Blasenschmerzen
Bei Blasenschmerzen denken viele zuerst an einen Harnwegsinfekt, etwa an eine Blasenentzündung. Doch es gibt zahlreiche weitere mögliche Ursachen. Wer unter starken oder immer wiederkehrenden Blasenschmerzen leidet, sollte in jedem Fall einen Arzt aufsuchen.

Inhaltsverzeichnis
Fast jeder hatte schon einmal Blasenschmerzen. Vor allem Frauen haben häufiger damit zu kämpfen. Der Grund: Sie sind besonders anfällig für Harnwegsinfekte.
Wie fühlen sich Blasenschmerzen an?
Blasenschmerzen machen sich über dem Schambein oder auch im gesamten Unterleib bemerkbar. Häufig sind Blasenschmerzen nicht das einzige Symptom. Oft treten sie zusammen mit anderen Beschwerden auf. Dazu zählen vor allem:
- ein Brennen beim Wasserlassen
- erschwertes Wasserlassen
- häufiger/anhaltender Harndrang
Kurz erklärt: Die Harnblase
Die Harnblase liegt im unteren Bereich des Beckens – im sogenannten kleinen Becken – auf dem Beckenboden hinter dem Schambein. Sie ist von einer Muskelschicht umgeben und gehört zu den ableitenden Harnwegen. Die Blase ist über jeweils einen Harnleiter (Ureter) mit den Nieren verbunden.
In der Harnblase sammelt sich der Urin, der von den Nieren abfließt. Ist sie voll, verspürt der Mensch Harndrang. Über die Harnröhre (Urethra) wird der Urin dann ausgeschieden.
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Blasenschmerzen: Ursachen
Zu den häufigsten Ursachen von Blasenschmerzen gehören Harnwegsinfekte – zum Beispiel eine Blasenentzündung (Zystitis) oder eine Harnröhrenentzündung (Urethritis).
Typische Anzeichen eines Harnwegsinfekts ist häufiges, brennendes Wasserlassen, während die Blasenentleerung erschwert und sehr schmerzhaft ist. Vor allem junge Frauen, Schwangere und Frauen in den Wechseljahren sind anfällig für Harnwegsinfektionen. Aber auch Menschen mit bestimmten Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Blasensteinen haben ein erhöhtes Risiko.
Weitere mögliche Ursachen von Blasenschmerzen sind:
- Blasensteine und Fremdkörper in der Blase, sodass der Urin nicht richtig aus der Blase entweichen kann
- gynäkologische Ursachen bei Frauen, z.B.:
- Scheidenentzündung (Vaginitis, Kolpitis)
- Gebärmutterentzündung (Zervizitis, Endometritis)
- Endometriose
- Gebärmuttersenkung
- Erkrankungen der Vorsteherdrüse (Prostata) bei Männern, z.B.:
- Prostataentzündung (Prostatitis)
- Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH)
- Prostatakrebs (Prostatakarzinom)
- Reizblase
- psychische Ursachen
- Krebserkrankungen, z.B. Blasenkrebs (Blasenkarzinom)
Blasenentzündung
Blasenschmerzen in der Schwangerschaft
Wenn Schwangere unter Blasenschmerzen leiden, kann dies am zunehmenden Druck liegen, der durch das Gewicht des Kindes auf die Blase ausgelöst wird. Insbesondere, wenn die Blase gefüllt ist, kann dies schmerzhaft sein. Der Druck führt auch zu häufigerem Harndrang.
Außerdem kann die Blase durch die Gebärmutter von ihrem gewohnten Platz verdrängt werden. Die ungewohnte Lage kann dann zu Blasenschmerzen führen.
Nach der Geburt, wenn die Organe im Bauchraum ihren angestammten Platz wieder einnehmen können, lassen derart verursachte Blasenschmerzen normalerweise wieder nach – meist spätestens im Rahmen der Rückbildungsgymnastik.
Blasenschmerzen: Diagnose
Wer unter starken oder immer wiederkehrenden Blasenschmerzen leidet, sollte immer einen Arzt aufsuchen.
Im Gespräch wird der Arzt Fragen stellen wie:
- Wo genau befinden sich die Schmerzen?
- Wie fühlen sich die Schmerzen an?
- Seit wann haben Sie die Schmerzen?
