Nexavar 200 mg Filmtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 04.03.2015
Hersteller: Bayer Vital GmbH
Wirkstoff: Sorafenib
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Nexavar 200 mg Filmtabletten enthalten den Wirkstoff Sorafenib. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Nexavar 200 mg Filmtabletten.

Sorafenib dient der Behandlung unterschiedlicher Formen von Krebs. So wird mit dem Wirkstoff Leberkrebs therapiert. Auch kann ein fortgeschrittener Nierenkrebs damit behandelt werden, wenn eine vorherige Therapie mit Interferon alpha oder Interleukin 2 versagt hat oder die Patienten für solch eine Therapie nicht geeignet sind.

Auch spezielle Krebsformen der Schilddrüse, die nicht mit radioaktivem Jod behandelbar sind, können mit Sorafenib therapiert werden. Es wird vornehmlich bei Patienten eingesetzt, deren Krankheit schon fortgeschritten ist oder Tochtergeschwulste gebildet hat.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Sorafenib sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Sorafenib gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Leberkrebs
  • Nierenkrebs bei Patienten, bei denen eine vorherige Therapie mit Interferon oder Interleukin versagt hat oder die für solch eine Therapie nicht geeignet sind
  • Krebs von Schilddrüsenzellen, der örtlich fortgeschritten ist oder schon Tochergeschwüre gebildet hat und mit radioaktivem Jod nicht bekämpft werden kann

Dosierung

Die Behandlung mit dem Medikament sollte unter Aufsicht eines in der Anwendung von Krebstherapien erfahrenen Arztes erfolgen.

Die empfohlene Dosis bei Erwachsenen ist zweimal täglich 400 Milligramm Sorafenib (zwei Tabletten).

Die Behandlung sollte so lange fortgesetzt werden, wie ein Nutzen für den Patienten besteht oder bis die Nebenwirkungen nicht mehr erträglich sind.

Das Auftreten von Nebenwirkungen kann eine vorübergehende Unterbrechung
der Behandlung mit dem Medikament oder eine Dosisverminderung notwendig machen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Eisen(III)-oxid (E 172)
  • Hypromellose
  • Magnesiumstearat
  • mikrokristalline Cellulose
  • Titandioxid (E 171)
  • Croscarmellose-Natrium
  • Macrogol (3350)
  • Natriumdodecylsulfat

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Infektionen, Lymphozyten-Mangel, Appetitlosigkeit, Phosphat-Mangel im Blut, Blutungen (auch Magen-Darm-, Atemwegs- und Hirnblutungen), Bluthochdruck, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, trockene Haut, Hautausschlag, Haarausfall, Hautreaktion an Hand- und Fußflächen, Hautrötung, Juckreiz, Gelenkschmerzen, Erschöpfung, Schmerzen (im Mund, im Bauch, Knochen-, Tumor- und Kopfschmerzen), Fieber, Gewichtsabnahme, erhöhte Bauchspeicheldrüsenwerte (Amylase, Lipase).

Häufige Nebenwirkungen:
Haarbalgentzündung, Mangel an weißen Blutkörperchen, Mangel an Neutrophilen, Blutarmut, Mangel an Blutplättchen, Schilddrüsenunterfunktion, Mangel an Mineralien im Blut (Calcium, Kalium, Natrium), Depressionen, Nervenstörungen in Armen und Beinen, Schmeckstörung, Ohrensausen, Herzmuskelschwäche, Durchblutungsstörungen des Herzmuskels, Herzinfarkt, Hitzegefühl, Nasenlaufen, Sprechstörung, Mundschleimhautentzündung, trockener Mund, Zungenbrennen, Verdauungsstörung, Schluckstörung, Säurerückfluss in die Speiseröhre, Verhornungsstörung der Haut, Hautkrebs (Plattenepithelkarzinom), abschälende Hautentzündung, Akne, Hautabschuppung, überschießende Hornhautbildung, Muskelschmerz, Muskelkrämpfe, Nierenversagen, Eiweiß im Urin, Erektionsstörung, Schwäche, Grippe-artige Erkrankung, Schleimhautentzündung, vorübergehender Leberwert-Anstieg (Transaminasen).

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen (an der Haut, Nesselsucht), allergischer Schock, Schilddrüsenüberfunktion, Austrocknung, vorübergehnde krankhafte Veränderung der weißen Hirnsubstanz (Leukenzephalopathie), Bluthochdruck-Krise, Lungenentzündung (auch durch Bestrahlung), akute Atemnot, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Magenschleimhautentzündung, Magen-Darm-Durchbrüche, Anstieg des Bilirubins im Blut, Gelbsucht, Gallenblasenentzündung, Gallengangsentzündung, Ekzem, Hautreaktion (Erythema multiforme), Brustschwellung, vorübergehender Anstieg der alkalischen Phosphatase im Blut, unnormale Blutgerinnung.

Seltene Nebenwirkungen:
Gesichtsschwellung, QT-Verlängerung, Leberentzündung (durch Medikamente), schwere Hautreaktionen (verzögerte Hautentzündung durch Bestrahlung, Stevens-Johnson-Syndrom, leukozytoklastische Vaskulitis, toxische epidermale Nekrolyse), Muskelauflösung (Rhabdomyolyse), Nierenschäden (Nephrotisches Syndrom).

