Muskelkrämpfe: Junge Frau massiert ihr Bein
© Getty Images/Pattarisara Suvichanarakul

Muskelkrämpfe: Ursachen und was hilft?

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 09.02.2024

Bei einem Muskelkrampf zieht sich plötzlich die Muskulatur sehr stark zusammen, was sehr schmerzhaft sein kann. Welche Ursachen stecken dahinter und was bedeuten Muskelkrämpfe am ganzen Körper?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten

Die Ursachen für Muskelkrämpfe sind vielfältig und oft unklar. Infrage kommen Überlastung, Dehydration, ein Mangel an Mineralstoffen und/oder Vitaminen oder bestimmte Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder Diabetes mellitus. Auch manche Medikamente können als Nebenwirkung Krämpfe auslösen.

Bei Muskelkrämpfen am ganzen Körper spricht man von einem generalisierten Krampfanfall. Ursachen können hohes Fieber, Epilepsie oder eine Meningitis (Gehirnhautentzündung) sein. 

Um den betroffenen Muskel zu lockern, sollte er sanft gedehnt und/oder massiert werden. Ebenfalls hilfreich können Wärmeanwendungen sein. Eine vorsichtige Belastung des Muskels können den Krampf auch lösen.

Was sind Muskelkrämpfe?

Ein Muskelkrampf, Krampf oder Spasmus ist eine ungewollte Kontraktion eines Muskels oder einer Muskelgruppe, die mit starken Schmerzen einhergehen kann. Der betroffene Muskel fühlt sich dabei steinhart an – nach wenigen Sekunden bis Minuten entspannt sich die Muskulatur aber für gewöhnlich wieder von selbst.

Fast jeder Mensch leidet hin und wieder unter Muskelkrämpfen. Meistens treten sie nach großen körperlichen Anstrengungen in den Beinen auf, manchmal aber auch während der Entspannung. Mit Abstand am häufigsten ist die Wadenmuskultatur betroffen. Aber auch die Muskulatur in den Oberschenkeln und Füßen sowie die Bauch- und Rückenmuskeln können sich schmerzhaft verkrampfen. Muskelkrämpfe sind nicht zu verwechseln mit einem Krampfanfall im Rahmen einer Epilepsie.

Generell lassen sich drei verschiedene Arten unterscheiden:

  • paraphysiologische Krämpfe treten bei gesunden Personen am häufigsten auf, etwa bei körperlicher Überlastung oder während der Schwangerschaft
  • symptomatische Krämpfe weisen auf eine neurologische oder internistische Erkrankung hin
  • idiopathische Krämpfe haben keine erkennbare Ursache

Muskelkrämpfe: Ursachen oft unklar

Bis heute sind die Ursachen für Muskelkrämpfe nicht immer eindeutig. Klar ist, dass die Anspannung und Entspannung der Muskeln durch Nerven gesteuert wird. Nerven senden elektrische Signale an die Muskulatur, um diese zur Anspannung zu bewegen. Übermittelt werden die Signale durch die Bewegung von sogenannten Elektrolyten. Elektrolyte sind in Körperflüssigkeit gelöste Mineralstoffe wie Natrium, Calcium, Kalium und Magnesium.

Da Elektrolyte für die Steuerung der Muskeln so wichtig sind, wurde lange Zeit vermutet, dass Krämpfe durch Störungen im Elektrolythaushalt entstehen. Demnach können Nerven, denen es an Elektrolyten – vor allem an Magnesium – mangelt, nicht mehr wie gewohnt mit Muskeln kommunizieren. Dieses Kommunikationsproblem äußert sich in der unwillkürlichen Anspannung der Muskeln.

Heute ist dieser Zusammenhang allerdings umstritten. Zwar stimmt es, dass Krämpfe häufig durch einen Mangel an Elektrolyten auftreten – vor allem bei Personen, die viel Sport treiben: Wenn sie schwitzen, verliert ihr Körper Flüssigkeit und somit Elektrolyte. 

Jedoch gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass dieser Verlust wirklich der Grund für die schmerzhaften Krämpfe ist. Auch gibt es viele Menschen, die trotz ausreichender Einnahme beziehungsweise Zufuhr von Mineralstoffen regelmäßig unter den Beschwerden leiden. Zudem hat sich Magnesium in bisherigen Studien nicht als wirksames Mittel gegen Krämpfe erwiesen.

