Unacid PD oral Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 05.04.2018
Hersteller: PFIZER GmbH
Wirkstoff: Sultamicillin
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Unacid PD oral Filmtabletten enthalten den Wirkstoff Sultamicillin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Unacid PD oral Filmtabletten.

Sultamicillin dient zur Behandlung von bakteriellen Infekten, so beispielsweise von:
  • Erkrankungen des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs wie Mittelohrentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung,
    Mandelentzündung,
  • Infektionen der oberen und unteren Atemwege wie Lungenentzündung oder Keuchhusten,
  • Harnwegsinfektionen,
  • Geschlechtskrankheiten (wie Gonorrhöe),
  • Infektionen der Haut und der Weichteile.
Sultamicillin ist säurestabil und kann daher über den Magen-Darm-Trakt in den Körper aufgenommen werden. Bei schweren Infektionskrankheiten ist die Gabe von Tabletten oder Saft manchmal nicht ausreichend, dann wird der Wirkstoff direkt ins Blut verabreicht (intravenöse Gabe). Auch das Spritzen von Sultamicillin in den Muskel ist möglich (intramuskuläre Gabe).


Zu folgenden Anwendungsgebieten von Sultamicillin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Penicilline, Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Sultamicillin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Infektionen der oberen Atemwege, die durch Sultamicillin-empfindliche Erreger verursacht sind, einschließlich Nasennebenhöhlenentzündung, Mittelohrentzündung und Mandelentzündung (soweit mit Penicillin V beziehungsweise mit seinen Salzen nicht behandelbar)
  • Infektionen der unteren Atemwege, die durch Sultamicillin-empfindliche Erreger verursacht sind, wie zum Beispiel Lungenentzündung und Bronchitis
  • Infektionen der Nieren und der ableitenden Harnwege, die durch Sultamicillin-empfindliche Erreger verursacht sind
  • Infektionen der Haut und Weichteilgewebe, die durch Sultamicillin-empfindliche Erreger verursacht sind
  • unkomplizierte Tripper-Infektionen (eine Geschlechtskrankheit)
  • bei Patienten, die einer Nachbehandlung mit Sultamicillin im Anschluss an eine in die Venen oder in den Muskel gespritzte Therapie mit Sulbactam/Ampicillin bedürfen

Dosierung

Die empfohlene Dosierung beträgt für Erwachsene und Kinder mit einem Körpergewicht über 30 Kilogramm zweimal täglich 375 bis 750 Milligramm des Wirkstoffs Sultamicillin. Dies entspricht jeweils ein bis zwei Filmtabletten.

Säuglinge, Kleinkinder und Kinder mit einem Körpergewicht von bis zu 30 Kilogramm erhalten im Allgemeinen eine Sultamicillin-Dosis von 50 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Das sollte auf zwei Einzeldosen verteilt werden. Hierfür wird vorzugsweise die Verwendung von Unacid PD oral Trockensubstanz zur Zubereitung eines Hustensaftes empfohlen. Flüssige Darreichungsformen lassen sich niedriger und genauer dosieren.

Zur Behandlung einer unkomplizierten Gonorrhoe, einer durch so genannte Gonokokken ausgelösten Harnwegsinfektion der Frau, auch Tripper genannt, kann Unacid PD oral als Einzeleinnahme von 2,25 Gramm gegeben werden. Das entspricht sechs Filmtabletten.

Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Krankheitsverlauf. Sie ist abhängig von der Schwere, dem Ort und dem Ausmaß der Infektion. Im Allgemeinen beträgt sie fünf bis 14 Tage. In schweren Krankheitsfällen kann über eine längere Zeit weiterbehandelt werden. Die Behandlung sollte bis 48 Stunden nach Abklingen des Fiebers und anderer Krankheitszeichen erfolgen.

Bei der Behandlung von Infektionen mit so genannten beta-hämolysierenden Streptokokken ist aus Sicherheitsgründen eine Ausdehnung der Behandlung auf mindestens zehn Tage angebracht. So werden Spätkomplikationen wie dem rheumatischen Fieber oder einer Nierenkörperchenentzündung (Glomerulonephritis) vorgebeugt.

