GAMMANORM

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)

Hersteller: OCTAPHARMA GmbH
Wirkstoff: Immunglobulin
Darreichnungsform: Injektionslösung

Rezeptpflichtig

Wirkung

GAMMANORM enthält den Wirkstoff Immunglobulin.

 

Das wichtigste Anwendungsgebiet für Immunglobulin ist die Verwendung bei Menschen mit einem Antikörpermangelsyndrom, um den Mangel an den bedeutsamen Antikörpern bei einer Abwehrschwäche auszugleichen.

Antikörpermangelerkrankungen sind die häufigsten Immundefekte unserer Zeit. Die Grundstörung bei allen Antikörpermangelerkrankungen ist eine verminderte Produktion dieser Eiweiße. Teils beruhen sie auf einem angeboren, also genetisch bedingtem Mangel an Antikörpern wie bei der Agammaglobulinämie oder Hypogammaglobulinämie, teils auf einem erst im Laufe des Lebens erworbenen Antikörpermangel (allgemeine variable Immunmangelkrankheiten oder kombinierte Immunmangelkrankheiten). Auch Patienten, die an Blut- und Knochenmarkskrebs (Krebserkrankungen allgemein) erkrankt sind, leiden unter dem Antikörpermangelsyndrom und zeigen, wie auch die anderen Patienten, ein entsprechend geschwächtes Immunsystem.

Die verschiedenen Antikörpermangelerkrankungen unterscheiden sich vor allem durch den Schweregrad der Symptome. Gemeinsam ist ihnen, abgesehen von ähnlichen Laborbefunden, dass wiederkehrende Infektionen auftreten. Diese Infektionen betreffen insbesondere die Nasennebenhöhlen, die Augen (Bindehautentzündung), die Ohren (Mittelohrentzündung), die Nase (eitriger Schnupfen), die Bronchien (Bronchitis) und die Lungen (Lungenentzündung). Treten viele Infektionen der Lunge auf, kann es zu chronischen Veränderungen des Lungengewebes (Bronchiektasen) kommen. Betroffene Patienten können zudem an wiederkehrenden Infektionen des Magen-Darmtrakts leiden, die zu häufigen Durchfällen führen. Außerdem können "Überreaktionen" des Immunsystems auftreten, bei denen sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe richtet und dadurch so genannte Autoimmunerkrankungen auslöst.

Neben diesem Hauptanwendungsgebiet kann Immunglobulin als Schutz vor einer Ansteckung mit Hepatitis-A-Viren eingesetzt werden, um der gefährlichen Leberentzündung (Gelbsucht) vorzubeugen. Deswegen wird es häufig kurzfristig vor Reisen in entpsrechende Risikogebiete zusammen mit einem aktiven Hepatitis-A-Impfstoff gegeben.

Abhängig von der Erkrankung wird Immunglobulin unter die Haut (vorzugsweise in die Bauchwand, den Oberschenkel und/oder das Gesäß) oder in den Muskel gespritzt. Bei größeren Gesamtdosen in den Muskel wird es dem liegenden Patienten in verschiedene Körperstellen injiziert. Dies betrifft Dosen von mehr als zwei Millilitern bei Kindern mit einem Körpergewicht bis zu 20 Kilogramm und mehr als fünf Millilitern bei Personen mit höherem Körpergewicht.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Immunglobulin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Impfstoffe, zu welcher der Wirkstoff Immunglobulin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • angeborenes Fehlen oder Mangel an bestimmten Antikörpern (Gammaglobuline)
  • allgemeine variable Krankheiten des körpereigenen Abwehrsystems
  • schwere kombinierte Krankheiten des körpereigenen Abwehrsystems
  • Mangel an Antikörpern der Gruppe IgG mit der Folge immer wiederkehrender Infektionen

Dosierung

Die Behandlung mit dem Medikament sollte unter der Aufsicht eines Arztes begonnen und überwacht werden, der Erfahrungen in der Behandlung von Immunmangelkrankheiten hat.

Die Dosierung muss gegebenenfalls je nach Behandlungserfolg individuell für den einzelnen Patienten angepasst werden. Folgende Dosierungen sind üblich:
Anfänglich wird eine Dosis von mindestens 0,2 bis 0,5 Gramm Immunglobulin/Kilogramm Körpergewicht erforderlich sein. Ist eine gleichbleibende Konzentration an Immunglobulinen im Blut erreicht, werden wiederholte Gaben gespritzt, um eine Gesamtmonatsdosis von 0,4 bis 0,8 Gramm Immunglobulin/Kilogramm Körpergewicht zu erreichen.

