Torasemid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 05.11.2013

Allgemeines

Torasemid wird in geringer Dosierung von 2,5 Milligramm täglich zur Behandlung von Bluthochdruck ohne körperliche Ursache (essentielle Hypertonie) eingesetzt.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Herz entlasten
  • Nierengefäße erweitern
  • Blutdruck senken
  • Ausscheidung von Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium steigern
  • Wasserausscheidungen fördern
  • Nierendurchblutung steigern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Torasemid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Torasemid nicht verwendet werden?

Torasemid darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder chemisch ähnliche Substanzen wie die Sulfonylharnstoffe. Hier sind Kreuzreaktionen möglich.
  • schweren Leberfunktionsstörungen mit Bewusstseinstrübung
  • Nierenfunktionsschwäche mit fehlender Harnproduktion
  • niedrigem Blutdruck
  • Mangel an Blutvolumen, Natrium oder Kalium im Blut
  • erheblichen Störungen des Wasserlassens (beispielsweise durch eine Prostata-Vergrößerung).

Nur nach Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Torasemid gegeben werden bei

  • Gicht
  • Herzrhythmusstörungen mit verlangsamtem Puls
  • Entgleisung des Säure-Basen-Gleichgewichts
  • krankhaften Veränderungen des Blutbildes wie Blutplättchenmangel oder Blutarmut bei Patienten ohne Nierenfunktionsstörung
  • Nierenfunktionsstörung durch nierengiftige Stoffe.

Hinweis:
Torasemid darf in einer Dosierung von täglich 200 Milligramm nur bei starken Nierenfunktionsstörungen angewendet werden (Kreatinin-Clearance zwischen 20 und 30 Milliliter pro Minute)
 

 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Torasemid kann den Mutterkuchen durchdringen. Im Tierversuch verursachte Torasemid fruchtschädigende Wirkungen und Fehlbildungen. Durch verringerte Durchblutung der Gebärmutter und des Mutterkuchens wird zudem das Wachstum des Ungeborenen beeinflusst und sein Mineralhaushalt gestört.

Der Wirkstoff darf in der Schwangerschaft nur unter besonders strenger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung und in der kleinsten noch wirksamen Dosis verabreicht werden. Eine Langzeitanwendung ist verboten.

Da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht, darf er in der Stillzeit nicht eingenommen werden. Der Wirkstoff verringert außerdem die Milchproduktion. In Abhängigkeit von der Dosis, der Art und Dauer der Einnahme kann eine ernsthafte Schädigung des Säuglings (zum Beispiel Austrocknung) eintreten.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bisher konnten keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Torasemid bei Kindern unter zwölf Jahren gemacht werden. Der Wirkstoff darf daher bei dieser Altersgruppe nicht angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Torasemid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Torasemid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Verstärkung einer metabolischen Alkalose, Muskelkrämpfe (insbesondere zu Therapiebeginn), Erhöhungen der Konzentration von Harnsäure im Blut, Erhöhungen der Konzentration von Glucose im Blut, Erhöhungen der Konzentration der Blutfette (Triglyceride, Cholesterin), Kaliummangel (bei gleichzeitiger kaliumarmer Ernährung, bei Erbrechen, Durchfall, nach übermäßigem Gebrauch von Abführmitteln sowie bei Patienten mit chronischer Leberfunktionsstörung), Magen-Darm-Störungen (Appetitlosigkeit, Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Verstopfung - insbesondere zu Behandlungsbeginn), Anstieg des Leber-Enzyms gamma-GT im Blut, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Schwäche (insbesondere zu Therapiebeginn).

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Erhöhung der Konzentrationen von Kreatinin und Harnstoff im Blut, Mundtrockenheit, nervliche Missempfindungen.
Bei Patienten mit Störungen des Wasserlassens beispielsweise aufgrund einer Prostata-Vergrößerung:
eine vermehrte Harnproduktion kann zu Harnverhaltung und Überdehnung der Blase führen.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Gefäßverstopfungen, Verwirrtheitszustände, niedriger Blutdruck, Durchblutungsstörungen am Herzen, Durchblutungsstörungen am Gehirn, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris, akuter Herzinfarkt, Ohnmacht, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Juckreiz, Hautausschlag, Lichtempfindlichkeit der Haut, schwere Hautreaktionen, Blutbildveränderungen (Verminderung der Blutplättchen, roten und/oder weißen Blutkörperchen), Sehstörungen, Ohrensausen, Hörverlust.

Besonderheiten:
In Abhängigkeit von der Dosierung und der Behandlungsdauer kann es zu Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes kommen, insbesondere zu Mangel an Blutvolumen, Natrium- und/oder Kaliummangel.

Da es zu einem Anstieg des Blutzuckers kommen kann, müssen Patienten mit Risikofaktoren für eine Zuckerkrankheit oder bereits Zuckerkranke sorgfältig vom Arzt hinsichtlich ihres Zuckerstoffwechsels überwacht werden.

Harnsäure, Kreatinin und Blutfette müssen während der Behandlung vom Arzt regelmäßig kontrolliert werden.

Ebenfalls ist das Blutbild (rote und weiße Blutkörperchen, Blutplättchen) in regelmäßigen Abständen ärztlich zu kontrollieren.

