Vinblastinsulfat Teva 1mg/ml Injektionslösung

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 31.07.2013
Hersteller: TEVA Generics GmbH
Wirkstoff: Vinblastin
Darreichnungsform: Injektionslösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Vinblastinsulfat Teva 1mg/ml Injektionslösung enthält den Wirkstoff Vinblastin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Vinblastinsulfat Teva 1mg/ml Injektionslösung.

Vinblastin wird manchmal alleine, üblicherweise jedoch in Kombination mit anderen Zytostatika und/oder Bestrahlungen zur Behandlung der folgenden Krebserkrankungen angewendet:
  • bösartige spezielle Lymphdrüsentumore (Non-Hodgkin-Lymphome)
  • bösartiger Tumor des Lymphsystems (Morbus Hodgkin)
  • fortgeschrittener Hodenkrebs
  • Brustkrebs, der wieder aufgeflammt ist oder Tochtergeschwulste gebildet hat, nachdem eine Behandlung mit Anthracyclinen nicht erfolgreich war
  • spezielle Form des Knochenmarkkrebses (Langerhans-Zell-Histiozystosis).

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Vinblastin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Vinblastin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • bösartige Krebsformen der Lymphbahn - zur alleinigen Therapie oder üblicherweise in Kombination mit anderen Zytostatika und/oder Strahlentherapie
  • Lymphdrüsenkrebs der Form Morbus Hodgkin - zur alleinigen Therapie oder üblicherweise in Kombination mit anderen Zytostatika und/oder Strahlentherapie
  • fortgeschrittener Hodenkrebs - zur alleinigen Therapie oder üblicherweise in Kombination mit anderen Zytostatika und/oder Strahlentherapie
  • Brustkrebs, der wiederaufflammt oder Tochtergeschwulste bildet (wenn eine Behand- lung mit Anthracyclinen nicht erfolgreich war) - zur alleinigen Therapie oder üblicherweise in Kombination mit anderen Zytostatika und/oder Strahlentherapie
  • spezieller Krebs des Knochenmarks (Langerhans-Zell-Histiozystosis; Histiozystosis X) - zur alleinigen Therapie oder üblicherweise in Kombination mit anderen Zytostatika und/oder Strahlentherapie

Dosierung

Das Medikament darf nur in Venen eingespritzt werden, ansonsten wirkt es tödlich. Die Injektion sollte ausschließlich durch Personen erfolgen, die über Erfahrung in der Anwendung von Vinblastin verfügen.

Bei Erwachsenen ist es sinnvoll, die Behandlung mit der Injektion einer Einzeldosis von 0,1 Milligramm Vinblastinsulfat/Kilogramm Körpergewicht oder (3,7 Milligramm/Quadratmeter Körperoberfläche einmal wöchentlich in die Vene zu beginnen. Bei Kindern beträgt die anfängliche Dosierung 2,5 Milligramm/Quadratmeter Körperoberfläche. Anschließend bestimmt der Arzt in jedem Fall die Zahl der weißen Blutkörperchen, um über die Verträglichkeit Aufschluss zu gewinnen.

Die weitere Behandlung erfolgt im wöchentlichem Abstand und richtet sich nach dem ständig nachkontrollierten Blutbild und dem Therapieerfolg.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Mangel an weißen Blutkörperchen, Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall (in der Regel nicht vollständig; in einigen Fällen setzt das Haarwachstum bereits während der Therapie wieder ein), Bläschenbildung im Mund und auf der Haut.

Häufige Nebenwirkungen:
Blutarmut, Mangel an Blutplättchen, Störung der Knochenmarksfunktion, nervliche Missempfindungen, Verlust der Sehnenreflexe, Verstopfung, Darmverschluss, Blutung aus einem älteren säurebedingten Geschwür, blutige Darmentzündung, Blutungen aus dem Enddarm, Essensverweigerung, Durchfall.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Depression, Rachenentzündung, Schmerzen am Ort des Tumors, allgemeines Krankheitsgefühl.

Seltene Nebenwirkungen:
Störung der hormonellen Regelung des Wasserhaushalts (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion), Taubheitsgefühl, Nervenentzündung, Kopfschmerzen, Krämpfe, Schwindel, Ohrenschäden, Schädigung des achten Hirnnervs (Schwindel und Hörstörungen), Herzrasen (vom Sinusknoten ausgehend), Angina pectoris, AV-Block, Herzrhythmusstörungen.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Blutarmut durch Butzellenzerfall (hämolytische Anämie), Psychosen, Nervenschmerzen (in Gesicht und Kiefer), Nervenbeschwerden, Stimmbandlähmung, Ohrensausen, Blutdruckabfall bei Körperlageveränderung, anfallsweiser Bluthochdruck, sehr niedriger Blutdruck, akute Atemnot, Mundschleimhautentzündung, Magenschmerzen, Bauchschmerzen, Empfindlichkeit der Ohrspeicheldrüsen, Leberverhärtung (Leberfibrose), Hautentzündung, Lichtempfindlichkeit der Haut, Muskelabbau, Harnverhalt, Nierenerkrankung (thrombotische Mikroangiopathie mit Nierenfunktionsstörung), verminderte Fruchtbarkeit, Hemmung der Samenbildung, Schwäche, Fieber, Brüchigkeit der zur Injektion benutzten Blutgefäße, Schmerzen an der Injektionsstelle insbesondere nach Injektion in kleine Gefäße.

