Eine Frau sitzt vor dem PC und fasst sich an den schmerzenden Nacken
© Getty Images/ Carol Yepes

Nerv eingeklemmt: Was tun?

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 29.08.2023

Ein eingeklemmter Nerv kann praktisch überall am Körper vorkommen und stechende Schmerzen verursachen, die bei Bewegung schlimmer werden. Häufig betroffen sind Rücken, Nacken oder Schulter. Begleitet werden können die Schmerzen von Taubheitsgefühlen und Kribbeln. Geht ein eingeklemmter Nerv von alleine weg? Was sind mögliche Ursachen und was hilft?

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema eingeklemmter Nerv

Wenn Nerven durch umliegendes Gewebe wie etwa Muskulatur oder Knochen zusammengedrückt werden, ist von einem eingeklemmten Nerv die Rede. 

Plötzlich einschießende, stechende Schmerzen, Kribbeln ("Ameisenlaufen") und Taubheit sind typische Symptome eines eingeklemmten Nervs.

Das kommt auf die Ursache an. Sind es Muskelverspannungen, die auf den Nerv drücken, hören die Beschwerden nach einiger Zeit in der Regel von selbst wieder auf. Liegt den Schmerzen etwa eine Erkrankung oder eine Fehlbelastung zugrunde, müssen diese Ursachen behandelt beziehungsweise beseitigt werden.

Eingeklemmter Nerv: Mögliche Ursachen

Von einem eingeklemmten Nerv ist die Rede, wenn Nerven durch umliegendes Gewebe wie etwa Muskeln, Knochen oder Sehnen zusammengedrückt werden. Dies kann ganz verschiedene Ursachen haben. Häufig sind es Muskelverspannungen, die auf den Nerv drücken oder ihn reizen. Auch Fehlbelastungen oder Verschleißerscheinungen können die Ursache sein. 

Zu einem eingeklemmten Nerv kann es beispielsweise kommen durch:

  • eine falsche Haltung,
  • sich wiederholende Tätigkeiten oder Bewegungen beim Sport,
  • einen Bandscheibenvorfall,
  • eine falsche Schlafposition oder
  • in sehr seltenen Fällen Knochenbrüche, Zysten oder Tumore.

Wie fühlt sich ein eingeklemmter Nerv an?

Die Beschwerden, die ein eingeklemmter Nerv verursacht, hängen davon ab, wo er sich befindet. Mögliche Symptome sind:

  • plötzliche, stechende oder ziehende Schmerzen, die sich z. B. bei Bewegung, beim Atmen oder beim Husten verschlimmern können
  • Kribbeln ("Ameisenlaufen")
  • Taubheitsgefühle
  • selten Schwindel und Übelkeit

Halswirbelsäule (HWS): Symptome eines eingeklemmten Nervs

Schmerzt der Nacken, könnte ein eingeklemmter Nerv im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) dahinterstecken. Dieser kann zum Beispiel folgende Beschwerden hervorrufen:

  • Nackenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Schmerzen und Taubheitsgefühle, die in den Arm ausstrahlen
  • eingeschränkte Beweglichkeit des Halses und der Schultern, etwa beim Drehen des Kopfes
  • nach längerer Zeit auch Lähmungserscheinungen und Muskelschwäche im Arm und Missempfindungen in den Fingern

Nerv eingeklemmt im Rücken

Mehrere Ursachen im Rückenbereich können Beschwerden verursachen. Typische Symptome sind etwa:

  • Schmerzen im Rücken, die in Po und Beine ausstrahlen können
  • Taubheitsgefühle bis hin zu Lähmungserscheinungen in den Beinen

Spinalkanalstenose

Eine Spinalkanalstenose ist eine Verengung des Wirbelkanals, bei der Druck auf das Rückenmark oder die darunter verlaufenden Nerven entsteht. Sie kommt häufig im unteren Bereich des Rückens, an der Lendenwirbelsäule, vor.

