Orgametril

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 14.11.2012
Hersteller: Organon GmbH
Wirkstoff: Lynestrenol
Rezeptpflichtig

Wirkung

Orgametril enthält den Wirkstoff Lynestrenol. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Orgametril.

Lynestrenol dient zur Behandlung von Zyklusstörungen und -beschwerden sowie von Endometriose. Zudem hemmt der Wirkstoff gutartige Umbauvorgänge im Gewebe der Brust und wirkt so einer Mastopathie (Mastopathia fibrosa cystica) entgegen.

Ferner wird Lynestrenol zur unterstützenden Therapie von Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom) eingesetzt, insbesondere, wenn dieser bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Geweben gebildet hat.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Lynestrenol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Gestagene, Sexualhormone, zu welcher der Wirkstoff Lynestrenol gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Vorkommen von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Schleimhautschicht der Gebärmutterhöhle
  • Störungen des Regelblutungszyklus ohne Hinweise auf eine organische Erkrankung als Ursache
  • schmerzhafte Regelblutung
  • Unterdrückung der Regelblutung und des Eisprungs
  • Brustdrüsengewebsveränderung, die vorwiegend zystisch (blasenartig) oder fibrös (faserig) sein kann
  • unterstützende Behandlung bei fortschreitendem Gebärmutterkörperkrebs und dessen Metastasen

Dosierung

Da das Medikament für viele verschiedene Einsatzgebiete verwendet wird, richtet sich die Einnahme nach der jeweiligen Erkrankung:

1. Störungen des Menstruationszyklus
Zwei Tabletten täglich über einen Zeitraum von zehn Tagen. In den folgenden drei Zyklen wird die Behandlung mit jeweils einer Tablette täglich vom 14. bis 25. Zyklustag wiederholt. Als erster Zyklustag gilt der erste Tag der Monatsblutung.

2. Zu häufige Blutung
Eine Tablette täglich vom 14. bis 25. Zyklustag. Als erster Zyklustag gilt der erste Tag der Monatsblutung.

3. Fehlende oder zu seltene Blutung
Die Behandlung sollte mit der Einnahme eines Estrogens begonnen werden:
0,02 bis 0,05 Milligramm Ethinylestradiol pro Tag über 25 Tage. Vom 14. bis 25. Zyklustag wird zusätzlich eine Tablette mit Lynestrenol gegeben. Nach Beendigung dieser Kombinationsbehandlung tritt gewöhnlich eine Blutung ein. Die Behandlung wird am fünften Tag dieser Blutung in gleicher Weise wiederholt. Das bedeutet wieder zunächst vom 5. bis 13. Zyklustag mit Estrogen alleine, dann kombiniert mit Lynestrenol.

4. Unterdrückung der Monatsblutung und des Eisprungs
Die Behandlung sollte vorzugsweise mit einer Tablette am ersten, jedoch nicht später als am fünften Zyklustag beginnen. Als erster Zyklustag gilt der erste Tag der Monatsblutung. Die Behandlung kann über viele Monate ohne tablettenfreies Intervall fortgesetzt werden.

5. Endometriose
Eine bis zwei Tabletten täglich über mindestens sechs Monate.

6. Gutartige Erkrankungen und Knoten der Brüste
Eine Tablette täglich jeweils vom 14. bis 25. Zyklustag über mindestens drei bis vier Monate. Als erster Zyklustag gilt der erste Tag der Monatsblutung.

7. Unterstützende Behandlung von fortschreitenden bösartigen Tumoren der Gebärmutterschleimhaut und deren Metastasen
Über längere Zeitabschnitte sechs bis zehn Tabletten täglich, die auf Einzelgaben zu je zwei bis drei Tabletten aufgeteilt werden.

8. Hinausschieben der Monatsblutung
Die Einnahme von einer Tablette täglich sollte vorzugsweise zwei Wochen vor dem erwarteten Einsetzen der Blutung beginnen.
Wenn die Einnahme später als eine Woche vor dem erwarteten Einsetzen begonnen wird, sollte die tägliche Dosis zwei bis drei Tabletten betragen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Lactose 1H2O
  • alpha-Tocopherol
  • Glycerol
  • Kartoffelstärke
  • Magnesiumstearat
  • Talkum

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Zyklusunregelmäßigkeiten, Zwischenblutungen, Brechreiz, Übelkeit und Erbrechen, Verdauungsbeschwerden, Veränderungen des Körpergewichts (meist Gewichtszunahme), Beeinflussung des Geschlechtstriebs (Libido).

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Wadenkrämpfe, gesteigerte Nervosität, Reizbarkeit, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Migräne, Depressionen, Spannungsgefühl oder Schmerzen in der Brust.

Seltene Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschläge, Nesselsucht, Juckreiz), Akne, Bluthochdruck, Veränderungen des Geschmacks- und Geruchssinns, Durchfall, Blähungen, Störung der Leberfunktion, Störung der Freisetzung von Gallenflüssigkeit, Gallensteinbildung, Gelbsucht, Müdigkeit, Leistungsschwäche, verstärkte Blutgerinnung, Veränderung des Blutzuckerspiegels, Fettstoffwechselstörungen, verstärkte Körperbehaarung, Auftreten gelb-bräunlicher Flecken auf der Haut (Chloasmen), Veränderungen der Muttermundsekretion, Anfälligkeit für Infektionen der Scheide.