Das Medikament sollte unter die Haut gespritzt werden. In Ausnahmefällen, in denen das nicht möglich ist, können niedrige Dosen auch in einen Muskel verabreicht werden.

Die Gabe kann auch durch den Patienten selbst erfolgen, wenn er in der Arztpraxis entsprechend geschult wurde. Vielfach wird zur Gabe auch eine Pumpe verwendet, die das Medikament fortlaufend in den Körper spritzt.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Natriumchlorid
  • Glycin
  • Natriumacetat
  • Polysorbat 80
  • Wasser für Injektionszwecke

Nebenwirkungen

 

Seltene Nebenwirkungen:
Allergische Reaktionen einschließlich Blutdruckabfall, Atemnot, Hautreaktionen, Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit und Erbrechen, Gelenkschmerzen, leichte Rückenschmerzen.

Sehr seltene oder vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Anaphylaktischer Schock.

Besonderheiten:
An der Injektions- oder Infusionsstelle können lokale Reaktionen wie Schwellungen, Entzündungen, Rötungen, Verhärtungen, örtliches Hitzeempfinden, Juckreiz, Hämatome oder Ausschlag auftreten.

Kreislaufreaktionen können sich insbesondere bei unbeabsichtigter Gabe in die Venen häufen.

Bei intramuskulärer Verabreichung kann es zu örtlichen Schmerzen, Druckempfindlichkeit oder Schwellungen kommen.

In seltenen Fällen können Immunglobuline zu hämolytische Reaktionen führen. Dabei lösen sich die Roten Blutkörperchen auf, ohne in ausreichendem Maße wieder ersetzt zu werden. Es entsteht eine Blutarmut mit Anzeichen wie Müdigkeit, Schwäche, Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen, Ohrensausen, Atemnot oder Gelbsucht.

Wechselwirkungen

Die im Immunglobin enthaltenen Antikörper zeigen eine Wechselwirkung mit gleichzeitig durchgeführten aktiven Immunisierungen in dem Sinne, dass sie die Immunantwort auf die aktive Impfung verschlechtern.

Die Gabe von Immunglobulin kann für einen Zeitraum von sechs Wochen bis zu drei Monaten die Wirksamkeit von Impfungen mit Virus-Lebend-Impfstoffen wie zum Beispiel gegen Masern, Röteln, Mumps und Windpocken beeinträchtigen. Nach Verabreichung von Immunglobolin sollte ein Abstand von drei Monaten vor der Impfung mit Virus-Lebend-Impfstoffen eingehalten werden. Im Falle von Masern kann die Beeinträchtigung bis zu einem Jahr anhalten. Deshalb sollten Patienten, die Masernimpfungen erhalten, ihren Antikörperstatus prüfen lassen.

Zu oral anzuwendenden Lebend-Impfstoffen (beispielsweise gegen Poliomyelitis oder Typhus) ist kein zeitlicher Abstand erforderlich, weil nach Gabe dieser Impfstoffe die Immunität vorwiegend im Darm aufgebaut wird.

Auch Impfstoffe aus inaktivierten Erregern (zum Beispiel gegen Hepatitis-A, Influenza, FSME-Virus, Tollwut, Pertussis, HIB) oder aus Toxoiden (zum Beispiel gegen Diphtherie, Tetanus beziehungsweise den entsprechenden Kombinationen) können gleichzeitig mit Immunglobulin verabreicht werden.

Immunglobulin kann serologische Untersuchungen beeinflussen. Bei der Beurteilung von serologischen Testergebnissen muss berücksichtigt werden, dass es nach der Injektion eines Immunglobulins durch einen vorübergehenden Anstieg der passiv übertragenen Antikörper zu positiven Testergebnissen kommen kann.

Nach der Impfung mit Immunglobulin sollte vier Wochen lang keine Bluttransfusion und kein weiteres Immunglobulin gegeben werden.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen homologe Immunglobuline darf der Impfstoff nicht angewendet werden.

Außerdem darf Immunglobulin bei Vorliegen einer schweren Thrombozytopenie oder anderen Gerinnungsstörungen nicht in den Muskel verabreicht werden.