Die Einnahmeabstände von Unacid PD oral sollten bei Patienten mit einer Nierenschwäche verlängert werden. Außerdem muss mit dem Arzt über eine eventuelle Dosisanpassung gesprochen werden.

Unacid PD oral kann sowohl zusammen mit einer Mahlzeit als auch zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden. Die Filmtabletten sind möglichst in aufrechter Körperhaltung mit reichlich Flüssigkeit einzunehmen. So werden mögliche Schäden der Speiseröhrenwand bei zu langer Verweildauer vermieden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Maisstärke
  • Hyprolose
  • Hypromellose
  • Lactose
  • Macrogol 6000
  • Magnesiumstearat
  • Poly- (O-carboxymethyl)stärke-Natriumsalz
  • Talkum
  • Titandioxid

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Hautausschläge (bei Patienten mit gleichzeitiger Virusinfektion); Magenbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Blähungen, weiche Stühle, Durchfall.

Häufige Nebenwirkungen:
Schleimhautentzündungen (besonders im Mundbereich), Mundtrockenheit, Beeinträchtigung des Geschmacksempfindens, Überempfindlichkeitsreaktionen in Form von Hautausschlägen, Juckreiz, Fieber.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Veränderungen des Blutbilds, Blutarmut, vorübergehende Leberfunktionsstörungen, Vermehrung bestimmter Leberenzyme im Blut, Gefäßentzündungen und Gewebeschwellungen durch Flüssigkeitsaustritt aus Blutgefäßen (Angioödeme), Kehlkopfschwellungen mit Atemnot, Nierenentzündungen.

Seltene Nebenwirkungen:
Schwere allergische Reaktionen in Form ausgedehnter, starker Hauterscheinungen (zum Beispiel Bildung rötlicher Hautknötchen), Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Schälrötelsucht mit Hautschuppung und Verlust von Haaren und Fingernägeln, Ausbildung einer schwarzen Haarzunge, Schmerzen an der Injektionsstelle (bei intravenöser Gabe).

Einzelfälle:
Deutliche Blutbildveränderungen (starker Mangel an weißen Blutkörperchen und Blutplättchen), Störungen der Blutgerinnung, Krampfanfälle (insbesondere bei Frühgeborenen).

Besonderheiten:
Eine Penicillin-Allergie (Überempfindlichkeit) zeigt sich meist als nesselsuchtartige Sofortreaktion und zwingt umgehend zum Therapieabbruch. Das Gleiche gilt bei Auftreten einer Schockreaktion mit starkem Blutdruckabfall oder schwerer Atemnot.

Vor allem bei Kindern können Zahnverfärbungen auftreten, daher ist eine gute Mundhygiene wichtig.

Treten starke, anhaltende Durchfälle während oder nach der Therapie auf, kann die Ursache eine durch die Antibiotika-Gabe ausgelöste Darmentzündung sein (pseudomembranöse Colitis). Die Therapie muss dann umgehend beendet werden und eine Behandlung mit Vancomycin ist notwendig.

Bei längerer oder wiederholter Anwendung können Superinfektionen mit Ampicillin-unempfindlichen Bakterien oder mit Hefepilzen auftreten.

Wechselwirkungen

Andere Antibiotika, die das Wachstum von Bakterien hemmen (bakteriostatische Wirkung), dürfen nicht mit Sultamicillin kombiniert werden, weil die Substanzen sich gegenseitig in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigen. Dazu gehören beispielsweise Tetrazykline, Sulfonamide, Chloramphenicol und Erythromycin.

Die gleichzeitige Gabe von Medikamenten mit den Wirkstoffen Phenylbutazon und Indometacin, von Entwässerungsmitteln (Diuretika) oder Gichtmitteln wie Probenecid oder Allopurinol kann Wirkung und Nebenwirkungen von Sultamicillin verstärken.

Die zeitgleiche Behandlung mit Aminoglykosid-Antibiotika kann deren Wirksamkeit abschwächen.

