Arzt untersucht eine Person mit Lähmung
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Lähmung: Ursache, Symptome und Therapie

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 06.07.2023

Bei einer Lähmung ist das Nervensystem geschädigt. Das Empfinden und die Beweglichkeit einzelner Extremitäten beziehungsweise Körperteile wird dadurch beeinträchtigt. Je nach Ursache und Ausmaß unterscheiden Fachleute etwa zwischen einer spastischen Lähmung oder einer schlaffen Lähmung. Mehr zu Ursachen, Symptomen und Therapie erfahren Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Eine Lähmung beschreibt einen Funktionsausfall oder eine Funktionsminderung eines Körperteils.
  • Ursachen: Die Ursache sind meist durch Krankheiten oder Verletzungen hervorgerufene Nervenschäden. 
  • Symptome: Je nach Art und Ausmaß der Lähmung sind Missempfindungen oder Gefühlsstörungen, wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den betroffenen Extremitäten möglich. Zudem können etwa Berührungen, Kälte oder Hitze oft nicht mehr wahrgenommen werden. 
  • Diagnose: Jede neu auftretende Lähmung muss ärztlich untersucht werden. Um Nervenschäden zu verorten, kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, etwa die Kernspintomographie oder die Computertomographie.
  • Therapie: Die Behandlung richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Eine Querschnittslähmung lässt sich nicht heilen, aber Physio- und Ergotherapie können die Beweglichkeit und Kraft der noch intakten Muskeln erhalten.

Was ist eine Lähmung

Medizinische Fachleute sprechen von einer Lähmung, wenn eine Person einen Körperteil nicht mehr oder nicht mehr wie gewohnt bewegen kann oder wenn sie in dieser Extremität weniger oder nichts mehr empfindet.

Eine Lähmung zeigt an, dass das Nervensystem beschädigt wurde. Zum Nervensystem zählen 

  • das Gehirn,
  • das Rückenmark
  • und die Nervenbahnen im Körper.

Bewegungen und Empfindungen sind nur möglich, wenn die Nerven intakt sind: Fasst man etwa mit der Hand eine heiße Herdplatte an, übermitteln Nervenbahnen den entsprechenden Befehl vom Gehirn an die Arm- und Handmuskulatur. Registrieren die Nerven der Hand dann, dass die Herdplatte heiß ist, senden sie ein Signal an die Armmuskulatur, damit diese die Hand schnellstmöglich von der Herdplatte entfernt.

Werden Nerven geschädigt – etwa durch Verletzungen oder bestimmte Erkrankungen – funktioniert die Kommunikation zwischen Nerven, Gehirn und Muskulatur nicht mehr richtig. Die Folge sind Bewegungs- und Empfindungsstörungen im betroffenen Körperteil oder ein Funktionsausfall. Man spricht auch von Lähmungserscheinungen.

Welche Arten und Formen von Lähmungen gibt es?

Lähmungen werden in verschiedene Formen eingeteilt. Ausschlaggebend sind dabei Ausmaß und Ursprung der Lähmung sowie die betroffene Region.

Lähmung: Plegie und Parese

Je nachdem, welches Ausmaß die Lähmung hat, unterscheiden medizinische Fachleute generell zwischen

  • Parese, einer leichten Schwäche bestimmter Muskeln
  • und Paralyse/Plegie, einer vollständigen Lähmung.

Der Unterschied zwischen Paralyse und Plegie ist, dass die Paralyse jede Art von Muskel betreffen kann, wohingegen mit Plegie nur die Lähmung von Skelettmuskeln gemeint ist.

In Abhängigkeit davon, welche Körperteile betroffen sind, gibt es folgende Erscheinungen:

  • Monoparese/Monoplegie: Eine Extremität kann nur wenig oder nicht bewegt werden.
  • Paraparese/Paraplegie: Die komplette oder teilweise Lähmung zweier paralleler Körperteile.
  • Tetraparese/Tetraplegie: Betroffene können alle vier Extremitäten, also beide Beine und beide Arme, wenig oder gar nicht bewegen.
  • Hemiparese/Hemiplegie: Dabei ist eine Körperhälfte vollständig oder teilweise gelähmt. Umgangssprachlich wird sie auch als Halbseitenlähmung bezeichnet.

Lähmung: Welche Ursachen sind möglich?

Lähmungen treten meist als Folge von Nervenschädigungen auf. Es gibt eine Vielzahl von Verletzungen und Erkrankungen, die als Ursache infrage kommen. Einige Beispiele:

Neben den genannten körperlichen Ursachen gibt es auch psychische Erkrankungen, die sich in Lähmungserscheinungen äußern können. Dazu zählen beispielsweise somato­forme Störungen. Dabei handelt es sich um Erkrankungen, bei der die Betroffenen körperliche Beschwerden verspüren, für die sich keine körperlichen Ursachen finden lassen.

