Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
Zuletzt bearbeitet von Lydia Klöckner • Medizinredakteurin
Geprüft von Prof. Thomas Meinertz • Kardiologe
Bei einer Herzschwäche gelingt es dem Herzmuskel nicht mehr, ausreichend Blut durch den Kreislauf zu pumpen. Sie ist das Endstadium zahlreicher Herzkrankheiten. Heilbar ist Herzschwäche nicht. Eine rechtzeitige Behandlung kann die Lebenserwartung aber erhöhen.

Inhaltsverzeichnis
Wenn das Herz zu schwach ist, um ausreichend Blut in den Kreislauf zu pumpen, und die Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen, spricht man von einer Herzschwäche oder Herzinsuffizienz.
Das Herz erfüllt eine lebenswichtige Aufgabe: Es pumpt Blut durch den Körper, um alle Organe, Muskeln und Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Ist das Herz geschwächt, lässt seine Pumpleistung nach.
Die Folge ist ein Sauerstoffmangel. Zudem kommt es zu Wassereinlagerungen im Gewebe (sog. Ödemen): Da das Blut nicht weitergepumpt wird, staut es in den Gefäßen. Durch den steigenden Druck wird ein Teil der Flüssigkeit ins Gewebe gepresst. Meist sammelt sich das Wasser in den Beinen und Füßen sowie in der Lunge. Wegen des Sauerstoffmangels und der Flüssigkeitseinlagerung in die Lunge führt eine Herzinsuffizienz meist zu Kurzatmigkeit und Atemnot.
In der Regel ist eine Herzmuskelschwäche Folge anderer Herzerkrankungen, die sich oft erst im höheren Lebensalter entwickeln, wie beispielsweise koronare Herzkrankheit (KHK) und Bluthochdruck. Betroffen sind daher vor allem ältere Menschen: In der Altersgruppe der über 60-Jährigen hat etwa jeder Zehnte eine Herzschwäche.
Herzinsuffizienz
Herzschwäche (Herzinsuffizienz): Symptome
Zu Beginn kann der Körper die verminderte Pumpleistung des Herzmuskels durch verschiedene Mechanismen ausgleichen (kompensieren), um die Blutversorgung der Organe sicherzustellen: Das Herz schlägt schneller, der Herzmuskel verdickt sich, die Blutgefäße verengen sich, es wird eine größere Menge Blut gebildet. In diesem sogenannten kompensierten Stadium verspürt der Erkrankte in der Regel kaum Beschwerden.
Die Ausgleichsmaßnahmen funktionieren aber nur vorübergehend. Nach einigen Monaten funktioniert die Kompensation nicht mehr und die Herzschwäche macht sich durch Symptome bemerkbar. Die ersten Anzeichen treten in der Regel in Situationen auf, in denen sich die Betroffenen körperlich anstrengen, das Herz also stärker pumpen muss.
Video: Herzinsuffizienz
Als typische Symptome für eine Herzinsuffizienz gelten:
- Atemnot, Kurzatmigkeit, Luftnot (Dyspnoe)
- trockener Husten
- verringerte Belastbarkeit und Erschöpfung
- häufiges nächtliches Wasserlassen
- beschleunigter Herzschlag und Herzrhythmusstörungen
- krankhafte Flüssigkeitsansammlungen (z.B. in der Lunge und/oder in den Beinen)
- plötzliche Gewichtszunahme von mehr als 2 Kilogramm innerhalb von 3 Tagen (mögliches Anzeichen für starke Wassereinlagerungen)
Die genannten Beschwerden können auch andere Ursachen haben und müssen nicht unbedingt auf eine Herzschwäche hindeuten. Auch äußert sich eine Herzschwäche nicht bei jedem Patienten durch die gleichen Symptome. Welche Beschwerden auftreten, hängt unter anderem davon ab, welche der beiden Herzkammern hauptsächlich betroffen ist: Mediziner unterscheiden zwischen einer Links- und einer Rechtsherzinsuffizienz.
Bei den meisten Patienten arbeiten allerdings beide Herzkammern nicht mehr ausreichend. Ärzte sprechen dann von einer globalen Herzinsuffizienz, die sich sowohl durch Symptome der Links- als auch der Rechtsherzinsuffizienz bemerkbar macht.
Übrigens: Dass die Patienten nachts häufig zur Toilette müssen, liegt daran, dass die Flüssigkeit, die sich tagsüber in den Beinen angesammelt hat, nachts wieder in die Blutbahn aufgenommen und von den Nieren ausgeschieden wird.
