Sonnenbrand durch Medikamente
Wer Medikamente einnimmt und nach einem Aufenthalt in der Sonne plötzlich schmerzhaften Sonnenbrand bekommt, gibt in der Regel nicht als Erstes Medikamenten die Schuld daran. Bestimmte Wirkstoffe können die Lichtempfindlichkeit der Haut jedoch stark erhöhen. Worauf muss man achten?

Inhaltsverzeichnis
Wenn die Haut durch die Einnahme oder äußerliche Anwendung bestimmter Wirkstoffe auf die UV-Strahlung im Sonnenlicht empfindlicher reagiert, nennt man das Photosensibilität. Je nachdem, wie die Reaktion genau entsteht, unterscheiden Mediziner zwischen
- (der häufigeren) phototoxischen Reaktion und
- der photoallergischen Reaktionen.
Da phototoxische und photoallergische Reaktionen sich von den Symptomen her ähneln und nicht immer eindeutig zu unterscheiden sind, verwendet man inzwischen jedoch meist den übergreifenden Begriff Photosensibilität.
Photosensibilität: Mögliche Symptome
Photosensible Reaktionen können innerhalb von Minuten bis Stunden auftreten. Mögliche Symptome sind zum Beispiel:
- sonnenbrandähnliche Hautrötungen
- Hautausschlag
- Juckreiz
- Hautödeme (Schwellungen)
- Blasenbildung
- Nagelablösung
- Nagelverfärbung
Die Beschwerden können dort auftreten, wo die Haut Kontakt zu Sonnenlicht hatte, manchmal aber auch an Stellen, die eigentlich von Kleidung bedeckt waren.
Dabei genügt unter Umständen schon sehr wenig UV-Strahlung, um sonnenbrandähnliche Hautveränderungen hervorzurufen – viel weniger, als man für einen Sonnenbrand erwarten würde. Selbst bei Sonnenbestrahlung durch eine Glasscheibe kann es zu photosensiblen Haureaktionen kommen (z. B. beim Autofahren).
Video: 6 Tipps zum optimalen Sonnenschutz
Ob überhaupt und wie stark Betroffene durch die Einnahme bestimmter Wirkstoffe auf UV-Strahlung reagieren, lässt sich nicht sicher vorhersagen. Allerdings scheint das Risiko zu steigen, je heller die Haut ist. Auch die Dosis des Medikaments kann eine Rolle spielen: Niedrig dosiert zeigen sich möglicherweise keinerlei Reaktionen auf Sonnenlicht, in höheren Dosen aber schon.
Treten solche photosensiblen Hautreaktionen häufiger auf, kann sich durch die dabei entstehenden Hautschäden das Risiko für Hautkrebs unter Umständen erhöhen.
Vorsicht, Sonne: Bei diesen Wirkstoffen muss man aufpassen
Es gibt Hunderte von Wirkstoffen die zu teilweise erheblichen Hautreaktionen führen können, sofern die Betroffenen sich UV-Strahlung aussetzen. Normalerweise finden sich bei solchen Medikamenten dann im Beipackzettel Hinweise, dass Sonnenlicht gemieden werden beziehungsweise man sich vor Sonne schützen sollte.
Zu solchen sogenannten Photosensibilatoren zählen unter anderem folgende Wirkstoffe:
- bestimmte Antibiotika: z. B. Sulfamethoxazol, Tetracyclin, Doxycyclin, Minocyclin, Ciprofloxacin
- bestimmte Diuretika: z. B. Hydrochlorothiazid, Triamteren, Furosemid, Spironolacton
- bestimmte Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR): z. B. Naproxen, Diclofenac, Ibuprofen
- bestimmte Malariamittel: z. B. Chinin, Mefloquin, Chloroquin
- bestimmte Neuroleptika: z. B. Promazin, Haloperidol, Thioridazin
- bestimmte Antidepressiva: z. B. Trimipramin, Nortriptylin, Doxepin
- bestimmte Mittel für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: z. B. Captopril, Nifedipin, Ramipril, Simvastatin, Amiodaron
- bestimmte Antiepileptika: z. B. Carbamazepin, Valproinsäure, Phenytoin
- bestimmte zytotoxische Mittel: z. B. Vinblastin, Fluorouracil, Methotrexat
- bestimmte Hormone: z. B. Kortikosteroide, Östrogene, Progesteron
- bestimmte Mittel bei Hauterkrankungen: z. B. Isotretinoin, Methoxsalen
Wirkstoffe in pflanzlichen Arzneimitteln können unter Umständen ebenfalls photosensible Reaktionen hervorrufen, so zum Beispiel:
- Johanniskraut
- Angelikawurzel
- Arnika
- Sellerie
- Rautenblätter
- Zitrusöl
Aber auch manche Inhaltsstoffe in Kosmetika können Hautreaktionen auslösen, wenn Sonnenlicht im Spiel ist. Dazu zählen zum Beispiel Moschus und ätherische Öle.
Sonnenbrand durch Medikamente: Was hilft?
Ist es durch die Einnahme von Medikamenten und dem Kontakt mit Sonnenlicht zu sonnenbrandähnlichen Hautreaktionen gekommen, kann man auf die Hautbereiche Cremes oder Lotionen mit Glukokortikoiden (z. B. Hydrokortison) auftragen. Diese wirken den entzündlichen Prozessen in der Haut entgegen und können die Beschwerden lindern.
Sobald es sich um Verbrennungserscheinungen größerer Ausmaße handelt oder sich Blasen bilden (Verbrennung 2. Grades), ist jedoch ein Arztbesuch ratsam.
Wie kann man vorbeugen?
Wer weiß, dass er Medikamente einnimmt, die zu photosensiblen Reaktionen führen können, sollte folgende Tipps beachten:
- Sonnenlicht zwischen 11 und 15 Uhr meiden
- auf Besuche im Solarium verzichten
- auf Sonnenschutz durch Kleidung achten
- Sonnenschutzmittel mit hohem UV-B- und UV-A-Schutz verwenden (mindestens LSF 30, besser noch LSF 50) und großzügig auftragen
- sofern die Medikamente langfristig eingenommen werden müssen: ggf. UV-Schutzfolien an Fenstern (Wohnung, Auto) anbringen
Generell sollte man fürs Bad in der Sonne auf stark parfümierte Kosmetika oder Pflegeprodukte sowie auf Parfüms verzichten oder diese vorher gut abwaschen.
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Weitere Informationen
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Letzte Änderung: 05.08.2020