Digimerck Ampullen 0,1 mg/ml

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 23.05.2013
Hersteller: Merck Pharma GmbH
Wirkstoff: Digitoxin
Darreichnungsform: Ampulle
Rezeptpflichtig

Wirkung

Digimerck Ampullen 0,1 mg/ml enthalten den Wirkstoff Digitoxin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Digimerck Ampullen 0,1 mg/ml.

Digitoxin wird bei der Herzmuskelschwäche eingesetzt, um die Herzkraft zu steigern und die Herzarbeit effizienter zu machen.

Digitoxin wird bei bestimmten Formen beschleunigter Herztätigkeit (paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie, Vorhofflimmern und Vorhofflattern) angewendet, um die Herzfrequenz (Schläge pro Minute) zu senken.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Digitoxin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Herzglykoside, Mittel zur Behandlung von Herzmuskelschwäche, zu welcher der Wirkstoff Digitoxin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • alle Formen der Herzmuskelschwäche, speziell zur Dauerbehandlung, auch bei Herzmuskelschwäche mit gestörter Nierenfunktion
  • Herzrhythmusstörungen mit erhöhter Schlagzahl, die von einer Stelle über den Herzkammern ausgehen

Dosierung

Der Arzt legt die Dosierung des Medikaments ganz individuell und nach Behandlungsverlauf fest.

Im Allgemeinen wird zu Anfang der Behandlung hocch dosiert, um schnell ausreichende Konzentrationen des Wirkstoffes im Blut zu erreichen (Sättigungsdosis). Danach genügen geringere tägliche Dosierungen, um die erreichte Konzentration zu erhalten (Erhaltungsdosis). Für die meisten Patienten gelten folgende Dosierungsvorschriften:

Üblich ist eine mittelschnelle Sättigungsbehandlung. Dazu werden am ersten Tag 0,25 bis 0,5 Milligramm Digitoxin in einer oder zwei Gaben gespritzt. Das entspricht zweieinhalb bis fünf Ampullen der 0,1 Milligramm-Dosierung oder einer bis zwei Ampullen der 0,25 Milligramm-Dosierung.

Am zweiten und dritten Tag der Behandlung erhalten die Patienten einmal täglich zweieinhalb Ampullen der 0,1 Milligramm-Dosierung oder eine Ampulle der 0,25 Milligramm-Dosierung (entspricht 0,25 Milligramm Digitoxin/Tag).

Ab dem vierten Tag wird die Erhaltungsdosis von einmal täglich 0,07 bis 0,1 Milligramm Digitoxin gegeben. Dazu werden 0,7 Milliliter bis eine Ampulle der 0,1 Milligramm-Dosierung verwendet oder der Arzt verordnet die entsprechenden Tabletten.

Bei Patienten mit einer schweren Funktionsstörung der Leber und Niere wird der Arzt geringere Dosierungen wählen.

Reste aus angebrochenen Ampullen sind nicht wieder zu verwenden, sondern zu entsorgen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Ethanol
  • Natriumacetat
  • Propylenglycol
  • Wasser für Injektionszwecke

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Durchfälle, Bauchschmerzen, Alpträume, Agitiertheit, Verwirrtheit, Depressionen, Halluzinationen, Psychosen, Brustdrüsenvergrößerung (Gynäkomastie), Ausschlag, Blutplättchenabfall (Thrombozytopenie), Lupus erythematodes.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Verschluss der Darmblutgefäße (Mesenterialinfarkt).

Besonderheiten:
Auch Herzrhythmusstörungen und Farbsehveränderungen im Grün-Gelb-Bereich sind möglich.

Wechselwirkungen

Beim intravenösen Einsatz von Calcium ist die Giftigkeit vom Digitoxin erhöht.

Arzneimittel, welche zu einem Kalium- oder Magnesiummangel führen, können die Wirkung von Digitoxin steigern: z.B. Entwässerungsmittel (Diuretika), Missbrauch von Abführmitteln, Amphotericin B (Mittel gegen Pilzerkrankungen), Kortikosteroide (entzündungshemmende Mittel), ACTH (ein körpereigenes Hormon, das den Hormonhaushalt reguliert), Carbenoxolon (zur Behandlung von Magengeschwüren), Penicillin G (Antibiotikum), Salicylate (entzündungshemmende Mittel).