Auch wird er wissen wollen, ob sein Patient noch andere Beschwerden hat. Zu Symptomen, die häufig in Zusammenhang mit Blasenschmerzen auftreten, zählen etwa:
- häufiger Harndrang,
- Brennen beim Wasserlassen,
- erschwertes Wasserlassen,
- Harnverhalt, d.h. die gefüllte Blase kann sich trotz Harndrang nicht entleeren
- Schmerzen in den Flanken oder
- Fieber.
Bei der körperlichen Untersuchung klopft der Arzt unter anderem das sogenannte Nierenlager im Flankenbereich ab. Außerdem tastet er im Unterbauch vorsichtig den Blasenbereich ab, um festzustellen, wo genau der Schmerz sitzt. Gegebenenfalls führt er außerdem eine rektale Untersuchung durch: Hierbei tastet er mit dem Finger den Enddarm aus. Bei Männern kann er so die Prostata beurteilen. Bei Frauen kann zusätzlich eine Untersuchung der Geschlechtsorgane durch den Gynäkologen erforderlich sein.
Je nachdem, welche Ursache der Arzt vermutet, wird er weitere Untersuchungen veranlassen – zum Beispiel eine Blut- und/oder Urinuntersuchung. Nach der Blutabnahme wird das Blut im Labor vor allem auf Entzündungswerte untersucht. Mit einem Urinteststreifen kann der Arzt zum Beispiel Nitrit oder weiße Blutkörperchen Leukozyten im Urin nachweisen. Weiße Blutkörperchen deuten auf eine Entzündung im Körper hin. Nitrit im Urin sind ein Anzeichen dafür, dass Bakterien im Urin sind.
Hat der Arzt den Verdacht, dass eine hartnäckige chronische Harnwegsinfektion die Ursache der Blasenschmerzen ist, legt er zusätzlich eine Urinkultur an. So kann er die Erreger gezielt bestimmen und das passende Antibiotikum wählen.
Wenn die Untersuchungen auf Blasensteine, Fremdkörper oder Blasentumoren hinweisen, sind weitere Diagnoseverfahren sinnvoll. Dazu zählen unter anderem
- eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) der Blase und der Nieren,
- Röntgenuntersuchungen,
- eine Harnröhren- und Blasenspiegelung (Zystoskopie)
sowie weitere spezielle urologische Untersuchungen.
Blasenschmerzen: Therapie
Bei Blasenschmerzen richtet sich die Therapie nach der zugrunde liegenden Ursache. Einige Beispiele:
- Bakterielle Harnwegsinfektion (z.B. Blasenentzündung) lassen sich in der Regel mit Antibiotika bekämpfen. Bei einer Blasenentzündung ist es außerdem sehr wichtig, dass Sie ausreichend Flüssigkeit trinken und für eine gute Intimhygiene sorgen.
- Kleinere Blasensteine können von allein oder mit Unterstützung von Medikamenten wieder mit dem Urin abgehen. Ist das nicht der Fall, kann der Arzt den Blasenstein entfernen, z.B. im Rahmen einer Blasenspiegelung unter örtlicher Betäubung oder mithilfe der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie. Bei der Stoßwellentherapie zertrümmert der Arzt die Steine mit Stoßwellen.
- Bei Blasenkrebs richtet sich die Therapie vor allem danach, wie weit der Krebs fortgeschritten ist. Zu häufigen Therapieverfahren zählen die Operation sowie Strahlen- und Chemotherapie.
- Bei einer durch Bakterien hervorgerufenen Nierenbeckenentzündungverordnet der Arzt ein Antibiotikum.
Gegen die Blasenschmerzen selbst helfen in schweren Fällen Schmerzmittel (Analgetika) und krampflösende Medikamente (Spasmolytika).
Onmeda-Lesetipps:
Blasenentzündung: Überwiegend Frauensache
Harnwegsinfekt: Erkennen und richtig behandeln
Brennen beim Wasserlassen: Was steckt dahinter?
Quellen:
Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: 2018)
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2018
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Haag, P., Hanhart, N., Müller, M.: Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/2015. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
Weyerstahl, T., Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
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Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): Brennen beim Wasserlassen. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 053/001 (Stand: Mai 2009)
Letzte inhaltliche Prüfung: 09.07.2018
Letzte Änderung: 10.07.2018