Besonders zu Beginn der Behandlung und bei älteren Patienten muss der Arzt auf Anzeichen von Verlust an Mineralien und Blutvolumen achten.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Torasemid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Aufgrund der Zugehörigkeit zur Gruppe der Schleifendiuretika zeigt die Gabe von Torasemid folgende Wirkungen auf die Effekte anderer Wirkstoffe:

  • Bei starker Ausschwemmung: Auslösung von Kaliummangel. Der Mangel wird durch gleichzeitige Einnahme von Glukokortikoiden oder dem Dauergebrauch von Abführmitteln verstärkt. Dadurch wirken Herzglykoside stärker und können Herzrhythmusstörungen hervorrufen.
  • Die Schädlichkeit der Aminoglykosid-Antibiotika oder des Krebsmittels Cisplatin für Ohren und Nieren nimmt mit der zusätzlichen Gabe von Torasemid zu
  • Mittel gegen Zuckerkrankheit wie orale Antidiabetika oder Insulin wirken schwächer blutzuckersenkend
  • die Wirkungen von Theophyllin (gegen Asthma) sowie die muskelerschlaffende Wirkung von Muskelrelaxantien kann verstärkt werden
  • Die blutdrucksteigernde Wirkung von Epinephrin und Norepinephrin wird abgeschwächt
  • Bei blutdrucksenkenden Mitteln und auch Barbituraten, Psychopharmaka sowie Vasodilatatoren wird die Blutdrucksenkung verstärkt. Besondere Vorsicht gilt bei gleichzeitiger Gabe mit Blutdrucksenkern aus der Gruppe der ACE-Hemmer. Es kann zu einem übermäßigen Blutdruckabfall kommen.
  • Die gehirnschädigende Wirkung sehr hoch dosierter Salicylate wird verstärkt
  • Bei hoch dosierter Lithium-Behandlung gegen Depression wird die schädigende Lithium-Wirkung auf Herz und Nerven durch Erhöhung der Lithium-Konzentration im Blut verstärkt.

Aber auch die Torasemid-Effekte werden durch andere Wirkstoffe verändert:

  • Das Asthma-Mittel Theophyllin und Muskelrelaxanzien vom Curare-Typ verstärken die ausschwemmende Wirkung.
  • nicht-steroidale Antirheumatika schwächen die ausschwemmende und blutdrucksenkende Wirkung der Schleifendiuretika. Es kann bei Patienten mit zu geringem Blutvolumen zu einem akuten Nierenversagen kommen.

Wechselwirkungen, die sich zusätzlich für Torasemid ergeben, sind:

  • Das Gichtmittel Probenecid vermindert die entwässernde und die blutdrucksenkende Wirkung.
  • Der Lipidsenker Colestyramin kann die Aufnahme von Torasemid über den Magen-Darm-Trakt und damit die Wirkung verringern.
  • Mineralokortikoide verstärken die Kaliumausscheidung.
  • Das Risiko von Nierenschädigungen durch Cephalosporine (Antibiotika) steigt.
 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Einnahme des Medikaments verstärkt die Wirkung von Alkohol.
  • Bei Langzeittherapie mit dem Medikament müssen die Blut-Konzentrationen an Elektrolyten, Bicarbonat, Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure, Blutzucker und Blutfetten (Cholesterin, Triglyceride) regelmäßig ärztlich überprüft werden.
  • Das Blutbild ist in regelmäßigen Abständen während der Behandlung mit dem Medikament vom Arzt zu kontrollieren.
  • Das Medikament steht auf der Doping-Liste und darf nicht vor sportlichen Wettkämpfen eingenommen werden.
  • Die Reaktionsfähigkeit kann durch die Einnahme des Medikaments so weit beeinträchtigt sein, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Torasemid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Torasemid enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Tabletten
Tabletten
Tabletten
Tabletten

 

So wirkt Torasemid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Torasemid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Schleifendiuretika, Diuretika, zu welcher der Wirkstoff Torasemid gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Torasemid

Torasemid wird in geringer Dosierung von 2,5 Milligramm täglich zur Behandlung von Bluthochdruck ohne körperliche Ursache (essentielle Hypertonie) eingesetzt.

In höherer Dosierung (fünf bis zehn Milligramm täglich) dient der Wirkstoff dazu, um bei Herzmuskelschwäche dem Wiederauftreten von herzbedingten Wassereinlagerungen ins Gewebe (Ödeme) und/oder Ergüssen vorzubeugen.

Hoch dosiert - mit 200 Milligramm täglich - dient Torasemid der Behandlung von Ödemen, Ergüsse und/oder Bluthochdruck bei Patienten mit stark verminderter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance weniger als 20 Milliliter pro Minute). Es hält die Restfunktion der Niere aufrecht, auch bei Blutwäsche-Patienten, sofern eine solche Restfunktion noch vorhanden ist. Die Anwendung dieser starken Dosierung ist bei normaler Nierenfunktion verboten.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Torasemid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Torasemid

Torasemid gehört zur Wirkstoffgruppe der Schleifendiuretika. Wie alle Wirkstoffe dieser Gruppe blockiert auch Torasemid in der Niere ein Eiweiß, das für den Rücktransport und die Wiederaufnahme von Wasser, Kalium, Natrium und Chlorid aus dem Harn sorgt. So wird durch vermehrte Ausscheidung von Flüssigkeit und Mineralien ein starker Harnfluss bewirkt.

Torasemid wird vom Körper besonders gut aufgenommen, hat eine für seine Wirkstoffgruppe lange Verweildauer (eine Halbwertszeit von drei bis vier Stunden) und wird zudem teilweise zu ebenfalls wirksamen Stoffwechselprodukten abgebaut. Torasemid verursacht in hohen Dosierungen neben der intensiven Wasserausschwemmung vor allem eine starke Natriumausscheidung, die Verluste an Kalium und Kalzium sind geringer. Aber auch die Natriumausscheidung ist dosisabhängig. Bei geringer Dosierung, wie sie zum Beispiel zur Behandlung des Bluthochdrucks üblich ist, weicht die Natriumausscheidung nicht sehr von der natürlichen (ohne den Wirkstoff) ab.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.