Bild einer Hand mit aktinischer Keratose.
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Aktinische Keratose: Vorstufe des weißen Hautkrebses

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.06.2024 - 13:30 Uhr

Die aktinische Keratose ist eine Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms, der zweithäufigsten Form von Hautkrebs. Vor allem Menschen, die sich wiederholt intensiver UV-Strahlung aussetzen, riskieren eine dauerhafte Schädigung der Oberhaut. Wie genau sieht die Hautkrebsvorstufe aus? Und welche Maßnahmen zur Behandlung und Vorbeugung gibt es? 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Fragen und Antworten rund um aktinische Keratose

Zu Beginn zeigt sich die Hautkrebsvorstufe in der Regel durch rötlich-braune oder hautfarbene Stellen und durch weißliche, leichte Schuppenbildung. 

Die aktinische Keratose gilt als Hautkrebsvorstufe und kann sich unbehandelt in ein Plattenepithelkarzinom entwickeln. Dabei handelt es sich um eine potenziell gefährliche Form des weißen Hautkrebses.

Zur Behandlung können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, etwa operative Entfernung, Lasertherapie, örtliche Chemotherapie oder die Anwendung von Salben.

Ja, in manchen Fällen verschwinden die Hautveränderungen spontan. Oftmals entstehen sie dann jedoch erneut, weshalb grundsätzlich ärztlicher Rat und eine Behandlung ratsam sind.

Was ist aktinische Keratose?

Als aktinische Keratose (auch solare Keratose oder aktinische Präkanzerose) bezeichnen Fachleute eine dauerhafte Schädigung der Oberhaut (Epidermis), die sich anhand bestimmter Hautveränderungen zeigt. Diese Hautschädigungen entstehen durch UV-Strahlung, weshalb die solare Keratose gehäuft an Stellen auftritt, die der Sonne ausgesetzt sind. Diese sogenannten Lichtterrassen des Körpers sind etwa Gesicht, Unterarme, Handrücken und eine spärlich behaarte oder kahle Kopfhaut (Glatze).

Die aktinische Keratose gilt als häufigste Vorstufe des weißen Hautkrebses und kann sich unbehandelt zu einem Plattenepithelkarzinom (auch Spinaliom oder Stachelzellkarzinom) entwickeln. Möglich ist auch, dass die Hautkrankheit zunächst verschwindet, um sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu zeigen. 

Häufigkeit

Die Hautkrebsvorstufe tritt besonders häufig mit zunehmendem Alter und bei Personen mit heller Haut auf. Schätzungen zufolge leiden etwa 11,5 Prozent der 60- bis 70-jährigen Menschen in Deutschland unter einer solaren Keratose. Jedoch sind aufgrund von häufigem Sonnenbaden und Besuchen in Solarien zunehmend auch jüngere Menschen betroffen. 

Aktinische Keratose: Ursachen und Risikofaktoren

Auslöser einer aktinischen Keratose ist starke UV-Strahlung, die immer wieder auf die Haut einwirkt, bis dauerhafte Hautschädigungen entstehen. Sowohl ausgedehnte Sonnenbäder und Aufenthalte in der Sonne als auch künstliche UV-Strahlung wie in einem Solarium sind ursächlich. 

Eigentlich verfügt die oberste Hautschicht über ein Reparatursystem, das durch Licht verursachte Veränderungen an der DNA der Hautzellen ausbessern kann. Wenn jedoch dauerhafte oder extrem hohe UV-Bestrahlung das Reparatursystem überlastet, entstehen atypische Zellen: Diese krankhaft veränderten Hautzellen können sich ungehindert vermehren und so die Hautkrankheit verursachen.

Risikofaktoren einer aktinischen Keratose

Grundsätzlich steigt das Risiko der Hautkrebsvorstufe mit der Anzahl der Stunden, welche die Haut der Sonneneinstrahlung ausgesetzt war (sogenanntes Lebenszeitkonto an UV-Strahlung). 

Neben dem zunehmenden Alter gibt es weitere Risikofaktoren: 

  • Wohnort: Leben in Gegenden mit hoher UV-Strahlung, etwa in großer Höhenlage oder Ländern wie Australien (nahe Äquator)

  • Beruf: überwiegend im Freien ausgeübte Berufe (als Berufskrankheit anerkannt)

  • Freizeit: häufige Freizeitaktivität im Freien

  • Hauttyp und Haarfarbe: Menschen mit hellem Hauttyp und/oder blonden oder rötlichen Haaren 

  • Sonnenbrände: schwere Sonnenbrände begünstigen Hautschädigungen (bereits ab dem Kindesalter)

  • genetisch bedingte Erkrankungen: Erkrankungen, die mit einem geschädigten DNA-Reparatursystem einhergehen wie Xeroderma pigmentosum (Mondscheinkrankheit) oder mit Pigmentstörung wie bei Albinismus

  • Hautinfektion: Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV)

  • Immunsuppression: Menschen mit geschwächtem Immunsystem, etwa nach Organtransplantation oder durch HIV-Infektion

Zudem besteht bei einem geschwächten Immunsystem ein erhöhtes Risiko, dass eine aktinische Keratose nachfolgend in ein Spinaliom übergeht.

