Hyperkaliämie: Zu hoher Kaliumspiegel im Blut
Steigt der Kaliumspiegel im Blut an, sprechen Fachleute von einer Hyperkaliämie. Kalium ist ein überlebenswichtiger Elektrolyt und muss im Körper in strenger Balance gehalten werden. Mehr zu Ursachen, Therapie und warum die Hyperkaliämie lebensgefährlich sein kann, erfahren Sie hier.
Hyperkaliämie: Häufige Fragen und Antworten
Die Hyperkaliämie verläuft meist ohne Beschwerden und es gibt kein Symptom, das verlässlich auf einen hohen Kaliumspiegel hinweist. Mögliche Symptome sind unter anderem Übelkeit, Durchfall, Muskelschwäche, Lähmungen, Taubheitsgefühle und Herzrasen.
Von einer Hyperkaliämie spricht man ab einem Wert von 5,0 mmol/L im Blutserum und höher. Die Referenzwerte weichen jedoch je nach Quelle ab.
Fachleute setzen bei der Behandlung der Hyperkaliämie unterschiedliche Medikamente ein. Insulin kann kombiniert mit Zucker (Glukose) verabreicht werden. Das Insulin transportiert das Kalium zusammen mit Glukose vom Blut in die Zellen. Das Ziel ist es, den Kaliumspiegel im Blut auf diese Weise zu senken.
Die Erregung der Herzmuskelzellen erfolgt unter anderem durch Kalium. Schwankungen des Kaliumspiegels können in manchen Fällen über das Elektrokardiogramm (EKG) sichtbar sein. Bei einer akuten Hyperkaliämie kommt es häufiger zu EKG-Veränderungen, als bei der chronischen Form.
Was ist Hyperkaliämie?
Ist der Anteil von Kalium im Blutserum zu hoch, sprechen Fachleute von einer Hyperkaliämie. Das Gegenteil der Hyperkaliämie ist der Kaliummangel (Hypokaliämie). Kalium ist ein lebenswichtiger Elektrolyt des menschlichen Körpers, der über die Nahrung aufgenommen und über die Niere ausgeschieden wird.
Die Hyperkaliämie wird über das Blut (Millimol/Liter, mmol/l) bestimmt und kann in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt werden:
- Milde Hyperkaliämie: 5,0-5,4 mmol/l
- Mittelschwere Hyperkaliämie: 5,5-5,9 mmol/l
- Schwere Hyperkaliämie: 6,0-6,4 mmol/l
- Lebensbedrohliche Hyperkaliämie: über 6,5 mmol/l
Wie häufig ist eine Hyperkaliämie?
Die Hyperkaliämie ist eine der häufigsten Elektrolytstörungen und kommt bei etwa 2 bis 3 Prozent der Normalbevölkerung vor. Bei Personen mit chronischen Nierenerkrankungen, wie einer chronischen Niereninsuffizienz, ist die Hyperkaliämie häufiger und betrifft etwa 40 bis 50 Prozent, da eine erkrankte Niere weniger Kalium ausscheiden kann als eine gesunde.
Kalium zu hoch: Symptome der Hyperkaliämie
Die Hyperkaliämie ist meist symptomfrei. Kommt es zu Beschwerden, sind diese oft sehr individuell. Es gibt somit kein Symptom, das verlässlich auf eine Hyperkaliämie hinweist. Mögliche Anzeichen sind etwa:
- Übelkeit
- Durchfall
- Muskelschwäche
- Lähmungen
- Taubheitsgefühle, Ameisenlaufen rund um den Mund, pelzige Zunge
- Herzrasen
Ursachen der Hyperkaliämie
Es gibt verschiedene Ursachen, warum der Anteil von Kalium im Blut zu hoch ist.
Zellen im Körper setzen vermehrt Kalium frei
Kalium ist ein Elektrolyt, das sich überwiegend in den Zellen befindet. Einige Ursachen können dazu beitragen, dass sich Kalium vermehrt außerhalb der Zellen befindet. Dazu zählen:
- Übersäuerung (metabolische Azidose)
- Vergiftung mit Digitalis (Fingerhut)
- Einnahme von Betablocker
- Insulinmangel zum Beispiel bei Diabetes mellitus Typ I
- geschädigte Zellen, wodurch Kalium freigesetzt wird, zum Beispiel durch Zerfall eines Tumors oder Verbrennungen
Erhöhte Zufuhr von Kalium
Eine Hyperkaliämie kann aufgrund einer kaliumreichen Ernährung entstehen. Kaliumreiche Lebensmittel sind zum Beispiel:
- Aprikosen
- Bananen
- Obst- und Gemüsesäfte
- Trockenfrüchte
- Kakao- und Schokoladenprodukte
- Kartoffeln inklusive Pommes, Chips, Püree, etc.
- Milch
- Nüsse
- Wein
Auch Ersatzsalze oder Diätsalze können verhältnismäßig viel Kalium enthalten. Zudem kann der Kaliumwert durch eine Bluttransfusion ansteigen.
