Frau mit die Pille zur Verhütung.
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Die Pille: Sichere Verhütung auf Rezept

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 10.01.2023

Die Antibabypille ist ein Verhütungsmittel, das mithilfe von Hormonen Schwangerschaften verhindert. Wie sicher sie ist, wie sie wirkt und welche Nebenwirkungen es gibt, erfahren Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Die häufigsten Fragen zur Pille

Frauen, die die Pille zum ersten Mal einnehmen, beginnen damit normalerweise am ersten Tag der Periode. Ein Empfängnisschutz ist vom ersten Tag an gegeben.

Die Sicherheit der Pille liegt bei über 99 Prozent. Von 1.000 Frauen, die die Pille ein Jahr lang richtig anwenden, werden 3 bis 10 schwanger. Damit ist die Pille eines der sichersten Verhütungsmittel.

Die Pille: Sicherer Schutz vor Schwangerschaft

"Die Pille" ist ein Oberbegriff für verschiedene Medikamente, die eine Schwangerschaft verhindern können. Sie enthalten Hormone, die den weiblichen Körper vorübergehend unfruchtbar machen. Oft handelt es sich dabei um eine Mischung aus Gestagenen und Östrogenen. Bleibt der Eisprung aus, kann die Eizelle nicht befruchtet werden – schwanger werden ist daher nicht möglich. Deshalb bezeichnet man die Pille auch als Antibabypille.

    Die Pille ist das am häufigsten eingesetzte Verhütungsmittel in Deutschland. Fast 90 von 100 der 14- bis 17-jährigen Mädchen, die bereits sexuelle Erfahrungen gemacht haben, greifen auf die Pille als Verhütungsmittel zurück.

    Auch in anderen Altersgruppen wird die Pille häufig als Verhütungsmittel gewählt: Sieben von zehn Frauen im Alter zwischen 20 und 29 Jahren verhüten mit der Pille und mehr als die Hälfte der 20- bis 44-Jährigen.

    Pearl-Index: Wie sicher ist die Pille?

    Ihre Beliebtheit verdankt sie wohl vor allem ihrer hohen Zuverlässigkeit: Von 1.000 Frauen, die die Pille ein Jahr lang korrekt anwenden, werden 3 bis 10 dennoch schwanger. Zum Vergleich: Kondome versagen bei 20 bis 120 von 1.000 Anwendern. Dafür bieten Kondome einen Schutz vor Geschlechtskrankheiten – die Pille nicht.

    Welche Pillen gibt es?

    Es gibt verschiedene Arten von Antibabypillen auf dem Markt. Diese unterscheiden sich nach der Zusammensetzung der Hormone und variieren auch leicht in der Sicherheit.

    Unterschieden werden folgende Präparate:

    • Kombinationspillen (Kombinationspräparate, werden aufgeteilt in Einphasen- und Mehrphasenpräparate, enthalten Gestagen und Östrogen)
    • Minipille (dazu gehört auch die sogenannte Stillpille, enthalten nur Gestagene)
    • Mikropille (zählt zu den Kombinationspräparaten und enthält weniger als 30 Mikrogramm Östrogen, bietet jedoch ebenso sicheren Schutz wie höher dosierte Präparate)

    Wirkung der Pille

    Seit ihrer Zulassung im Jahr 1961 gibt es zahlreiche verschiedene hormonhaltige Pillenpräparate auf dem Markt, die sich unterschiedlich zusammensetzen und auch unterschiedlich anzuwenden sind. Je nachdem, welche Hormone in welcher Zusammensetzung enthalten sind, können sie

    • den Spermien den Weg zur Eizelle erschweren, indem die Beschaffenheit des Schleims im Gebärmutterhals verändert wird,
    • erschweren, dass sich eine befruchtete Eizelle in die wenig aufgebaute Gebärmutterschleimhaut einnistet und/oder
    • die Reifung der Eizelle und somit den Eisprung unterdrücken.

    Im Prinzip wirken die verschiedenen Pillen ähnlich. Während der Pause oder wenn die wirkstofffreien Tabletten an der Reihe sind, kommt es zu einer regelähnlichen Blutung. Die empfängnisverhütende Wirkung bleibt auch während der Pause oder der Einnahme der wirkstofffreien Tabletten bestehen.

    Die Pille richtig einnehmen

    Zum Beginn der Pilleneinahme wird am ersten Zyklustag, also dem ersten Tag der Periode, auch die erste Pille eines Blisters eingenommen. Die meisten Pillen werden dann drei Wochen täglich, immer zur selben Uhrzeit, eingenommen. Dann folgt eine einwöchige Pillenpause (7 Tage), in der auch die regelähnliche Blutung auftritt. Danach folgt die Einnahme des zweiten Blisters, unabhängig davon, ob die Periode noch besteht oder nicht. Auch in der Pause besteht Schutz vor einer Schwangerschaft.

    Frauen, die die Pille nehmen, sollten sich regelmäßig jedes halbe Jahr gynäkologisch untersuchen lassen.