Aktinische Keratose: Aussehen und Symptome

Eine aktinische Keratose zeigt sich im Frühstadium oftmals mit kleinen hautfarbenen, rötlich bis braunen Hautstellen, die leicht schuppen können. Die ovalen-rundlichen, scharf begrenzten Knötchen und Papeln sind wenige Millimeter bis einige Zentimeter groß. Diese Hautwucherungen fühlen sich meist rau, ähnlich wie Sandpapier an, und verhornen zunehmend. Bei einer ausgeprägten Verhornung entstehen oft sogenannte Hauthörner. 

In der Regel bereitet die Hautkrankheit zunächst keine Beschwerden, wie etwa Jucken oder Brennen. Aufgrund ihrer leichten Verletzlichkeit neigen die Hautstellen allerdings zu Blutungen und können sich schnell entzünden, was schmerzhaft sein kann. Spätestens dann sollten Betroffene ärztlichen Rat einholen. 

Wo kann eine aktinische Keratose entstehen?

Typischerweise tritt eine aktinische Keratose an Hautstellen auf, die besonders oft der Sonnenstrahlung ausgesetzt sind. Dazu zählen: 

  • Stirn
  • Gesicht
  • haarlose oder spärlich behaarte Kopfhaut (Glatze)
  • Wangen
  • Nase
  • Ohrmuscheln
  • Lippen
  • Dekolleté
  • Handrücken
  • Unterschenkel
  • Unterarme

Oft treten die Hautveränderungen in kleinen Gruppen oder großflächig verteilt auf (multiple aktinische Keratose). 

Wichtig: Menschen mit Hautveränderungen und nicht abheilenden Läsionen an der Haut, sollten sich grundsätzlich ärztlich untersuchen lassen. Nur eine vorzeitige Diagnose und Behandlung kann das Fortschreiten möglicherweise aufhalten und der Entwicklung zu einem Plattenepithelkarzinom vorbeugen.

Wie wird eine aktinische Keratose diagnostiziert?

Bereits das typische Aussehen der aktinischen Keratose gibt einen ersten Hinweis auf die Hauterkrankung. Dann stellt die*der Hautärztin*Hautarzt im Rahmen der Anamnese einige Fragen, etwa über den Beruf, die Freizeitgestaltung und mögliche Vorerkrankungen.

Da besonders das Anfangsstadium einer aktinischen Keratose anderen Hauterkrankungen ähneln kann, müssen etwa folgende Krankheiten ausgeschlossen werden:

Mittels Dermatoskopie (Untersuchung mit einem speziellen hautärztlichen Mikroskop) kann die Hautkrankheit anhand von typischen Merkmalen meist von diesen anderen Erkrankungen und Tumoren abgegrenzt werden. 

Um die Diagnose zu sichern und den Grad der Ausprägung zu bestimmen, entnimmt die*der Ärztin*Arzt in der Regel eine Gewebeprobe (Biopsie) und untersucht sie unter einem Mikroskop. Gegebenenfalls wird die Probe auch feingeweblich (histologisch) in einem Labor kontrolliert. 

Aktinische Keratose: Behandlung der Hautkrebsvorstufe

In manchen Fällen verschwindet die aktinische Keratose zwar von selbst, sie sollte jedoch trotzdem therapiert werden. Neben kosmetischen Gründen ist das Ziel der Behandlung, das Fortschreiten aufzuhalten und die Entstehung von Hautkrebs zu verhindern.

Je nach Schweregrad, Allgemeinzustand der Patient*innen und weiteren Faktoren, wie beispielsweise dem Alter oder der Lokalisation und Ausdehnung der Hautschädigungen, kommen verschiedene Therapieformen infrage. Dabei behandeln Fachleute in der Regel auch Hautareale, die bereits UV-Schäden aufweisen und sich zu einer solaren Keratose entwickeln könnten (Feldkanzerisierung).

Folgende Behandlungsmaßnahmen können zum Einsatz kommen:

  • Lasertherapie: Eine Lasertherapie kommt vor allem bei einzelnen, kleinflächigen Hautveränderungen zum Einsatz. Oftmals lässt sie sich so vollständig entfernen.