Ursache einer Querschnittslähmung

Sind Nervenbahnen im Rückenmark beschädigt, kann eine sogenannte Querschnittslähmung die Folge sein. Bei den Betroffenen ist der gesamte Körper unterhalb der geschädigten Stelle gelähmt. Häufig führen Unfälle, bei denen die Wirbelsäule verletzt wird, zu Querschnittslähmungen. Doch auch Bandscheibenvorfälle, Tumoren und Multiple Sklerose sind mögliche Ursachen.

Lähmung: So wird die Diagnose gestellt

Bei jeder plötzlich oder neu aufgetretenen Lähmung ist eine ärztliche Diagnose wichtig, da eine ernste Erkrankung (etwa ein Schlaganfall) zugrunde liegen könnte.

Die medizinische Fachperson muss zunächst wissen, welche Gliedmaßen von der Lähmung betroffen sind und ob sie vollständig gelähmt oder nur geschwächt sind. Auch ist von Interesse, ob es ein bestimmtes auslösendes Ereignis gab, Vorerkrankungen bestehen oder regelmäßig Medikamente eingenommen werden.

Anschließend erfolgt eine Untersuchung des betroffenen Körperteils, um zu ermitteln, inwieweit dessen Funktion beeinträchtigt ist. Dazu werden eine Reihe von Tests durchgeführt, mithilfe derer die Beweglichkeit, die Reflexe, die verbliebene Kraft und das Empfinden der betroffenen Muskeln geprüft werden.

Interessant zu wissen: Betrifft die Lähmung etwa ein Bein, kann der*die Arzt*Ärztin durch den sogenannten Beintest feststellen, ob die Lähmung körperliche oder psychische Ursachen hat. Betroffene legen sich dazu auf den Rücken und heben das ge­sun­de Bein an. Die untersuchende Person drückt das Bein dabei leicht hinunter. Drücken Betroffene das andere (gelähmte) Bein daraufhin automatisch gegen die Liege, um den Oberkörper zu stabilisieren, ist die Lähmung offenbar nicht körperlich bedingt.

Vorliegende Symptome können einen Hinweis darauf geben, ob Nerven des Gehirns und/oder Rückenmarks (also des zentralen Nervensystems) oder periphere Nervenbahnen geschädigt sind:

  • Schädigungen im zentralen Nervensystem äußern sich durch sogenannte spastische Lähmungen: Da die Kommunikation zwischen Gehirn und Muskeln gestört ist, gelangen hemmende Signale aus dem Gehirn nicht mehr an die Muskeln. Es kommt zu einer erhöhten Muskelspannung (Muskeltonus).
  • Bei Schäden der periphere Nerven treten schlaffe Lähmungen auf: Die Muskelspannung ist dann verringert und die Muskeln zeigen im Gegensatz zu einer Spastik nur schwache oder überhaupt keine Eigenreflexe mehr. 

Um die Nervenschädigung genau verorten zu können, kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, etwa die

Darüber hinaus können eine Blutuntersuchung, eine Muskelbiopsie (Probeentnahme aus dem Muskel) sowie Gentests helfen, die Ursache der Lähmung festzustellen. 

Lähmung: Symptome und Begleiterscheinungen

Je nachdem, ob es sich um eine schlaffe oder spastische Lähmung handelt, gibt es in Abhängigkeit zur betroffenen Region unterschiedliche Symptome und Begleiterscheinungen. 

So können bei einer spastischen Lähmung Anzeichen auftreten wie:

  • Probleme beim Gehen und Laufen
  • Gleichgewichtsschwierigkeiten
  • Muskelzuckungen
  • Schwierigkeiten beim Schlucken und Sprechen
  • Schlafstörungen
  • Erschöpfung
  • Schmerzen
  • Harninkontinenz

Mögliche Folgeerscheinungen einer schlaffen Lähmung sind unter anderem:

  • eingeschränkte Beweglichkeit bis hin zur vollständigen Bewegungsunfähigkeit
  • Rückbildung der betroffenen Muskeln (Atrophie)
  • Gestörte Blasenfunktion
  • Atemprobleme

Lähmung: Behandlung ist von Ursache abhängig

Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Ein paar Beispiele:

  • Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der schnellstmöglich im Krankenhaus behandelt werden muss. Dort gilt es, so schnell wie möglich Maßnahmen zu treffen, um die Durchblutung und Sauerstoffversorgung der betroffenen Hirnregion wiederherzustellen.
  • Sind bakterielle oder virale Infekte beziehungsweise Infektionen Ursache der Lähmung, können Antibiotika beziehungsweise virushemmende Medikamente helfen. Eine Lähmung, die durch einen Hirntumor verursacht wurde, kann sich unter Umständen nach einer erfolgreichen Operation, Chemotherapie oder Strahlenbehandlung des Tumors zurückbilden.
  • Eine Querschnittslähmung lässt sich nicht heilen. Doch durch regelmäßige Physio- und Ergotherapie können Betroffene im Verlauf die Beweglichkeit und Kraft ihrer noch intakten Muskeln erhalten. Auch bei einigen neurologischen Erkrankungen bleibt die Lähmung dauerhaft bestehen, sodass die Therapie vor allem in unterstützenden Maßnahmen wie Physiotherapie besteht.