Bild eines männlichen Oberkörpers mit Plattenepithelkarzinom.
© Getty Images/Anastasiia Stiahailo

Plattenepithelkarzinom: Spinaliom erkennen und behandeln

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 27.05.2024 - 15:30 Uhr

Das Plattenepithelkarzinom ist ein bösartiger Hauttumor, der zu einer Form des weißen Hautkrebses zählt. Nach dem Basaliom ist ein Plattenepithelkarzinom die zweithäufigste Hautkrebsart. Wie sieht der Tumor aus und ist er heilbar? 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Fragen und Antworten zum Plattenepithelkarzinom

Ein Plattenepithelkarzinom zählt zum weißen Hautkrebs und ist nach dem Basaliom die zweithäufigste Form von Hautkrebs.

Ein Plattenepithelkarzinom zeigt sich zu Beginn als leicht rötlicher, schuppender Fleck, der sich ähnlich wie Sandpapier anfühlen kann. Im weiteren Verlauf verhärten sich die betroffenen Hautpartien meist, zudem sind sie oft leicht verletzlich, bluten schnell und bilden Krusten.

Ja, es gilt als bösartiger Hauttumor. Jedoch bildet es im Vergleich zum schwarzen Hautkrebs (Melanom) nur selten Tochtergeschwülste (Metastasen), etwa in Lymphknoten oder Lungen. 

Ja, in vielen Fällen ist ein Plattenepithelkarzinom heilbar. Insbesondere bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung sind die Heilungschancen gut.

Was ist ein Plattenepithelkarzinom?

Unter einem Plattenepithelkarzinom verstehen Fachleute einen bösartigen Tumor der Haut. Weitere Bezeichnungen sind Spinaliom, spinozelluläres Karzinom oder Stachelzellkarzinom. Das Spinaliom kann per Definition grundsätzlich an jeder Körperstelle mit Plattenepithel (Gewebe mit flachen Zellen) oder Gewebe, das sich in Plattenepithel umwandeln kann (Plattenepithelmetaplasie), auftreten. Dazu zählen sowohl Haut als auch Schleimhäute wie in Mund, Zunge, Genitalbereich oder Lungen.

Nach dem Basalzellkarzinom (Basaliom) sind Plattenepithelkarzinome die zweithäufigste Hautkrebsform und zählen zum sogenannten weißen Hautkrebs. Ein Spinaliom tritt meist im höheren Lebensalter auf, das durchschnittliche Erkrankungsalter beträgt etwa 70 Jahre. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Plattenepithelkarzinoms: Ursachen und Risikofaktoren

Ein Plattenepithelkarzinom entsteht durch Veränderungen des Erbguts (DNA) in den Hautzellen, die verschiedene Gründe haben können. Hauptursache ist die langfristige Belastung mit UV-Strahlung der Haut. Besonders betroffen sind Personen, deren Haut häufig der Sonne ausgesetzt ist (Sonnenexposition). Menschen mit hellem Hauttyp sind zudem gefährdet, da ihre Haut sensibler auf UV-Strahlung reagiert.

Oftmals entwickelt sich ein Plattenepithelkarzinom aus einer aktinischen Keratose (solare Keratose) heraus, bei der es durch intensive UV-Strahlung zu Verhornungen der Haut kommt. Aktinische Keratose gilt deshalb als Krebsvorstufe. Sie tritt für gewöhnlich im Gesicht und auf dem Handrücken sowie der Kopfhaut auf.

Neben schwer lichtgeschädigter Haut kann sich auch aufgrund dieser Ursachen ein Plattenepithelkarzinom entwickeln: 

  • chronische Wunden und Entzündungen
  • bestimmte Hautkrankheiten wie Morbus Bowen
  • Narben und Verbrennungen
  • ionisierende Strahlen, etwa Röntgen- oder Gammastrahlen
  • Kontakt mit krebsauslösenden Stoffen, zum Beispiel mit Arsen oder Teer
  • Nikotinkonsum (häufig kommt es zu einem Spinaliom an der Lippe rauchender Personen)
  • Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV)
  • genetische Veranlagung, wie beispielsweise die Pigmentstörung Albinismus
  • schwaches Immunsystem, etwa aufgrund einer Organtransplantation oder HIV-Infektion

Plattenepithelkarzinom: Symptome und Aussehen

Ein Plattenepithelkarzinom ähnelt im Anfangsstadium einer aktinischen Keratose. Das Bild der Haut ist durch schuppige, rote sowie leicht erhabene Hautpartien gezeichnet. Typisch ist auch, dass sich die Oberfläche der Haut rau anfühlt, ähnlich wie Sandpapier. Häufig sind die oberflächlich liegenden Hauttumore mit bloßem Auge und ohne Hilfsmittel sichtbar.

Im weiteren Verlauf verhärten sich diese Hautstellen zunehmend. Es entstehen derbe Knoten, die eine raue, stark ausgeprägte Hornschicht aufweisen. Die verhornten Hautpartien neigen zu Blutungen und lassen sich oft nur schwer abkratzen. Möglich ist zudem, dass sich derartige Knoten direkt ohne vorherige Anzeichen bilden. 