  • Vereisen (Kryotherapie): Bei der Kältetherapie werden die Hautareale mit flüssigem Stickstoff behandelt und vereist.

  • Photodynamische Therapie (PDT): Die PDT gilt als besonders erfolgreiche Therapieform. Dabei tragen Fachleute eine spezielle Creme auf die Hautareale auf, um anschließend krankhafte Zellen mittels spezieller Lichtstrahlen abzutöten. 

  • chemische Peelings: Chemische Peelings mit ätzenden Substanzen wie Trichloressigsäure oder hochprozentige Fruchtsäure können solare Keratosen vor allem im Gesicht behandeln.

  • Behandlung mit Salben: Oftmals werden Salben, Gels oder Cremes verschrieben, die über mehrere Tage oder Wochen aufgetragen werden sollen. Derartige Mittel verursachen eine Entzündungsreaktion, die krankhafte Zellen abtötet und schließlich einen Heilungsprozess verursachen sollen. Oft kommt der Wirkstoff Imiquimod für eine derartige lokale Immuntherapie zum Einsatz.

  • örtliche Chemotherapie: In manchen Fällen kann eine örtliche Chemotherapie hilfreich sein, etwa mit dem Wirkstoff 5-Fluorouracil (5-FU).

  • chirurgische Entfernung (Exzision): Manchmal raten Fachleute zu einer Operation. Das Herausschneiden unter örtlicher Betäubung wird jedoch nur angewendet, wenn der Verdacht auf einen bösartigen Tumor besteht und das Gewebe untersucht werden soll. Auch eine oberflächliche Ausschabung mit einem scharfen Löffel (Kürettage) oder mithilfe eines Skalpells (Shaveexzision) kann in Betracht gezogen werden.

Einige dieser Therapiemethoden sind mit Nebenwirkungen wie Schmerzen, Narbenbildung, veränderter Pigmentierung der Haut, Schuppenbildung oder Entzündungsreaktionen verbunden. Die behandelnden Fachleute klären darüber umfangreich auf und bestimmen individuell eine geeignete Behandlung. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind unerlässlich.

Aktinische Keratose: Verlauf und Komplikationen

Frühzeitig erkannt und behandelt, nimmt eine aktinische Keratose in der Regel einen günstigen Verlauf. Bei etwa 15 bis 63 Prozent der Betroffenen kommt es zu einem spontanen Nachlassen der Symptome. 

Unbehandelt kann die Hautkrebsvorstufe jedoch fortschreiten und zu weißem Hautkrebs führen. Deshalb ist die Behandlung der Vorstufe unerlässlich. 

Auch nach erfolgreicher Behandlung kann es zu einem Rückfall kommen (Rezidiv). Infolge einer Lasertherapie entwickeln sich bei etwa 10 von 100 Fällen erneute Keratosen. Regelmäßige Kontrolltermine und Selbstuntersuchungen der Haut sind unerlässlich, um ein Rezidiv frühestmöglich festzustellen und zu behandeln.

Lässt sich einer aktinischen Keratose vorbeugen?

Einer aktinischen Keratose lässt sich nicht mit speziellen Tipps oder Hausmitteln vorbeugen. Dennoch gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko der Hautkrebsvorstufe senken können: 

  • Sonnenschutz: Ein ausreichender Sonnenschutz durch Sonnencreme, Sonnenhüte, lichtundurchlässige Kleidung oder etwa Schirme ist besonders wichtig. Die Mittagssonne sollte stets gemieden werden. 

  • Schatten: Der Aufenthalt im Schatten kann Sonnenbränden und somit der Entstehung der Hautkrebsvorstufe vorbeugen.

  • Verzicht auf Solarium: Auch die künstliche UV-Strahlung in Solarien sollte gemieden werden.

  • Schutz im Beruf: Menschen, die im Freien arbeiten und oft der Sonne ausgesetzt sind, sollten stets auf ausreichenden UV-Schutz achten. Auch das Unternehmen ist verpflichtet, für Sonnenschutz zu sorgen, und kann etwa durch Sonnensegel und eine reduzierte Arbeitszeit während der Mittagssonne Schutz gewährleisten.

Grundsätzlich sollten Menschen ihre Haut regelmäßig selbst untersuchen, um Hautveränderungen frühzeitig zu entdecken. Weiterhin sind regelmäßige Termine in der Hautarztpraxis zur Früherkennung von Hautkrebs (Hautkrebs-Screenings) unerlässlich. Wer bereits Hautkrebs oder aktinische Keratose hat, sollte zudem ärztlich angeordnete Nachsorgeuntersuchungen wahrnehmen.