Estradiol + Nomegestrol

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 07.07.2014

Allgemeines

Die Kombination wird zur Verhütung einer Schwangerschaft, aber auch zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. Es hängt von der Dosierung der Bestandteile und ihrer Verteilung im weiblichen Zyklus ab, welche Wirkung man damit erzielt.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Eisprung unterdrücken
  • Schleim des Muttermundes eindicken
  • Mangel an weiblichen Hormonen nach den Wechseljahren ausgleichen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Estradiol + Nomegestrol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Estradiol + Nomegestrol nicht verwendet werden?

Die Kombination darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Estradiol oder Nomegestrol
  • bestehenden oder vorausgegangenen Verstopfungen von Venen (tiefe Beinvenenthrombose, Lungenembolie) oder Arterien (beispielsweise Herzinfarkt, Angina pectoris, vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn, Schlaganfall)
  • Migräne in der Vorgeschichte, die von herdartigen Nervenstörungen im Gehirn ausgeht
  • einem oder mehreren schwerwiegenden Risikofaktoren für Blutgefäßverstopfungen wie
    • Zuckerkrankheit mit Gefäßveränderungen
    • schwerem Bluthochdruck
    • schwerer Fettstoffwechselstörung
  • erblicher oder später aufgetretener Neigung zu Blutgefäßverstopfungen durch bestimmte Bluteiweiße, spezielle Antikörper und Gerinnungsstörungen
  • bestehender oder vorausgegangener Bauchspeicheldrüsenentzündung in Verbindung mit schwerwiegendem Überschuss an Blutfetten (Triglyceriden)
  • längerfristiger Bettlägerigkeit, großen chirurgischen Eingriffen, Operationen an den Beinen oder ausgedehnten Verletzungen. In diesen
    Fällen ist es ratsam, die Einnahme der Kombination zu beenden.
  • bestehender oder vorausgegangener schwerer Lebererkrankung, solange sich die Leberfunktionswerte nicht normalisiert haben
  • bestehenden oder vorausgegangenen gut- oder bösartigen Lebergeschwulsten
  • bekannten oder vom Arzt vermuteten bösartigen Krebsformen, deren Wachstum durch Sexualhormone gesteuert wird (beispielsweise Brustkrebs oder Krebs an den Geschlechtsorganen)
  • Scheidenblutungen, die nicht ärztlich untersucht wurden.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle sollte die Kombination eingesetzt werden bei:
  • Risikofaktoren für Blutgefäßverstopfungen wie
    • höherem Lebensalter
    • Neigung zu Schlaganfällen und Blutgefäßverstopfungen in der Familie
    • Rauchen
    • Übergewicht
    • Bluthochdruck
    • Migräne
    • Herzklappenerkrankung oder Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern)
  • Fettstoffwechselstörungen wegen des erhöhten Risikos von Bauchspeicheldrüsenentzündungen
  • erblicher Blutgefäßschwellung (Angioödem), weil dieses durch die Kombination ausgelöst werden oder sich verschlimmern kann
  • Zuckerkrankheit, weil die Blutzuckerwerte schwanken können
  • Depressionen, weil sich diese verschlimmern können
  • chronische-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), weil die Kombination Schübe auslösen kann
  • Neigung zu dunklen Hautflecken (Chloasma gravidarum), weil diese besonders unter Sonnenlichteinfluss vermehren können
  • längerfristiger Bettlägerigkeit, großen chirurgischen Eingriffen, Operationen an den Beinen oder ausgedehnten Verletzungen. In diesen
    Fällen ist es ratsam, die Einnahme der Kombination zu beenden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Kombination darf während einer Schwangerschaft nicht angewendet werden. Falls während der Einnahme eine Schwangerschaft eintritt, muss die weitere Einnahme sofort beendet werden.

Mit der Muttermilch können geringe Mengen der Hormone und/oder deren Stoffwechselprodukte ausgeschieden werden, es gibt jedoch keinen Beleg dafür, dass dies die Gesundheit des Säuglings nachteilig beeinflusst. Das Stillen kann jedoch durch die Kombination erschwert werden, da sie die Menge der Muttermilch vermindern und deren Zusammensetzung verändern kann. Daher sollte die Anwendung unterbleiben, bis das Kind abgestillt ist.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Kombination ist nicht zur Anwendung bei Kindern zugelassen.

Welche Nebenwirkungen können Estradiol + Nomegestrol haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Estradiol + Nomegestrol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

bei Anwendung zur Schwangerschaftsverhütung
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Akne, unnormale Abbruchblutung.

Häufige Nebenwirkungen:
verminderte Libido, Depression oder depressive Verstimmung, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Migräne, Übelkeit, vermehrte oder verminderte Monatsblutung, Brustschmerz, Unterbauchschmerz, Gewichtszunahme.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Appetitzunahme, Flüssigkeitsansammlung im Körper, Hitzewallung, aufgetriebener Bauch, vermehrtes Schwitzen, Haarausfall, Juckreiz, trockene Haut, fettige Haut, Gefühl der Schwere, zu geringe Monatsblutung, Brustschwellung, unnormaler Milchfluss, Gebärmutterkrämpfe, Unwohlsein vor der Periode (prämenstruelles Syndrom), Knoten in der Brust, Schmeckstörung, Scheiden-Trockenheit, Reizbarkeit, Wassereinlagerung im Gewebe (Ödeme), erhöhte Leberenzyme.