Ischiasnerv eingeklemmt

Ist der Ischiasnerv eingeklemmt, gereizt oder entzündet, sind meist plötzlich einschießende Schmerzen im unteren Rücken die Folge, die häufig ins Gesäß ausstrahlen. Eine Ischialgie tritt oft gemeinsam mit einer Lumbalgie (Hexenschuss) auf.

Bandscheibenvorfall

Bei einem Bandscheibenvorfall drücken Teile der Bandscheiben auf die Nerven. Schmerzen, Kribbeln, Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen können Folgen der verschleißbedingten Erkrankung sein. Nach einem Bandscheibenvorfall kann der Nerv Wochen, teilweise sogar Jahre brauchen, um sich zu erholen.

Nerv eingeklemmt im Bereich der Brust

Plötzliche, stechende Brustschmerzen können angsteinflößend sein und müssen natürlich ernst genommen werden. Es muss jedoch kein Herzinfarkt dahinterstecken, auch ein eingeklemmter Nerv kommt infrage. Dieser macht sie sich wie folgt bemerkbar:

  • stechender Schmerz im Brustkorb, der nur an einer Stelle oder gürtelförmig um den Brustkorb herum auftritt
  • Bei Bewegung, beim Atmen oder Husten verschlimmert sich der Schmerz

Eine organische Ursache (ausgelöst durch Herz, Lunge oder anderen Thoraxorganen) muss aber immer zunächst ausgeschlossen werden. 

Präkordiales Catch-Syndrom

Vor allem im Kinder- und Jugendalter tritt das plötzliche Stechen in der Herzgegend auf. Der sogenannte Präkordialschmerz wirkt bedrohlich, ist es aber in aller Regel nicht. Als Ursache wird ein eingeklemmter Nerv im Brustraum angenommen, der eine Art Krampf auslöst. Der Schmerz tritt häufig nach langer Inaktivität bei einem Positionswechsel auf und vergeht nach einigen Minuten von selbst wieder. Tiefes Durchatmen – auch wenn es schmerzhaft ist – kann dabei helfen. Auch bei Kindern sollte bei Thoraxschmerz dringend ärztlicher Rat eingeholt werden. 

Intercostalneuralgie

Entlang der Zwischenrippenräume des Brustkorbs verlaufen die sogenannten Intercostalnerven. Verschiedene Erkrankungen wie eine Rippenfellentzündung oder eine Gürtelrose, aber auch Verspannungen im Bereich der Brust- oder Rückenmuskulatur können dazu führen, dass diese Nerven heftig schmerzen. Viele Menschen denken dabei an einen Herzinfarkt. Bei einer Intercostalneuralgie verstärken sich die Beschwerden im Unterschied zum Herzinfarkt jedoch bei bestimmten Bewegungen und beim Husten. Dennoch: Wer einen anhaltenden, starken Schmerz in der Brust spürt, sollte dies unverzüglich ärztlich abklären oder eine*n Notarzt*Notärztin rufen. 

Eingeklemmter Nerv im Bereich von Po und Hüfte

Nervenschmerzen im Bereich von Gesäß und Hüfte sind häufig ein Ausdruck des Piriformis-Syndroms. Drückt der Piriformis-Muskel im Gesäß auf den Ischiasnerv, sind meist einseitige Schmerzen in Gesäß, Hüfte und Bein die Folge. Diese verstärken sich beim Sitzen.

Auch bei einer Ischialgie kann es zu Schmerzen im Bereich von Po und Hüfte kommen. Dabei beschränkt sich der Schmerz jedoch nicht auf das Gesäß, sondern beginnt im Rücken.

Eingeklemmter Nerv im Bereich von Schulter, Arm und Hand

Im Bereich der Schulter kann beispielsweise der Achselnerv betroffen sein. Dies macht sich durch Schmerzen an der Außen- oder Rückseite der Schulter bemerkbar. Auch zwischen Schulterblatt und Wirbelsäule liegen verschiedene Muskeln und Nerven, die Probleme bereiten können. Häufig sind Verspannungen die Ursache, seltener beispielsweise ein ausgerenktes Schultergelenk.