Besonderheiten:
Bei durchgehender Einnahme von Lynestrenol kommt es in den ersten zwei Monaten häufig, bei zyklischer Therapie gelegentlich zu Durchbruch- oder Schmierblutungen. Später treten solche Zwischenblutungen nur noch selten auf.

Das plötzliche Auftreten von Gelbsucht, migräneartigen oder ungewohnt starken Kopfschmerzen sowie akuten Hör- oder Sehstörungen erfordert einen sofortigen Therapieabbruch. Auch bei schweren Störungen der Blutgerinnung oder der Bildung von Blutgerinnseln (Thrombose) ist die Behandlung zu beenden.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Gabe von Lynestrenol und Barbituraten, Antiepileptika (wie Carbamazepin oder Phenytoin) sowie Rifampicin (Wirkstoff zur Tuberkulose-Therapie) kann die Wirkung von Lynestrenol aufgrund eines beschleunigten Abbaus vermindert sein.

Die gleichzeitige Einnahme von Aktivkohle oder Antibiotika wie Penicillinen und Tetrazyklinen kann die Darmflora beeinträchtigen und die Aufnahme des Wirkstoffs aus dem Darm verringern.

Lynestrenol kann die Wirksamkeit von Betablockern und Ciclosporin abschwächen.

Bei einer Behandlung mit oralen Antidiabetika oder Insulin aufgrund eines Diabetes mellitus kann eine Dosisanpassung notwendig sein.

Lynestrenol kann Testungen der Leberfunktion beeinflussen.

Gegenanzeigen

Lynestrenol darf nicht angewendet werden:
  • bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff,
  • im Fall von Leberfunktionsstörungen, akuter und chronischer Lebererkrankung (beispielsweise Dubin-Johnson-Syndrom oder Rotor-Syndrom) sowie Lebertumoren,
  • bei Stoffwechselstörungen der Gallenfarbstoffe,
  • im Fall schwerer Fettstoffwechselstörungen,
  • bei starkem Bluthochdruck,
  • wenn während einer früheren Schwangerschaft Gelbsucht, anhaltender Juckreiz, Schwerhörigkeit (Otosklerose) oder ein Herpes-ähnlicher Hautausschlag aufgetreten sind,
  • bei Blutungen aus der Scheide mit unbekannter Ursache,
  • bei Störungen der Blutgerinnung sowie einer erhöhten Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln,
  • wenn eine Schwangerschaft besteht oder vermutet wird,
  • bei Porphyrie.

Nur nach einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt sollte Lynestrenol eingesetzt werden bei:
  • Nierenfunktionsstörungen,
  • schweren Depressionen während einer früheren Schwangerschaft,
  • arteriellen Durchblutungsstörungen und Arteriosklerose,
  • vorausgegangenem Herzinfarkt oder Schlaganfall,
  • Herzmuskelschwäche und anderen schweren Herz-Erkrankungen,
  • Frauen mit einer Neigung zur Bildung gelblich-brauner Flecken im Gesicht, besonders unter Einfluss von Sonnenlicht (Chloasmen),
  • Diabetes mellitus,
  • Migräne,
  • Epilepsien,
  • starkem Übergewicht,
  • Frauen über 40 Jahren,
  • Raucherinnen.


Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Lynestrenol darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da das Ungeborene geschädigt werden kann.

Der Wirkstoff tritt in die Muttermilch über, daher können Wirkungen auf das Kind nicht ausgeschlossen werden. Von einer Anwendung während der Stillzeit ist abzuraten. Ist eine Behandlung notwendig, sollte abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist für eine Anwendung bei Kindern nicht geeignet.

Warnhinweise

  • Vor Therapiebeginn ist eine gründliche gynäkologische Untersuchung notwendig.
  • Während der Behandlung sind in regelmäßigen Abständen gynäkologische Untersuchungen erforderlich.
  • Frauen sollte während der Einnahme des Wirkstoffs nicht rauchen.
  • Leberfunktion, Blutgerinnung und Blutzuckerspiegel (insbesondere bei Diabetikerinnen) sollten während der Behandlung in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden.
  • Patientinnen mit Neigung zu Epilepsien, Migräne sowie mit Bluthochdruck müssen sorgfältig überwacht werden.
  • Das Präparat hat keinerlei empfängnisverhütende Wirkung.
  • Leichte Zeichen einer Vermännlichung wie Akne oder Vermehrung der Körperbehaarung sind möglich.
  • Eine engmaschige Überwachung ist notwendig bei vorliegenden oder durchgemachten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwerer Depression, Gefäßverschlüssen durch Blutgerinnsel, Herzmuskel-Störungen und Nierenstörungen.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.


Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Orgametril sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Lynestrenol (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Tabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.