Chlortalidon

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 23.09.2007

Allgemeines

Chlortalidon steigert die Flüssigkeitsausscheidung und die Ausscheidung von Elektrolyten wie Natrium, Chlor und Kalium über die Niere. Man verwendet es daher, um Wassereinlagerungen (Ödeme) aus dem Körper auszuschwemmen. Diese Bindegewebswasseransammlungen können aufgrund von Herzerkrankungen, Leberleistungsschwäche und Nierenfunktionsstörung entstehen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Wasserausscheidungen fördern
  • Elektrolytausscheidungen steigern
  • Blutdruck senken
  • Wassereinlagerungen ausschwemmen
  • Herzschwäche mildern
  • Herz entlasten.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Chlortalidon im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Chlortalidon nicht verwendet werden?

Bei Harnverhalten mit einer Harnproduktion von weniger als 100 Milliliter pro Tag, schweren Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance unter 30 Milliliter/Minute und/oder Blut-Kreatinin über 1,8 Milligramm pro 100 Milliliter), Entzündungen der Nierenkörperchen und schweren Leberfunktionsstörungen darf der Wirkstoff nicht eingenommen werden. Das Gleiche gilt bei erhöhtem Blutkalziumwert, nicht behandelbarem zu niedrigem Blutkaliumwert oder Zuständen mit erhöhten Kalium-Verlusten. Der Einsatz ist weiterhin bei zu niedrigem Blutnatriumwert und überhöhtem Blutharnsäurewert mit bekannter Gicht oder Gallensteinen verboten.

Ebenfalls ist von einer Behandlung mit Chlortalidon bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Thiaziden und thiazidartigen Entwässerungsmitteln oder auch bei Überempfindlichkeit gegen die Kombination Sulfonamide und Trimethoprim (Kreuz-Reaktionen) abzusehen.

Bei Bronchial-Asthma, mäßig schwerer und leichter Leberfunktionsstörung oder fortschreitender Lebererkrankung wie Leberzirrhose sowie bei mäßig schwerer und leichter Nierenerkrankung sollte der Wirkstoff nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden. In diesen Fällen wird der Arzt nach Art und Ausmaß der Erkrankung individuell über eine Chlortalidonbehandlung entscheiden. Dies gilt ebenso bei gleichzeitiger Gabe von Herzglykosiden zur Herzkraftsteigerung, Glukokortikoiden zur Entzündungshemmung oder Mitteln gegen Verstopfung (Abführmitteln).

Eine sorgfältige ärztliche Risiko-Nutzen-Abwägung ist auch bei der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sowie bei einer Fettstoffwechselstörung, die mit Diät und/oder Cholesterin-senkenden Mitteln behandelt werden muss, notwendig.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In der Schwangerschaft darf der Wirkstoff auf keinen Fall eingesetzt werden. Das Kind könnte schwer geschädigt werden. Durchblutungsstörungen des Mutterkuchens mit Minderversorgung des Kindes sowie Elektrolytstörungen und ein Mangel an Blutplättchen sind ebenfalls bekannt geworden.

In der Stillzeit darf Chlortalidon auch nicht verwendet werden. Die Substanz geht in die Muttermilch über. Außerdem wird durch diesen Wirkstoff die Muttermilch reduziert. Wenn sein Einsatz unumgänglich ist, muss abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Für Kinder ist der Wirkstoff nicht zugelassen.

Welche Nebenwirkungen kann Chlortalidon haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Chlortalidon. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
erniedrigter Blutkaliumwert (vor allem bei hohen Dosen), erhöhter Blutharnsäurewert, erhöhte Blutfettwerte, erhöhter Blutcholesterinwert.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
erniedrigter Blutnatriumwert, erniedrigter Blutmagnesiumwert, erhöhter Blutzuckerwert, Blutharnstoffanstieg, Blutkreatininanstieg, Nesselsucht, Juckreiz, entzündliche Hautausschläge, Muskelschlaffheit, Muskelkrämpfe, Blutdruckabfall beim Aufsetzen und Aufstehen, Herzklopfen, Schwindel, Schwächegefühl, Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit, Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Oberbauch-Schmerzen, krampfartige Bauchraumbeschwerden, Verstopfung, Durchfall, Impotenz.