Wichtig: Menschen, die Hautveränderungen wie raue Stellen, bleibende Krusten oder nicht heilende Wunden bei sich bemerken, sollten sich ärztlich untersuchen lassen.

An welchen Hautstellen kann ein Plattenepithelkarzinom entstehen?

Grundsätzlich entstehen derartige Hautveränderungen an Körperstellen, die besonders stark der Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Häufig kommt es zu dem Hauttumor bei Menschen mit spärlicher oder fehlender Kopfbehaarung (Glatze) auf dem Kopf. Weitere Körperstellen sind: 

  • Gesicht
  • Lippen
  • Hände
  • Unterarme
  • Unterschenkel
  • Dekolleté
  • Ohren
  • Nacken

Jedoch kann ein Stachelzellkarzinom auch in Schleimhäuten wie im Mund, auf der Zunge, der Lunge oder an den Geschlechtsorganen wie der Vagina oder dem Penis entstehen.

Plattenepithelkarzinom: Diagnose und Untersuchungen

Häufig erkennen Fachleute den Tumor bereits anhand der typischen Hautveränderungen. Um die Diagnose zu sichern, wird meist eine Gewebeprobe des Tumors (Biopsie) entnommen und feingeweblich (histologisch) untersucht. Zudem folgen oftmals bildgebende Untersuchungsverfahren, wie: 

Plattenepithelkarzinom: Wie erfolgt die Behandlung?

Bei einem Plattenepithelkarzinom richtet sich die Behandlung zunächst nach der Tumordicke, Lokalisation, Ausbreitung und dem Ergebnis der histologischen Untersuchung des Gewebes. Das Mittel der Wahl zur Therapie stellt eine operative Entfernung des Tumors dar. 

Darüber hinaus kommen folgende Therapiemaßnahmen infrage: 

Plattenepithelkarzinom: Nachsorge

Wichtig ist die regelmäßige Nachuntersuchung, die je nach Metastasen- oder Rezidivrisiko (Wiederauftreten des Tumors) unterschiedlich ausfällt. Konnte der Tumor vollständig operativ entfernt werden und liegt ein niedriges Risiko vor, sind bis zum zweiten Jahr nach der Operation halbjährige Kontrolltermine nötig – danach bis zum fünften Jahr jährlich. 

Besteht ein hohes Risiko eines erneuten Hauttumors, ist das Intervall kürzer: 

  • bis zum zweiten Jahr nach der Operation alle drei Monate
  • zwischen dem dritten und fünften Jahr alle sechs Monate
  • anschließend jährliche Nachsorgeuntersuchungen

Menschen mit erfolgreich behandeltem Krebs in einem fortgeschrittenen Stadium erhalten in der Regel individuell vereinbarte Kontrolltermine. Grundsätzlich sollten Patient*innen regelmäßig ihre Haut selbst untersuchen. Auch ein ausreichender Schutz vor UV-Bestrahlung ist essenziell. 

Verlauf und Heilungschancen eines Plattenepithelkarzinoms

Je eher ein Plattenepithelkarzinom diagnostiziert und behandelt wird, desto günstiger sind die Heilungschancen. Karzinome mit einem Durchmesser von weniger als zwei Zentimetern bilden selten Tochtergeschwulste und haben daher die günstigste Prognose.

Bei etwa fünf Prozent der Betroffenen bilden sich Metastasen. In der Regel kommt es zunächst zu einem Lymphknotenbefall und anschließend zu Metastasen in der Lunge. Sobald Metastasen vorhanden sind, verschlechtert sich die Prognose wesentlich.

Tritt das Stachelzellkarzinom bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem auf, wirkt sich dies ebenfalls ungünstig auf Verlauf und Prognose aus. Zudem ist das Wachstum von metastasierenden Tumoren bei Menschen mit Immunsuppression mit etwa 16 bis 20 Prozent aggressiver und schneller. 

Menschen, die bereits Hautkrebs hatten, weisen ein erhöhtes Risiko auf, wieder daran zu erkranken. Dann kann der Krebs mitunter aggressiver sein. Von rund 1.000 Betroffenen eines Plattenepithelkarzinoms sterben etwa 40 bis 50 infolge.

Wie lässt sich einem Plattenepithelkarzinom vorbeugen?

Einem Plattenepithelkarzinom beziehungsweise Hautkrebs allgemein kann mit verschiedenen Maßnahmen vorgebeugt werden. Wesentlich ist es, Risikofaktoren zu meiden, beispielsweise:

  • die Dauer der Sonnenbestrahlung einschränken
  • für ausreichenden Sonnenschutz sorgen, etwa durch Sonnencreme, Sonnenhüte und Sonnenschirme
  • den Kontakt zu krebsauslösenden Stoffen meiden

Wichtig ist auch, die Haut regelmäßig selbst zu untersuchen, um Hautkrebs frühzeitig zu entdecken. Außerdem empfiehlt es sich, die gesetzliche Hautkrebsvorsorge wahrzunehmen. Ab 35 Jahren zahlt die Krankenkasse alle zwei Jahre ein Hautscreening. Bei einer unklaren Hautveränderung sollte unverzüglich ärztlicher Rat eingeholt werden.