    Vorteile der Pille

    Die Pille hat neben der verhütenden Wirkung eine Reihe von günstigen (erwünschten) Nebenwirkungen. Die Pille...

    Die genannten Effekte der Pille lassen sich auch unabhängig von der verhütenden Wirkung nutzen, um Beschwerden zu behandeln oder ihnen vorzubeugen. Allerdings bringt nicht jede Pille diese positiven Nebenwirkungen mit sich – dies richtet sich nach Art und Konzentration der in der Pille enthaltenen Hormone.

    Nebenwirkungen der Pille

    Die Pille beeinflusst den natürlichen Hormonhaushalt der Frau. Dies kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen, wie zum Beispiel:

    Es hat sich außerdem gezeigt, dass die Pille das Risiko für Gefäßverschlüsse wie Thrombosen und Embolien erhöht:

    • Von allen Frauen, die keine hormonellen Verhütungsmittel verwenden und nicht schwanger sind, bekommen innerhalb eines Jahres etwa zwei von 10.000 eine Thrombose.
    • Hingegen bekommen von den Anwenderinnen der Pille Schätzungen zufolge etwa fünf bis zwölf von 10.000 pro Jahr eine Venenthrombose.

    Wie hoch das Risiko für eine Thrombose oder Embolie ist, hängt stark vom Präparat ab. Eine Rolle spielt vor allem die Art des enthaltenen Gestagens: Pillen, die Desogestrel, Gestoden und Drospirenon enthalten, sind mit einem höheren Risiko verbunden als Präparate mit Levonorgestrel oder Norgestimat.

    Für wen ist die Pille ungeeignet?

    Nicht für jede Frau ist die Pille das passende Verhütungsmittel. In der Schwangerschaft sollten Frauen die Pille nicht nehmen. Darüber hinaus gibt es bestimmte Krankheiten, die gegen die Einnahme der Pille sprechen.

    Da die Pille Gefäßverschlüsse begünstigt, ist sie nicht geeignet für Frauen, die bereits ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und/oder Embolien haben. Das gilt etwa für Frauen, die

    • rauchen,
    • eine erblich bedingte Veranlagung für Thrombosen (Thrombophilie) haben,
    • schwanger sind,
    • stark übergewichtig sind oder
    • wenn eine große Operation bevorsteht, die lange Bettlägrigkeit (Immobilisation) mit sich bringt.

    Weitere Krankheiten, die gegen die Einnahme der Pille sprechen, sind zum Beispiel

    • akute und fortschreitende Lebererkrankungen (gutartige und bösartige Lebertumoren, schwere Leberzirrhose, akute oder wiederauftretende Virushepatitis)
    • schwer einstellbarer Bluthochdruck und/oder Gefäßschäden
    • bestimmten Fettstoffwechselstörungen (Erhöhung der Trigylceride) 
    • Migräne mit Aura
    • hormonabhängige Tumoren in der Krankengeschichte (z. B. Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs)
    • angeborene oder erworbene Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes mellitus )
    • Lupus erythematodes (Autoimmunerkrankung)
    • Netzhautschäden (Retinopathie)

    Wichtig: Ob die Pille als Verhütungsmethode infrage kommt oder nicht, kann nur der*die Arzt*Ärztin entscheiden. Dazu benötigt er*sie ein möglichst umfassendes Bild vom Gesundheitszustand der Frau. Er*sie wird sich daher nach möglichen Vorerkrankungen erkundigen und fragen, ob in der Familie bestimmte Erkrankungen (wie Thrombosen und Embolien) gehäuft auftreten.

    Wechselwirkungen der Pille mit Antibiotika

    Verschiedene Antibiotika (etwa Penicilline und Sulfonamide) können die Wirksamkeit der Pille beeinträchtigen. Das Gleiche gilt für bestimmte Beruhigungsmittel, gewisse Arzneien gegen Epilepsie (Antiepileptika), Johanniskraut und Abführmittel.

    Frauen, die solche Medikamente einnehmen, sollten daher in dem entsprechenden Zyklus zusätzliche Verhütungsmethoden anwenden, zum Beispiel Kondome. Für wie lange dies nötig ist, hängt vom Medikament ab und sollte ärztlich besprochen werden. Häufig ist die Wirkung der Pille nicht nur während der Einnahme der anderen Mittel herabgesetzt, sondern auch noch einige Tage oder Wochen, nachdem die Frau die letzte Dosis des Medikaments eingenommen hat.

    Kosten für die Pille

    Die Pille ist nur auf Rezept erhältlich, sie muss also verschrieben werden. Mädchen unter 14 Jahren darf der*die Arzt*Ärztin die Pille nur verordnen, wenn die Eltern einverstanden sind.

    Je nach Präparat kostet die Antibabypille zwischen 5 und 23 Euro pro Monat. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nur für Mädchen und junge Frauen, die das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.Frauen ab 22 müssen die Pille also meist selbst bezahlen. Eine Ausnahme ist es, wenn die Pille aus medizinischen Gründen, wie beispielsweise bei Akne, verschrieben wird.