Sehr seltene Nebenwirkungen und Einzelfälle:
niedriger Blutkalziumwert, zuckerhaltiger Urin, Zuckerkrankheitsverschlechterung, Gicht, Reaktionen auf Licht, Gallenstau in der Leber, Gelbsucht, Herzrhythmusstörungen, Empfindungsstörungen, Kopfschmerzen, Blutplättchenmangel, Mangel an weißen Blutkörperchen, totale Weiße-Blutkörperchen-Bildungsstörung (Agranulozytose), Vermehrung spezieller weißer Blutkörperchen (Eosinophilie), Sehstörungen, Tränenflüssigkeitsbildungsstörung, Blut-pH-Wert-Überhöhung wegen Chloridmangel (hypochlorämische Alkalose), Bauchspeicheldrüsenentzündung, Lungenwassereinlagerungen (Ödeme) mit Atembeschwerden, allergische Nierenentzündung und Gefäßentzündung.

Besonderheiten:
Die Behandlung muss beim Auftreten von Elektrolytentgleisungen, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Blutbildveränderungen, akuter Gallenblasenentzündung und Gefäßwandentzündung abgebrochen werden. Das Gleiche gilt bei Verschlechterung einer vorher bekannten Kurzsichtigkeit. Bei diesen Symptomen muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Chlortalidon?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Nebenwirkungsgefahr von Herzglykosiden (stärken die Kontraktionskraft des Herzens) in Zusammenhang mit einem niedrigen Blutkaliumwert oder einem niedrigen Blutmagnesiumwert wird durch Chlortalidon verstärkt. Weiterhin wird bei gleichzeitiger Lithiumgabe (gegen Depressionen) die schädigende Wirkung auf Nerven und Herz erhöht. Die Nebenwirkungen von Amantadin, das gegen die Parkinson-Krankheit und einige Viruserkrankungen wirksam ist, werden ebenfalls von Chlortalidon verstärkt. Die Patienten sollten darauf hingewiesen werden.

Die Wirksamkeit oraler Antidiabetika (blutzuckersenkende Tabletten) wird durch Chlortalidon vermindert. In Verbindung mit Diazoxid, einem blutdrucksenkenden Medikament, kommt es zu einem verstärkten Anstieg von Blutzucker und Harnsäure. Diese Werte müssen regelmäßig kontrolliert werden.

In Kombination mit nichtsteroidalen Antirheumatika wie Acetylsalicylsäure vermindert sich die Wirksamkeit von Chlortalidon. Eine individuelle Dosisanpassung durch den Arzt ist erforderlich.

Bei gleichzeitiger Gabe von Abführmitteln und Glukokortikoiden (entzündungshemmende Wirkung) kommt es zu einer stark übersteigerten Ausscheidung von Kalium. Die kombinierte Anwendung von Süßholzwurzel (oft in Hustenmitteln oder Magentees enthalten) kann ebenfalls zu starken Kaliumverlusten führen. Werden Kalziumpräparate oder Vitamin D-Präparate gleichzeitig eingenommen, kann es zu einem starken Anstieg der Blutkalziumkonzentration kommen. Darum müssen die Elektrolyte Kalium und Kalzium regelmäßig kontrolliert werden.

Bei kombinierter Gabe von ACE-Hemmern zur Blutdrucksenkung ist besondere Vorsicht geboten. Hier kann es zu überschießendem Blutdruckabfall und einer starken Verschlechterung der Nierenfunktion kommen. Eine sorgfältige Überwachung der Patienten ist erforderlich.