Zu den weiteren möglichen Ursachen von Muskelkrämpfen zählen:

Behandlung von Muskelkrämpfen: Was hilft?

Bei einem akuten Muskelkrampf, etwa nachts im Bett, kann in vielen Fällen Dehnung gegen die Verhärtung und den Schmerz helfen. Auch durch Massieren oder sanfte Belastung des Muskels lässt sich manchmal die Dauer des Krampfes reduzieren. 

Wärmeanwendungen in Form einer Wärmflasche oder eines Kirschkernkissens regen die Durchblutung an und können eine spontane Verhärtung lösen. Manche Betroffene empfinden es als wohltuend, den betroffenen Körperteil hochzulagern.

Wirkung von Magnesium nicht belegt

Viele Quellen verweisen darauf, dass die Einnahme von Magnesium hilfreich sein soll. Bisher gibt es jedoch keine aussagekräftigen wissenschaftlichen Belege dafür, dass Magnesiumpräparate die Häufigkeit und Intensität von anstrengungsbedingten Muskelkrämpfen senken können.

Dennoch empfiehlt die aktuell geltende medizinische Leitlinie, es mit Magnesium zu versuchen, weil keine schlimmen Nebenwirkungen zu erwarten sind. Allerdings ist die Dosierung zu beachten: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine Tageshöchstmenge für Erwachsene zwischen 300 und 350 mg.

Weitere Maßnahmen zur Therapie und Vorbeugung sind:

  • Dehnübungen: Wer häufig unter nächtlichen Beinkrämpfen leidet, sollte die Waden- und Oberschenkel regelmäßig vor dem Schlafengehen dehnen, indem die Ferse kräftig nach unten durchgedrückt wird.
  • Bewegung: Ausreichend Bewegung über den Tag fördert die Durchblutung und kann Krämpfe verhindern. 
  • Aufwärmen: Sportlich aktive Personen sollten ihre Muskulatur vor dem Training aufwärmen und isotonische Flüssigkeiten trinken.
  • Gurkenwasser: In einer Studie erwies sich Gurkenwasser bei Muskelkrämpfen als wirkungsvoll. Die Dauer eines Krampfes konnte durch das Trinken des essigsauren Wassers um fast die Hälfte verkürzt werden. Einige Personen berichten, dass sie auch vorbeugend gegen nächtliche Beinkrämpfe Gurkenwasser trinken. Repräsentative wissenschaftliche Beweise, welche die Wirkung bestätigen, gibt es bislang aber noch nicht. 
  • Elektrostimulation: Im Rahmen einer Studie entdeckten Forschende, dass die Häufigkeit plötzlich auftretender Krämpfe durch Elektrostimulation reduziert werden kann.

Medikamentöse Therapie

Das einzige Medikament, das nach derzeitigem Forschungsstand gegen Muskelkrämpfe hilft, sind Chinin-Präparate mit einer Dosierung von 200 bis 500 Milligramm täglich. Chinin kann im Einzelfall allerdings zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen. Chinin ist rezeptpflichtig und muss ärztlich verordnet werden.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte empfiehlt, Chininsulfat nur dann einzunehmen, wenn Betroffene starke Beschwerden haben und Dehnübungen sowie Magnesiumpräparate wirkungslos bleiben. Generell nicht auf Chinin zurückgreifen sollten

Muskelkrämpfe: Wie erfolgt die Diagnose?

Normalerweise sind Muskelkrämpfe in den Beinen oder anderen Körperbereichen harmlos. Wenn die Krämpfe aber immer wiederkommen, ist es sinnvoll, eine hausärztliche Praxis aufzusuchen. Der*die Arzt*Ärztin kann unter anderem eine Blutuntersuchung vornehmen, um etwa die Konzentration der Elektrolyte zu bestimmen.

Auch Muskelkrämpfe am ganzen Körper sollten ärztlich abgeklärt werden. Mögliche Ursachen sogenannter generalisierter Krampfanfälle sind unter anderem Epilepsie oder eine Gehirnhautentzündung (Meningitis), welche dringend behandelt werden müssen.