Frau mit PMDS weint.
© Getty Images/urbazon

PMDS: Depressiv vor der Periode

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 14.02.2023

PMDS ist eine Sonderform des PMS, die als Krankheit anerkannt ist. Bei PMDS leiden Frauen unter starken psychischen Beschwerden vor der Periode. Mit welchen Symptomen sich PMDS zeigt und was helfen kann.

Symptome von PMDS

Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS)  ist eine stark ausgeprägte Form des prämenstruellen Syndroms (PMS), bei der es zu schweren psychischen Auffälligkeiten kommt. Dysphorisch bedeutet "gereizt, angespannt". Zwei bis acht Prozent der Frauen in den fruchtbaren Lebensjahren sind betroffen.

Typische Symptome bei PMDS sind:

  • ausgeprägte depressive Verstimmung mit Hoffnungslosigkeit und geringem Selbstwertgefühl
  • Ängstlichkeit
  • Interessenlosigkeit für Aktivitäten, an denen sonst Freude empfunden wird
  • starke Stimmungsschwankungen
  • anhaltende Reizbarkeit und/oder Wut, dadurch viele zwischenmenschliche Konflikte
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Schlafstörungen und leichte Ermüdbarkeit
  • Gefühl, keine Kontrolle über sich selbst zu haben ("Dr. Jeykill und Mrs. Hide")
  • körperliche Symptome wie Brustspannen, Gefühl des Aufgequollenseins, Kopfschmerzen
  • in schweren Fällen auch wiederkehrende suizidale Gedanken

Die Symptome treten in der zweiten Zyklushälfte auf und klingen mit dem Eintritt der Menstruation wieder ab.

Betroffene Frauen verspüren einen hohen Leidensdruck durch die schweren psychischen Symptome und können sich vor der Periode "selbst nicht leiden". Sie verstehen ihre eigenen Gefühle phasenweise nicht und werden durch die entstehenden Konflikte im Umfeld zusätzlich belastet. Viele leiden außerdem unter anderen psychischen Erkrankungen.

Was hilft bei PMDS?

Nicht immer muss PMDS medikamentös behandelt werden. Grundsätzlich ist ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung sinnvoll.

Es können pflanzliche Präparate, wie beispielsweise Mönchspfeffer, Johanniskraut oder Nachtkerzenöl, zum Einsatz kommen. Da diese sich jedoch auch auf den Zyklus auswirken können, sollte die Einnahme nur nach ärztlicher Absprache erfolgen. Manchen Frauen helfen auch Nahrungsergänzungsmittel wie Magnesium, Calcium oder Vitamin B6.

Methoden zur Entspannung wie Yoga und autogenes Training helfen, Stress zu reduzieren, und können bei leichtem PMDS für Linderung sorgen.

Zeigen diese Maßnahmen keine Wirkung, kann eine Behandlung mit Medikamenten erfolgen. Zur Therapie von PMDS kommen zwei verschiedene Wirkstoffgruppen infrage:

Da Östrogene einen positiven Einfluss auf die Stimmung haben, empfehlen verschiedene Fachleute der Gynäkologie eine Pille mit hohem Östrogenanteil.

Zusätzlich hat sich eine Psychotherapie, vor allem die kognitive Verhaltenstherapie, als hilfreich erwiesen. Hier lernen betroffene Frauen etwa, mit den Stimmungsschwankungen und Konflikten umzugehen.

Antidepressiva bei PMDS

Die Dosierung von Antidepressiva bei PMDS ist sehr unterschiedlich und muss individuell ausprobiert und angepasst werden. Manchmal kann es sinnvoll sein, in der ersten Zyklushälfte, also bis zum Eisprung, eine niedrigere Dosierung als in der zweiten Zyklushäfte, nach dem Eisprung, einzunehmen.

Ausgeschüttetes Serotonin wird im Körper von sogenannten Serotonintransportern wieder zurück in die Nervenzellen geschleust. Eine Studie hat nun herausgefunden, dass die Dichte dieser Serotonintransporter im Gehirn von Frauen mit prämenstrueller dysphorischer Störung kurz vor der Menstruation erhöht ist. In der Folge steht dem Körper in dieser Phase weniger Serotonin zur Verfügung. Diese Erkenntnis stellt einen großen Nutzen für die Therapie von PMDS dar, da es für betroffene Frauen ausreichen kann, nur in dieser Zeit einen Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer einzunehmen.

Diagnose von PMDS

Betroffene Frauen sollten bei ihrer*ihrem Gynäkolog*in unbedingt ansprechen, wenn sie starke zyklusabhängige Symptome bei sich beobachten. Um die Diagnose PMDS stellen zu können, ist es notwendig, einen Zykluskalender oder ein Zyklustagebuch zu führen. Dies kann beispielsweise in einer App erfolgen, wo dann täglich auch Symptome eingetragen werden.

Als Kriterium für die Diagnose PMDS gilt, dass innerhalb der letzten 12 Monate mindestens 5 der typischen, psychischen Symptome in der Woche vor der Menstruation aufgetreten und diese jeweils wieder nach Einsetzen der Periode abgeklungen sind. Mindestens eins der nachfolgenden Symptome muss dabei vorhanden gewesen sein:

  • ausgeprägte depressive Verstimmung mit Hoffnungslosigkeit und geringem Selbstwertgefühl
  • Ängstlichkeit
  • starke Stimmungsschwankung
  • Reizbarkeit und/oder Wut, die zu Konflikten führt

Weiterhin müssen die berufliche Leistung und soziale Beziehungen durch die Beschwerden beeinträchtigt sein. Wichtig ist zu klären, ob nicht andere Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen hinter den Symptomen stecken. 

Verlauf und Prognose von PMDS

PMDS kann jederzeit im gebärfähigen Alter auftreten, allerdings scheint es sich in der Regel gegen Ende 20 bis Anfang 30 auszuprägen. Die Störung kann sich durch eine Schwangerschaft und zunehmendes Alter verschlimmern, auch schwankt die Intensität der Symptome je nach Lebenssituation und damit verbundenem Stress. Mit Beginn der Wechseljahre verschwindet PMDS.

Bei PMDS besteht oft ein hoher Leidensdruck, da die erhöhte Reizbarkeit der Patientinnen zu Problemen im familiären, sozialen und beruflichen Umfeld führt. Deshalb ist eine Behandlung sinnvoll.

PMDS kann gut positiv beeinflusst werden. Durch das Führen eines Zykluskalenders lernen betroffene Frauen, welche Faktoren Einfluss auf die Stimmung haben und können oft besser damit umgehen. 

Nach einer erfolgreichen Gabe von Medikamenten kann nach sechs bis zwölf Monaten versucht werden, diese abzusetzen.