Verminderte Ausscheidung von Kalium über die Nieren
Ursachen für eine verringerte Kaliumausscheidung der Nieren können sein:
- Akutes Nierenversagen
- Chronische Niereninsuffizienz
- Mangel an Steroidhormonen (Kortikosteroiden) wie bei Morbus Addison
Kalium zu hoch: Medikamente als Ursache
Es gibt zahlreiche Medikamente, die den Kaliumspiegel ansteigen lassen können. Dazu zählen vor allem entwässernde Arzneimittel (Diuretika) oder Herzmedikamente, wie sie etwa bei einer Herzinsuffizienz verschrieben werden.
Weitere Medikamente, die hinter einem zu hohen Kaliumwert stecken können, sind:
- ACE-Hemmer (wie Ramipril)
- Sartane (etwa Candesartan)
- Aldosteronantagonisten (zum Beispiel Spironolacton)
- Reninhemmer (wie Aliskiren)
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR, etwa Ibuprofen)
Auch Medikamente, die die Kaliumausscheidung vermindern, können Ursache eines erhöhten Kaliumwerts sein:
- Immunsupressiva (Ciclosporin A)
- Kaliumsparende Diuretika (wie Triamteren und Amilorid)
- Antibiotika (etwa Cotrimoxazol)
- Mittel gegen Parasiten (Pentamidin)
Werden Medikamente aus diesen Wirkstoffgruppen kombiniert, zum Beispiel ein ACE-Hemmer und ein kaliumsparendes Diuretikum, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Hyperkaliämie.
Hinweis: Medikamente sollen nicht ohne ärztliche Rücksprache abgesetzt oder geändert werden.
Pseudohyperkaliämie
Es kann passieren, dass die Ergebnisse des Kaliumspiegels falsch positiv ausfallen. Gehen Blutzellen zugrunde, wird das Kalium aus den Zellen freigesetzt und die Kaliumwerte aus dem Labor entsprechen nicht dem tatsächlichen Kaliumspiegel im Blutserum. Ein häufiger Grund für eine Pseudohyperkaliämie ist zu langes Stauen während der Blutabnahme bei schlechten Venenverhältnissen. Bei Verdacht kann die Blutabnahme wiederholt werden.
Wie wird die Diagnose einer Hyperkaliämie gestellt?
Um die Diagnose einer Hyperkaliämie stellen zu können, muss die Kaliumkonzentration im Blutserum überprüft werden.
Da Kalium für die elektrische Erregung des Herzens bedeutend ist, wird auch ein Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt. Veränderungen im EKG können, müssen aber bei einer Hyperkaliämie nicht sichtbar sein.
Wurde eine Hyperkaliämie festgestellt, muss die Ursache abgeklärt werden. Da der Kaliumhaushalt sehr eng mit der Nierenfunktion zusammenhängt, ist auch die Kontrolle der Nieren sinnvoll. Die weiteren Schritte sind je nach Verdacht der Ursache individuell sehr unterschiedlich.
Wie erfolgt die Therapie bei Hyperkaliämie?
Die Hyperkaliämie wird je nach Ursache und Schweregrad unterschiedlich behandelt.
Behandlung einer schweren und plötzlichen (akuten) Hyperkaliämie
Kommt es zu plötzlichen, sehr hohen Kaliumwerten, handelt es sich um einen Notfall. Das Ziel der akuten Behandlung ist es, das Herz vor lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen zu schützen. Dann kann es zum Einsatz folgender Medikamente kommen:
Calciumglukonat: Mithilfe von Calcium soll die Erregbarkeit der Herzmuskelzellen durch hohe Kaliumspiegel reduziert werden.
Insulin und Zucker (Dextrose): Insulin ist ein Hormon der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), das den Zucker, zusammen mit Kalium, in die Zelle transportiert. Oft kombiniert mit Salbutamol, um den Einstrom von Kalium in die Zelle zu fördern.
Entwässernde Therapie mit Diuretika, um Kalium über die Niere auszuscheiden.
Filterung des Blutes (Hämodialyse)
Ärztliche Überprüfung der Medikamente und eventuell Anordnung einer kaliumarmen Diät
Therapie der langanhaltenden (chronischen) Hyperkaliämie
- Kaliumarme Ernährung
- Kationenaustauscher: tauschen Natrium oder Calcium im Darm gegen Kalium aus
- Patiromer: fördert die Ausscheidung von Kalium über den Stuhl
Verlauf der Hyperkaliämie
Die Hyperkaliämie kann lebensbedrohliche Folgen haben. Der Herzmuskel besitzt viele Kaliumkanäle, denn der Elektrolyt steuert die elektrische Erregung und folglich die Pumpfunktion des Herzens. Eine Hyperkaliämie kann zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen.
Bei einer schweren Hyperkaliämie kann auch ein Aufenthalt auf einer Intensivstation notwendig sein.
Wie kann einer Hyperkaliämie vorgebeugt werden?
Der Organismus von Personen ohne chronische Erkrankungen, wie zum Beispiel einer Niereninsuffizienz, hält den Kaliumhaushalt selbstständig in Balance. Bestehen Vorerkrankungen, sollte der Kaliumspiegel regelmäßig ärztlich überprüft werden. Wenn ärztlich empfohlen, kann eine kaliumarme Ernährung dazu beitragen, den Kaliumspiegel nicht zu sehr ansteigen zu lassen.