Besonderheiten:
Sowohl bei der empfohlenen Dosis als auch nach Anwendung höherer Dosen kann es zu einer Entgleisung des Wasserhaushaltes kommen.

Der Mangel an weißen Blutkörperchen stellt die häufigste Nebenwirkung und Einschränkung für die Dosierung dar.

Eine kombinierte Therapie mit Bleomycin, Cisplatin und Vinblastin kann Schlaganfall, Herzinfarkt und Durchblutungsstörungen in Fingern und Zehen (Raynaud-Syndrom; dies bei Patienten mit Hodentumoren) hervorrufen.

Bei Kontakt des Wirkstoffs mit der Hornhaut kann es zu schweren Schäden der Haut mit Lidkrampf, Schwellung des Lids und der augenumgebenden Lymphknoten kommen.

Bei Patienten, die gleichzeitig oder zuvor Mitomycin erhalten haben, kann es mehrere Stunden nach Anwendung von Vinblastin infolge der Lungenschädlichkeit dieser Kombination zu Atemnot, Rasselgeräuschen, Veränderungen des Lungengewebes und Lungenfunktionsstörungen kommen. Beide Wirkstoffe müssen in einem solchen Fall unverzüglich abgesetzt werden.

Wechselwirkungen

Wegen des bei Tumorerkrankungen erhöhten Risikos von Blutgefäßverstopfungen wird häufig eine gerinnungshemmende Behandlung verabreicht. Weil die Gerinnungsneigung während Erkrankungen individuell stark schwanken kann sowie wegen der Möglichkeit von Wechselwirkungen zwischen Gerinnungshemmern zum Einnehmen und Krebsmedikamenten wie Vinblastin ist bei einer gleichzeitigen Behandlung eine regelmäßige Kontrolle der Gerinnungszeit nötig.

Die Kombination von Vinblastin mit anderen krebsabtötenden Wirkstoffen oder mit Bestrahlung größerer Bereiche vermehrt die Nebenwirkungen. Wenn eine Chemotherapie in Verbindung mit einer Bestrahlung angewendet werden soll, die die Leber einschließt, ist die Anwendung von Vinblastin bis zum Abschluss der Strahlentherapie aufzuschieben.

Vinblastin darf bei Patienten, die gleichzeitig Arzneimittel mit bekannter Hemmwirkung auf den Abbau von Wirkstoffen in der Leber sowie bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen nur mit ärztlicher Vorsicht erfolgen. Die Nebenwirkungen können nämlich früher und/oder schwerer auftreten.

Bei gleichzeitiger Anwendung des HerzglykosidsDigitoxin (bei Herzmuskelschwäche) oder von Phenytoin (und anderen Antiepileptika) und Kombinationen krebsabtötender Wirkstoffe einschließlich Vinblastin kann es zu verminderter Wirksamkeit von Digitoxin und Phenytoin kommen. Die Konzentrationen beider Wirkstoffe im Blut sind daher sorgfältig vom Arzt zu überwachen.

In Zusammenhang mit der Kombination von Vinblastin und dem Krebsmittel Mitomycin wird über schwere, in manchen Fällen dauerhafte Lungenschäden berichtet, insbesondere bei vorgeschädigtem Gewebe. Vinblastin kann bei Anwendung in einer Kombination mit Mitomycin (und dem Hormon Progesteron) zu akuter Atemnot und Veränderungen des Lungengewebes führen.

Die gleichzeitige Anwendung des ZytostatikumsCisplatin verursacht eine Erhöhung der Blutkonzentration von Vinblastin.

Nach gleichzeitiger Anwendung von Vinblastin und Bleomycin kann es zu Durchblutungsstörungen in Fingern und Zehen (Raynaud-Syndrom) und Gewebetod sowie zu Herzinfarkt und Schlaganfall nach kombinierter Behandlung mit Vinblastin, Bleomycin und Cisplatin kommen.

Die Nervenschädlichkeit von Cisplatin oder Interferonen sowie die Herzschädlichkeit von Interferon können durch Vinblastin verstärkt werden. Insgesamt können zwischen Vinblastin und anderen Zytostatika oder Immunologika Wechselwirkungen auftreten, die Wirkungen und Nebenwirkungen verstärken. Wechselwirkungen mit Bestrahlung während und nach einer Strahlentherapie sind ebenfalls möglich.

Das Makrolid-AntibiotikumErythromycin kann die Nebenwirkungsrate von Vinblastin erhöhen.

Die gleichzeitige Anwendung von Vinblastin und dem Pilzmittel Itraconazol kann das Risiko von Nervenschäden oder Darmlähmung erhöhen.

Vinblastin kann die Aufnahme des Krebsmittels Methotrexat in die Zellen fördern. Wechselwirkungen zwischen Vinblastin, alkylierenden Zytostatika und Methotrexat können zu einer Verstärkung des zellabtötenden Effekts führen.

