radfahren) verbessern Stoffwechsel, Kreislauf und Insulinempfindlichkeit. Auch eine Kombination aus beidem ist wirksam.

  • Verzicht auf schädliche Gewohnheiten: Rauchstopp und der Verzicht auf Alkohol wirken sich zusätzlich günstig auf Blutdruck, Cholesterinwerte und die Herz-Kreislauf-Gesundheit aus.

Medikamentöse Behandlung

Reicht eine Lebensstiländerung allein nicht aus, können gezielt Medikamente eingesetzt werden:

  • Cholesterinsenker (z. B. Statine)
  • Blutdruckmedikamente (z. B. ACE-Hemmer, Sartane)
  • blutzuckersenkende Mittel (z. B. Metformin)
  • gewichtsreduzierende Medikamente

Wichtig: Medikamente zur Gewichtsreduktion kommen nur als unterstützende Maßnahme infrage – immer in Kombination mit einem veränderten Lebensstil. Da Nebenwirkungen auftreten können und nicht jede Substanz für jede Person geeignet ist, muss die Anwendung individuell ärztlich abgestimmt werden.

Operationen bei starkem Übergewicht

In schweren Fällen (Adipositas mit BMI > 35–40) kann eine sogenannte bariatrische Operation (z. B. Magenverkleinerung) helfen. Diese Eingriffe unterstützen die Gewichtsreduktion, Gewichtsreduktion, sind aber mit Risiken und möglichen Nebenwirkungen verbunden – etwa Nährstoffmängeln oder Verdauungsbeschwerden. Zudem erfordern sie eine lebenslange medizinische Betreuung und eine konsequente Umstellung des Lebensstils.

Verlauf und Lebenserwartung beim metabolischen Syndrom

Wird das metabolische Syndrom nicht behandelt, kann es im Laufe der Zeit zu erheblichen Schäden an Gefäßen und Organen führen. Die Kombination aus Übergewicht, Bluthochdruck, gestörtem Zucker- und Fettstoffwechsel erhöht das Risiko für verschiedene schwerwiegende Erkrankungen.

Mögliche Folgen des metabolischen Syndroms

Betroffene haben ein deutlich erhöhtes Risiko für:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt und Schlaganfall

  • Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) mit Durchblutungsstörungen

  • Typ-2-Diabetes (ausgehend von Prädiabetes)

  • diabetische Folgeerkrankungen wie Nierenschäden (Nephropathie), Augenerkrankungen oder Nervenschäden

  • nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD), die zu einer Leberentzündung (NASH) oder Leberzirrhose fortschreiten kann

  • Depressionen und psychische Begleiterkrankungen

  • neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz (möglicher Zusammenhang wird erforscht)

Einige Studien vermuten zudem einen Zusammenhang zwischen dem metabolischen Syndrom und einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten wie Darm-, Leber-, Brust- oder Gebärmutterkrebs.

Lebenserwartung beim metabolischen Syndrom

Studien zeigen, dass das Risiko für einen frühzeitigen Tod bei Betroffenen zwei- bis dreimal höher ist als bei gesunden Personen. Die Lebenserwartung kann dadurch um mehrere Jahre verkürzt sein. 

Andererseits lässt sich das Risiko deutlich reduzieren, wenn frühzeitig gegengesteuert wird: Eine konsequente Lebensstiländerung mit Gewichtsreduktion, mehr Bewegung, gesunder Ernährung und ärztlicher Begleitung kann die Prognose und Lebensqualität spürbar verbessern. In vielen Fällen normalisieren sich die Stoffwechselwerte.