Linksherzinsuffizienz
Besonders bei der Linksherzinsuffizienz, also der Pumpschwäche der linken Herzkammer, kommt es zur Atemnot. Außerdem ist bei einer Linksherzinsuffizienz häufig die Atmung beschleunigt (sog. Tachypnoe). Die Betroffenen setzen sich aufrecht hin, um besser Luft zu bekommen. Sie leiden unter Hustenanfällen, sind kaltschweißig und unruhig. Der Arzt hört beim Atmen Rasselgeräusche der Lunge, wenn er den Betroffenen abhört.
Mögliche Symptome der Linksherzinsuffizienz sind:
- Atemnot
- beschleunigte Atmung
- Lungenstauung/Lungenödem
- nächtliche Atemnot und Hustenreiz (Asthma cardiale)
- Leistungsminderung und Verwirrtheit (durch die schlechtere Sauerstoff- und Nährstoffversorgung von Muskeln und Gehirn)
- Unruhe
- Rasselgeräusche beim Atmen
- Blaufärbung der Haut und Schleimhäute (Zyanose)
Rechtsherzinsuffizienz
Bei einer Rechtsherzinsuffizienz lagert sich Wasser im Bereich der Knöchel und Unterschenkel ab (Beinödeme). Nachts müssen die Erkrankten häufig zur Toilette, da die Flüssigkeit dann aus dem Gewebe ins Blut ausgeschwemmt und letztlich über den Urin ausgeschieden wird.
In fortgeschrittenen Fällen der Rechtsherzinsuffizienz kommt es zu Hautödemen im Bereich der Flanken, der Genitalien und des Gesäßes. Da sich das Blut bei der Rechtsherzinsuffizienz vor dem rechten Herzen in die Venen zurückstaut, sind die Halsvenen prall gefüllt (Halsvenenstauung).
Zudem staut sich auch in einigen inneren Organen das venöse Blut: Bei der Leber kann dies zu einer erheblichen Vergrößerung des Organs (Stauungsleber) und zu einer Wasseransammlung im Bauch (Aszites) führen. Gelegentlich entzündet sich wegen einer Stauung der Magenvenen die Magenschleimhaut, sodass eine sogenannte Stauungsgastritis entsteht, die mit Appetitlosigkeit und Völlegefühl einhergeht.
Herzschwäche (Herzinsuffizienz): Ursachen
Das Herz ist ein Muskel, der Blut durch den Körper pumpt, indem er sich rhythmisch zusammenzieht und dann wieder erschlafft. Ist der Muskel geschädigt oder wird er nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt, lässt seine Pumpleistung nach. Es gibt verschiedene Erkrankungen, die das Herz schädigen und seine Funktion beeinträchtigen können.
Die mit Abstand häufigsten Ursachen sind
- Bluthochdruck und
- koronare Herzkrankheit (KHK).
Bei Bluthochdruck muss das Herz permanent gegen einen höheren Widerstand "anpumpen", um das sauerstoffreiche Blut im Körper zu verteilen. Auf Dauer kann das dazu führen, dass sich die linke Herzkammer versteift und weniger elastisch wird, sodass sie nicht mehr so viel Blut aufnehmen kann. Das hat zur Folge, dass sich das Blut vor der linken Herzkammer staut, zum einen im linken Vorhof, zum anderen in den Lungengefäßen.
Von einer koronaren Herzkrankheit (KHK) spricht man, wenn die Herzkranzgefäße verengt sind. Das sind die Blutgefäße, die die das Herz mit sauerstoffreichem Blut versorgen. Sind sie verengt, wird das Herz schlechter durchblutet und folglich nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Durch den Mangel lässt seine Leistungsfähigkeit nach.
Im schlimmsten Fall kann eine koronare Herzkrankheit zum Herzinfarkt führen: Verstopft eines der Herzkranzgefäße, werden Teile des Herzmuskelgewebes gar nicht mehr durchblutet und sterben ab.