Immunglobulin sollte auf keinen Fall in die Venen gespritzt werden. Falls versehentlich in ein Blutgefäß injiziert wurde, können die Patienten einen Schock entwickeln.

 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es liegen ausreichende Erfahrungen zur Anwendung von Immunglobulin während der Schwangerschaft vor. Die Injektion bei schwangeren Frauen oder stillenden Müttern sollte deshalb nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.

Die lange klinische Erfahrung mit der Gruppe der Immunglobuline lässt jedoch erkennen, dass keine schädigende Wirkung auf den Verlauf der Schwangerschaft, den Fötus oder das Neugeborene zu erwarten sind.

 

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei der Impfung von Kindern ist die genaue Dosierung vom Arzt individuell entsprechend des Körpergewichts des Kindes und der Art und Ausprägung der Erkrankung festzulegen.

Warnhinweise

  • Nach Gabe von Immunglobulin oder Blutspenden sollte ein Abstand von mindestens drei Monaten bis zur Injektion von Lebend-Impfstoffen eingehalten werden.
  • Auch nach der Impfung sollte vier Wochen lang keine Bluttransfusion und kein Immunglobulin gegeben werden.
  • Das Medikament darf nicht in ein Blutgefäß gespritzt werden.
  • Die Patienten sollten während der Infusion laufend ärztlich überwacht und hinsichtlich des Auftretens von unerwünschten Wirkungen sorgfältig beobachtet werden.
  • Bestimmte unerwünschte Reaktionen können häufiger bei Patienten auftreten, die erstmalig Immunglobulin erhalten, oder in seltenen Fällen, wenn das Präparat gewechselt wurde oder die Behandlung für mehr als acht Wochen unterbrochen wurde.
  • Selten treten Überempfindlichkeitsreaktionen auf. Sie betreffen Patienten, die einen Mangel an Immunglobulin A haben und entsprechend geringe Anti-IgA-Antikörper besitzen. Bei diesen Patienten sollte die Behandlung mit besonderer ärztlicher Vorsicht erfolgen.
  • Bei Verdacht auf eine allergische Reaktion ist die Injektion sofort abzubrechen. Im Falle eines Schocks sind die medizinischen Standardmaßnahmen anzuwenden.
  • Bei einer Verabreichung von Mitteln, die aus menschlichem Blut beziehungsweise Plasma hergestellt sind, können Infektionskrankheiten durch Übertragung von Erregern auch bislang unbekannter Natur nicht vollständig ausgeschlossen werden.
  • Der Ersatz von Immunglobulinen darf nur von einem Arzt vorgenommen werden, der erfahren in der Behandlung von Immunmangelkrankheiten ist.
  • Das Medikament sollte unter die Haut und nur in Ausnahmefällen in einen Muskel gespritzt werden.
  • Die Durchstechflasche ist lichtgeschützt in der Originalverpackung aufzubewahren.
  • Das Medikament muss bei zwei bis acht Grad im Kühlschrank aufbewahrt, darf aber nicht eingefroren werden.
  • Das Medikament darf nicht mit anderen Arzneimitteln vermischt werden.
  • Nach Öffnung des Behältnisses ist die Lösung sofort zu verwenden.
  • Ein Milliliter der Injektionslösung enthält 2,5 Milligramm Natrium, was bei einer kochsalzarmen Diät beachtet werden muss.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

 

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Milliliter Injektionslösung)
200 Milliliter Injektionslösung
165 Milligramm Immunglobulin
400 Milliliter Injektionslösung
165 Milligramm Immunglobulin
10 Milliliter Injektionslösung
165 Milligramm Immunglobulin
100 Milliliter Injektionslösung
165 Milligramm Immunglobulin
200 Milliliter Injektionslösung
165 Milligramm Immunglobulin
6 Milliliter Injektionslösung
165 Milligramm Immunglobulin
60 Milliliter Injektionslösung
165 Milligramm Immunglobulin
480 Milliliter Injektionslösung
165 Milligramm Immunglobulin
120 Milliliter Injektionslösung
165 Milligramm Immunglobulin
240 Milliliter Injektionslösung
165 Milligramm Immunglobulin
480 Milliliter Injektionslösung
165 Milligramm Immunglobulin

 

Vergleichbare Medikamente

 

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über GAMMANORM sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Immunglobulin (ggf. auch Generika).

 
Medikament
Darreichungsform
Injektionslösung
Injektionslösung
Gamunex 10% – Infusionslösung
Infusionslösung

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.