Patienten, die eine Therapie zur Dämpfung der körpereigenen Abwehr erhalten, sollten nicht mit Lebend-Impfstoffen geimpft werden, da das Risiko einer Erkrankung besteht, die tödlich verlaufen kann. Dieses Risiko ist bei Patienten, die infolge ihrer Grunderkrankung bereits immungeschwächt sind, erhöht. Soweit verfügbar, sollte ein inaktivierter Impfstoff verwendet werden.

Gegenanzeigen

Vinblastin darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder ein anderes Vinca-Alkaloid
  • Mangel an weißen Blutkörperchen, der nicht in Zusammenhang mit der Krebserkrankung steht
  • schweren unkontrollierten Infektionen; diese müssen vor der Anwendung zunächst ausgeheilt werden.
Eine Anwendung von Vinblastin in der Rückenmarksflüssigkeit ist ebenfalls verboten.

Bei Patienten mit Hautgeschwüren sowie ausgezehrten und alten Patienten mit Mangel an weißen Blutkörperchen wird dieser durch Vinblastin besonders verstärkt. Deshalb wird von der Anwendung des Wirkstoffs bei diesen Patientengruppen nachdrücklich abgeraten.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abschätzung durch einen Arzt und unter seiner Kontrolle darf Vinblastin eingesetzt werden bei
  • Patienten mit Leberfunktionsstörungen, da mit einer verzögerten Ausscheidung und der Notwendigkeit einer Dosisverminderung zu rechnen ist
  • Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße (Angina pectoris)
  • älteren Patienten, weil körperlagebedingter Blutdruckabfall verstärkt werden kann
  • Patienten, deren Knochenmark von Tumorzellen befallen ist, weil bei diesen nach der Anwendung von Vinblastin eine verstärkte Blutbildungsstörung auftreten kann.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es gibt keine aussagefähigen Studien für die Anwendung von Vinblastin bei Schwangeren. Die Wirkungsweise lässt auch ohne diese mögliche schädliche Wirkungen während der Schwangerschaft vermuten. Bei Tieren wurde das Erbgut verändert und Missbildungen der Un- und Neugeborenen verursacht.

Vinblastin darf nicht während der Schwangerschaft verwendet werden, es sei denn, der Arzt hält dies für eindeutig erforderlich. Falls eine solche Behandlung zwingend erscheint oder während der Behandlung eine Schwangerschaft eintritt, muss die Patientin über die Risiken für das
Ungeborene aufgeklärt und regelmäßig überwacht werden. Männer und Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung mit Vinblastin und mindestens 3 Monate danach, besser noch bis zu 6 Monate danach, zuverlässige Verhütungsmethoden anwenden.

Es ist nicht bekannt, ob Vinblastin in die Muttermilch übergeht; daher ist die Anwendung während der Stillzeit kontraindiziert. Das Stillen muss
für die Dauer der Behandlung mit Vinblastin unterbrochen werden.

Vinblastin kann die männliche und weibliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Nach Behandlung mit Vinblastin kann es sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu einer vorübergehenden, aber auch bleibenden Unfruchtbarkeit kommen. Bei einigen mit Vinblastin in Kombination mit anderen Wirkstoffen behandelten Patientinnen komt es zu vorübergehendem Ausfall der Regelblutung. Männer sollten vor der Behandlung mit Vinblastin eine Beratung über eine Samen-Konservierung einholen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern beginnt der Arzt die Behandlung mit einer Einzeldosis von 2,5 Milligramm Vinblastin/Quadratmeter Körperoberfläche. Anschließend wird die Zahl der weißen Blutkörperchen bestimmt. So gewinnt man Aufschluss über die Empfindlichkeit des Patienten gegenüber dem Wirkstoff und die mögliche Dosierung.

Warnhinweise

  • Aufgrund von Nebenwirkungen können Autofahren oder das Bedienen von Maschinen während der Behandlung gefährlich sein.
  • Das Medikament darf nur unter strenger Aufsicht eines Facharztes für Krebserkrankungen und in geeigneten Einrichtungen angewendet werden.
  • Das Medikament darf keinesfalls anders angewendet werden als zur Injektion oder Infusion in die Venen.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament ist eine intensive Sonnenlichtbestrahlung zu vermeiden.
  • Es muss darauf geachtet werden, dass das Medikament nicht mit den Augen in Kontakt gerät.
  • Das Medikament ist im Kühlschrank bei 2 bis 8 Grad Celsius zu lagern, darf aber nicht eingefroren werden.
  • Die Durchstechflasche ist im Umkarton aufzubewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
  • Das Medikament sollte unmittelbar nach dem Öffnen verwendet werden. Ansonsten ist die fertige Injektionslösung bei 2 bis 8 Grad Celsius nicht länger als 24 Stunden haltbar.
  • Das Medikament darf, außer mit Kochsalz- oder Traubenzuckerlösung, nicht mit anderen Medikamenten gemischt werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Milliliter Injektionslösung)
10 Milliliter Injektionslösung
0,89 Milligramm Vinblastin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Vinblastinsulfat Teva 1mg/ml Injektionslösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Vinblastin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.