Risikofaktoren
Im Grunde kann jede Erkrankung, die die Herzmuskulatur schwächt, langfristig zu einer Herzinsuffizienz führen. Herzerkrankungen treten wiederum häufig als Folge anderer Erkrankungen oder eines ungesunden Lebensstils auf. Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen darum:
- Hypercholesterinämie (zu viel Cholesterin im Blut)
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Nikotin- und Alkoholmissbrauch
- Übergewicht (Adipositas)
Video: Wie Rauchen dem Herz-Kreislauf-System schadet
Seltenere Ursachen
Weitere mögliche Ursachen einer Herzinsuffizienz sind:
- krankhafte Erweiterung des Herzens
- Herzmuskelentzündung
- Herzklappenerkrankungen
- Herzrhythmusstörungen
- Lungenhochdruck
- angeborene und erworbene Herzfehler, Herzklappenfehler
Herzschwäche (Herzinsuffizienz): Diagnose
Wer häufig Atemnot hat, sich ständig und schon nach leichter Anstrengung erschöpft fühlt und Wassereinlagerungen in den Beinen und Füßen oder anderen Körperteilen bemerkt, sollte zum Arzt gehen. Diese Beschwerden können zwar auch harmlose Ursachen haben. Gerade bei älteren Menschen sind sie aber häufig der erste Hinweis auf eine Herzschwäche.
Gespräch und Untersuchung
Bei Verdacht auf Herzschwäche muss der Arzt klären, ob der Patient ein erhöhtes Risiko für eine Herzschwäche hat. Dazu fragt er den Patienten,
- ob er Vorerkrankungen hat,
- ob er Medikamente einnimmt und wenn ja, welche, und
- wie viel Alkohol er trinkt.
Um eine Herzschwäche zweifelsfrei feststellen zu können, muss der Arzt den Patienten gründlich untersuchen. Er nimmt Blut ab, misst Puls und Blutdruck, sucht den Körper nach Ödemen (Wassereinlagerungen) ab und achtet darauf, ob die Halsvenen geschwollen sind. Zudem horcht er das Herz und die Lunge mit einem Stethoskop ab. Dabei achtet er zum einen auf den sogenannten dritten Herzton, der als typisches Anzeichen für eine Herzinsuffizienz gilt, und zum anderen auf Rasselgeräusche in der Lunge. Diese können auf Wassereinlagerungen in der Lunge (Lungenödeme) hindeuten, die meist als Folge einer Herzschwäche entstehen.
Röngten-Thorax
Eine sicherere Methode, um Wasseransammlungen in der Lunge zu erkennen, ist die Röntgenuntersuchung des Brustkorbs (Röntgen-Thorax). Auf den Aufnahmen kann der Arzt darüber hinaus sehen, ob das Herz seine Form verändert hat. Im Falle einer Herzinsuffizienz ist häufig die linke Herzkammer krankhaft vergrößert.
Elektrokardiogramm (EKG)
Ein Elektrokardiogramm zeichnet die Herzströme und den Herzrhythmus auf. Anhand des EKG kann der Arzt Herzrhythmusstörungen feststellen, die häufig als Folge einer Herzschwäche auftreten. Zudem gibt das EKG Hinweise darauf, ob der Patient möglicherweise einen Herzinfarkt hatte, seine Herzleistung nachgelassen hat oder sein Herzmuskel verdickt ist.
Echokardiographie (EEG)
Der wichtigste Schritt zur Diagnose einer Herzschwäche ist die Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie). Durch sie kann der Arzt die Pumpleistung und Funktion des Herzens beurteilen und feststellen, ob die Herzschwäche auf einer Schwäche der Herzmuskulatur beruht, oder auf einer mangelnden Elastizität des Herzens. Außerdem kann der Arzt auf den Ultraschallbildern krankhafte Veränderungen am Herzen erkennen, die die Erkrankung verursacht haben könnten.
Untersuchung von Blut und Urin
Die Herzvorhöfe setzen das sogenannte natriuretische Peptid, kurz BNP (engl. brain natriuretic peptide) frei, wenn sie gedehnt beziehungsweise überlastet werden. Ist das Herz geschwächt, oder steht es unter großer Anspannung, steigt der BNP-Wert im Blut an. Eine erhöhte BNP-Konzentrationen weist somit auf eine Herzschwäche hin.
Ist bereits klar, dass der Patient eine Herzschwäche hat, liefert die Blut- und Urinuntersuchung manchmal Hinweise auf eine mögliche Ursache. Zum Beispiel können erhöhte Blutfettwerte oder Glucose im Urin auf Stoffwechselerkrankungen hindeuten, die eine Herzschwäche bzw. Herzkrankheit begünstigen.