Seltene Nebenwirkungen:
verminderter Appetit, gesteigerte Libido, Aufmerksamkeitsstörungen
Kontaktlinsenunverträglichkeit, trockene Augen, Mundtrockenheit, Gallensteine, Gallenblasenentzündung, "Schwangerschaftsflecken" im Gesicht (Chloasma), Überbehaarung, unangenehmer Scheidengeruch, Beschwerden an der Scheide, Hunger.

bei Anwendung gegen Wechseljahresbeschwerden
Häufige Nebenwirkungen:
Regelschmerzen, verlängerte Monatsblutung, Zyklusstörungen, weißer Ausfluss, vergrößerte Gebärmutterknoten (Myome), Schmerzen im Becken, Bauchschmerzen, geschwollener Bauch, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe, Schmerzen in Armen und Beinen, Nervosität, Depressionen, Gewichtszunahme.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Gutartige Brustgeschwulste, Gebärmutterpolypen, Endometriose, Pilzinfektion der Scheide, Brustvergrößerung, Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, Migräne, Benommenheit, Gelenkschmerzen, oberflächliche oder tiefliegende Venenverstopfung, Blutgefäßentzündung, Bluthochdruck, Wasseransammlungen in Armen und Beinen, Schwäche, verstärkter Appetit, Hautausschlag, Juckreiz, Haarausfall, unnormale Leberfunktionswerte.

Welche Wechselwirkungen zeigen Estradiol + Nomegestrol?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Manche Substanzen fördern die Aktivität von Enzymen, die die Hormone abbauen und damit deren Wirkung abschwächen. Beispiele für solche Substanzen sind: die AntiepileptikaCarbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital und Primidon, Bosentan (gegen Lungenhochdruck), Rifampicin (ein Tuberkulose-Mittel) und Johanniskraut (gegen Depressionen) und, in geringerem Maße, die Antiepileptika Oxcarbazepin, Topiramat, Felbamat sowie das AntibiotikumGriseofulvin und gewisse Mittel gegen AIDS wie die HIV-Protease-HemmerRitonavir und Nelfinavir und die Reverse-Transkriptase-HemmerNevirapin und Efavirenz. Alle diese Stoffe können die Wirkung der Kombination vermindern. Daher sollte während der gleichzeitigen Anwendung und an den darauf folgenden 28 Tagen eine Barrieremethode (Kondom, Pessar) angewendet werden. Bei Langzeitanwendung solcher Substanzen sind Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung ganz allgemein ungeeignet.

Die Kombination selbst kann auch die Verstoffwechselung anderer Wirkstoffe beeinflussen. Das ist besonders bei dem Antiepileptikum Lamotrigin zu beachten. Auch können Labortests zur Leber-, Schilddrüsen-, Nebennieren- und Nierenfunktion, auf Blutbestandteile, die Gerinnung und den Zuckerstoffwechsel durch die Hormone verändert werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei möglichen Anzeichen einer Thrombose (Gliederschmerz, Rötung, Schwellung) ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
  • Bei deutlichem Blutdruckanstieg während der Behandlung wird der Arzt diese aussetzen und möglicherweise ein anderes Medikament wählen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Estradiol + Nomegestrol?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Estradiol + Nomegestrol enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Tablette A, Tablette B
Filmtablette A, Filmtablette B

So wirkt Estradiol + Nomegestrol

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Estradiol + Nomegestrol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung, Östrogen-Gestagen-Kombinationen bei Wechseljahrsbeschwerden, Kontrazeptiva, Sexualhormone, zu welcher die Wirkstoffkombination Estradiol + Nomegestrol gehört.

Anwendungsgebiete der Wirkstoffkombination Estradiol + Nomegestrol

Die Kombination wird zur Verhütung einer Schwangerschaft, aber auch zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. Es hängt von der Dosierung der Bestandteile und ihrer Verteilung im weiblichen Zyklus ab, welche Wirkung man damit erzielt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Estradiol + Nomegestrol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Estradiol + Nomegestrol

Die Kombination gehört ebenso zur Wirkstoffgruppe der Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Schwangerschaftsverhütung wie der Östrogen-Gestagen-Kombinationen bei Wechseljahrsbeschwerden. Östrogen ist in der Kombination 17-beta-Estradiol enthalten, das dem natürlichen menschlichen weiblichen Hormon Östrogen entspricht. Nomegestrol ist ein höchst gezielt wirksames Gestagen, das vom natürlich vorkommenden Gelbkörper-Hormon Progesteron abgeleitet ist. Nomegestrol bindet sich fest an den menschlichen Rezeptor für Progesteron. Es bewirkt damit eine verminderte Produktion an Geschlechtshormonen. Somit werden die Einflüsse von Östrogen und auch Testosteron gemildert. Anders als andere Gestagene bewirkt Nomegestrol keine Speicherung von Wasser im Körper und damit keine Gewichtszunahme.

Ob die Kombination zur Schwangerschaftsverhütung oder Therapie der Wechseljahresbeschwerden dient, hängt von der Dosierung und der Verteilung der Hormone im weiblichen Zyklus ab.

Schwangerschaftsverhütung
Die schwangerschaftsverhütende Wirkung der Kombination beruht auf dem Zusammenwirken verschiedener Faktoren. Die wichtigsten sind die Hemmung des Eisprunges und die Eindickung des Muttermund-Schleimes, der so eine Barriere gegen die Spermien bildet. Dafür werden beide Hormone 21 Tage lang gemeinsam eingenommen.

Wechseljahresbeschwerden
Estradiol ergänzt bei Frauen nach den Wechseljahren die nachlassende körpereigene Produktion des Hormons und lindert somit die mit dem Mangel verbundenen Beschwerden. Da Östrogene das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut fördern, erhöht die alleinige Östrogen-Therapie das Risiko für Wucherungen und Krebs. Die zusätzliche Gabe von Nomegestrol verhindert das weitgehend. Für diese Anwendung wird zunächst Estradiol alleine gegeben, später im Zyklus erzeugt dann zugegebenes Nomegestrol eine Entzungsblutung, die die Schleimhaut abbaut.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.