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Gehirnerkrankung.

Besonderheiten:
In folgenden Fällen wird der Arzt die dauerhafte Unterbrechung der Sorafenib-Behandlung in Betracht ziehen:
  • Treten Hauterscheinungen häufig oder in schwerer Ausprägung auf
  • im Falle eines schweren oder andauernden Bluthochdrucks oder einer Hochdruck-Krise, die trotz blutdrucksenkender Therapie nicht abklingt
  • wenn auftretende Blutungen so stark sind, dass sie behandelt werden müssen
  • bei Auftreten von Durchblutungsstörungen am Herzen und/oder Herzinfarkten
  • wenn es zu Durchbrüchen im Magen-Darm Kanal kommt, die nicht durch die Krebserkrankung zu erklären sind
  • vor größeren chirurgischen Eingriffen, weil der Verdacht besteht, dass Sorafenib die Wundheilung beeinträchtigt.

Wechselwirkungen

Sorafenib wird von einem Enzymsystem im Körper abgebaut, das leicht von anderen Substanzen in seiner Aktivität beeinflusst wird. So wirken das Tuberkulose-MittelRifampicin, das AntidepressivumJohanniskraut, die AntiepileptikaPhenytoin, Carbamazepin und Phenobarbital sowie das GlukokortikoidDexamethason verstärkend. Damit ist dann bei gleichzeitiger Gabe eine Wirkungsabschwächung von Sorafenib verbunden.

Die gleichzeitige Anwendung des AntibiotikumsNeomycin, das zur Säuberung des Darms von Keimen eingesetzt wird, beeinträchtigt den Leberstoffwechsel von Sorafenib. Auch das kann zu einem Wirkungsverlust des Wirkstoffs führen.

Sorafenib selbst hat auch Effekte auf die Wirkung anderer Substanzen. So müssen Patienten, die als GerinnungshemmerWarfarin oder Phenprocoumon einnehmen, ihre Gerinnungswerte regelmäßig ärztlich untersuchen lassen.

Im Laborversuch hemmte Sorafenib den Transport des HerzglykosidsDigoxin in den Körper. So kann eine Wirkungsabschwächung desselben nicht ausgeschlossen werden.

Die gleichzeitige Anwendung des ZytostatikumsDocetaxel und Sorafenib führte zu einem deutlichen (bis 80%igen) Anstieg der Docetaxel-Konzentration im Körper. Daher ist ärztliche Vorsicht geboten, wenn Sorafenib gleichzeitig mit Docetaxel angewendet wird.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Sorafenib nicht eingesetzt werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Sorafenib angewendet werden bei
  • Patienten, die eine QT-Verlängerung im EKG aufweisen
  • Risikofaktoren, die zu einer QT-Verlängerung führen könnten wie
    • einem angeborenen Long-QT-Syndrom
    • Therapie mit einer hohen Dosis von Anthracyclin-Zytostatika (Doxorubicin, Daunorubicin, Epirubicin)
    • Antiarrhythmika oder andere, QT-Zeit verlängernde Medikamente
    • Elektrolytstörungen wie Mangel an Kalium, Calcium oder Magnesium im Blut.
  • schwerer Leberfunktionsstörung, weil es dazu keine Erfahrung aus Studien gibt
  • älteren Patienten, weil diese eher zu Nierenversagen neigen und deren
    Nierenfunktion gründlich überwacht werden muss.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Über die Anwendung von Sorafenib bei schwangeren Frauen gibt es keine Erkenntnisse aus den klinischen Studien. Tierexperimente haben Schäden und Missbildungen an den Nachkommen gezeigt. Bei Ratten konnte nachgewiesen werden, dass Sorafenib und seine Stoffwechselprodukte den Mutterkuchen durchdringen. Daher darf der Wirkstoff während der Schwangerschaft nicht verwendet werden, außer der Arzt hält dies nach einer sorgfältigen Abwägung des Nutzens für die Mutter und des Risikos für das Kind für eindeutig erforderlich. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.

Es ist nicht bekannt, ob Sorafenib beim Menschen in die Muttermilch übergeht, wie es im Tierversuch der Fall war. Da Sorafenib Wachstum und Entwicklung von Säuglingen schädigen könnte, dürfen Frauen während der Sorafenib-Behandlung nicht stillen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Sorafenib bei Kindern und Jugendlichen im Alter von unter 18 Jahren ist bisher noch nicht durch Studien erwiesen. Die Anwendung bei dieser Altersgruppe liegt im Ermessen des Arztes.

Warnhinweise

  • Die Behandlung mit dem Medikament sollte unter Aufsicht eines Arztes erfolgen, der in der Anwendung von Krebstherapien erfahren ist.
  • Bei schweren Hautreaktionen ist die Therapie mit dem Medikament abzubrechen und der Arzt zu befragen.
  • Vor größeren chirurgischen Eingriffen ist die Therapie mit dem Medikament zu beenden.
  • Das Medikament darf nicht wärmer als 25 Grad gelagert werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtabletten)
112 Stück Filmtabletten
200 Milligramm Sorafenib

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Nexavar 200 mg Filmtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Sorafenib (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.