Einteilung in die NYHA-Stadien
Durch die Untersuchungen verschafft sich der Arzt einen Eindruck von der Schwere der Erkrankung. Er kann auf Grundlage der Befunde beurteilen, wie weit die Herzschwäche bereits fortgeschritten ist und das bei der Planung der Behandlung berücksichtigen.
Ärzte teilen die Schwere der Herzschwäche in vier Stadien ein, die in der sogenannten NYHA-Klassifikation festgelegt sind. (NYHA steht für New York Heart Association, die das Schema entwickelt hat.)
NYHA-Stadium | Beschwerden (Erschöpfung, Herzrhythmusstörungen oder Atemnot) |
---|---|
I | keine Beschwerden, normale Belastbarkeit |
II | Beschwerden bei alltäglichen Belastungen (z.B. Treppensteigen) |
III | Beschwerden schon bei leichter körperlicher Belastung |
IV | Beschwerden in Ruhe, Verschlechterung schon bei geringer körperlicher Belastung |
Herzschwäche (Herzinsuffizienz): Behandlung
Eine Herzschwäche ist nicht heilbar. Die richtige Therapie kann jedoch die Lebensqualität des Erkrankten verbessern und seine Lebenserwartung erhöhen. Dazu muss die Erkrankung behandelt werden, die die Herzschwäche verursacht hat. Zudem kann der Arzt Medikamente verordnen, die das Herz entlasten und die Beschwerden lindern können.
Behandlung der Ursache
Meist (bei 70 bis 90 von 100 Patienten) ist eine Herzinsuffizienz Folge von Bluthochdruck und/oder der koronaren Herzkrankheit (KHK). In diesem Fall kann der Arzt Medikamente wie Betablocker oder ACE-Hemmer verschreiben. Auch kann der Patient selbst dazu beitragen, dass sich sein Blutdruck normalisiert und sein Herz-Kreislauf-System entlastet wird: indem er auf Zigaretten verzichtet, sich ausreichend bewegt, Alkohol meidet und auf eine gesunde Ernährung achtet.
Medikamente zur Behandlung der Herzschwäche
Welche Arzneien geeignet sind, richtet sich nach der Ursache und Art der Herzschwäche, dem Stadium der Erkrankung und dem Gesundheitszustand des Patienten. Grundsätzlich bekommt der Patient mehrere Medikamente verordnet, die auf unterschiedliche Weise helfen:
- Es gibt zum einen Medikamente, die das Herz entlasten und somit die Lebenserwartung des Patienten steigern können, also seine Prognose verbessern. Dazu gehören Betablocker, ACE-Hemmer, AT1-Rezeptor-Antagonisten und Aldosteron-Antagonisten.
- Zum anderen gibt es Mittel, die gegen die Symptome der Herzschwäche helfen, wie zum Beispiel entwässernde Medikamente (Diuretika) gegen die Ödeme.
Was kann der Patient selbst tun?
Nicht rauchen, regelmäßig Sport treiben, Alkohol meiden und auf eine ausgewogene Ernährung achten: Was für die meisten Menschen gesund ist, kann Herzschwäche-Patienten vor Krankenhausaufenthalten und einem vorzeitigen Tod bewahren.
Rauchen ist bei Herzschwäche aus vielerlei Gründen besonders riskant: Es verstärkt die Atembeschwerden, erhöht den Blutdruck, schädigt die Blutgefäße und begünstigt Herzinfarkte. Von 100 Rauchern, die trotz der Herzschwäche-Diagnose weiterrauchen, leben drei Jahre später noch 57. Von 100 Rauchern, die nach der Diagnose aufhören, leben drei Jahre später noch 64 – also sieben mehr.
Bewegung kommt Herzschwäche-Patienten zugute, weil sie das Herz stärkt und seine Pumpleistung verbessert. Welche Sportart geeignet ist und wie oft und intensiv der Erkrankte trainieren kann und sollte, hängt von seinem Gesundheitszustand ab und sollte mit dem Arzt abgeklärt werden. Vielerorts gibt es medizinisch betreute Herzsportgruppen, in denen ein Arzt das Training plant und überwacht.
Auch die Ernährung spielt bei Herzschwäche eine Rolle. Eine herzgesunde Kost besteht überwiegend aus Speisen, die wenig gesättigte Fette und Zucker enthalten, dafür aber reich an Ballaststoffen und gesunden Fetten sind. Wichtig ist auch, dass Herzschwäche-Patienten nicht zu viel Salz essen, weil sich dadurch die Wassereinlagerungen verschlimmern können. Mehr als sechs Gramm pro Tag sollten es nicht sein – das entspricht etwa einem Teelöffel.