Mittel gegen Herzrhythmusstörungen wie Chinidin, Verapamil, Diltiazem und Captopril (Mittel gegen Bluthochdruck) erhöhen den Wirkspiegel von Digitoxin im Blut.

Bei gleichzeitiger Gabe mit Digitoxin erhöhen Reserpin (Mittel zur Blutdrucksenkung), Succinylcholin (Mittel zur Muskelerschlaffung), trizyklische Antidepressiva, Sympathomimetika und Phosphodiesterasehemmer (Mittel zur Potenzsteigerung und bei Asthma) ebenfalls die Gefahr von Herzrhythmusstörungen.

Aktivkohle (Mittel gegen Vergiftungen), Kaolin-Pektin (Mittel gegen Durchfall), die Cholesterinsenker Colestyramin und Colestipol sowie säurebindende Mittel (Antazida) verzögern die Aufnahme von Digitoxin im Körper bzw. beschleunigen seine Ausscheidung.

Enzyminduktoren wie z.B. Phenytoin (Epilepsiemittel), Rifampicin (Antibiotikum), Phenobarbital (Epilepsiemittel), Phenylbutazon (Schmerzmittel) und das EntwässerungsmittelSpironolacton beschleunigen den Abbau von Digitoxin im Körper und verkürzen damit seine Wirkung.

Gegenanzeigen

Digitoxin darf nicht angewendet werden beim AV-Block II. und III. Grades, bei zu viel Calcium im Blut (Hypercalcämie), bei zu viel (Hyperkaliämie) oder zu wenig (Hypokaliämie) Kalium im Blut und bei starker Bradykardie.

Weiterhin ist sein Einsatz bei der hypertrophen Kardiomyopathie mit Obstruktion, beim Karotissinussyndrom, bei einer von den Herzkammern ausgehenden Tachykardie, beim Brustaortenaneurysma und beim WPW-Syndrom verboten.

Eine bestehende Digitalisvergiftung (Digitalis-Intoxikation) und eine Überempfindlichkeit gegen Herzglykoside verbieten seine Einnahme natürlich ebenfalls.

Bei einem akuten Herzinfarkt, unmittelbar vor einer geplanten Kardioversion und bei Herzrhythmusstörungen, die das Herz langsamer schlagen lassen, ist der Einsatz von Digitoxin nicht zu empfehlen und sollte sorgfältig abgewägt werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft müssen die Patientin und ihre Therapie besonders überwacht werden. Über Digitoxin ist während Schwangerschaft und Stillzeit nichts Negatives bekannt, trotzdem sollte eine Therapie in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft gut bedacht werden.

Digitoxin geht in niedrigen Konzentrationen in die Muttermilch über. Die Konzentrationen im Blut des Kindes sind jedoch so gering, dass nur selten ein Abstillen nötig wird.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Dosis von Digitoxin bei Kindern richtet sich nach deren Gewicht und Körperoberfläche.

Warnhinweise

  • Es bestehen erhebliche individuelle Unterschiede der Glykosidempfindlichkeit.
  • Erhöhte Glykosidempfindlichkeit besteht bei Patienten höheren Lebensalters.
  • Erhöhte Glykosidempfindlichkeit besteht bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).
  • Erhöhte Glykosidempfindlichkeit besteht bei Patienten mit Sauerstoffunterversorgung im Gewebe (Hypoxie).
  • Erhöhte Glykosidempfindlichkeit besteht bei Patienten mit zu niedrigen Blutkaliumwerten oder mit zu hohen Blutcalciumwerten.
  • Patienten mit erhöhter Glykosidempfindlichkeit brauchen geringere Glykosidmengen und müssen sorgfältig überwacht werden.
  • Das Medikament enthält 11 Volumenprozent Alkohol.
  • Das Medikament darf nur direkt in die Vene und nicht daneben gespritzt werden, da es sonst zu Gewebereizungen kommen kann.
  • Der Arzt muss das Medikament langsam spritzen, um die Reaktion des Patienten darauf beobachten zu können.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Milliliter Ampullen)
25 Milliliter Ampullen
0,1 Milligramm Digitoxin
5 Milliliter Ampullen
0,1 Milligramm Digitoxin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Digimerck Ampullen 0,1 mg/ml sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Digitoxin (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.