Zytostatika (zellwachstumshemmende Substanzen) werden unter dem Einfluss von Chlortalidon langsamer aus dem Körper ausgeschieden. Anticholinergika, die beispielsweise bei Asthma bronchiale eingesetzt werden, erhöhen die Aufnahme von Chlortalidon in den Körper. Dies muss bei den Dosisintervallen individuell vom behandelnden Arzt berücksichtigt werden.

Außerdem ist das Risiko von Gichtanfällen und einem Harnsäureanstieg durch Ciclosporin (Mittel zur Hemmung des Immunsystems) im Zusammenhang mit Chlortalidon gesteigert. Patienten sind in regelmäßigen Abständen daraufhin zu untersuchen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist zu achten.
  • Auf ausreichende Kaliumzufuhr (Bananen, Gemüse, Nüsse) muss geachtet werden.
  • Regelmäßige Kontrollen von Elektrolyten, Blutzucker, Blutfetten, Harnsäure und Kreatinin werden empfohlen.
  • Vorsicht bei schweren Nierenfunktionsstörungen.
  • Bei Nierenfunktionsstörung kann das Medikament zu einer Stickstofferhöhung im Blut führen.
  • Bei Leberfunktionsstörung kann das Medikament ein Leberkoma auslösen.
  • Das Reaktionsvermögen kann beeinträchtigt sein.
  • Eine Beeinträchtigung bei der Maschinenbedienung ist möglich.
  • Eine Beeinträchtigung an der aktiven Verkehrsteilnahme ist möglich.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Chlortalidon?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Chlortalidon enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Chlortalidon

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Chlortalidon. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Thiazide und thiazidartige Entwässerungsmittel, Diuretika, zu welcher der Wirkstoff Chlortalidon gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Chlortalidon

Chlortalidon steigert die Flüssigkeitsausscheidung und die Ausscheidung von Elektrolyten wie Natrium, Chlor und Kalium über die Niere. Man verwendet es daher, um Wassereinlagerungen (Ödeme) aus dem Körper auszuschwemmen. Diese Bindegewebswasseransammlungen können aufgrund von Herzerkrankungen, Leberleistungsschwäche und Nierenfunktionsstörung entstehen.

Chlortalidon ist weiterhin ein wirksames Medikament gegen krankhaft erhöhten Blutdruck (Hypertonie). Durch die blutdrucksenkende Wirkung wird eine Herzentlastung erreicht. Eine vorhandene Herzschwäche wird so gelindert.

Ein weiteres Einsatzgebiet ist der so genannte renale (nierenabhängige) Diabetes insipidus. Hierunter versteht man eine Erkrankung, bei der durch eine gestörte Hormonwirkung in der Niere zu viel Flüssigkeit ausgeschieden wird. Durch die Chlortalidongabe vermindert sich der krankhaft erhöhte Durst und die übermäßige Harnausscheidung.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Chlortalidon sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Chlortalidon

Chlortalidon ist ein den Thiaziden verwandtes Entwässerungsmittel mit lang anhaltender Wirksamkeit. Seine Wirkstärke entspricht der von Hydrochlorothiazid. Eine Besonderheit liegt in der Fähigkeit, die Kalziumwiederaufnahme zu steigern. Ein Kalziumverlust wird so vermieden und eine zusätzliche Gabe ist in der Regel nicht erforderlich. Dies ist vorteilhaft für den Patienten.

Bei normaler Nierenfunktion bewirken schon 12,5 Milligramm Chlortalidon eine Urinausscheidung. Es werden vermehrt Natrium und Chlorid und weniger gering auch Kalium ausgeschieden. Die Steigerung der Körpersalzausscheidung ist dosisabhängig. Die entwässernde Wirkung setzt nach zwei bis drei Stunden ein und erreicht ihr Maximum nach vier bis 24 Stunden. Sie kann zwei bis drei Tage anhalten. Diese herbeigeführte Entwässerung führt zu einer Abnahme des Blutvolumens, des Herzminutenvolumens und des Blutdrucks. Somit wird auch das kranke Herz entlastet.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.