Früher wurde Menschen mit Herzschwäche geraten, wenig zu trinken. Diese Empfehlung gilt heute nicht mehr. Die Patienten können und sollten täglich etwa anderthalb Liter Wasser zu sich nehmen. Nur bei bestimmten akuten Beschwerden wie zum Beispiel Bluthochdruck oder Atemnot, kann es sinnvoll sein, vorübergehend weniger zu trinken. Das sollte der Patient aber zunächst mit dem Arzt besprechen.
Was Alkohol betrifft, gelten für Herzschwäche-Patienten prinzipiell dieselben Empfehlungen wie für Gesunde. Hat sich die Herzschwäche jedoch als Folge von übermäßigem Alkoholkonsum entwickelt, sollten der Betroffene vollständig darauf verzichten.
Wichtig: Manche Patienten erkranken als Folge einer Herzschwäche an einer Depression, die nicht nur sehr belastend ist, sondern auch die Lebenserwartung senken kann. Wer an einer Herzschwäche erkrankt ist und Anzeichen einer Depression bei sich bemerkt, sollte sich an einen Psychotherapeuten wenden.
Impfungen
Atemwegsinfekte wie Grippe oder Lungenentzündung sind für Patienten mit Herzschwäche gefährlicher als für Gesunde, weil ihre Atemfunktion ohnehin beeinträchtigt ist. Zwei Impfungen können das Risiko für Infekte der Atemwege senken:
Weitere Therapiemöglichkeiten
Bei anhaltenden Herzrhythmusstörungen oder, wenn das Herz des Patienten zu langsam schlägt, können Ärzte einen Herzschrittmacher einsetzen. Dieser gibt leichte Stromimpulse an das Herz ab und regt es so zum Pumpen an. Durch ein spezielles Schrittmachersystem kann zusätzlich die linke Herzkammer stimuliert werden (sog. kardiale Resynchronisationstherapie). Der integrierte Defibrillator gibt einen starken Stromstoß ab und kann dadurch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen beenden.
Wenn das Herz sehr stark geschädigt ist, bleibt bei einer Herzinsuffizienz manchmal eine Herztransplantation als letzte Therapie-Option. Da die Zahl der verfügbaren Spenderorgane nicht ausreichend ist, wird die Mehrzahl dieser Patienten zunächst mit einem Herzunterstützungssystem versorgt. Diese Pumpe, die dem Patienten im Rahmen eines operativen Eingriffes implantiert wird, dient der Unterstützung der Herztätigkeit.
Herzschwäche (Herzinsuffizienz): Lebenserwartung
Wer die Diagnose "Herzschwäche" erhält, hat eine deutlich geringere Lebenserwartung als ein gesunder Mensch. In Deutschland gehört die Erkrankung zu den häufigsten Todesursachen: 2015 ließen sich etwa 5 Prozent aller Todesfälle auf eine Herzschwäche zurückführen. Eine 2017 veröffentlichte Auswertung von Krankenversicherungsdaten ergab, dass fast jeder Vierte Herzschwäche-Patient innerhalb von zwei Jahren nach der Diagnose stirbt.
Wie alt man mit einer Herzschwäche werden kann, lässt sich aber nicht pauschal sagen, sondern hängt vom Alter, Gesundheitszustand und Lebensstil des Patienten ab. Ältere Patienten mit starken Beschwerden sterben oft bereits innerhalb weniger Monate an den Folgen der Herzschwäche. Junge Patienten, bei denen die Herzschwäche in einem frühen Stadium erkannt wird, haben im besten Fall noch viele Jahre zu leben. Eine rechtzeitige Behandlung und ein gesunder Lebensstil können das Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen deutlich senken.
Grundsätzlich ist die Prognose – und somit die Lebenserwartung – vor allem von folgenden Faktoren abhängig:
- Schwere der Erkrankung:
- Von den Patienten, die zum Zeitpunkt der Diagnose noch keine oder nur leichte Beschwerden bemerken (NYHA-Stadien I und II), überleben fast alle (85 bis 90 von 100 Patienten) das darauffolgende Jahr.