Die Wirkung von Herzglykosiden sowie von gerinnungshemmenden Wirkstoffen wie Phenprocoumon kann verstärkt werden.

Eine Impfung mit einem Lebendimpfstoff kann unwirksam sein.

Sultamicillin kann die Aufnahme von Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung (Pille) aus dem Darm verringern und so deren Wirksamkeit beeinträchtigen. Daher ist eine zusätzliche nicht-hormonelle Verhütung notwendig.

Sultamicillin-Lösungen dürfen bei einer Kombinationsbehandlung schwerer Infektionen nicht mit anderen Antibiotika gemischt werden.

Einige Laboruntersuchungen, so die Harnzuckerbestimmung oder der Urobilinogen-Nachweis, können falsche Ergebnisse zeigen.

Gegenanzeigen

Im Fall einer Penicillin-Überempfindlichkeit darf der Wirkstoff nicht gegeben werden. Bei Überempfindlichkeit gegen Cephalosporine sowie bei Personen mit schweren Allergien, Asthma oder Pilzinfektionen der Haut ist verstärkt mit einer Überempfindlichkeitsreaktion zu rechnen.

Patienten mit Virusinfektionen (zum Beispiel infektiöse Mononukleose) sowie Menschen, die an einer besonderen Form von Blutkrebs (lymphatischer Leukämie) leiden, sollten nur mit Vorsicht behandelt werden, da bei ihnen das Risiko für unerwünschte Wirkungen erhöht ist.

Bei einer Leberfunktionsstörung oder Nierenfunktionsstörung muss die Wirkstoffdosis entsprechend verringert werden. Die Funktionen dieser Organe sowie das Blutbild sind während der Behandlung regelmäßig zu kontrollieren.

Wird der Wirkstoff als Tablette oder Saft eingenommen, kann seine Wirksamkeit beeinträchtigt sein, wenn er aufgrund von Übelkeit und Erbrechen oder Durchfall nicht in ausreichender Menge aus dem Darm in den Körper aufgenommen wird.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Obwohl Sultamicillin weder bei Anwendung am Menschen noch im Tierversuch eine schädigende Wirkung auf das Ungeborene zeigt, sollte der Wirkstoff in der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt eingesetzt werden.

Der Wirkstoff tritt in geringem Ausmaß in die Muttermilch über und kann möglicherweise die Darmflora des Kindes schädigen. Eine Behandlung mit dem Wirkstoff während der Stillzeit muss vom Arzt daher sorgfältig abgewogen werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist für die Anwendung bei Kindern geeignet. Kinder unter 30 Kilogramm Körpergewicht erhalten in Abhängigkeit von Art und Schwere der Infektion bis zu 50 Milligramm Sultamicillin pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Kinder mit einem Körpergewicht über 30 Kilogramm werden mit 375 bis 750 Milligramm Sultamicillin täglich behandelt.

Säuglinge, die an wiederholt auftretendem Durchfall leiden, sollten nur kurzzeitig mit Sultamicillin behandelt werden.

Warnhinweise

  • Bei einer Behandlungsdauer über einer Woche müssen Leberfunktion und Blutzuckerspiegel regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.
  • Bei hohen Konzentrationen des Wirkstoffs im Urin kann dieser Kristalle bilden, die sich in der Niere ablagern und Blasenkatheter verstopfen können.
  • Bei Langzeitbehandlung (länger als 14 Tage) sollte die Nierenfunktion regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.
  • Für die Behandlung von Infektionen mit dem Keim Pseudomonas aeruginosa ist das Medikament nicht geeignet.
  • Das Medikament muss vor Feuchtigkeit geschützt gelagert werden.
  • Das Medikament enthält Lactose (Milchzucker) und ist daher nicht für Patienten mit Zuckerverwertungsstörungen geeignet.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtabletten)
10 Stück Filmtabletten
375 Milligramm Sultamicillin
20 Stück Filmtabletten
375 Milligramm Sultamicillin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Unacid PD oral Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Sultamicillin (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.