Ist ein Nerv im Bereich der Hand oder des Arms eingeklemmt, macht sich das beispielsweise durch folgende Symptome bemerkbar:

  • Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Händen, wie bei einer eingeschlafenen Hand
  • Schmerzen
  • Verlust des Tastsinns
  • Probleme beim Greifen

Karpaltunnelsyndrom

Beim Karpaltunnelsyndrom wird ein Nerv eingeklemmt, der zwischen Handgelenk und Handwurzel verläuft. Neben bestimmten Erkrankungen spielt auch ein zu eng angelegter Karpaltunnel eine wichtige Rolle.

Sulcus-ulnaris-Syndrom

Ist ein Nerv im Bereich des Ellenbogens eingeklemmt, sprechen Fachleute vom Sulcus-ulnaris-Syndrom. Es handelt sich um den Nerv, der umgangssprachlich "Musikantenknochen" genannt wird und heftig schmerzt, wenn man sich den Ellenbogen stößt. Auch dieser kann durch chronische Druckbelastung geschädigt werden. 

Geht ein eingeklemmter Nerv von alleine weg?

Manchmal ist ein Nerv nur kurzfristig eingeklemmt, beispielsweise durch eine falsche Bewegung. Im Fall des Präkordialen Catch-Syndroms etwa hören die Beschwerden nach einigen Minuten von selbst wieder auf und es ist keine weitere Behandlung nötig. 

In anderen Fällen dauert es länger, bis ein gereizter Nerv sich beruhigt hat. Je nach Ursache muss möglicherweise erst eine zugrunde liegende Erkrankung behandelt oder die Fehlbelastung vermieden werden. 

Infrage kommen etwa folgende Therapiemethoden:

Nur selten ist eine operative Therapie nötig. Halten die Beschwerden länger an oder sind sehr stark und kommen Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühle hinzu, sollte immer ein*e Arzt*Ärztin darüber entscheiden, was zu tun ist.

Nerv eingeklemmt: Was kann man selbst tun?

Es gibt einige Dinge, die Betroffene zu Hause ausprobieren können, um die Beschwerden durch einen eingeklemmten Nerv zu lindern:

  • Wärme oder Kälte: Häufig ist Wärme (Kirschkernkissen, warme Bäder), manchmal auch Kälte (Kühlkompressen) wohltuend bei Beschwerden durch einen eingeklemmten Nerv.

  • Schmerzmittel: Normale Schmerzmittel wie Ibuprofen können beispielsweise bei Verspannungen hilfreich sein. Geht der Schmerz vom Nerv selbst aus, können normale Schmerzmittel nicht viel ausrichten. Dann kommen gegebenenfalls spezielle Medikamente für Nervenschmerzen zum Einsatz, die allerdings ärztlich verschrieben werden müssen. 

  • Starke Belastung vermeiden: Ein gereizter oder eingeklemmter Nerv sollte entlastet werden. Das Tragen von schweren Dingen sollten Betroffene deshalb möglichst meiden.

  • Vorsichtig bewegen: Ruckartige Bewegungen sind bei einem eingeklemmten Nerv schmerzhaft. Schonung und vorsichtige Bewegungen sind angesagt.

  • Fehlhaltungen vermeiden: Sich gar nicht mehr zu bewegen, ist allerdings auch keine Lösung, denn Schonhaltungen können zu weiteren Problemen führen. Daher sollten Betroffene versuchen, sich behutsam, aber möglichst normal zu bewegen.

  • Sanfte Dehnübungen: Etwa im Falle des Piriformis-Syndroms können Übungen dabei helfen, den Muskel zu entspannen und die Beschwerden zu lindern.