- Wird die Erkrankung erst festgestellt, wenn das Herz bereits sehr geschwächt ist (NYHA-Stadium III) und schon leichte Anstrengung Atemnot und Erschöpfung verursacht, ist die Prognose schlechter: Von 100 Erkrankten überleben etwa 75 das Jahr nach der Diagnose.
- Wird die Erkrankung erst erkannt, wenn die Beschwerden auch in Ruhe auftreten (NYHA-Stadium IV), ist die Überlebenschance noch geringer: Im Jahr nach der Diagnose etwa die Hälfte der Betroffenen.
- Alter: Jüngere Patienten haben im Allgemeinen bessere Überlebenschancen als ältere.
- Lebensgewohnheiten: Patienten, die nicht rauchen bzw. mit dem Rauchen aufhören, haben eine höhere Lebenserwartung als Erkrankte, die trotz Herzschwäche nicht auf Zigaretten verzichten. Auch Bewegung kann die Überlebenschancen verbessern.
- sonstiger Gesundheitszustand: Bestimmte Erkrankungen und Risikofaktoren verschlechtern die Prognose. Dazu zählen Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit, Schlaganfälle und die PAVK, sondern auch chronische Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus, Schlafapnoe, Anämie, COPD und psychische Erkrankungen.
Woran sterben die Patienten?
Die akut dekompensierte Herzinsuffizienz ist eine schwerwiegende, lebensbedrohliche Komplikation – häufig bei schon bestehender chronischer Herzschwäche. Dabei reichen die verschiedenen Gegensteuerungsmechanismen nicht mehr aus, um die verminderte Leistungsfähigkeit des Herzens auszugleichen. Eine dekompensierte Herzinsuffizienz kann zu einem Schock führen. Dabei fällt der Blutdruck stark ab. Der Kreislauf und lebenswichtige Organe können versagen.
Mögliche Folge einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz ist der plötzliche Herztod. Das Herz hört plötzlich auf zu schlagen, zum Beispiel nach einem akuten Herzinfarkt. Personen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz haben außerdem ein erhöhtes Risiko, Blutgerinnsel zu bilden. Dies kann zu Komplikationen wie einer Lungenembolie oder einem Hirninfarkt führen.
Wenn schwere chronische oder akute Verlaufsformen einer Herzinsuffizienz mit Komplikationen wie einem Lungenödem oder einem kardiogenen Schock (das Herz pumpt zu wenig Blut in den Kreislauf) einhergehen, erfolgt eine intensivmedizinische Behandlung. In einer solchen Situation werden Herzunterstützungssysteme eingesetzt, um das eigene Herz vorübergehend oder dauerhaft zu entlasten.
Herzschwäche (Herzinsuffizienz): Vorbeugen
Den häufigsten Ursachen der Herzschwäche – Bluthochdruck und der koronaren Herzkrankheit (KHK) – kann man vorbeugen, indem man
- sich viel bewegt,
- auf Zigaretten verzichtet,
- Übergewicht vermeidet beziehungsweise abbaut und
- nicht zu viel Alkohol trinkt.
Wer bereits eine Erkrankung hat, die zu einer Schädigung des Herzmuskels führen kann, sollte diese rechtzeitig behandeln lassen, um einer Herzinsuffizienz vorzubeugen.
Video: 5 Tipps für ein gesundes Herz-Kreislauf-System
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2020
Online-Informationen des Kompetenznetzes Herzinsuffizienz: www.knhi.de (Abrufdatum: 25.10.2019)
Online-Informationen des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ): www.leitlinien.de (Stand: 24.10.2019)
Nationale Versorgungsleitlinie Chronische Herzinsuffizienz. AWMF-Leitlinien-Register Nr. nvl/006 (Stand: Oktober 2019)
Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.de (Stand: 22.10.2019)
Herzschwäche. Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 10.1.2018)
Herzinsuffizienz. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: Oktober 2018)
Weitere Informationen
Onmeda-Lesetipps:
- Koronare Herzkrankheit: Ursachen, Symptome & Behandlung
- Was hilft bei Bluthochdruck?
- Wenn Hitze das Herz belastet: Diese 6 Tipps sollten Herzpatienten beachten
- Das Herz: Aufbau & Funktion
ICD-10-Diagnoseschlüssel:
Hier finden Sie den passenden ICD-10-Code zu "Herzinsuffizienz (Herzschwäche)":
Letzte inhaltliche Prüfung: 30.10.2019
Letzte Änderung: 09.09.2020